Ein Überblick über die Siedlungen des ländlichen Raumes
Zusammenfassung
Aus dem Inhalt:
Definitionen und Fragestellungen der Siedlungsgeographie
Geschichte der Siedlungsgeographie
Der menschliche Siedlungsraum
Siedlungsgestalt
Siedlungslage und Lagebeziehungen
Siedlungsfunktionen
Versorgungsfunktion
Raumwirksame staatliche Steuerungsmaßnahmen im ländlichen Raum
Siedlungsentwicklung und sozioökonomische/politische Entwicklungsprozesse
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
0 Definitionen und Fragestellungen der Siedlungsgeographie
1 Geschichte der Siedlungsgeographie
1.1 Deterministische Phase
1.2 Genetisch oder morphologische Phase
1.3 Funktionale Phase
2 Der menschliche Siedlungsraum
2.1 Polare Grenze
2.2 Trockengrenze
2.3 Höhengrenze
2.4 Differenzierung und Dynamik der agraren Siedlungsgrenzen
3 Siedlungsgestalt
3.1 Morphologische Betrachtung der ländlichen Siedlungen
3.1.1 Behausungen
3.1.2 Ortsformen
3.1.3 Flurformen
3.2 Phasen der Siedlungsentwicklung in Mitteleuropa
3.2.1 Altsiedelland (8./9. Jahrhundert)
3.2.2 Rodungskolonisation (9.-12- Jahrhundert)
3.2.3 hochmittelalterliche Ausbauperiode (1200-1400)
3.2.4 Spätmittelalterliche Wüstungsperiode(1400-1520)
3.2.5 Neuzeit (17. Jh. - 18. Jh.)
3.2.6 Ortsnamen
4 Siedlungslage und Lagebeziehungen
4.1 Topographische Lage
4.2 Geographische Lage
5 Siedlungsfunktionen
5.1 Siedlungsart oder –weise
5.1.1 Benutzungsdauer
5.1.2 Benutzungsfolge
5.1.3 Benutzungsart
5.2 Allgemeine Siedlungsfunktion (Daseinsgrundfunktionen)
5.2.1 Wohnfunktion
5.2.2 Arbeits(stätten)funktion
5.2.3 Versorgungsfunktion
5.2.4 Erholungsfunktion
5.3 Funktionale Siedlungstypisierung
6 Versorgungsfunktion
6.1 Das zentralörtliche Konzept in Landes- und Regionalplanung
6.2 Grundansätze der Zentralitätsmessung
7 Raumwirksame staatliche Steuerungsmaßnahmen im ländlichen Raum
7.1 Gesamt (Raum-)Planung
7.2 Fachplanung
7.2.1 Beispiel: Flurbereinigung
7.2.2 Beispiel: Dorferneuerung
8 Siedlungsentwicklung und sozioökonomische/politische Entwicklungsprozesse
8.1 Stufenmodell von BOTSEK: Gesellschaftliche Stufen
8.2 Siedlungsentwicklung in Abhängigkeit von politisch / ökonomischen Systemen
0 Definitionen und Fragestellungen der Siedlungsgeographie
Gabriele SCHWARZ:
Die ländlichen Siedlungen ... sind dadurch charakterisiert, dass ihre Bevölkerung Pflanzen- und Tierwelt zur Erlangung von Nahrung und Kleidung für die Eigenversorgung nutzt, sowie die gewonnenen Erzeugnisse teilweise dem Markt zur Verfügung stellt.
nach LIENAU:
Landwirtschaft als traditionelle Erwerbsart stimmt für unsere Räume nicht mehr Siedlungen des ländlichen Raumes
ländlicher Raum = Raumkategorie
- städtischer Raum, ⇔ ländlicher ⇔ nicht besiedelter städtischer Verdichtungsraum (Siedlungs-) und nichtkultivierter Stadtregion Raum Raum
Siedlung = jeder menschliche Wohnplatz mit seinen wohn- und Wirtschaftsbauten, den Verkehrsflächen (Straßen, Wege, Plätze), den Gärten und Hofplätzen, Erholungsflächen (Grünanlagen, Sportplätze) und Sonderwirtschaftflächen (Ausstellungsplätze, Hafenanlagen)
Siedlung ⇔ Flur
ländlicher Raum (Definitionskriterien)
- Dominanz der land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen
- Siedlungen von relativ geringer Größe, geringe Bebauungsdichte
- geringe Arbeitsplatzdichte
- geringe Industriedichte, geringe Größe der Industriebetriebe, Hervortreten bestimmter Industriearten, schmaleres Spektrum der im ländlichen Raum vertretenen Berufsgruppen, geringere Einkommen, höherer Anteil an im primären Sektor arbeitender Menschen
- Versorgung mit höherwertigen Gütern = in hohem Maße von der Stadt abhängig (=Funktionale Verflechtung des ländl. R. mit dem städt. R.)
- unterschiedliche Entwicklungsdynamik von Stadt und Land
„Passivraum“ Land⇔ „Aktivraum“ Stadt
mit wirt. und sozialen Impulsen für ländl. Raum ➔ Reaktionsraum
Abgrenzung für städtischen Raum:
Stadtregionen ( 1953)
Verdichtungsraum (1968)
Siedlungsstrukturelle Gebietstypen (1986)
3 Stufen wissenschaftlichen Arbeitens
- deskriptiv
- explikativ
- normativ
Funktion der ländlichen Räume heute:
- Arbeitskräftereservoir für Ballungsräume
- Reserveraum für städtebauliche Erweiterungen
- Naherholungsraum für städtische Bevölkerung
- ökologischer Ausgleichsraum ( z. B. für Wasserversorgung)
objektive Raumerfassung:
Gründungstadium
Genese historisch-genetische Siedlungsgeographie
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
zukünftige Entwicklung Siedlungsplanung
Form = Größe und Gestalt
Funktion ( Infrastruktur und sozioökonomische Struktur) = Zweck, Dauer, im Siedlungsnetz
innere Gliederung = Arbeiter-, Gewerbe- Villenviertel
Lage (und Verteilung) relative Lage absolute individuelle Lage
➔ Form-, Funktions-, Lagewandel
verschiedene Methoden wissenschaftlichen Arbeitens
- Beobachtung und Kartierung
- Auswertung aller Arten von schriftlichen Quellen
- Archäologische Methoden
- Ortsnamen-, Wortforschung
- Befragung
- Statistische Verfahren
1 Geschichte der Siedlungsgeographie
1.1 Deterministische Phase
Alexander von HUMBOLDT
Carl RITTER
Beziehung zwischen Mensch und Natur im Vordergrund Siedlungsgeographie in Abhängigkeit von natürlichen Voraussetzungen
1.2 Genetisch oder morphologische Phase
A. HETTNER widersprach erstmals deterministischen Betrachtungen
morphologische Gestalt = äußere Gestalt von Siedlungen
Kulturgeographie
Mensch gestaltet Naturraum aktiv um
genetisch: GRADMANN
historischer Gang der Ländererschließung ➔ Steppenheide-Theorie in Gäulandschaften entstehen Siedlungen ➔ neolithische Siedler unfähig Wälder zu roden, Siedlungen in offenen Steppenheiden
1.3 Funktionale Phase
2 Forschungsansätze
Verteilung spezieller funktionaler Typen ➔ Klassifikationsmodelle Funktionen, die Stadt für kleinere Siedungen dienten
➔ zentralörtliche Richtung Hans BOSBEK, Walter CHRISTALLER
2 Der menschliche Siedlungsraum
= repräsentiert durch Bevölkerung ➔ Indikator = Bevölkerungsverteilung auf der Erde
↓
= ungleich !!!
½ Bevölkerung lebt auf 5 % der Erde
5 % bewohnen 50 – 60 %
Große Teile der festen Oberfläche = von dauerhafter Besiedlung ausgeschlossen
theoretisch Außengrenze = Polargrenze und Meeresgrenze
möglicher Innengrenze = Trocken-, Höhen-, Waldgrenze
Besieldungsraum
Ökumene = dauerhaft besiedelt
Subökumene Periökumene punktuelle Besiedlung
periodisch (Nomaden)
episodisch
zeitwertig
Anökumene = ständig unbewohnter Raum der Erde
2.1 Polare Grenze
Kältegrenze oder Wärmemangelgrenze
jährlich schwankend ➔ Temperaturschwankungen
Asymmetrie von Nord- und Südhalbkugel
Ost-West-Gegensatz
Südhalbkugel:
polare Siedlungsgrenze im Süden fassbar, restliche Grenze im Wasser Antarktis –Feuerland = Anökumene
44 ° S erste Dauersiedlungen auf Feuerland
= auf der Nordhalbkugel Lübeck
an Grenzen kein Ackerbau, sonder Jagd, Fischerei, Viehwirtschaft technische Neuerungen: Ackerbau in den ländlichen Bereich der Subökumene hineingeschoben
2.2 Trockengrenze
ebenfalls klimatischer Parameter
hygrische Grenze ( NS)
Grenzsaum: hohe Variabilität
in Grenzbereich Übernutzung (Sahelzone)
Desertifikation im Süden der Sahara
in Subökumene nur Nomadenbevölkerung
2.3 Höhengrenze
Wärmemangelgrenze
polare Breiten ➔ Äquator
Zunahme der Höhenobergrenze
Alpen max. 2100 m ü. NN
Anden bis über 5000 m ü. NN
Subökumene:
Osttiroler Alpen: Almwirtschaft
Nutzung im Sommerhalbjahr
Saisonale Siedlungen: Almen, Schutzhütten
Westl. Himalaja: permanente Siedlungen bei 1400 m
saisonale Siedlungen oberhalb und unterhalb
jahreszeitlicher Witterungsgang
2.4 Differenzierung und Dynamik der agraren Siedlungsgrenzen
Gegensatz von ökologischen und ökonomischen Grenze!
ökologische Grenzen ökonomische Grenzen
eine absolute Grenze keine starre feste Grenze
(Klima, Bodengüte) kann nicht über ökologische Grenze
durch Naturräume hinausreichen
wirtschaftliche Faktoren natürliche Faktoren
↓ ↓
ökonomische Grenzen ökologische Grenzen
↓ ↓☐
tatsächliche Grenze
erschließbares
Landpotential
Grenztypen nach Dynamisierung:
expandierende Grenze Länder der Dritten Welt
stagnierende Grenze westl. orientierte Industrieländer
kontrahierende Grenze Rückzug aus Ungunsträumen
Ausweitung des Landes: verfügbares Land
Beherrschung von Technik
Notwendigkeit der agrarischen Überproduktion
sozialdifferenzierte Bevölkerung
3 Siedlungsgestalt
3.1 Morphologische Betrachtung der ländlichen Siedlungen
Behausungsform früher: Spiegel wirt. und sozialer Rangord-
Grundrissform ➔ nung
Parzellenform heute: überformt
3.1.1 Behausungen
Regionale und lokale Besonderheiten ➔ Regionale Identität
- Behausungen können aus einem oder mehrerer Gebäude bestehen
- Gebäude = zusammenfassende Bezeichnung für Wohnhäuser,
Wirtschaftsbauten, Kirchen
- Hof = die zu einem bäuerlichen Besitz gehörenden Gebäude incl.
Hofplatz
- Hofstätte = Gebäude mit Grundstück
- Gestaltung von Haus und Gehöft è Behausungsstätte
Wohnen und Arbeiten
Lagerung von Ernte und Viehfutter
Aufbereitung, Unterbringung von Vieh und Geräten
Kommunikation und Religionsausübung
nähere Bestimmung durch:
- Behausungsart, Bauweise, Konstruktionsformen, Dach- und Wandgestaltung, Baustoffe
- Höhlenwohnungen =Urform der Behausung
selten Naturhöhle, meistens künstlich geschaffen
2 Prinzipien: parallel zur Gesteinsschicht, Dach = Höhlendecke
zylinderförmig in den Boden
[...]