Die Entstehung des Postfordismus aus regulationstheoretischer Perspektive
Zusammenfassung
Anschließend wird auf die Krise des Fordismus Anfang der 1970er eingegangen und wie institutioneller Wandel auf verschiedenen Ebenen für eine veränderte Wirtschaftsordnung sorgte.
Die Arbeit hilft zu verstehen, was die Unterschiede zwischen Fordismus und Postfordismus sind und wie und warum diese Transformation zustande kam.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Regulationstheorie als Erklärungsmodell wirtschaftlicher Veränderungen
3. Die Entstehung des Postfordismus
3.1 Der Fordismus als Ausgangssystem
3.2 Die Krise des Fordismus
3.3 Die Globalisierung als Kennzeichen des Postfordismus
3.4 Das postfordistische Akkumulationsregime
3.5 Der postfordistische Regulationsmodus
4. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Krise ist ein inhärentes Merkmal des Kapitalismus. Dies erkannte schon Karl Marx. Nach Marx’ Überzeugung ist der Kapitalismus durch innere Widersprüche geprägt, welche den Kapitalismus permanent in Krisen treiben und letztendlich seinen Untergang herbeiführen werden. Diese Widersprüche äußern sich für Marx vor allem in dem "Gesetz der fallenden Profitrate"(Marx 2004: 250). Darin geht Marx davon aus, dass durch den technischen Fortschritt der Anteil der Arbeitskraft am Gesamtkapital gegenüber den Produktionsmitteln abnimmt. Da allerdings die Lohnarbeit das einzige profitschaffende Element der Lohnarbeit ist, sinken dadurch die Profite der Unternehmer (Marx 2004: 250ff.). Als weiteren Faktor der die Krisen im Kapitalismus produziere und diesen schließlich in den Untergang treiben werde, betrachtete Marx die Überproduktion. Da die Produktivität schneller wächst als die die Nachfrage, sinkt selbige relativ und nicht mehr alle Waren können abgesetzt werden (Marx 2004: 254). Die Kapitalisten häuften ihren Reichtum lieber an, statt das Geld auszugeben oder die Löhne zu erhöhen. So kommt es zur Überproduktion, woraufhin die Produktion krisenhaft zurückgefahren werden muss. Der "letzte Grund aller realen Krisen", schreibt Marx deshalb, seien "Armut und die eingeschränkten Konsummöglichkeiten der Massen" (Marx 2004: 248).
In einem hatte Marx Recht, der Kapitalismus neigt tatsächlich zu Krisen. In einer anderen Prognose lag er allerdings falsch. Trotz seiner Krisenhaftigkeit ist der Kapitalismus nicht untergegangen sondern quicklebendig, auch wenn in der aktuellen Krise wieder einmal allenthalben dessen Ende prophezeit wird. Denn Marx hatte ein wesentliches Merkmal des Kapitalismus übersehen: Dessen Anpassungsfähigkeit. So ist es wie von Marx vorhergesagt, zu Phasen der Überproduktion gekommen, welche den Kapitalismus in die Krise trieben. Dies bedeutete aber nicht dessen Ende. Indem die Löhne und Staatsausgaben stiegen existierte der Kapitalismus, wenn auch in angepasster Form weiter. In den 1970er Jahren geriet der Kapitalismus durch die Ölkrise und deren Folgen einmal mehr unter Druck. Das bis dorthin vorherrschende Paradigma des Keynesianismus, welches besagt, dass durch die Steuerung der Nachfrage die Ungleichgewichte, zu denen der Kapitalismus neigt abgebaut werden, und Krisen dadurch verhindert werden könnten schien nicht mehr zu gelten. Genau in jenem Zeitraum begann sich der Kapitalismus fundamental zu verändern. So ist es wenig verwunderlich, dass zu jener Zeit eine Theorie aufkam, die sich der Frage widmete, wie die "fundamental widersprüchlich, instabil und krisenhaft aufgefasste kapitalistische Produktionsweise sich über längere Perioden von Prosperität stabilisieren und reproduzieren kann, wenn die allgemeinen Bedingungen dieser Reproduktion nicht in den kapitalistischen Produktionsverhältnissen selbst zur Verfügung gestellt werden"(Atzmüller 2004). Als Antwort darauf wurde Wandlungsfähigkeit des Kapitalismus genannt. Indem er sich je nach technischen, gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten anders gestaltet und auf veränderte Gegebenheiten reagiert, gelingt es im, die Krisen und Desintegrationsprozesse, die ihm inne wohnen abzuwenden. Die Theorie nennt sich daher Regulationstheorie. Unter dem Blickwinkel der Regulationstheorie wird in dieser Hausarbeit gezeigt werden, wie es zu dem fundamentale Wandel, der kapitalistischen Produktionsweise der sich in den letzten Jahrzehnten vollzog, kam. Diese historische Betrachtung ist auch deshalb von besonderer Wichtigkeit, weil eben dieses Wirtschaftssystem in der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2007 und der daraus erwachsenden Staatsschuldenkrise heftig in die Kritik geraten ist. So kann diese historische Betrachtung möglicherweise dabei helfen die aktuelle Krise besser zu verstehen und die richtigen Konsequenzen daraus zu ziehen.
2. Die Regulationstheorie als Erklärungsmodell wirtschaftlicher Veränderungen
Die Regulationstheorie hat die ihren Ursprung in der Weltwirtschaftskrise der 1970er Jahre und der als unzureichend empfunden Erklärungsansätze der Wirtschaftswissenschaften. Der Begründer der Regulationstheorie ist der Franzose Michel Aglietta. Ein starker Einfluss war Antonio Gramscis Theorie der Kulturelle Hegemonie. So wird ein Wirtschaftssystem dann als stabil angesehen wenn ein Konsens oder zumindest ein Kompromiss zwischen Mitgliedern innerhalb des Systems herrscht. Die Stabilität des konfliktual geprägten kapitalistischen Produktionsweise hängt deshalb vor allem von der Fähigkeit des Hegemons ab, die Zustimmung der Zivilsegelschaft zu erhalten (Becker 2000: 60). Verändern sich die Beziehungs- und Machtverhältnisse zwischen den Gesellschaftsmitgliedern so bedarf es veränderten Produktionsweisen um den Konsens aufrecht erhalten zu können. Im Gegensatz zum klassischen Marxismus werden also nicht die Produktivkräfte als determinierend für die sozialen und politischen Verhältnisse angesehen, sondern die sozialen Verhältnisse, welche durch den Kompromiss zwischen den einzelnen Gesellschaftsmitgliedern zustande kommen, rücken in den Mittelpunkt und die Produktionsweise wird als Ausdruck dieser sozialen Verhältnisse angesehen (Lipietz 1998: 17). Als die zentralen sozialen Verhältnisse werden die Lohn- Konkurrenz- und Geldverhältnisse angesehen, ferner aber auch die Haushalts- und Familienformen und die gesellschaftlichen Institutionen wie z.B. Banken, Verbände, Gewerkschaften, das politische System und Bildungseinrichtungen (Kohlmorgen 2004) und die gesellschaftliche geltenden Normen und Werte (Lipietz 1998: 13). Der Kapitalismus folgt nach der Auffassung der Regulationstheorie also keiner inneren Logik und keiner kontinuierlichen Entwicklung, sondern richtet sich nach der sozialen Verhältnissen. Einzig die Krisenhaftigkeit und Widersprüchlichkeit und die deshalb nötigen Regulierung der kapitalistischen Produktionsweise wird als unveränderlich gegeben vorausgesetzt (Schuster 1999: 10). Die Regulationstheorie versucht deshalb aufzuzeigen, dass der Kapitalismus einer Regulation bedarf, und wie diese auszusehen hat, damit der Kapitalismus trotz seiner inneren Widersprüchlichkeit dauerhaft stabil sein kann und Krisen verhindert werden können. (Lipietz 1998: 100). Es werden daher die verschiedenen historischen Phasen der Gesellschaftsformationen und der daraus entspringenden Wirtschaft formen ausgemacht, die es zu einer zeitweisen Stabilität brachten. Daher wird der Frage nachgegangen, wie die gesellschaftlichen Mechanismen und Gesetzmäßigkeiten funktionieren, welche sowohl die Produktion als auch die Verteilung der Güter in einer kapitalistischen Gesellschaften regeln und Stabilität erzeugen. Die Art der Produktion wird als Akkumulationsregime bezeichnet, die Distribution der Güter als Regulationsweise oder Regualationsmodus. Als stabil wird ein Akkumulationsregime dann angesehen, wenn durch ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum, es zum einen den Kapitalisten möglich ist eine stetige Akkumulation voranzutreiben und zum anderen die Bedürfnisbefriedigung der Gesellschaftsmitglieder gewährleistet ist. Dies ist dann der Fall, wenn die Produktion der Güter der gesellschaftlichen Nachfrage entspricht (Koch 2003: 33). Das Interesse der Kapitalisten nach Vermehrung und Reinvestition ihres Kapitals steht im Spannungsverhältnis zu dem Interesse der Arbeiter, die ihre Bedürfnisse gestillt haben wollen (Kohlmorgen 2004: 20). Kapitalisten und Arbeiter stehen deshalb in einem stetigen Aushandlungsprozess um ihre Interessen verwirklicht zu sehen. Wenn ein Kompromiss erzielt werden kann ist die Wirtschaftsform stabil.
Sind die Löhne beispielsweise zu niedrig, fühlen sich die Arbeiter ausgebeutet und es besteht die Gefahr der Überproduktion. Sind die Löhne hingegen zu hoch entsteht ein Investitionslücke und die Produktivitätsfortschritte können langfristig nicht aufrechterhalten werden (Liepetz 1998: 12f.; 100). Um diese Spannungsverhältnisse abzubauen braucht es eine Regulation, welche die Interessen der einzelnen gesellschaftlichen Akteure in ein kohärentes Verhältnis bringt (ebd.) 102). Diese Aufgabe übernimmt der Regualationsmodus. Er vermittelt zwischen den Formen der Produktions- und Arbeitsweisen des Akkumulationsregimes und den Konsumtionsformen und Lebensstilen sowie den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wie z.B. den existierenden Institutionen, Normen und Werten (Koch 2003: 35) Der Regulationsmodus kann deshalb als Bindeglied zwischen der ökonomischer und der gesellschaftlichen Sphäre verstanden werden, welcher das Ziel hat eine gesellschaftliche Akzeptanz für das Wirtschaftssystem zu erzielen. Er findet seinen Ausdruck in den Normen und Institutionen, welche die Produktions- und Arbeitsverhältnisse, sowie die Distribution der Güter, regulieren (Liepetz 1998: 15). Dabei sollte der Regulationsmodus nicht als bloße Folge oder Anpassung an das Akkumulationsregime verstanden werden, vielmehr sollten sie als "dialektische Einheit" (Becker 2002: 167) verstanden werden, die in einem Aushandlungsprozess der verschiedenen gesellschaftlichen Kräfte geformt und aufeinander abgestimmt werden (Koch 2003: 36). Welche genaue Form das Akkumulationsregime und der Regulationsmodus annehmen hängt dabei von den gesellschaftlichen Kräfte- und Beziehungsverhältnissen, aber auch von den technischen, kulturellen, politischen und ideologischen Rahmenbedingungen ab und kann demnach sehr vielfältig sein. In aller Regel ist das Akkumulationsregime in einer industrialisierten Gesellschaft ein kapitalistisches, welches immer in irgendeiner Weise einer Regulation bedarf (ebd.).
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