Die nachfolgende Seminararbeit soll zunächst die Verbindung von Popularmusik und Medien näher beleuchten, untersuchen, ob zwischen der Geschichte von Pop und Medien eine deutliche Verbindung besteht, Formen von "Musik-Medien" vorstellen, einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand geben und sich dann mit der Frage beschäftigen, ob und wie sich Pop und Medien im Musikunterricht umsetzen lassen.
Eine Welt ohne Musik ist wohl für niemanden mehr vorstellbar. Musik ist allgegenwärtig, sei es durch den aktiven Umgang mit ihr, wie zum Beispiel dem Besuch von Konzerten, dem Gang in die Oper und dem Hören eines Datenträgers wie CDs und Schallplatten, oder durch die passive, oftmals unbewusste Aufnahme, wie beispielsweise als Hintergrundmusik im Aufzug oder im Kaufhaus. Allein bei diesen Beispielen fällt auf, dass Musik sehr oft mit entsprechenden Medien verbunden ist. Ein Medium ist laut Duden ein "[Hilfs]Mittel, das der Vermittlung von Information und Bildung dient".
Gerade bezüglich Musik bietet sich die Präsizierung des Medienbegriffes in "Massenmedium" an. Dieses definiert der Duden wie folgt: "Kommunikationsmittel (z.B. Fernsehen, Rundfunk, Zeitung), das auf breite Kreise der Bevölkerung einwirkt." Ebenso wie Musik sind Medien in unserer modernen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Radio, Fernsehen, Handy bzw. Smartphone, Computer oder Tablets sind omnipräsent und der Strom an neuen Entwicklungen scheint nicht abzureißen, sondern im Gegenteil zuzunehmen. Jede Herstellerfirma, die im Geschäft bleiben möchte, darf in der Entwicklung nicht hinter der Konkurrenz zurückbleiben, sondern muss in regelmäßigen Abständen neue Produkte auf den Markt bringen und entsprechend bewerben.
Inhalt
1. Einleitung
2. Popularmusik, populäre Musik und Popmusik - ein Definitionsversuch
3. Entwicklung von Popmusik und Medien - eine untrennbare Geschichte?
4. Aktuelle Formen der medialen Präsenz von Popmusik
5. Pop und Medien in der Schule
5.1 Popmusik im Lehrplan
5.2 Ist Pop wirklich ununterrichtbar?
5.3 Welche Medien sind im Musikunterricht einsetzbar?
5.4 Eigene Erfahrungen aus Schulpraktika
6. Fazit
7. Literatur/Weblinks
1. Einleitung
Eine Welt ohne Musik ist wohl für niemanden mehr vorstellbar. Musik ist allgegenwärtig, sei es durch den aktiven Umgang mit ihr, wie zum Beispiel dem Besuch von Konzerten, dem Gang in die Oper und dem Hören eines Datenträgers wie CD´s und Schallplatten, oder durch die passive, oftmals unbewusste Aufnahme, wie beispielsweise als Hintergrundmusik im Aufzug oder im Kaufhaus.
Allein bei diesen Beispielen fällt auf, dass Musik sehr oft mit entsprechenden Medien verbunden ist. Ein Medium ist laut Duden ein "[Hilfs]Mittel, das der Vermittlung von Information und Bildung dient".1 Gerade bezüglich Musik bietet sich die Präsizierung des Medienbegriffes in "Massenmedium" an. Dieses definiert der Duden wie folgt: "Kommunikationsmittel (z.B. Fernsehen, Rundfunk, Zeitung), das auf breite Kreise der Bevölkerung einwirkt."2
Ebenso wie Musik sind Medien in unserer modernen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Radio, Fernsehen, Handy bzw. Smartphone, Computer oder Tablets sind omnipräsent und der Strom an neuen Entwicklungen scheint nicht abzureißen, sondern im Gegenteil zuzunehmen. Jede Herstellerfirma, die im Geschäft bleiben möchte, darf in der Entwicklung nicht hinter der Konkurrenz zurückbleiben, sondern muss in regelmäßigen Abständen neue Produkte auf den Markt bringen und entsprechend bewerben.
Die Vielfalt, in der uns Musik durch (Massen)Medien begegnet, scheint schier unerschöpflich zu sein und begrenzt sich nicht nur auf einige wenige Stile. Gerade im Fernsehen (als eines der am meisten verbreitetsten Massenmedien) sind Momente selten, in denen die gezeigten Bilder nicht von Musik unterlegt sind. Sei es als Filmmusik in Spielfilmen, Serien oder Dokumentationen, als "Theme Song", also der Erkennungsmelodie einer Sendung (ein gutes Beispiel hierfür sind sicherlich die Nachrichtensendungen aller Sender) oder als Jingle zur Untermalung von Werbesendungen, Musik und Fernsehen sind eine Kombination, die perfekt funktioniert.
Diese nahezu unübersehbare Vielfalt des Themenkomplexes "Popmusik und Medien" stellt natürlich auch die Musikpädagogen an allgemeinbildenden Schulen vor Herausforderungen. Soll Pop im Musikunterricht überhaupt unterrichtet werden? Und wenn ja, in welcher Form?
Die nachfolgende Seminararbeit soll zunächst die Verbindung von Popularmusik und Medien näher beleuchten, untersuchen, ob zwischen der Geschichte von Pop und Medien eine deutliche Verbindung besteht, Formen von "Musik-Medien" vorstellen, einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand geben, und sich dann mit der Frage beschäftigen, ob und wie sich Pop und Medien im Musikunterricht umsetzen lassen.
2. Popularmusik, populäre Musik und Popmusik - ein Definitionsversuch
Die Begriffe Pop, Popmusik, Popularmusik und populäre Musik werden im Alltag häufig verwendet, ohne dass sich die Mehrzahl der Nutzer dieser Begriffe über die Definitionen derselben im Klaren ist. Tatsächlich gibt es eine Vielzahl von Definitionsmöglichkeiten, die mittlerweile so unübersichtlich ist wie das Angebot von Popmusik an sich.
Der dtv-Atlas Musik, eines der bekanntesten Nachschlagewerke, definiert "Popmusik" folgendermaßen: "Popmusik bezeichnet seit etwa 1960 eine Mischung aus White Blues, Rock und Lied, oft mit polit. und sozialem Engagement (Protestsong, Arbeitersong); wie Pop-Art auf Massenwirkung angelegt."3 Hier wird Popmusik also als ein einziges, spezifisches Musikgenre gesehen.
Das Brockhaus-Riemann Musiklexikon, gerade in der Musikwissenschaft ein Standardnachschlagewerk, geht einen ähnlichen Weg, allerdings etwas ausführlicher: "Popmusik: Bez. für eine seit 1960 verbreitete Variante afro-amerik. Musik, die aus Rock and Roll, Beat und Folksong im Kontext der Ausbildung jugendlicher Subkulturen (z.B. der Hippies) entstand und durch massenmediale Vermittlung sowie elektroakustische Aufbereitung und Verstärkung gekennzeichnet ist. Wie bei der Kunstform Pop-art, deren weltweite Verbreitung um 1962 zur Verwendung des Begriffs P. führte, ist die Ableitung von "pop" als Abk. von "populär" zur Bedeutungserklärung unzureichend, da der onomatopoetische Eigenwert dieser Silbe mit jenem schillernden Bedeutungsspielraum zwischen Protest, Scherz, Kunstanspruch, extravagantem Konsum usw. dabei verloren geht."4 Anders als in der Definition des dtv-Atlas wird hier bereits die Verbindung der Popmusik zu Massenmedien deutlich, auch, dass "Popmusik" und "populäre Musik" nicht gleichzusetzen sind.
Aber ist Popmusik, als Massenphänomen gesehen, nicht gerade deswegen populär? Tibor Kneif, Musikwissenschaftler, bezeichnet in seiner Definition Popmusik als "... eine ins kitschige, billig Sentimentale abgleitende Richtung innerhalb der Rockmusik".5 Popmusik also als abwertender Begriff? Welcher Künstler würde seine Musik dann als Pop bezeichnet haben wollen?
Einen ganz anderen Definitionsansatz verfolgt der Duden, zugegebenermaßen kein explizit musikwissenschaftliches, sondern allgemeines Nachschlagewerk: "Popmusik: massenhaft verbreitete, populäre Musik bzw. Unterhaltungsmusik unterschiedlicher Stilrichtungen (wie Schlager, Song, Musical, Folklore, Funk u.a.)."6 Laut dem Duden ist Popmusik also kein spezielles Musikgenre, sondern vereint mehrere Stile der Musik unter dem Aspekt der "massenhaften Verbreitung", quasi der "Popularität" von Musik. Dazu passt auch, dass der Duden Popmusik, populäre Musik und Popularmusik als Synonyme ansieht und die Begriffe auch dementsprechend verwendet.7
Die Uneinigkeit, die in den verschiedenen Definitionsversuchen erkennbar ist, wird auch im entsprechenden Artikel des "Roxikon - Das Lexikon zur Rock- und Pop-Music" deutlich: "Pop Music, deutsch: Popmusik, unscharfer Begriff zur Bezeichnung von Musik, die nicht eindeutig der traditionellen Volksmusik, der traditionellen Kunstmusik europäischer Prägung oder dem Jazz zuzurechnen ist [...]. Der Begriff selbst ist schon vieldeutig: Als Abkürzung von Popular Music - deutsch Popularmusik - impliziert er eine maßgebliche Rolle des Volkes - lateinisch: populus - , das hier aber nicht eindeutig definiert ist. Popularmusik entsteht nicht im Volk, sondern wird in der Regel von kleinen Gruppen - Musikern, Technikern, Produzenten, Kaufleuten, Marketing-Fachleuten - nach ziemlich festen Regeln gemacht. Diese beschränken sich nicht auf die Gegebenheiten einer eventuell noch vorhandenen authentischen Volksmusik, sondern nutzen jeglichen Einfluss. Wird das Volk als Objekt gesehen, also vorausgesetzt, dass Popular Music oder Popularmusik eigentlich "populär" meint, also populäre Musik im Sinne von "beliebter Musik", so ist dem entgegenzuhalten, dass Musiker jeder Provenienz Musik machen, von der sie hoffen, dass sie populär wird "8 Hier wird nun sehr deutlich, wie widersprüchlich die verschiedenen Definitionen zum eigentlich gleichen Thema sind.
Diese fünf Beispiele sind nur die Spitze des Eisberges, der die verschiedenen Definitonen metaphorisch darstellt. Alle Definitionen vorzustellen und zu bewerten, stellt eine nahezu unlösbare Aufgabe dar und auch der Versuch würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen.
Aus diesem Grund schließe ich mich Christoph Jacke an, der für seine Untersuchungen im Buch "Einführung in Populäre Musik und Medien" festlegte: "Zum anderen werden hier aus Gründen der Übersichtlichkeit die Begriffe Pop/Popkultur und Popmusik/Populäre Musik synoynm verwendet, wohl wissend, dass es zu diesen Begriffspaaren und ihren Verwandten ausgiebige Diskussionen gibt."9 Dasselbe gilt für diese Arbeit: Pop/Popmusik/Popularmusik/Populäre Musik werden synonym verwendet.
3. Entwicklung von Popmusik und Medien - eine untrennbare Geschichte?
Um den Themenkomplex "Popmusik und Medien" besser zu verstehen, ist es unbedingt nötig, sich einen Überblick über dessen Geschichte zu verschaffen.
Diese beginnt mit der Erfindung des Phonographen durch Thomas Alva Edison im Jahr 1877.10 Mit diesem war es erstmals möglich, Geräusche (damals noch in äußerst bescheidener Qualität) aufzuzeichnen und anschließend wiederzugeben. Die massenhafte Verbreitung von aufgenommener Musik wurde erstmals 1887 möglich, als Emile Berliner die Schallplatte erfand.11 Diese wurde in den folgenden Jahren immer weiter verbessert (u.a. durch die Verwendung von Schelllack als Material), hatte allerdings den Nachteil, dass die Speicherkapazität auf vier Minuten begrenzt war. Dies änderte sich durch die Einführung der Vinyl-Langspielplatte im Jahr 1948, welche größeren Speicherplatz für aufgenommene Musik bot.12
Bereits davor, noch zu Zeiten der Schellackplatte, wurde der erste Schallplattenvertrag zwischen dem englischen Schauspieler und Sänger Albert Chevalier und der Gramophone Co. Im Jahr 1898 geschlossen. Hier zeigte sich schon ein Prinzip, welches bis heute andauern sollte, nämlich die Beteiligung des Künstlers an den Einnahmen der Verkäufe.13 Der erste Musiker, der durch diese Einnahmen zum Millionär wurde, war der italienische Opernstar Enrico Caruso, der annähernd 300 Schelllackplatten aufnehmen sollte.14 Obwohl die Oper laut den im vorangegangenen Kapitel vorgestellten Definitonen nicht zur Popmusik gezählt werden kann, zeigt die Tatsache, dass Caruso so erfolgreiche Plattenverkäufe erreichte, dass seine Musik zu dieser zeit äußerst populär war und die Massen ansprach.
Um eine große Masse an potentiellen Musikhörern zu erreichen, wurde um 1900 das Radio entwickelt, welches sich bis in die frühen 1920er Jahre in den USA als erstes Massenmedium etablierte.15 Spätestens mit der Erfindung des Tonfilms Ende der 1920er Jahre wurde ein Zustand erreicht, welcher durch Begriffe wie Kulturindustrie oder Massenkultur beschrieben werden kann.16
Auch in den späten 1920er Jahren, nämlich 1928, erfand der deutsch-österreichische Ingenieur Fritz Pfleumer das Tonband, welches den Aufnahmeprozess und die Wiedergabe von Musik erheblich erleichterte und den Weg für weitere Erfindungen ebnete.17
Passend zur (laut Definition des dtv-Atlas Musik) Entstehung der Popmusik in den 1960er Jahren erfand der niederländische Elektrokonzern Philips im Jahr 1962/1963 die Musikkompaktkassette, quasi eine Miniaturausgabe des Tonbandes,18 welche allerdings der Vinyllangspielplatte (und auch der Vinyl-Single) keine wirkliche Konkurrenz machte. Bis in die 1980er Jahre blieb die Vinyl-Platte das Standardformat der Tonträgerindustrie.19
Die wohl erste Band, die die Plattenverkäufe in astronomische Höhen steigen ließ und damit die Popmusik als Massenphänomen etablierte, waren die in den frühen 1960er Jahren im englischen Liverpool gegründeten Beatles, welche zwischen 1963 und 1968 allein in den USA Tonträger im Wert von über 154 Millionen US-Dollar verkauften.20
Nach dem riesigen Erfolg der Beatles, von dem auch viele andere Musikgruppen bezüglich ihrer Popularität und dementsprechend auch ihren Plattenverkäufen profitierten, war es kein Wunder, dass die Entwicklung im Bereich der musiktauglichen Massenmedien immer schneller vonstatten ging. Ein weiterer Meilenstein im Themenkomplex "Pop und Medien" ist sicherlich die Gründung von "Apple Computer Inc." durch Steve Jobs, Stephen Wozniak und Ron Gerald Wayne im April 1976.21
Der Trend in den späten 1970er Jahren ging eindeutig in Richtung von transportablen Musikmedien mit ausreichend Speicherplatz. Sony entwickelte 1979 den Walkman, ein Abspielgerät für Musikkassetten, mit dem man diese auch unterwegs über Kopfhörer hören konnte.22 Vier Jahre später erlebte die CD (Compact Disc) ihre Markteinführung. Damit war es nun möglich, Musik in einem digitalisierten Format ohne das für Schallplatten typische Rauschen zu hören. Neben neuer Musik wurde deswegen auch bereits auf Schallplatten erhältliche mit diesem Medium neu aufgelegt.23
Neben reinen "Hör-Medien" begann in den 1980er Jahren auch die Zeit des Musikfernsehens als erstem audiovisuellen Massenmedium im Musikbereich. Vorreiter dieser Entwicklung ist sicherlich der amerikanische Sender MTV (Music Television), welcher am 1. August 1981 erstmals ausgestrahlt wurde.24
[...]
1 s. http://www.duden.de/rechtschreibung/Medium_Vermittler_Traeger (letzter Zugriff: 23.02.2015)
2 s. http://www.duden.de/rechtschreibung/Massenmedium (letzter Zugriff: 23.02.2015)
3 s. dtv-Atlas Musik, S. 511
4 s. Brockhaus-Riemann Musiklexikon, 2. Band, S. 407
5 s. Kneif, Tibor: Einführung in die Rockmusik, S. 14
6 s. http://www.duden.de/rechtschreibung/Popmusik (letzter Zugriff: 17.03.2015)
7 s. http://www.duden.de/rechtschreibung/Populaermusik (letzter Zugriff: 17.03.2015)
8 s. http://www.roxikon.de/begriffe/pop-music/ (letzter Zugriff: 17.03.2015)
9 s. Jacke, Christoph: Einführung in Populäre Musik und Medien, S. 16
10 s. Gensch, Gerhard, Stöckler, Eva Maria, Tschmuck, Peter: Musikrezeption, Musikdistribution und Musikproduktion. Der Wandel des Wertschöpfungsnetzwerks in der Musikwirtschaft, S. 141
11 ebd.
12 ebd.
13 s. Tschmuck, Peter: Kreativität und Innovation in der Musikindustrie, S. 65
14 s. Jansen, Johannes: Oper, S. 109
15 s. Musikrezeption, Musikdistribution und Musikproduktion, S. 244
16 ebd. S. 244 f.
17 s. Pinto, Vito: Stimm-Welten: Philosophische, medientheoretische und ästhetische Perspektiven, S. 105
18 ebd.
19 s. Musikrezeption, Musikdistribution und Musikproduktion, S. 141
20 s. Rumpf, Wolfgang: Popmusik und Medien, S. 58
21 s. Erdmann, Charlotte: "One More Thing": Apples Erfolgsgeschichte vom Apple I bis zum iPad, S. 12
22 s. Bode, Andreas, Mueller, Christopher: Mit Medienmusik erfolgreich in der Kreativwirtschaft: ein praxisorientierter Leitfaden für die professionelle Musiknutzung in der Kreativwirtschaft, S. 14
23 ebd.
24 s. Kurp, Matthias, Hauschild, Claudia, Wiese, Clemens: Musikfernsehen in Deutschland: Politische, soziologische und medienökonomische Aspekte, S. 118