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Tod, Auferstehung und Gericht im Lichte des Korans

©2014 Ausarbeitung 17 Seiten

Zusammenfassung

Die vorliegende Ausarbeitung wird sich im Groben mit den Thematiken Tod, Auferstehung und Gericht befassen. Aufgrund dessen, dass zu den genannten Themen unzählige Werke verfasst wurden, liegt hier die Betonung auf „grob“, da nicht jeder Gesichtspunkt behandelt werden kann. Auserlesene Verse wurden zum jeweiligen Thema herangezogen und mithilfe zumeist anerkannter, klassischer tafsīr-Werke erläutert.

Die Arbeit gliedert sich in drei Abschnitte, von denen der erste den Tod, so, wie er im Qurʾān Erwähnung findet, aufgreift. Hier wird auf das unvermeidliche Eintreffen des Todes, auf den Sinn und auf seine verschiedenen Erscheinungsformen eingegangen. Der zweite Teil zeigt auf, welche religiöse Funktion der Auferstehung zukommt und gibt einen prägnanten Einblick in die Glaubensdoktrin der Polytheisten bzgl. des Jenseits, an das sie – anders als die Muslime – nicht glaubten. Der letzte Abschnitt erörtert umfangreich die Geschehnisse beginnend von der Auferstehung bis zum Gericht.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Der Tod
1.1 Die Seele stirbt nicht
1.2 Innerreligiöse Differenzen im Verständnis des Todes
1.3 Der Sinn des Todes
1.4 Der Tod als direkte Pein
1.5 Eine zweite Möglichkeit

2. Die Auferstehung
2.1 Eine rhetorische Frage an die Polytheisten

3. Das Gericht
3.1 Die Abrechnung wird in Gerechtigkeit stattfinden
3.2 Die Befragung
3.3 Rechenschaft der Körperglieder
3.4 Engel als Zeugen
3.5 Ein kurzer Eindruck vom Gericht
3.6 Engel als Zeugen
3.7 Die eigenen Gliedmaßen werden aussagen
3.8 Der Zustand der Gläubigen an diesem Tag
3.9 Der einzige Wunsch der „Schuldigen“

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Die vorliegende Ausarbeitung wird sich im Groben mit den Thematiken Tod, Auferstehung und Gericht befassen. Aufgrund dessen, dass zu den genannten Themen unzählige Werke verfasst wurden, liegt hier die Betonung auf „grob“, da nicht jeder Gesichtspunkt behandelt werden kann. Auserlesene Verse wurden zum jeweiligen Thema herangezogen und mithilfe zumeist anerkannter, klassischer tafsīr-Werke erläutert. Die Arbeit gliedert sich in drei Abschnitte, von denen der erste den Tod, so, wie er im Qurʾān Erwähnung findet, aufgreift. Hier wird auf das unvermeidliche Eintreffen des Todes, auf den Sinn und auf seine verschiedenen Erscheinungsformen eingegangen. Der zweite Teil zeigt auf, welche religiöse Funktion der Auferstehung zukommt und gibt einen prägnanten Einblick in die Glaubensdoktrin der Polytheisten bzgl. des Jenseits, an das sie – anders als die Muslime – nicht glaubten. Der letzte Abschnitt erörtert umfangreich die Geschehnisse beginnend von der Auferstehung bis zum Gericht.

1. Der Tod

Der Tod oder zu Arabisch al-mawt ist in der Medizin „der Augenblick des Aufhörens aller Lebensfunktionen eines Lebewesens.“[1] Islamspezifisch bedeutet er, wie der zeitgenössische, osmanische Gelehrte Saʿīd an-Nūrsī[2] passend sagte, eine Entlassung aus den Verpflichtungen des Lebens, eine Ruhepause, eine Ortsänderung, ein Kleiderwechsel für den Körper, eine Einladung ins ewige Leben, ein (neuer) Anfang, eine Einführung und Einweisung ins ewige Leben.[3]

Der Prophet Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm,[4] sagte bereits, dass die Menschen im Zustand des Lebens schlafen und erst mit dem Tod aus diesem Schlummer erwachen.[5]

1.1 Die Seele stirbt nicht

„Jede Seele wird den Tod kosten…“[6] Der Vers war Beweggrund für lebhafte Debatten unter den Gelehrten. Auffallend ist, dass es in Bezug auf das „Selbst“ und seinem Sterben oder Weiterleben keinen Konsens gibt. Nach einigen mufassirūn[7] bedeutet das Wort nafs „rūḥ und ḏāt“.[8] Deshalb waren sie überzeugt, dass der Vers „Jede Seele wird den Tod kosten“ darauf hinweist, dass die Seele nicht stirbt. Sie argumentieren es wie folgt: „Denn ‚kosten‘ ist ein Stück des Lebens. Folglich muss man am Leben sein, um ihn, d.h. den Tod zu kosten. Deshalb muss gesagt werden: „Die Seele und der Leib sind zwei verschiedene Daseinsformen. Darum existiert die Seele nach dem Sterben des Leibes auch weiter.“ Gelehrte wie Elmalılı Hamdi waren der Meinung, dass nafs und rūḥ nach dem Tod nicht vollständig Nichts werden, sondern noch eine Weile überdauern können. Dr. Necdet Subaşı und seine Komission von der Diyanet kommentieren dagegen, dass dies nicht in absoluter Gewissheit erwiesen wurde, weder vernunftgemäß noch durch Überlieferungen.“[9]

1.2 Innerreligiöse Differenzen im Verständnis des Todes

Mufti Muḥammad Āšiq schreibt in seinem Anwāru l-Bayān, dass der Tod eintreffen und jeden ereilen wird, ob er nun gut ist oder schlecht, gläubig oder ungläubig. Letztlich wird er ihm ein Ende bereiten.[10] Diese Meinung ist unter den islamischen Gelehrten konsensuell festgelegt. Diese Definition ist deshalb wichtig, da der Tod nicht überall einheitlich verstanden wird und es hierbei eine entscheidende, theologische Diskrepanz zwischen der islamischen und der christlich-jüdischen Theologie darstellt. Denn im Islām wird der Tod nicht als Strafe aufgefasst, sondern vielmehr als das natürliche Ende eines jeden Lebewesens. Niazi schreibt hierzu: „Vor der Ankunft des Islam glaubte ein großer Teil der Menschheit, dass der Tod eine Strafe für unsere Sünden sei. Die „Jüdische Encyclopaedia“ hat den Glauben der modernen Juden so beschrieben, dass der Tod die Strafe für des Menschen Sünde sei; das gleiche glauben die Christen. Die Bibel sagt, dass die Begierde die Sünde erzeugt und dass die angehäuften Sünden zum Tode führen. Bibel sagt, dass die Begierde die Sünde erzeugt und dass die angehäuften Sünden zum Tode führen. Indem der Qurʾān diese irrige Ansicht zurückweist, erklärt er, dass der Tod nichts mit Tugend oder Sünde zu tun hat. Dies ist das natürliche Ende des irdischen Lebens.“[11]

1.3 Der Sinn des Todes

Im zweiten Vers der sūra al-Mulk offenbart Allāh, dass der Tod und das Leben den Zweck erfüllen, aufzuzeigen, welche Diener die besten sind.[12] Einige mufassirūn achteten insbesondere auf die Wortfolge im Vers und gelangten zur Ansicht, dass das Wort Tod der Zustand vom weltlichen Leben ins jenseitige ist, während das Leben stellvertretend für das Leben im Jenseits steht. Tafsīr Ǧalālayn verzeichnet, dass mit Tod, der Tod im Diesseits und mit Leben, das Leben im Jenseits gemeint ist, wobei auch die Möglichkeit besteht, ohne sich darauf absolut zu berufen, dass beide genannten Zustände, hier im Diesseits stattfinden und ihnen keine tiefere Bedeutung inhärent ist.[13] Ar-Rāzī hat einen anderen Zugang zu diesem Vers, indem er etwa in der Erwähnung des Todes die besondere Funktion erkennt, dass die Menschen sich über ihre Vergänglichkeit bewusst werden und den Tod immer vor Augen führen. Somit begreifen sie, dass sie sterblich sind und fokussieren sich intensiver auf ihre Taten.[14] Der zeitgenössische Gelehrte Ḥasan Taḥsin Feyzli[15] vertritt dieselbe Meinung und sagt, dass die auffällige Erwähnung des Todes, gottesdienstliche Zwecke erfüllt. Er behauptet weiter, dass durch diesen Vers ersichtlich wird, dass der Mensch zum Geprüft-werden gekommen ist.[16] Im Gegensatz zu den ḫalaf-Gelehrten.[17] Elmalılı zufolge ist dieser Vers der offenkundigste hinsichtlich der Verkündung der Allmacht und des Vermögens Allāhs. Seiner Ansicht nach ist der Grund für die Erschaffung des Todes und des Lebens der, dass gewährleistet werden soll, dass die Menschen miteinander wetteifern. Weiter soll in Erfahrung gebracht werden, wer bezüglich des Einhaltens der Gebote und des Unterlassens der Verbote die vorzüglichsten Taten vollbringt.[18]

1.4 Der Tod als direkte Pein

“Was aber, wenn (die) Engel sie abberufen und sie ins Gesicht und auf den Rücken schlagen?”[19]

Unter den Menschen gibt es solche, die Allāh dienen und solche die es nicht tun. Und unter den Gläubigen befinden sich Heuchler, welche sich als Bekennende ausgeben. Die Exegeten sagen: “Es ist so, als hätten sie gegen Allāh die Fahne der Opposition gehisst. Diese Haltung und Tat bedeutet beim Verlassen dieser Welt nur Verlust; dieser (Verlust) beginnt mit dem Tod und bedeutet am Ende im Jenseits Strafe und Schmach.”[20] Nach anderen Exegeten ist das “grausame” Ins-Gesicht-Schlagen der Engel eine Erniedrigung und eine Schmach dafür, dass die Leugner zu Lebzeiten nicht der Botschaft des Gesandten gefolgt sind, obwohl sie eigentlich überzeugt waren.[21] In einem anderen Vers lautet es: “Bei den (Engeln, die die Seelen der Ungläubigen) heftig entreißen.”[22] Allāh schwört bei den Engeln, die die Seelen der Ungläubigen mitnehmen, um diese dann zu vernichten.[23] Nach Sayyid Quṭb ist der Rhythmus in den ersten neun Versen „schneller und pochender“, das dient dazu den Rezitator in Furcht zu versetzen.[24]

1.5 Eine zweite Möglichkeit

“Warum wohl, wenn (die Seele des Sterbenden) zur Kehle steigt.”[25] Es handelt sich hierbei um den Akt des Todes, der von den Füßen beginnend bei der Kehle endet, wobei die Seele letztlich den Körper vollständig verlässt. At-Tustarī schreibt hierzu: „Das bedeutet, dass die Seele die Kehle erreicht, während sie im Zustand der Verwirrung und der Fassungslosigkeit ist, weil sie nicht weiß, was mit ihr geschehen wird. Genauso verhielt es sich mit Masrūq b. al-Aǧdaʿ, welcher im Moment des Todes weinte, und als sich sein Weinen verschlimmerte, wurde er gefragt „Was lässt dich weinen?“ Er erwiderte „Wie könnte ich nicht weinen, wenn es nur eine Frage von Stunden ist und ich nicht weiß, wohin ich gebracht werde.“[26]

Abgesehen von der offensichtlichen Bedeutung kann diesem Vers tiefgründiger nachgegangen werden. So heißt es im Tafsīr al-Qurʿān al-Karīm, dass nur Allāh den Zustand kennt, in welchem der Sterbende diese Welt verließ. Diese Exegese verweist über den Tod hinaus auf einen für den Gläubigen wichtigeren Aspekt, der die Glückseligkeit oder die Sanktion in einem ewigen Leben bedeutet.[27]

[...]


[1] URL: http://www.duden.de/rechtschreibung/Tod (letzter Zugriff: 09.09.2014).

[2] Saʿīd an-Nūrsī ist auch bekannt als Badīʿu z-zamān, was ein Ehrentitel ist und welchen ihm die großen ʿulamāʾ seiner Zeit gaben.

[3] Vgl. Bedîüzzaman Saîd Nursî, Mektûbât Mecmuası birinci kıs ı m, Istanbul 2007, S. 3.

[4] Der Lesbarkeit dienlich, werden Eulogien auf Allāh, den Erhabenen, den Propheten, Allāhs Segen und Friede auf ihm, und die Gefährten, Allāhs Wohlgefallen auf Ihnen, ausgelassen. Ich bitte die Leser dennoch diese Verherrlichungen und Friedensgrüße beim Lesen der jeweiligen Stellen immer auszusprechen.

[5] Vgl. al-Qāri ʿAlī b. Sulṭān, al-Maṣnūʿ fī Maʿrifat al-Ḥadīṯ al-Mawdūʿ, Riyadh 1404 n. Ḥ., Band 1, S- 199.

[6] 3:185

[7] Qurʾānexegeten– bzw. interpreten

[8] Seele und Selbst

[9] Dr. Necdet Subaşı/ Doç. Dr. Ebubekir Yuksel/ Dr. Ömer Menekşe , Kuran Yolu, Ankara 2013, Band 1, S.730-31; Elmalılı Muhammed Hamdi Yazır, Hak dini kuran dili, Türkei 1979, Band 2, S. 1244

[10] Mufti Muḥammad Aashiq Illahi Muhajir Madani, Illuminating Discourses of the noble Quran, Karachi 2007, S. 417.

[11] Muhammad Ahmad Rassoul, Die ungefähre Bedeutung des al-Qur’ān Al-Karīm, Deutschland 2008, S. 168

[12] 67:2

[13] S. 557 (aus dem englischen)

[14] Vgl. Faḫr ad-dīn ar-Rāzī , Tafsīru l-Kabīr Mafātiḥu l-Ġayb, Band 2, S. 576.

[15] Geb. 1934

[16] Vgl. Hasan Tahsin, Feyzü’l-Furkân Kur’ân- ı Kerîm ve Açıklamalı Meâli, Istanbul 2. Auflage 2005, S. 561.

[17] Gelehrte, die nach den salaf-Gelehrten kamen. Zeitlich sind die ḫalaf-Gelehrten nach dem Auftreten Imām al-Ašʿarīs einzuordnen.

[18] Vgl. Elmalılı Muhammed Hamdi Yazır, Hak dini kuran dili, Türkei 1979, Band 7, S. 5159

[19] Muhammad 27-28.

[20] Dr. Necdet Subaşı/ Doç. Dr. Ebubekir Yuksel/ Dr. Ömer Menekşe , Kuran Yolu, Ankara 2013, Band 4, S. 15

[21] Muhammad Ahmad Rassoul, Die ungefähre Bedeutung des al-Qur’ān Al-Karīm, Deutschland 2008, S. 803

[22] 79:1

[23] 'Abdullāh Ibn 'Abbās/Muḥammad al-Fīrūzabādī, Tanwīr al-Miqbās min Tafsīr Ibn 'Abbās, Amman 2007, S.836

[24] Sayyid Quṭb, fī zilāli l-Qurʾān, Istanbul 1991, Vol 18, S.20

[25] 56:83

[26] 'Abdullāh Ibn 'Abbās/Muḥammad al-Fīrūzabādī, Tanwīr al-Miqbās min Tafsīr Ibn 'Abbās, Amman 2007, S. 219

[27] Muhammad Ahmad Rassoul, Die ungefähre Bedeutung des al-Qur’ān Al-Karīm, Deutschland 2008, S. 851

Details

Seiten
Jahr
2014
ISBN (eBook)
9783668021150
ISBN (Paperback)
9783668021167
Dateigröße
653 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Osnabrück – Institut für Islamische Theologie
Erscheinungsdatum
2015 (Juli)
Note
1,7
Schlagworte
auferstehung gericht lichte qurʾāns
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