Der permanente Mythos um die Person Hitler, sowie der Erfolg des Films „Der Untergang“ sind Grundlagen dieser Arbeit. Sie stellen einen Bezug zwischen dem Film und dem Geschichtsunterricht her und verfolgt die zentrale Fragestellung:
Wie ist der Film „Der Untergang“ in Hinblick auf seine didaktische Wirkungsmacht zu beurteilen und kann er ohne Bedenken im Geschichtsunterricht verwendet werden?
Das Medium Film und Fernsehen befindet sich, genau wie das Internet, sehr nahe an der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler. Viele Lehrpersonen arbeiten daher mit dem Medium Film im Geschichtsunterricht.
Zunächst wird betrachtet, um was für eine Art Film es sich hier handelt, wie dieser klassifiziert werden kann.
Anschließend liefert diese Arbeit einige Fakten zur Entstehung dieses Films, danach soll Kritik am Film aufgezeigt werden. Diese Punkte sind unbedingt in dieser Arbeit zu erwähnen, da ein Einsatz eines solch kontrovers diskutierten Films einer genauen Betrachtung bedarf.
Der historische Exkurs, den diese Arbeit dann vornehmen wird, dient zur Orientierung. Auch bei Verwendung in der Schule sollten vorab alle Fakten geklärt sein, insbesondere aufgrund der kontroversen Diskussion des Films.
Die dann folgende, kurze Analyse in Hinblick auf die Ästhetik des Films ist unabwendbar, da beispielsweise die Kameraführung inhaltliche Aspekte stützen und bekräftigen kann.
Der letzte Punkt des Hauptteiles betrachtet die Chancen und Schwierigkeiten des Films in der Schule. Nachdem die vorigen Abschnitte eine Vorarbeit bezüglich der zentralen Leitfrage leisten, wird diese zum Abschluss des Hauptteils anhand ausgewählter Beispiele beleuchtet. Hierfür erfolgt die Betrachtung anhand der Bildungsstandards des Faches Geschichte.
Gliederung
1 Einleitung … 4
2 Hauptteil
2.1 „Der Untergang-ein historischer Spielfilm? ... 5
2.2 Entstehungshintergrund des Films ... 7
2.3 Filmkritik ... 7
2.4 historischer Exkurs: die Situation im Dritten Reich im Frühjahr 1945 ... 8
2.5 Filmästhetik/Filmanalyse ... 9
2.6 „Der Untergang im schulischen Kontext - Chancen und Schwierigkeiten im Geschichtsunterricht … 11
Fazit - „Der Untergang - ein sinnvoller Beitrag zum Geschichtsunterricht? … 13
Quellen- und Literaturverzeichnis … 14
1. Einleitung
„Dieser Film macht schlichtweg keinen Sinn und deswegen sollte man sich diesem Film verweigern“[2]. Wie diese Aussage zeigt, rief der Film „Der Untergang“ ein enormes, kontroverses Medienecho hervor. Mindestens genauso kontrovers erscheint daher die Diskussion um Zeigen oder nicht-Zeigen dieses Films im Geschichtsunterricht.
Eine gewisse Begeisterung bezüglich des Inhalts des Films wurde zweifelsohne bei den knapp 4,5 Millionen Kinobesuchern geweckt.
Das Dritte Reich, insbesondere die Person Hitlers, faszinieren wie nie zuvor. Mindestens einmal in der Woche findet man im deutschen Fernsehprogramm einen Beitrag, der sich im weitesten Sinne mit Hitler beschäftigt. Daher ist es nahe liegend, dass auch Schülerinnen und Schüler außerhalb des Geschichtsunterrichts in irgendeiner medialen Art und Weise Hitler „begegnen“.
Das Medium Film und Fernsehen befindet sich, genau wie das Internet, sehr nahe an der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler[3]. Viele Lehrpersonen arbeiten daher mit dem Medium Film im Geschichtsunterricht.
Dieser permanente Mythos um die Person Hitler sowie der Erfolg des Films „Der Untergang“ sind Grundlage dieser Arbeit. Sie stellt einen Bezug zwischen dem Film und dem Geschichtsunterricht her und verfolgt die zentrale Fragestellung:
Wie ist der Film „Der Untergang“ im Hinblick auf seine didaktische Wirkungsmacht zu beurteilen und kann er ohne Bedenken im Geschichtsunterricht verwendet werden?
Zunächst wird betrachtet, um was für eine Art Film es sich hier handelt, wie dieser klassifiziert werden kann.
Anschließend liefert diese Arbeit einige Fakten zur Entstehung dieses Films, danach soll Kritik am Film aufgezeigt werden. Diese Punkte sind unbedingt in dieser Arbeit zu erwähnen, da ein Einsatz eines solch kontrovers diskutierten Films einer genauen Betrachtung bedarf.
Der historische Exkurs, den diese Arbeit dann vornehmen wird, dient zur Orientierung. Auch bei Verwendung in der Schule sollten vorab alle Fakten geklärt sein, insbesondere aufgrund der kontroversen Diskussion des Films.
Die dann folgende, kurze Analyse in Hinblick auf die Ästhetik des Films ist unabwendbar, da beispielsweise die Kameraführung inhaltliche Aspekte stützen und bekräftigen kann.
Der letzte Punkt des Hauptteiles betrachtet die Chancen und Schwierigkeiten des Films in der Schule. Nachdem die vorigen Abschnitte eine Vorarbeit bezüglich der zentralen Leitfrage leisten, wird diese zum Abschluss des Hauptteils anhand ausgewählter Beispiele beleuchtet. Hierfür erfolgt die Betrachtung anhand der Bildungsstandards des Faches Geschichte.
2. Hauptteil
2.1 „Der Untergang - ein historischer Spielfilm?
Bislang fehlt ein einheitliches Klassifikationsschema für Filme mit historischen Inhalten. Daher wurde auch „Der Untergang auf unterschiedliche Weise klassifiziert.
Nach Borries lässt sich „Der Untergang“ als geschichtliches Dokumentarspiel kategorisieren, da er korrekte Quellentreue und Rekonstruktion beansprucht, basierend auf den Tagebüchern der Traudl Junge[4]. Nun liegt es nahe, genau diese Quellen hinsichtlich der Richtigkeit und Objektivität der Quelle selbst zu begutachten und zu kritisieren.
Besonders deutlich wird die Frage nach Objektivität und Richtigkeit, wenn man sich beispielsweise vor Augen hält, dass sowohl Joachim Fest[5] als auch Bernd Eichinger[6] Albert Speers Selbstbild eines unpolitischen Künstlers und Rüstungsministers scheinbar ohne Hinterfragen übernehmen. Besonders für das letzte Treffen Hitlers und Speers gibt es nur Speers Aussagen als Quelle. Somit finden in „Der Untergang“ weder Speers unterstützende Rolle beim Holocaust noch bei der Rüstungsproduktion zur Kriegsverlängerung eine Erwähnung, im Gegenteil: Der Minister erscheint als Beschützer der Zivilbevölkerung.
Somit ist darauf hinzuweisen, dass „Der Untergang“ historische Faktizität beansprucht, aber wohl kaum alle Dialoge und Handlungen so gezeigt werden, wie sie tatsächlich stattgefunden haben.
Weiterhin klassifiziert Schneider diesen Film als „historischer Spielfilm“[7], der Oberbegriff für alle Arten von fiktionalen Filmen, deren Handlung augenfällig in der Vergangenheit anzusiedeln ist.[8]
Im „historischen Spielfilm“ gibt es auch erfundene Handlungsstränge, Fakten und Fiktion werden miteinander verbunden. Daraus entsteht eine dramaturgische Wirklichkeit, die auch geschichtsdidaktisch ernst zu nehmen ist, da diese von den Zuschauern als Fakt empfunden und wahrgenommen werden kann. Oft kann in diesen Filmen nachvollzogen werden, wie sich eine Gesellschaft ihrer Geschichte versichert beziehungsweise diese interpretiert[9]. Dennoch muss man bei einem „historischen Spielfilm“ fragen: Beanspruchen dies Filme Repräsentativität und werden sie als authentisch vom Publikum wahrgenommen? Was kann ein solcher Film überhaupt leisten?
Schon 1938 fordert Ernst Iros in seinem Werk „Wesen und Dramaturgie des Films“, dass Film „(…) den tieferen Sinn des historischen Geschehens, das Wesen der darin verwobenen Gestalten, das Antlitz der Zeit und des Volkes (…) wahr und echt [widerzuspiegeln]“[10] habe.
Anders nähert sich Ferro[11] der Thematik an, er vertritt die These: Wenn Filmemacher die Fakten und Grundtendenzen auswählen, die ihre jeweilige Interpretation stützen, dann unterscheiden sie sich darin nur wenig von anderen Diskursformen über Geschichte, wie etwa dem historischen Roman, dem Theater oder sogar den akademischen Arbeiten[12]. Der Versuch, die Realität nachzustellen, wird immer ein Versuch bleiben. Erhebt ein Film wie „Der Untergang“ allerdings diesen Anspruch, so ist dies durchaus problematisch in Hinblick auf die Wirkung auf den Zuschauer anzusehen. An dieser Stelle wird die Leitfrage dieser Arbeit neuerlich in den Fokus gerückt.
Auf den ersten Blick erscheint es durchaus nachvollziehbar, den Film „Der Untergang“ als einen „historischen Spielfilm“ zu klassifizieren, da seine Handlung zweifelsfrei in der Vergangenheit anzusiedeln ist, aber auch Elemente eines Spielfilms enthält[13]. „Der Untergang tritt als aufbereitete, reale Geschichte auf und kann somit nicht auf historische, zuverlässige Faktizität verzichten. Bei näherer Betrachtung fallen jedoch Punkte auf, welche diese Sichtweise anzweifeln lassen. Beispielsweise werden nicht überlieferte Dialoge ergänzt sowie Personen Handlungen zugesprochen, so geschieht dies unter anderem bei Hitlers Leibarzt Ernst Günther Schenck, welcher als Repräsentant der Menschlichkeit auftritt. Nicht erwähnt bleibt dabei die Vorgeschichte des Mediziners, der als „Ernährungsinspekteur“ der SS in Dachau und Mauthausen an tödlichen Menschenversuchen mitwirkte[14].
Der Film bleibt somit in einem hohen Grad fiktionales Werk.
Abschließend bleibt bezüglich der Sichtweise, ob „Der Untergang“ als historischer Spielfilm oder als geschichtliches Dokumentarspiel anzusehen ist, die Frage nach Faktizität und Fiktionalität zentral. Diese Trennung muss als fließendes Kontinuum begriffen werden: Es gibt sowohl Fiktionen in Dokumentationen als auch Fakten im Spielfilm[15]. Somit kann die These von H.-D. Kübler übereinstimmend festgehalten werden:
„Richtig oder falsch im Sinne von nachprüfbarer Faktizität oder positiver Genauigkeit kann für fiktionale Werke kein angemessenes Kriterium sein (…).“[16]
[...]
[2] Thomas NÖSKE: Deutsche am Rande des Nervenzusammenbruchs. Der „Untergang“-Film als zweckfreies Kunstwerk betrachtet, in: Willi Bischof (Hg.): Film: riss. Studien über den Film „Der Untergang“. Münster 2005, 9-28.
[3] Im Folgenden wird „Schülerinnen und Schüler“ zwecks besserer Lesbarkeit mit SuS abgekürzt.
[4] Bodo von BORRIES: Geschichte im Fernsehen, 231.
[5] Joachim FEST: Autor der Drehbuchgrundlage.
[6] Bernd EICHINGER: Drehbuchautor und Produzent.
[7] Sonja M. SCHULZ: Der Nationalsozialismus im Film. Von „Triumph des Willens“ bis „InglouriousBasterds“, 376.
[8] Peter MEYERS: Film im Geschichtsunterricht, 251.
[9] Sonja M. SCHULZ: Der Nationalsozialismus im Film. Von „Triumph des Willens“ bis „InglouriousBasterds“, 376.
[10] Ernst IROS: Wesen und Dramaturgie des Films, 353.
[11] Pablo FERRO: Filmtiteldesigner und Comiczeichner
[12] Peter MEYERS: Film im Geschichtsunterricht, 252.
[13]Peter MEYERS: Realitätsprojektionen, 48 f.
[14] Wolfgang MÜHL-BENNINGHAUS: Vom antifaschistischen Aufbruch zum sozialistischen Realismus: Die Anfänge der DEFA, 215-231.
[15] Bodo von BORRIES: Geschichte im Fernsehen, 229.
[16] Hans Dieter und Helga KÜBLER: Geschichte als Film, 10.