Der schnelle Konjunktur- und Strukturwandel in weiten Bereichen der Wirtschaft hat in den letzten Jahren dazu geführt, daß das wirtschaftliche Umfeld für Unternehmen komplexer und schwieriger geworden ist. Die Gefahr der Existenzgefährdung nimmt stetig zu. Dies betrifft vor allem die mittelständischen Firmen (vgl. BERGER 1988, S. 785). Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung und der drastisch gestiegenen Zahl der Firmeninsolvenzen, sehen sich Unternehmen immer hä ufiger vor die Aufgabe gestellt, „ein mit Sanierung und Konkursabwendung beauftragtes Krisenmanagement“ zu betreiben (BERGER 1988, S.785). Vielfältige Ursachen können zu Unternehmenskrisen führen: zunehmende Fremdkapitalkosten, zu geringes Eigenkapital, Kostensteigerungen vor allem im Bereich der Fixkosten, Auswirkungen durch Insolvenzen anderer Unternehmen etc. (vgl. BERGER 1988, S. 793). Es genügt längst nicht mehr, vorrangig die klassischen Oberziele ‚Maximierung des Gewinns’ und ‚Maximierung der Rentabilität’ zu verfolgen. Vielmehr wird die „Liquiditätserhaltung zur Daueraufgabe, zur absoluten Nebenbedingung für die Sicherung der Unternehmensexistenz“ (PERRIDON / STEINER 1999, S. 6). Es liegt nicht nur im Interesse der Unternehmung selbst, die Liquid ität aufrecht zu erhalten. Auch andere ‚Organisationsteilnehmer’ können maßgeblich daran interessiert sein. Lieferanten des betrachteten Unternehmens beispielsweise würden im Falle einer eintretenden Zahlungsunfähigkeit einen Kunden verlieren, Kunden vielleicht ihren langjährigen Lieferanten, Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz. Entsprechendes gilt für Kreditgeber (Gesellschafter, Banken, Private) oder den Staat (vgl. VEIT / STRAUB 1978, S. 159f.). Nur wenn die Erträge langfristig gesehen mindestens die Aufwendungen decken, kann das strukturelle (dauerhafte) finanzwirtschaftliche Gleichgewicht gesichert werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung und Problemstellung
2 Definition der wesentlichen Begriffe
2.1 Liquidität und Rentabilität
2.2 Finanzielles Gleichgewicht / Ungleichgewicht
3 Maßnahmen zur Reduzierung struktureller Ungleichgewichte
3.1 Güterwirtschaftliche / Leistungswirtschaftliche Maßnahmen
3.1.1 Verkürzung der Kapitalbindungsfrist
3.1.2 Desinvestition von Sachanlagen
3.1.3 Sonstige Rationalisierungsmaßnahmen
3.2 Finanzwirtschaftliche Maßnahmen
3.2.1 Eigenkapitalerhöhung
3.2.2 Desinvestition von Finanzanlagen
3.2.3 Sonstige Maßnahmen zum Zwecke der Kapitalfreisetzung
3.2.3.1 Leasing
3.2.3.2 Factoring
4 Praxisfall am Beispiel der Pack it All - GmbH
5 Schlußbetrachtung
Literaturverzeichnis
a) Buchbeiträge
b) Artikel in Sammelwerken
c) Studienbriefe
d) Sonstige Hilfsmittel
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Beziehung zwischen Liquidität und Rentabilität
Abb. 2: Liquiditätspolitik im Krisenfalle im Planungsmodell der finanziellen Führung
Abb. 3: Struktureller finanzwirtschaftlicher Fehlbetrag
Abb. 4: Leasingformen
Abb. 5: Factoring
Abb. 6: Unterschied zwischen echtem und unechtem Factoring
Abb. 7: Mögliche Maßnahmen zum Planausgleich
Abkürzungsverzeichnis
Symbolverzeichnis
Eidesstattliche Erklärung
1 Einführung und Problemstellung
Der schnelle Konjunktur- und Strukturwandel in weiten Bereichen der Wirtschaft hat in den letzten Jahren dazu geführt, daß das wirtschaftliche Umfeld für Unternehmen komplexer und schwieriger geworden ist. Die Gefahr der Existenzgefährdung nimmt stetig zu. Dies betrifft vor allem die mittelständischen Firmen (vgl. BERGER 1988, S. 785).
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung und der drastisch gestiegenen Zahl der Firmeninsolvenzen, sehen sich Unternehmen immer häufiger vor die Aufgabe gestellt, „ein mit Sanierung und Konkursabwendung beauftragtes Krisenmanagement“ zu betreiben (BERGER 1988, S.785).
Vielfältige Ursachen können zu Unternehmenskrisen führen: zunehmende Fremdkapitalkosten, zu geringes Eigenkapital, Kostensteigerungen vor allem im Bereich der Fixkosten, Auswirkungen durch Insolvenzen anderer Unternehmen etc. (vgl. BERGER 1988, S. 793).
Es genügt längst nicht mehr, vorrangig die klassischen Oberziele ‚Maximierung des Gewinns’ und ‚Maximierung der Rentabilität’ zu verfolgen. Vielmehr wird die „Liquiditätserhaltung zur Daueraufgabe, zur absoluten Nebenbedingung für die Sicherung der Unternehmensexistenz“ (PERRIDON / STEINER 1999, S. 6).
Es liegt nicht nur im Interesse der Unternehmung selbst, die Liquidität aufrecht zu erhalten. Auch andere ‚Organisationsteilnehmer’ können maßgeblich daran interessiert sein. Lieferanten des betrachteten Unternehmens beispielsweise würden im Falle einer eintretenden Zahlungsunfähigkeit einen Kunden verlieren, Kunden vielleicht ihren langjährigen Lieferanten, Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz. Entsprechendes gilt für Kreditgeber (Gesellschafter, Banken, Private) oder den Staat (vgl. VEIT / STRAUB 1978, S. 159f.).
Nur wenn die Erträge langfristig gesehen mindestens die Aufwendungen decken, kann das strukturelle (dauerhafte) finanzwirtschaftliche Gleichgewicht gesichert werden.
2 Definition der wesentlichen Begriffe
2.1 Liquidität und Rentabilität
Liquidität ist für ein Unternehmen lebensnotwendig. Durch sie wird sichergestellt, daß keine Zahlungsunfähigkeit eintritt. Man unterscheidet zwischen absoluter und relativer Liquidität.
Absolute Liquidität bezeichnet die Eigenschaft von Vermögensteilen, schnell oder weniger schnell in Zahlungsmittel umgewandelt bzw. als Zahlungsmittel ver-wendet zu werden. Je höher die Liquidität, desto schneller kann die Umwandlung in Zahlungsmittel erfolgen (vgl. OLFERT 1997, S. 45).
Bargeld beispielsweise zeichnet sich durch eine sehr hohe Liquidierbarkeit aus, wohingegen ein bebautes Grundstück weitaus schwieriger liquidierbar ist.
Unter relativer Liquidität wird allgemein die Fähigkeit eines Unternehmens verstanden, sämtlichen Zahlungsverpflichtungen in voller Höhe und zeitgenau nachzukommen und bezeichnet somit die Eigenschaft des Unternehmens als Ganzes (vgl. GONSCHOREK 2000, SB 1, S. 41 ff.).
Nachfolgende Liquiditätsbedingung muß zu jedem Zeitpunkt erfüllt sein:
„Anfangsbestand an Zahlungsmitteln + Einzahlungen – Auszahlungen + freie Kontokorrentlinie > 0“.
Rentabilität ist eine der wichtigsten Kennzahlen zur Beurteilung des wirtschaft-lichen Erfolges eines Unternehmens. Dabei setzt man den Gewinn ins Verhältnis zum eingesetzten Kapital (vgl. Lexikon der Betriebswirtschaft 2000, S. 807).
Liquidität und Rentabilität stehen stets in einem Spannungsverhältnis zueinander. Mit zunehmender Liquidität (bis hin zur Überliquidität) sinkt die Rentabilität, da überschüssige liquide Mittel nicht gewinnbringend eingesetzt werden können.
Andererseits führt eine Liquiditätsminimierung (mit der Gefahr einer entstehenden Unterliquidität) zwangsläufig zu Zahlungsschwierigkeiten.
Hier gilt es, die optimale Liquidität als gewinn- bzw. rentabilitätsmaximale Zahlungsbereitschaft zu finden.
Das Verhältnis zwischen Liquidität und Rentabilität soll durch folgende Abbildung noch einmal grafisch veranschaulicht werden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Beziehung zwischen Liquidität und Rentabilität
Quelle: OLFERT 1997, 50
Die Abbildung zeigt, daß in der Zone optimaler Liquidität und in der Zone der Überliquidität jede Erhöhung der Liquidität eine Verminderung der Rentabilität zur Folge hat. Für die Zone der Unterliquidität kann über den Verlauf der Kurve keine genaue Aussage gemacht werden (vgl. OLFERT 1997, S. 50).
Im Rahmen dieser Hausarbeit werden im folgenden ausschließlich Situationen betrachtet, bei denen durch entsprechende Maßnahmen eine Unternehmung aus einer bestehenden Unterliquidität herausgeführt werden soll.
2.2 Finanzielles Gleichgewicht / Ungleichgewicht
Die BROCKHAUS Enzyklopädie definiert „Gleichgewicht“ allgemein als „Ausgeglichenheit, Ausgewogenheit bzw. Stabilität“.
Damit erklärt sich das finanzielle Gleichgewicht als ein Zustand, bei dem sich die finanzielle Situation eines Betriebes in einer stabilen bzw. ausgewogenen Lage befindet. Ein Unternehmen kann sich nur dann langfristig am Markt behaupten, wenn es - wie bereits oben erwähnt - seinen Zahlungsverpflichtungen stets in voller Höhe und termingerecht nachkommen kann, d.h. wenn die Liquidität dauerhaft sichergestellt ist. SÜCHTING bezeichnet „finanzielles Gleichgewicht [als] Unterhaltung ‚ausreichender’ Liquidität“ (SÜCHTING 1995, S. 19).
Dieses zu erreichen und zu erhalten ist die Kernaufgabe des Finanzmanagements und „von höchster ökonomischer Bedeutung“ (HAUSCHILDT / WITTE 1981, S. 5). Denn nicht selten können finanzielle Engpässe zur Zahlungsunfähigkeit - zur sogenannten Illiquidität - führen und damit schließlich zum „Ausscheiden der illiquiden Unternehmung aus dem volkswirtschaftlichen Produktions- und Konsumprozeß“ (PERRIDON / STEINER 1999, S. 6). Wird die finanzielle Stabilität und Ausgewogenheit gestört, spricht man vom finanziellen Ungleichgewicht.
Die meisten Unternehmen werden im Laufe ihrer Geschäftstätigkeit sicherlich Phasen durchlaufen, in denen die finanzielle Situation aus dem Gleichgewicht gerät. Sofern es sich dabei lediglich um zeitlich begrenzte Liquiditätsprobleme handelt, bei denen es zu einer vorübergehenden, kurzfristigen Zahlungsstockung kommt, deutet dies auf ein temporäres Ungleichgewicht hin.
Durch kurzfristiges Verschieben oder Senken der Ausgaben i.V.m. Vorziehen oder Bewirken von Einnahmen kann diesem Engpaß meist wirkungsvoll gegengesteuert werden (vgl. GONSCHOREK 2000, SB 6, S. 28 und HAUSCHILDT / WITTE 1981, S. 13).
Bleibt die finanzielle Situation jedoch über mehrere Perioden hinweg unverändert angespannt und ist im Laufe der Zeit keine Verbesserung der Lage erkennbar, dann liegt ein ernstzunehmendes strukturelles Ungleichgewicht vor, auf das die finanzielle Führung schnellstmöglich mit einer besonderen Liquiditätspolitik reagieren muß.
Mit der letztgenannten Thematik befaßt sich die vorliegende Hausarbeit. Es werden im einzelnen Maßnahmen aufgezeigt, die dazu beitragen sollen, strukturelle Probleme zu beseitigen, das finanzielle Gleichgewicht wieder herzustellen und somit zum langfristigen Firmenerhalt beizutragen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Liquiditätspolitik im Krisenfalle im Planungsmodell der finanziellen Führung
Quelle: HAUSCHILDT/SACHS/WITTE 1981, 14
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