Clinical Reasoning. Betreuung demenziell erkrankter Menschen unter Berücksichtigung des Konzepts „Silviahemmet“
Zusammenfassung
Aufgrund der sozialen, ökonomischen und ethischen Relevanz dieser Thematik, welche sich aus dem Leidensdruck der Betroffenen einerseits und den nicht unerheblichen Kosten, die sich unter anderem durch Krankenhausaufenthalte, Arbeitsausfälle und Betreuung andererseits ergeben, ist die Erforschung dieser Erkrankung auch zukünftig erforderlich, gleichwohl die Humangenomforschung in den vergangenen Jahren bereits neue Erkenntnisse und Therapiemöglichkeiten eröffnen konnte.
In diesem Zusammenhang stellt sich die gesundheitlich-ökonomisch wichtige Frage, welche Therapiemöglichkeiten zum jetzigen Zeitpunkt existieren und welche präventiven Maßnahmen den Ausbruch der Krankheit Demenz in Zukunft verzögern oder das Leiden der Betroffenen mindern können.
Einen interessanten Ansatz zur Beantwortung dieser Fragestellung stellt das Konzept „Silviahammet“ dar, welches 1996 auf Initiative der Königin Silvia von Schweden, entwickelt wurde.
Leseprobe
Gliederung
1. Hinführung zum Thema
2. Aktueller Forschungsstand die Betreuung demenziell erkrankter Menschen betreffend
2.1 Die Demenz-Erkrankung
2.2 Das Betreuungskonzept „Silviahemmet“
3. Clinical Reasoning
3.1 Fallbeispiel und Angaben zur Person
3.2 Pre-Assesment
3.3 Cue Acquisition
3.4 Hypothesis evaluation
3.5 Cue Interpretation
3.6 Evaluation der Hypothesen
4. Diskussion
5. Ausblick
Literatur-/Internetquellenverzeichnis
1. Hinführung zum Thema
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt die Anzahl der an Störungen des zentralen Nervensystems leidenden Menschen aktuell auf mehr als eine Milliarde weltweit. Zu derartigen Erkrankungen zählt unter anderem die Demenzerkrankung1, welche nicht nur für Betroffene und deren Angehörige sehr belastend ist, sondern in der Häufigkeit ihres Auftretens auch dem Gesundheitssystem enorme Kosten verursacht. Schätzungen der WHO zufolge, wird sich die Anzahl der Demenzerkrankungen im europäischen Raum, bis zum Jahr 2050 fast verdoppeln, wie die nachfolgende Grafik veranschaulicht (WHO © Statista, 2015).
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/256201/umfrage/anzahl-der- demenz-kranken-weltweit-nach-kontinenten/
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aufgrund der sozialen, ökonomischen und ethischen Relevanz dieser Thematik, welche sich aus dem Leidensdruck der Betroffenen einerseits und den nicht unerheblichen Kosten, die sich unter anderem durch Krankenhausaufenthalte, Arbeitsausfälle und Betreuung andererseits ergeben, ist die Erforschung dieser Erkrankung auch zukünftig erforderlich, gleichwohl die Humangenomforschung in den vergangenen Jahren bereits neue Erkenntnisse und Therapiemöglichkeiten eröffnen konnte.2
In diesem Zusammenhang stellt sich die gesundheitlich-ökonomisch wichtige Frage, welche Therapiemöglichkeiten zum jetzigen Zeitpunkt existieren und welche präventiven Maßnahmen den Ausbruch der Krankheit Demenz in Zukunft verzögern oder das Leiden der Betroffenen mindern können. Einen interessanten Ansatz zur Beantwortung dieser Fragestellung stellt das Konzept „Silviahammet“ dar, welches 1996 auf Initiative der Königin Silvia von Schweden, entwickelt wurde.3
2. Aktueller Forschungsstand die Betreuung demenziell erkrankter Menschen betreffend
2.1 Die Demenz-Erkrankung
„Demenz beschreibt ein psychopathologisches Symptombild, unter welchem Einbußen von Gedächtnisleistungen, Einschränkungen intellektueller Fähigkeiten, Auftreten emotionaler Störungen, Persönlichkeitsveränderungen, nachlassende körperliche Fähigkeiten und körperlicher Abbau ohne ausgeprägte Bewusstseinstrübung zusammengefasst werden“ (Altenpflege in Ausbildung und Praxis, Köther und Gnamm, 2000). Die Demenzerkrankung beginnt meist schleichend und kann Schwankungen unterliegen. Während einzelne Symptome in der Anfangsphase noch therapeutisch beeinflusst werden können, führt die Krankheit im fortgeschrittenen Stadion zur pflegerischen Abhängigkeit und gilt als häufigster Grund für den Einzug ins Pflegeheim. Derzeitige therapeutische Maßnahmen ergeben sich aus dem Einsatz von entsprechenden Medikamenten, der Vermeidung von Komplikationen und Begleiterkrankungen, psychologische Hilfen, Gehirntraining in den Anfangsphasen, Bewegungstherapie und der Unterstützung der Angehörigen.4
2.2 Das Betreuungskonzept „Silviahemmet“
Silviahemmet ist ein palliatives Pflegekonzept zur Begleitung und Betreuung demenziell erkrankter Menschen, mit dem ausdrücklichem Ziel, Angehörige, Fachpersonal, Entscheidungsträger und Begleiter zu befähigen, „ihren Beitrag zu leisten, dass die lange Reise des demenziell erkrankten Menschen sicher u und ruhig verlaufen kann“ (Quelle: Maltester e.V. - http://bit.ly/1zYpXOM). Dies geschieht in der Praxis unter dem Leitbild nichtmedikamentöse Therapieformen den medikamentösen vorzuziehen. Die wesentlichen Ziele dabei sind das Fortschreiten der demenziellen Erkrankung zu verlangsamen, Symptome zu lindern, das Wohlbefinden von Erkrankten und Angehörigen zu verbessern sowie die Fähigkeiten der Patienten zu fördern. In der konkreten Umsetzung sollen diese Ziele durch unterschiedliche Maßnahmen wie Alltagserleichterung mithilfe spezieller Raumkonzepte und Farbgebung (die Farbe Rot spielt hier zur Unterstützung der Orientierung eine große Rolle), Zuhilfenahme technischer Hilfsmittel, Unterstützung durch Musiktherapie, Umsetzung routinierter Tätigkeiten, gesellschaftliches Miteinander, Bewegungstherapie und Einzel- und Gruppentherapie erreicht werden.5 Die nachfolgende Abbildung veranschaulicht die Philosophie des Konzeptes, welches auf vier Säulen aufbaut.
Image: © Malteser Hilfsdienst e.V.
http://www.malteser-demenzkompetenz.de/ fileadmin/_processed_/
csm_vier_saeulen_c31dbcb797.jpg
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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1 Bundesministerium für Bildung und Forschung: Nervensystem und Psyche http://www.bmbf.de/de/1164.php?hilite=demenz, Abs. 1 „Seelische Leiden besser verstehen“
2 Bundesministerium für Bildung und Forschung: Nervensystem und Psyche http://www.bmbf.de/de/1164.php?hilite=demenz, Abs. 3 „Neue Einblicke“
3 Malteser Hilfsdienst e.V.: http://bit.ly/1zYpXOM
4 vgl. Köther und Gnamm 2000, S. 513ff
5 Malteser Hilfsdienst e.V.: http://bit.ly/1zYpXOM