Die Marktzinsmethode ist ein Verfahren aus der Bankkalkulation und dient zur Identifikation von Erfolgsquellen. Hierbei wird ein Investitionsprojekt mit einem Finanzgeschäft, mit gleicher Laufzeit, verglichen. Es wird also jedem Bankgeschäft ein Kapitalmarktgeschäft als Opportunität entgegengestellt.
Die Bank hat die Möglichkeit, statt einen Kredit an Kunden zu vergeben, das Geld am Kapitalmarkt anzulegen und andersrum könnte die Bank, statt Spargelder entgegenzunehmen, sich auch Geld am Kapitalmarkt leihen.
Um zu schauen, welches Geschäft für die Bank am lukrativsten ist, wurde zunächst das Grundmodell der Marktzinsmethode entwickelt. Jedoch stellte sich schnell heraus, dass es lückenhaft ist und eine Weiterentwicklung notwendig ist. Hieraus entstand die Marktzinsmethode im Barwertmodell.
In dieser Arbeit wird zunächst kurz die Entwicklung der Marktzinsmethode dargestellt. Danach werden die Anwendungsprobleme und die Notwendigkeit zur Weiterentwicklung des Grundmodells erläutert. In Punkt vier wird dann auf die Marktzinsmethode im Barwertmodell eingegangen. Hierbei wird insbesondere der Kapitalwert sowie die Methoden zur Berechnung des Kundenkonditionsbeitrags erklärt. Im Anschluss wird eine Beurteilung der Marktzinsmethode im Barwertmodell vorgenommen und in dieser über die Anwendungsprobleme und Anpassungsnotwendigkeiten diskutiert. Zum Schluss dieser Arbeit wird dann noch ein kurzes Fazit gezogen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Entwicklung der Marktzinsmethode
3 Anwendungsprobleme und Grundidee zur Weiterentwicklung des Grund-
modells
3.1 Zuordnungsproblematik
3.2 Vernachlässigung sachlicher Verbundeffekte
3.3 Vernachlässigung zeitlicher Verbundeffekte
4 Die Marktzinsmethode im Barwertkonzept
4.1 Der Kapitalwert
4.2 Der Konditionsbeitragsbarwert
4.2.1 Ermittlung der Konditionsbeiträge durch Nachbildung
4.2.2 Ermittlung der Konditionsbeiträge mit zinsstrukturspezifischen Abzinsfaktoren
5 Anwendungsprobleme und Anpassungsnotwendigkeiten
6 Fazit
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Kapitalwert
Tabelle 2: Kapitalwert 2
Tabelle 3: Zinsstrukturkurve 2010
Tabelle 4: Zahlungsstrom des fünfjährigen Gegengeschäfts
Tabelle 5: Zahlungsstrom des vierjährigen Gegengeschäfts
Tabelle 6: Zahlungsstrom des dreijährigen Gegengeschäfts
Tabelle 7: Zahlungsstrom des zweijährigen Gegengeschäfts
Tabelle 8: Zahlungsstrom des einjährigen Gegengeschäfts
Tabelle 9: Gesamtübersicht der Nachbildung eines Kundengeschäfts über Marktgeschäfte
Tabelle 10: Zahlungsstrom Spot Rates
Tabelle 11: Zerobond- Abzinsfaktoren und Cashflows
1. Einleitung
Die Marktzinsmethode ist ein Verfahren aus der Bankkalkulation und dient zur Identifikation von Erfolgsquellen. Hierbei wird ein Investitionsprojekt mit einem Finanzgeschäft, mit gleicher Laufzeit, verglichen. Es wird also jedem Bankgeschäft ein Kapitalmarktgeschäft als Opportunität entgegengestellt.1
Die Bank hat die Möglichkeit, statt einen Kredit an Kunden zu vergeben, das Geld am Kapitalmarkt anzulegen und andersrum könnte die Bank, statt Spargelder entgegenzunehmen, sich auch Geld am Kapitalmarkt leihen.2
Um zu schauen, welches Geschäft für die Bank am lukrativsten ist, wurde zunächst das Grundmodell der Marktzinsmethode entwickelt. Jedoch stellte sich schnell heraus, dass es lückenhaft ist und eine Weiterentwicklung notwendig ist. Hieraus entstand die Marktzinsmethode im Barwertmodell.
In dieser Arbeit wird zunächst kurz die Entwicklung der Marktzinsmethode dargestellt. Danach werden die Anwendungsprobleme und die Notwendigkeit zur Weiterentwicklung des Grundmodells erläutert.
In Punkt vier wird dann auf die Marktzinsmethode im Barwertmodell eingegangen. Hierbei wird insbesondere der Kapitalwert sowie die Methoden zur Berechnung des Kundenkonditionsbeitrags erklärt.
Im Anschluss wird eine Beurteilung der Marktzinsmethode im Barwertmodell vorgenommen und in dieser über die Anwendungsprobleme und Anpassungsnotwendigkeiten diskutiert.
Zum Schluss dieser Arbeit wird dann noch ein kurzes Fazit gezogen.
2. Entwicklung der Marktzinsmethode
Das Grundmodell der Marktzinsmethode wurde erstmals in den 1970er und 1980er Jahren eingesetzt. Dieser Einsatz fand in Amerika durch die Money Center Bank statt, um das Zinsgeschäft zu steuern. Bis dahin waren weltweit nur die Pool- und Schichtbilanzmethode bekannt und im Einsatz. Diese hatten allerdings nur einen geringen Einfluss auf die Steuerung des Zinsgeschäfts.3
Auch in Deutschland hat sie unter den Namen Opportunitätsmethode in den 1970er Jahren Anklang gefunden, als sie bei der Westdeutschen Landesbank eingesetzt wurde. Da dieses Modell damals noch nicht vollständig entwickelt war, war Dieses ein entscheidender Schritt für die Weiterentwicklung.4
Durch Henner Schierenbeck, der weiter an diesem Modell geforscht hat, entstand dann der Name Marktzinsmethode. Durch diesen Begriff sollte stärker auf Aspekte hingewiesen werden, die zeigen, dass es sich bei den Bewertungszinssätzen um realisierbare Marktzinssätze handeln muss, damit die erforderliche Steuerungsadäquanz hergestellt werden kann. Heutzutage hat sich der von Schierenbeck entwickelte Begriff durchgängig etabliert.5
3. Anwendungsprobleme und Grundidee zur Weiterentwicklung des Grundmodells
3.1 Zuordnungsproblematik
Das erste Problem beim Grundmodell der Marktzinsmethode besteht bei der Be- stimmung von fairen Opportunitäten. Bisher wurde davon ausgegangen, dass die Vergleichsgeschäfte am Geld- und Kapitalmarkt immer hinsichtlich der Fristen und der Kapitalbindung mit dem zu bewertenden Kundengeschäft übereinstim- men. In der Realität ist diese Voraussetzung aber extrem schwer zu erfüllen. Marktunvollständigkeiten sowie eine spezifische Vertragsgestaltung in Aktiv- und Passivgeschäft erschwert hierbei das Finden der richtigen Opportunität.6
Umso Kundenspezifischer eine solche Transaktion ausgestaltet ist, desto schwerer ist die Zuordnungsproblematik also auflösbar.7
3.2 Vernachlässigung sachlicher Verbundeffekte
Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Marktzinsmethode im Grundmodell die Marktvergleiche lediglich auf Einzelgeschäfte bezieht. Sie ist damit ein Steue- rungsmodell, welches bottom-up verfährt. Hierbei werden Verbundeffekte, wel- che zwischen den Einzeltransaktionen bestehen, größtenteils ausgeblendet.8
In den 1990er Jahren gab es eine ausgedehnte Fachdiskussion darüber, ob das Grundmodell der Marktzinsmethode auch auf unternehmerische Realinvestitionen Anwendung findet. Hierbei spielte insbesondere die Vernachlässigung von Portfolioeffekten eine entscheidende Rolle, da diese für Investitionsprogramme von Industrieunternehmen noch problematischer seien als für Banken.9
Solche Verbundeffekte können sich in einer Bank auf die Risikounterscheidung in einem Portfolio aus Einzelgeschäften, auf die Wirkung sämtlicher Einzelgeschäfte im Fristentransformationsbeitrag oder auch auf die Wirkung jeglicher Einzelgeschäfte für die Auslastung des Eigenkapitals beziehen.10
3.3 Vernachlässigung zeitlicher Verbundeffekte
Das größte Problem der Marktzinsmethode im Grundmodell besteht aber darin, dass es zeitlich lediglich auf eine Periode beschränkt ist. Im Kundenkonditions- beitrag kommen zwar die Laufzeiten aus der Zinsstrukturkurve ein wenig zum Ausdruck, jedoch werden die zeitlichen Verbundeffekte vernachlässigt. Bei Ent- scheidungen einer dezentralen Einheit wird somit der dezentrale Erfolg beein- flusst. Weiterhin werden auch die Handlungsspielräume der Zentraldisposition, für die kommenden Perioden beeinflusst. Wenn zwei Alternativen den gleichen Kundenkonditionsbeitrag haben, werden sie im Grundmodell als gleich angese- hen. Hierbei wird aber nicht berücksichtig für wie viele Perioden dieser Betrag eingeplant werden kann.11
4. Die Marktzinsmethode im Barwertkonzept
Wie oben beschrieben, weist das Grundmodell der Marktzinsmethode demnach noch große Mängel auf. Der Bedarf nach einem modifizierten Steuerungselement ist vorhanden. Dieses sollte zum Entscheidungszeitpunkt der Transaktion die ge- samte Laufzeit Dieser anzeigen und somit ein Erfolgsmaß für die dezentrale Ent- scheidungseinheit sowie für die Zentraldisposition liefern. Weiterhin sollte das neue Steuerungselement die Erfolgstrennung von Alt- und Neugeschäften ermög- lichen können, also trennen können, wer welchen Ergebnisanteil verantwortet.12
Im Barwertmodell werden somit die periodischen Ergebnisse in einem Betrag ausgewiesen, welcher sich immer auf den gegenwärtigen Betrachtungszeitraum bezieht.13
Aufgrund des Bedarfs nach einen zeitlich umfassenderen und im Ergebnis dichteren Modells, bietet sich die Investitionsrechnung an, in welcher der Kapitalwert eine wesentliche Rolle spielt.14
4.1 Der Kapitalwert
„Kapitalwerte stellen die für einen zeitlichen Bezugspunkt finanzmathematisch ermittelten ökonomischen Äquivalente der zeitraumverteilten Zahlungsreihe einer Investition dar. Er ermittelt sich als Summe der (mit einem einheitlichen Kalkula- tionszinssatz i) auf den Betrachtungszeitpunkt abgezinsten Cashflows ct eines Investitionsprojektes, von der eine Anschaffungszahlung a0 abzusetzen ist.“15
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Mit dieser Formel wird eine zeitlich eindimensionale Größe hergestellt, mit wel- cher über die Vorteilhaftigkeit einer Transaktion entschieden werden kann. Wenn die Kennzahl dieses Kapitalwerts nun den Wert C0 annimmt, heißt das für den Investor, dass er die Tilgung seines eingesetzten Kapitals, eine Verzinsung dieses Kapitals zum Kalkulationszins und einen Rückfluss von eben C0 erhält.16
Zusammengefasst drückt der Kapitalwert also aus, wie der Wohlstand des Investors steigt oder sinkt, wenn er dieses Projekt verwirklicht.17
Hierzu ein Beispiel: „Ein Investor erwartet aus einer Anschaffungsauszahlung in Höhe von 100T€ künftige Einzahlungen in Höhe von 60T€ nach einem sowie von 55T€ nach einem weiteren Jahr…“18 Der Zinssatz beträgt 7% p.a.
Somit beträgt der Barwert der Investition:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Investition eines Investors kann aber auch so mit Gegengeschäften versehen werden, dass sich sämtliche Einzahlung und Auszahlungen, zu allen zukünftigen Zahlungszeitpunkten ausgleichen. Hiermit kann man zeigen, dass der Kapitalwert eine gegenwärtige Vermögensmehrung darstellt.19
Beim oben aufgeführten Beispiel muss also geschaut werden, welche Finanzie- rung am Geld- und Kapitalmarkt bei einer Verzinsung von 7% p.a. in zwei Jahren
zu einer Auszahlung von 55.000 € führt. Hierzu rechnet man
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Dieser Wert wäre bei Fälligkeit zurückzuzahlen. Hinzu
kommen Zinsen von[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]. Führt also im Ergebnis zu einer Gesamtauszahlung von 55.000 €.20
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Kapitalwert (Quelle: Horsch/ Kaltofen, Wertorientierte Banksteuerung I, S. 123).
Mit diesem Gegengeschäft ist nun nur noch eine Aus- und Einzahlung vorhanden.
[...]
1 Becker, Bankbetriebslehre, S. 410.
2 Betge, Bankbetriebslehre, S. 359.
3 Schierenbeck/ Lister/ Kirmße, Ertragsorientiertes Bankenmanagement, S. 66.
4 Schierenbeck/ Lister/Kirmße, Ertragsorientiertes Bankenmanagement, S. 67.
5 Schierenbeck/ Lister/ Kirmße, Ertragsorientiertes Bankenmanagement, S. 67.
6 Süchting, Verrechnungspreise im Bankbetrieb, S. 205 ff.
7 Hartmann-Wendels/ Pfingsten/Weber, Bankbetriebslehre, S. 757.
8 Horsch/Kaltofen, Wertorientierte Banksteuerung I, S. 114.
9 Körnert, in: Hering/ Klingelhöfer/ Koch, S. 336.
10 Horsch/ Kaltofen, Wertorientierte Banksteuerung I, S. 114.
11 Horsch/ Kaltofen, Wertorientierte Banksteuerung I, S. 116.
12 Horsch/ Kaltofen, Wertorientierte Banksteuerung I, S. 116.
13 Schierenbeck/ Lister/ Kirmße, Ertragsorientiertes Bankenmanagement, S. 150.
14 Adam, Investitionscontrolling, S. 278.
15 Horsch/ Kaltofen, Wertorientierte Banksteuerung I, S. 121.
16 Horsch/ Kaltofen, Wertorientierte Banksteuerung I, S. 121.
17 Kruschwitz, Investitionsrechnung, S. 95.
18 Horsch/ Kaltofen, Wertorientierte Banksteuerung I, S. 121.
19 Rolfes, Gesamtbanksteuerung, S. 426.
20 Horsch/ Kaltofen, Wertorientierte Banksteuerung I, S. 122 ff.