Die vorliegende Arbeit analysiert jeweils ein Partizipationsprojekt für Jugendliche auf Landesebene und ein Projekt auf kommunaler Ebene. Zusätzlich wird zum Vergleich die Partizipation in Schulen durch SchülerInnenvertretungen (in der Schule, der Stadt und im Land) und Schülerzeitungen analysiert und verglichen. Es werden hierbei die Punkte der Veränderung der Stellung der Gesellschaft gegenüber Jugendpartizipation, die politisch gewollten Änderungen und die tatsächlich umgesetzten Änderungen in beispielsweise Form von Gesetzen und Verordnungen recherchiert.
In allen Projekten, die Arbeit umfasst, wurde von mir persönlich in verschiedensten Formen mitgewirkt. Aus diesem Grund heraus ist die Beurteilung aus dem Projekt heraus einfacher möglich, da hier bekannt ist, wie gehandelt wird, wie eine Partizipation erfolgt, was alles gemacht wurde und was auch daraus geworden ist. Durch diese Innensicht ist Gelegenheit gegeben, objektiv das Projekt zu analysieren, ein Fazit zu ziehen sowie eine Meinung mit Objektivität als auch Subjektivität zu bilden. Denn wie kann man etwas besser wissen, ohne es an sich erfahren zu haben?
Inhaltsverzeichnis
Einleitungstext
Zur Besonderen Lernleistung
Persönliche Motivation, Erfahrung und Themenfindung
Darstellung des Arbeitsprozesses
Kurzfassung der Kernthesen
Kommunale Einbindung
Jugendrat Koblenz
Partizipationsprojekte auf Landesebene
Jugendforum RLP - liken, teilen, was bewegen 2011
Schule
Schülerzeitung
SchülerInnenvertretung
Stadt-/KreisschülerInnenvertretung
LandesschülerInnenvertretung
Abschluss
Gesamtfazit
Kurzfassung der Arbeit
Erklärung über die selbstständige Anfertigung der Arbeit
Quellen
Anhang
Interviews
Interview mit der Geschäftsführerin des Jugendrat Koblenz
Interview mit einem Schülersprecher
Interview mit dem SSV Koblenz Vorstand
Statistiken und Bezüge
Definitionen
Partizipation
Jugendpartizipation
Gesellschaft
Weitere Fachinformationen
Einleitungstext
Jugendpartizipation wird heutzutage in der Politik großgeschrieben und gehört zum guten Ton. In den UN-Kinderrechten steht neben dem Recht auf Bildung, Schutz und Selbstbestimmung ein Recht auf freie (eigene) Meinung sowie Beteiligung geschrieben. Beteiligung erfolgt auf vielen Ebenen, es fängt damit schon von klein auf zuhause an: Ich entscheide mit, was heute gegessen wird. Ich rede ein Wörtchen mit, wenn es um die Einrichtung meines Kinderzimmers geht. Ich werde angehört, wohin ich mal in den Urlaub fahren möchte und was für Dinge dort gemacht werden sollen. In der Schule rede ich oft mit, wenn etwas in der Klasse an Dekoration geschaffen werden soll oder bei der Planung eines Wandertags innerhalb des Klassenverbunds.
Doch wie geht es weiter? Wo kann man noch mitreden? Inwiefern kann man sich beteiligen an Kommunaler und Landespolitik? Wie wird die Meinung von vielen, noch nicht wahlberechtigten Kindern und Jugendlichen in die Gestaltung der Gesellschaft einbezogen? Hierfür gibt es eigens verschiedene partizipative Einrichtungen sowie Projekte. Minderjährigen wird über verschiedenste Arten der Partizipation, oft beruhend auf verschiedenen wissenschaftlichen Ansätzen, die Teilhabe an Politik ermöglicht, ziemlich oft auch auf unbewusste Art.
Dennoch hat die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen auch Einschränkungen: Es wird als ein Wunschdenken betrachtet, nicht umsonst werden Partizipationsprojekte oft mit einer „Traumphase“ und der Frage „Was würdest Du verändern, wenn Du alle Mittel (Ressourcen wie Zeit, Geld, Platz u.a.) hierfür hättest?“1 begonnen und damit weitergearbeitet.
Auch die Beteiligung an der „richtigen“ Politik wird größtenteils verwehrt: In den meisten Gemeinden, Kommunen, Bundesländern und Ländern auf der Welt sind beispielsweise Parlamentswahlen erst ab 18 Jahren, also mit der vollständigen Mündigkeit oder auch Volljährigkeit zulässig, wobei es auch Ausnahmen gibt. In Deutschland nehmen einige Parteien „Wahlen ab 16 Jahren“ ins Parteiprogramm auf. In einigen Bundesländern, z.B. Brandenburg, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein 2, liegt das aktive Wahlalter bei 16 Jahren, in der gesamten Bundesrepublik ist ein Beitritt in eine Partei bzw. deren Jugendorganisation mit 14 Jahren möglich.
Zur Besonderen Lernleistung
Persönliche Motivation, Erfahrung und Themenfindung
Durch persönliches politisches Engagement wurde und wird mein Lebensweg geprägt. Dieses politische Engagement hat im Jahr 2008 mit der Wahl in den Jugendrat Koblenz im Alter von 11 Jahren begonnen und hat sich mit verschiedensten Jugendpartizipationsprojekten ständig erweitert. Doch irgendwann fing ich an, die Projekte zu hinterfragen. Hinterfragen ob und wie meine Teilnahme etwas bringt und/ oder einbringt. Und ob ich als Kind, Jugendlicher oder junger Erwachsener wirklich ernst genommen werde von Politik und Verwaltung. Inwiefern bringt die Teilnahme an diesen Projekten wirklich etwas? Wie werden Menschen im jungen Alter beteiligt und deren Ideen wirklich umgesetzt?
Ich habe diese Gedankenzüge und das Hinterfragen zum Anlass genommen, verschiedene Projekte zu untersuchen und auch auf verschiedenen politischen Ebenen zu forschen. Es wird an vielen Stellen versucht, Kinder und Jugendliche einzubinden, unabhängig politischer Parteiensysteme, eigener politischer Orientierung und Schule. Die Forschungsebenen dieser Arbeit umfasst jeweils ein Partizipationsprojekt auf Landesebene und ein Projekt auf kommunaler Ebene. Zusätzlich wird zum Vergleich die Partizipation in Schulen durch SchülerInnenvertretungen (in der Schule, der Stadt und im Land) und Schülerzeitungen analysiert und verglichen. Es werden hierbei die Punkte der Veränderung der Stellung der Gesellschaft gegenüber Jugendpartizipation, die politisch gewollten Änderungen und die tatsächlich umgesetzten Änderungen in beispielsweise Form von Gesetzen und Verordnungen recherchiert.
In allen Projekten, die Arbeit umfasst, wurde von mir persönlich in verschiedensten Formen mitgewirkt. Aus diesem Grund heraus ist die Beurteilung aus dem Projekt heraus einfacher möglich, da hier bekannt ist, wie gehandelt wird, wie eine Partizipation erfolgt, was alles gemacht wurde und was auch daraus geworden ist. Durch diese Innensicht ist Gelegenheit gegeben, objektiv das Projekt zu analysieren, ein Fazit zu ziehen sowie eine Meinung mit Objektivität als auch Subjektivität zu bilden. Denn wie kann man etwas besser wissen, ohne es an sich erfahren zu haben?
Darstellung des Arbeitsprozesses
Die Idee, worüber diese BLL handeln soll, ist bereits im Abschnitt „Persönliche Motivation“ angeschnitten. Wenn man sich politisch engagiert und an vielen (Jugend-) Partizipationsprojekten teilnimmt und auch selbst eigene gestaltet, möchte man natürlich wissen, wie viel man wirklich bewegt und was von den Ideen verwirklicht wird. Und genau deswegen nehme ich gerade die Projekte auseinander, die ich kenne, um diese auf deren Nachhaltigkeit zu überprüfen, wie bereits im vorherigen Punkt beschrieben wurde.
Als zweiter Schritt wurde ein Brainstorming durchgeführt, um Projekte auf verschiedenen politischen Ebenen zu finden, die man erforschen kann. Anschließend wurde ein Clustering durchgeführt um logisches Arbeiten zu ermöglichen. Für einige Projekte wurden passende Ansprechpartnerinnen und -partner gesucht, Interviews (dem Anhang beigefügt) geführt, sowie Informationen zum jeweiligen Projekt recherchiert.
Im letzten Schritt wurde jedes Projekt analysiert, auf die Nachhaltigkeit untersucht, ein Fazit gezogen und auch mit den aufgestellten Thesen verglichen.
Im ersten Schritt nach dem Brainstorming waren ursprünglich zusätzlicher Inhalt der Arbeit, die Partizipation auf Europa- und Bundesebene, Partizipation durch verschiedene Jugendorganisationen von Parteien. Diese Partizipationsarten wurden allerdings zugunsten der tiefergehenden Analyse der in der Arbeit vorhandenen Projekte sowie der Relevanz [Parteipartizipation: 4% von Kindern- und Jugendlichen sind parteipolitisch engagiert, 2% engagieren sich in sonstigen Gruppierungen (bei n=1357), 3 Zunahme im Vergleich zu 2002 um 3,1%4 ] im Verlauf der Anfertigung nach und nach gestrichen. Ebenso sollte ursprünglich aufgrund des Partizipationsprojekts „Jugendforum RLP“ die Beteiligung von Jugendlichen mithilfe des Internets als ein Exkurs sowie als „Partizipation 2.0“ in der Arbeit integriert werden, allerdings wäre aufgrund der Vielfalt von Projekten und zugleich Mangel an konkreten und verändernden Projekten keine allgemeingültige und generalisierende als auch zugleich detaillierte Analyse mit Fazit möglich.
Kurzfassung der Kernthesen
Vor Beginn der Recherchearbeiten wurden von mir Kernthesen aufgestellt, auf denen die Projekte im Fazit untersucht werden.
Diese Thesen lauten wie folgt:
1. Jugendpartizipationsprojekte dienen der gesellschaftlichen Entwicklung
Nur durch Beteiligung von jungen Menschen wird ein Fundament für die Zukunft geschaffen. Die Jugend von heute ist die Welt von morgen. Durch Einbindung wird der Anschein vermittelt, ernst genommen zu werden und somit wird die Motivation gegeben, mit Politik und bei Projekten weiterzuarbeiten.
2. Ideen von Kindern- und Jugendlichen sind oft neu, innovativ, nachhaltig und gewinnbringend für das tägliche Leben
Besonders im jungen Alter ist die Kreativität von Menschen besonders hoch.5,6 Beispielsweise beim Wettbewerb „Schüler Experimentieren“ bzw. „Jugend Forscht“ werden Erfindungen und Entdeckungen wie „YOUCI (your city) - der interaktive Reiseführer von jungen Leuten für junge Leute“ im Bereich Geo- und Raumwissenschaften im Jahr 2010 von Sophie und Marie Scholz7 gemacht, die bisher noch nicht seitens der „Erwachsenenwelt“ gekommen sind. Gerade diese Erfindungen sind nützlich, egal ob sie der Trinkwassergewinnung, umweltschonenden Energieerzeugung, der Fortbewegung oder wie in dieser Erfindung einfach einem schönen Urlaub dienen - oftmals werden die Projekte weiter erforscht und daraus große Nutzen gewonnen.
3. Steigerung der Lebensqualität
Diese Kernthese stützt auf These 2: Durch den gewonnenen Nutzen aus der Partizipation von Kindern- und Jugendlichen kann die Lebenssituation verbessert werden und die Bevölkerung der gesamten Erde kann einen Nutzen verspüren.8 Außerdem können Kinder- und Jugendliche friedensbringend sein, wie die pakistanische Aktivistin Malala Yousafzai9.
4. UN-Kinderrechte: Recht auf Beteiligung [Art. 12, 13]10,11,12,13
Gesetz ist Gesetz und dieses muss eingehalten werden. Bei dem Recht auf Beteiligung müssen dementsprechend Projekte mit entsprechender Partizipation angeboten werden, damit auch dieses Recht wahrgenommen wird und werden kann.
Dennoch können Projekte aufgrund verschiedener Gegebenheiten schnell scheitern, obwohl der Ansatz gut durchdacht ist und der Start erfolgreich geglückt ist.
Mehrere Indikatoren können hier eine Rolle spielen:
1. Fehlende Finanzierung
Partizipationsprojekte werden meistens von gemeinnützigen Vereinen, Lobbyverbänden, Firmen und Stiftungen als Projektpartner bezahlt oder gefördert, da aufgrund Verschuldung und daraus resultierenden Sparhaushalten wenig bis gar keine Gelder von Bund, Land oder Kommunen ausgegeben werden können. Doch auch die oben genannten Projektpartner haben nur eine eingeschränkte Finanzierungsmöglichkeit. Selbst wenn ein Projekt hervorragend funktioniert, solange es nicht mindestens so viel Geld abwirft, wie es gekostet hat, ist ein solches Projekt zum Stopp vorverurteilt.
2. Langwidrige Prozesse
Als junger Mensch wird man schnell erwachsen und lernt immer wieder Neues kennen. Dies geschieht meistens in einer -relativ gesehen- kurzen Zeit von einigen Monaten. Bei Projekten ist dies allerdings umgekehrt: aufgrund diverser bürokratischer Prozesse und Verwaltungswegen dauert es von einer Idee, zu einem funktionierenden Konzept, den Genehmigungen, Bau/ Konstruktion mehrere Jahre. Dies demotiviert schnell und ein Projekt wird so aus den Augen verloren.
3. Verlust des Interesses an der Fortführung, am Thema, anderer, bzw. neuer Fokus oder zu hohes Alter f ür ein Projekt
Schnell wechselnde Interessen können dazu führen, dass sich ein junger Mensch nach einiger Zeit nicht mehr für die Projektthematik interessiert und somit die Lust und das Interesse an der Fortführung verloren geht. Auch das Bildungssystem spielt hierbei eine Rolle, nach Schulabschluss (Gymnasium) gehen viele junge Menschen studieren und oftmals liegt der Studienort nicht in der Heimatstadt, in der das Projekt stattfindet. Dies ist mit der Zeit und dem fortschreitenden Alter einhergehend. Außerdem sind oft Projekte auf ein bestimmtes Zielalter ausgerichtet (z.B. Jugendrat Koblenz Alter 10-17 Jahre).
4. Einmalige Projekte sind nicht beständig und erleben keinen Entwicklungsprozess
Zu einem erfolgreichen Projekt gehört Evaluation und Verbesserungen. Dies kann bei einem sich nicht wiederholenden Projekt nicht stattfinden und somit kann das Konzept nicht verbessert werden. Bis ein Prozess oder Projekt integriert ist ins politische Geschehen kann es dauern, bei einmaligen Projekten gehen aber die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner meistens nach Projektabschluss verloren, da es keinerlei Betreuung bedarf.
Die folgenden Projekte sind nach diesen Thesen analysiert und ausgewertet worden. Nach den jeweiligen Einzelauswertungen ist ein Gesamtfazit sowie eine Zusammenfassung der Arbeit verfügbar.
Kommunale Einbindung
Jugendrat Koblenz
Beschreibung 14
Der Jugendrat Koblenz (kurz: „JuKo“) ist ein offizielles
Gremium des Stadtrates. Gegründet wurde dieser 1995
durch Lothar Mohr, Brigitte Selugga-Reinschenk und Thomas Muth. Die aktuell 22, zwischen 10 und 17 Jahren Logo Jugendrat Koblenz alten, stimmberechtigten Mitglieder werden seit 2008 nach Kommunalwahlrecht in zwei Altersgruppen (Altersklasse 1: 10-13 Jahre; Altersklasse 2: 14-17 Jahre) auf die Dauer von zwei Jahren gewählt. Der Jugendrat Koblenz ist die Interessenvertretung von Kindern- und Jugendlichen gegenüber Politik und Verwaltung.
Der Jugendrat hat ein festes Etat, welches von der Stadt Koblenz zur Verfügung gestellt wird. Im Kinder- und Jugendbüro Koblenz ist die Geschäftsstelle angesiedelt, die durch Ester Helmert (28) betreut wird. Jeden Monat findet eine öffentliche Sitzung statt, zudem treffen sich zusätzlich Projektgruppen und Arbeitsgruppen zwischendurch für Aktionsplanungen und die Ausarbeitung neuer Inhalte.
Es gibt einmalige und regelmäßige Projekte:
„BUGA für ALLE Schängel“ war 2010/ 2011 ein Projekt, bei dem Spenden gesammelt wurden, um hilfsbedürftigen Kinder- und Jugendlichen einen kostenfreien Eintritt zur Bundesgartenschau in Koblenz 2011 zu ermöglichen. Es wurden knapp 50 000€ Spendengelder gesammelt. Der ehemalige Geschäftsführer versprach dem Jugendrat, die Zahl der gesammelten Eintrittskarten zu verdoppeln, dass am Ende ca. 20 000 Eintrittskarten für Kinder und Jugendliche verteilt werden konnten.
Die Jugendbefragung 2012 war eine repräsentative Befragung in Koordination mit der Statistikstelle und dem Ordnungsamt Koblenz, bei der 1357 Kinder- und Jugendliche zu den Themen Sicherheit, Freizeit, Schule und Verkehr befragt wurden. Die Ergebnisse wurden ausgewertet und in einem ausführlichen Bericht niedergeschrieben. Dieser dient mittelfristig leitend für die Arbeit des Jugendrates und eröffnete viele neue Baustellen für den Jugendrat. Erste Ergebnisse wurden auf dem Jugendforum „Klartext“ (unten erklärt) präsentiert, durch die Ergebnisse wurden neue Projekte angestoßen.
Durch AG Schule startete eine umfangreiche Schulbegehung aller weiterführenden Schulen in Koblenz, um Mängel aufzudecken um diese zu beheben, die Arbeit ist noch im Gange. AG Verkehr legte den Fokus auf Fahrradwege, da diese bemängelt wurden und lediglich 5% aller Schülerinnen und Schüler das Fahrrad für den Schulweg15 benutzten. Im Anschluss wurde eine Prioritätenliste erstellt, diese ist in Kooperation mit dem Fahrradbeauftragten Peter Gorius weiter entwickelt worden, dem Baudezernenten Martin Prümm übergeben worden, in den Masterplan Fahrradwege eingebaut, beschlossen und befindet sich in der Umsetzung.
Das Jugendforum „Klartext“ ist eine jährlich stattfindende, offene Veranstaltung, bei der Kinder- und Jugendliche verschiedene Probleme in ihren Stadtteilen präsentieren können und diese mit roten Bauklötzen und angehefteten Aufträgen an die anwesenden Politikerinnen und Politiker und an die Verwaltung übergeben werden.
Analyse
Durch die Ansiedlung als Gremium des Stadtrat Koblenz ist der Einfluss der durch die Mitglieder gefällten Entscheidungen groß und eine Partizipation in der Kommune hoch. Allerdings werden lediglich nur 22 Mitglieder alle zwei Jahre gewählt, was eine möglichst große Partizipation schwer macht. Dennoch wird anderen Kindern- und Jugendlichen die Mitarbeit auch ermöglicht, was positiv zu bewerten ist. Die Repräsentativität durch die Zahl der gewählten Mitglieder ist in Relation zur Bevölkerungsanzahl der zu vertretenden Kindern und Jugendlichen (Stichtag 31. August 2015: 7010 Personen16 ) nicht in besonderem Maße vorhanden. Dennoch wurde eine gute Basis für die Arbeit mithilfe der Jugendbefragung ermöglicht, was die Partizipationsmöglichkeit an der Arbeit des Jugendrats für die Zukunft mittelfristig gestärkt hat und leitet. Zudem stehen dem Jugendrat eigene Mittel zur Verfügung, die gezielt für u.a. Aktionen eingesetzt werden können und es gibt weitere Zuschüsse für verschiedene Projekte seitens den Eigenbetriebe der Stadt. Die Beteiligung wird dennoch gut ermöglich und hilft effektiv der Gestaltung zu einer kinder- und jugendfreundlichen Stadt. Vom Jugendrat angestoßene Projekte werden zielführend umgesetzt, werden ernst genommen und sind erwünscht.
Durch den Jugendrat Koblenz schreitet die gesellschaftliche Entwicklung fort: Die Politik wird nachhaltig kinder- und jugendfreundlich mitgestaltet. Die durchgeführten Projekte wurden noch in keiner Weise zuvor durchgeführt und sind somit innovativ, teilweise auch nachhaltig (vgl. Jugendbefragung). Durch u.a. BuGa für ALLE Schängel oder Projekte der Jugendbefragung resultierend ist die Lebensqualität der Stadt für die Zielgruppe gestiegen sowie das Recht auf Beteiligung voll wahrgenommen.
Eine gute Projektfinanzierung ist ein wichtiges Fundament, dennoch ist diese nicht zwingend im erforderlichen Maße vorhanden. Der Etat ist schnell für mehrere Projekte aufgebraucht, trotz Zuschüsse von anderen Stellen sowie Sponsoring. Projekte über einen längeren Zeitraum können dank der Geschäftsführung fast ohne Einschränkung wahrgenommen werden, dennoch sind Kernarbeit sowie Zielsetzung der Jugendräte einzelner Legislaturperioden unterschiedlich. Auch durch den Wegfall von den Hauptinitiatorinnen und -initiatoren wird ein Projekt nicht mehr mit vollster Begeisterung durchgeführt. Zudem ist ein Dauerbrennerthema für einzelne Mitglieder des Jugendrates nach längerer Zeit lästig, da Interesse für neue Themensetzungen bestehen. Einmalige Projekte zu bestimmten Aktionen sind Vorzeigeprojekte, prägen dennoch nicht nachhaltig die Partizipation. Da u.a. BuGa für ALLE Schängel mit einem bestimmten Event (hier: Bundesgartenschau 2011) verknüpft ist, ist so eine Weiterentwicklung nicht möglich.
Fazit
Durch den Jugendrat wird eine gute Basis für die Partizipation auf kommunaler Ebene geschaffen. Durch eine Neuwahl alle zwei Jahre und gute Bewerbung der Wahl sowie die Projektvielfalt des Jugendrats ist eine Beteiligung von Kindern und Jugendlichen auf unterschiedlichen Themenfeldern möglich. Da der Jugendrat einer internen Statistik17 nach, sich ähnlich von den Interessensvertreter/-innen zusammensetzt wie die zu Vertretenden (vgl Koblenzer Jugendbefragung 2011) ist eine gute Vertretung der Interessen durch die Partizipation möglich, trotz der geringen Anzahl gewählter Mitglieder in den Rat. Auch ist der Einfluss der Entscheidungen auf die kommunale Politik hinsichtlich bewirkten Veränderungen groß.
Partizipationsprojekte auf Landesebene
Jugendforum RLP - liken, teilen, was bewegen 2011
Beschreibung
Das Jugendforum RLP ist ein Projekt, bei dem ca. 80 Jugendliche in einer Online und Offline-Phase die Inhalte des 18 Logo Jugendforum RLP Projekts mitbestimmen konnten. Online konnten auf der Homepage (Ansatz über Social Media) Missstände und Ideen eingesendet werden und von anderen Usern, d.h. Jugendlichen auf der Plattform, bewertet werden. Anschließend konnten in einer zweitägigen Offline-Phase mit teilweise bereits in der Onlinephase aktiven Jugendlichen in Mainz an diesen Ideen gearbeitet werden: Es wurde mit einer Traumphase gestartet, unrealistische Ideen aussortiert und Forderungen ausgearbeitet und präsentiert. Diese wurden schriftlich festgehalten im „Jugendmanifest“, der Name wurde so von den beteiligten Jugendlichen ausgewählt, das u.a. beispielsweise Forderungen nach einer geringeren Klassengröße (max. 20 Schülerinnen und Schüler/ Klasse bis 2020) und anschließend der Landesregierung RLP übergeben sowie offen über die Forderungen gesprochen mit der Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und Irene Alt, Ministerin für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen (B90/ Grüne). Ca. 1,5 Jahre später wurde zu einem weiteren Treffen geladen um über den aktuellen Fortschritt des Jugendmanifests zu reden, was in Umsetzung ist, fertig ist oder nicht umgesetzt werden kann wie z.B. die Legalisierung von Cannabis).19
Dieses Jugendforum fand auch zum Thema Europa statt und wurde gefördert durch die Bertelsmann-Stiftung sowie d Landesregierung RLP. Zudem fand ein Logo Jugendforum Europa Der Ablauf des Projektes ist der Grafik im Anhang zu entnehmen. Während der Jugendkonferenz wurde ein Dokumentationsvideo erstellt und ist unter dem Link in Fußnote 20 zu finden.
Analyse
Das Jugendforum RLP ist von der Grundidee, Partizipation online sowie offline in allen Themenbereichen zu ermöglichen ein Vorzeigeprojekt. Die Bereitschaft der Mitwirkung seitens Partizipatorinnen und -partizipatoren sowie Akteurinnen und Akteuren ist in besonderem Maße positiv zu bewerten. Die im Jugendmanifest gesammelten Ergebnisse sind anschaulich, gestaltend und zielsetzend für die Landespolitik in den darauffolgenden Jahren. Dennoch ist die Projektreichweite bei weitem nicht so hoch gewesen wie gewünscht. Größtenteils haben Jugendliche teilgenommen, die ohnehin ehrenamtlich in diversen Projekten aktiv sind. Trotz zahlreicher Bewerbungen über verschiedene Medienkanäle wurde keine breite Masse der Zielgruppe erreicht, was entsprechend eine schlechte Repräsentativität zur Folge hat.
Mithilfe des Jugendforums konnte die Landesregierung bestehende Defizite in der Kinder- und Jugendpolitik aufdecken und hiermit die Gesellschaft hingehend kinder- und jugendfreundlicher gestalten. Die Ideen waren hier allerdings nicht vollkommen neu sondern wurden in anderen Studien und Partizipationsprojekten festgestellt (vgl. Kostenfreie Schule, kleinere Klassengröße, mehr Partizipation, Cannabislegalisierung, saubere Schulen, bessere Netzabdeckung, soziale Gerechtigkeit, etc.). Durch eine nachhaltige Anwendung der Ziele des Jugendmanifests kann die Lebensqualität gesteigert werden, die Zufriedenheit mit der Umsetzung und der Politik wächst. Das Partizipationsrecht ist mit dem Jugendforum dahingehend verwirklicht, dass Kinder und Jugendliche angehört werden, allerdings nicht die Entscheidungen eigenständig treffen können.20
Durch Finanzierung aus Landesmitteln sowie Stiftungsgeldern wurde nachhaltig eine Projektfinanzierung gewährleistet, mit Hilfe der Schirmherrschaft und hauptamtlichen betreuenden Personen ist das Projekt auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Aufgrund der für die Zielgruppe langen Dauer des Projektes ist das Interesse der Projektverfolgung für den größten Teil der Kinder und Jugendlichen, die in den ersten Phasen teilgenommen haben, sehr gering. Die Umsetzung ist bis 2020 angesetzt gewesen, innerhalb von einem knappen Jahrzehnt verändern sich für Kinder- und Jugendliche Lebensumstände rapide (Schulabschluss, Studium, Ausbildung…), dass somit das Interesse teilweise verloren geht. Dennoch ist das Projekt durch die ausgelegte Dauer und jährliche Abwandlungen vom Kernprojekt auf eine längerfristige Partizipation ausgelegt.
Fazit
Das Jugendforum RLP bietet eine gute Plattform für Jugendpartizipation auf Landesebene an. Durch frei wählbare Themen und der Möglichkeit der Teilhabe in der Onlinephase ist eine Partizipation unabhängig vom Zeitpunkt der Konferenz und Möglichkeit an der Teilnahme gut durchdacht gewesen. Ähnlich positiv sind das Ergebnis anzusehen sowie die tatsächliche Beteiligung am Regierungsprogramm der Folgejahre. Die Auseinandersetzung und Prüfung der Möglichkeit der Umsetzung sowie das Feedback an die Partizipatorinnen und Partizipatoren in den Folgejahren und auch die Information zum aktuellen Stand der Umsetzung der einzelnen Forderung legt offen, dass die Kinder- und Jugendpartizipation durch das Jugendforum RLP ein großer Erfolg ist als auch ein Meilenstein im Sinne von Jugendpartizipationsprojekten auf Landesebene im Vergleich zu anderen bisher stattgefundenen Projekten. Ebenso ist durch die andauernde Fortsetzung des Projektes dank vielen Evaluierungen sowie den Transfer auf andere partizipatorische Ebenen (Europäisches Jugendforum) ein großer Erfolg für den neuen Ansatz der Beteiligung mithilfe der Onlineplattform als Vorarbeit und Grundlage für die Konferenz eine Erfolgsgeschichte.21
[...]
1 Vgl. Jugendforum RLP (www.jugendforum.rlp.de)
2 Quelle: http://www.wahlrecht.de/landtage/
3 Statistik: Koblenzer Jugendbefragung 2011, Seite 40
4 Statistik: Koblenzer Jugendbefragung 2002, Seite 9
5 Kinderzeichnung und Kreativität: Untersuchungen zu Testverfahren und Fördermöglichkeiten im Kunstunterricht (Schriftliche Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen dem Landesprüfungsamt I NR; vorgelegt von Maike Blank) https://www.uni- due.de/imperia/md/content/kunstpaedagogik/studienarbeit_blank_maike.pdf
6 ZUR PERSÖNLICHKEIT VON KOGNITIV UND KREATIV BESONDERS BEGABTEN KINDERN Veröffentlicht in: news&science. Begabtenförderung und Begabungsforschung. ÖZBF, Nr. 24/Ausgabe 1, 2010, S. 25-28. Veröffentlicht in: news&science. Begabtenförderung und Begabungsforschung. ÖZBF, Nr. 25/Ausgabe 2, 2010, S. 41-45. http://www.oezbf.net/cms/tl_files/Publikationen/Beitraege_aus_der_Wissenschaft/2010/04_02_Zur_Pers_ko gnitiv_kreativ.pdf
7 http://www.jugend-forscht.de/projektdatenbank/youci-your-city-der-interaktive-reisefuehrer-von-jungen- leuten-fuer-junge-leute.html
8 Vgl. http://www.plant-for-the-planet.org/
9 http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/malala-yousafzai-kindliche-kinderrechtsaktivistin-13200712.html
10 http://www.kinderrechte.de/
11 http://kinderrechte.rlp.de//; Art. 12 Kinderrechtskonvention
12 http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/Die-Rechte-der-Kinder- Logo,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf
13 http://www.fuer-kinderrechte.de/wissen/recht-auf-mitbestimmung
14 www.jugendrat-koblenz.de
15 Jugendbefragung 2011 Jugendrat Koblenz, Seite 21
16 Manfred Pauly, Statistikstelle Stadt Koblenz
17 Information durch persönliches Amt als stv. Vorsitzender 2013/14
18 Abbildung: www.jugendforum.rlp.de
19 Abbildung: www.jugendforum-europa.rlp.de Wettbewerb im Rahmen des Jugendmanifests statt, in dem eingereichte Projekte Preisgelder i.d.H. von 500€ bis 1000 € erhielten.
20 Dokumentation Jugendkonferenz: https://www.youtube.com/watch?v=N4ahXRl3Z6Q
21 Jugendforum.rlp.de der Ziele erwünscht ist, vor allem durch Eigeninitiative der Zielgruppe.