In dieser Arbeit gehe ich auf das Verfahren der Mediation und im Speziellen auf die Familienmediation ein. Diese Spezialisierung ist unabdingbar, weil das Einsatzgebiet der Mediation sich über diverse Rechtsfelder erstreckt, die den Rahmen dieser Hausarbeit sprengen. Mein zweiter Beweggrund, weshalb ich dieses Thema wählte, liegt schlicht in der Profession der Sozialen Arbeit begründet, die sich alltäglich darum bemüht, institutionelle Rahmenbedingungen, mit den Interessen von Sozialarbeiter und Klient zu vereinbaren. Dass dabei Wünsche, Sehnsüchte und Vorstellungen unberücksichtigt bleiben ist unausweichlich, aber dennoch fühlt sich die Profession allen Interessen zugleich verpflichtet und ist darum bemüht, alle Interessen möglichst ausgewogen zur Geltung kommen zu lassen. Obgleich ein gewisses Machtgefälle, etwa zwischen Institution und Sozialarbeiter oder zwischen Sozialarbeiter und Klient zweifelsohne besteht, dass den Handlungs-und Entscheidungsspielraum einschränkt. Daher sehe ich Mediation, als ein nützliches, auf allen Feldern der Sozialen Arbeit ersetzbares Instrument zu Konfliktbearbeitung an, da Konflikte in der Sozialen Arbeit zum Alltag gehören und nicht ausbleiben, wenn widerstreitende Interessen aufeinanderprallen.
Im Interesse eines strukturierten Aufbaus der Hausarbeit wird es zunächst sinnvoll sein, einen Konflikt zu definieren und von Auseinandersetzungen anderer Art abzugrenzen. Anschließend erscheint es zweckmäßig, ihn hinsichtlich seiner Entwicklung zu beleuchten. Zum Abschluss der Hausarbeit wird auf die Problematik mit den Rechtsschutzversicherungen eingegangen, die eine Kostenübernahme des Verfahrens in der Mediation in familienrechtlichen Angelegenheiten immer noch von vertraglich festgesetzten Rahmenbedingungen abhängig machen, die den Versicherten nicht unbedingt zum Vorteil gereichen oder anfallende Kosten gar nicht übernehmen. Während der Ausführungen im Rahmen dieser Hausarbeit werden aufgrund der vereinfachten Lesbarkeit und nicht, um das weibliche Geschlecht auszugrenzen oder zu diskriminieren, ausschließlich männliche Formen des Sprachgebrauchs verwendet werden. Um die Eintönigkeit desselben zu reduzieren, werden die Begriffe „der Klient“, „der Betroffene“ und „der Mediant“, abwechselnd synonym benutzt. Diese Arbeit erhebt aufgrund ihres Zwecks und des damit begründeten, begrenzten Umfangs nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und versteht sich daher als Abriss ihrer Thematik.
Inhaltsverzeichnis
1.1 Einleitung und Bezug zum Seminar: (Familien-)Mediation und Improvisationstheater als Werkzeuge des Konfliktmanagements
1.2 Familienmediation
1.3 Konflikt und Konfliktmanagement
1.4 Abgrenzung des Konflikts von Auseinandersetzungen anderer Art
1.5 Konfliktverlauf und Eskalationsstufen
1.6 Heiße und kalte Konflikte und deren Differenzierung für die Konfliktbearbeitung
1.7 Wertebasiertes Konfliktmanagement und Familienmediation
1.8 Worauf kommt es im Rahmen eines Mediationsverfahrens an?
1.9 Die Problematik mit der Einlösung des Anspruchs, der hinter dem Mediationsgesetz steht
2.0 Resümee
2.1 Quellenangaben
2.1.1 Bücher
2.1.2 Webseiten. Onlineinhalte:
1.1 Einleitung und Bezug zum Seminar: (Familien-)Mediation und Improvisationstheater als Werkzeuge des Konfliktmanagements
Ich habe die Familienmediation als Thematik ausgewählt, weil sie genau wie das Improvisationstheater als Instrument der Konfliktbereinigung und der Konfliktanalyse genutzt werden kann. Beim Improvisationstheater, werden teils gleiche Erwartungen vorausgesetzt, wie bei der (Familien-) Mediation. Dazu gehört beispielsweise die Erwartung , dass auf die Mitspieler gezählt werden kann oder das aufeinander eingegangen wird, im Interesse und Bewusstsein gemeinsam etwas bewegen, erschaffen zu können. Unbewusst werden Positionen besetzt, die von Teammitgliedern bzw. dem Gegenüber entweder akzeptiert oder angefochten werden, weil sie die besetzte Position für sich beanspruchen und es nicht ertragen, dass ein anderer an ihrer Stelle eine bestimmte Rolle einnimmt, was zum Konflikt führen und dadurch die Theateraufführung misslingen kann. Auf bewusster Ebene oder unterbewusst, wird der eigene Status mit dem eine spezifische Rolle im Team verbunden ist, immer wieder bestätigt, so sehr sich die Akteure auch bemühen, den Anweisungen des Drehbuchs zu folgen. Deshalb erteilt die typische Rollenverteilung in einem Team, darüber Auskunft, wie es organisiert ist und wie die Teammitglieder zueinander in Beziehung stehen oder was sie brauchen um konstruktiv zusammen zu arbeiten. Bisweilen gerät die Ordnung im Team durcheinander, wenn seitens der Regieanweisungen atypische Rollen übernommen und ungewohnte Verhaltensmuster eingefordert werden. Dies erfordert von den Betroffenen dann ein gewisses Maß an Kreativität und Eigeninitiative. Auch die Mediation erfordert Kreativität und den Mut Zugeständnisse zu machen, sich auf Neues, noch Unbekanntes einzulassen und Alternativen zum eigenen Interesse zu erwägen. Dies geschieht mit dem Ziel und im Bewusstsein gemeinsam eine adäquate Lösung in Konfliktsituationen zu erschaffen. Beide Methoden sowohl die Mediation, als auch das Improvisationstheater können als Methoden des Konfliktmanagement angesehen und genutzt werden. Auf das Verfahren der Mediation und im Speziellen auf die Familienmediation gehe ich in dieser Arbeit ein. Diese Spezialisierung ist unabdingbar, weil das Einsatzgebiet der Mediation sich über diverse Rechtsfelder erstreckt, die den Rahmen dieser Hausarbeit sprengen. Mein zweiter Beweggrund, weshalb ich dieses Thema wählte, liegt schlicht in der Profession der Sozialen Arbeit begründet, die sich alltäglich darum bemüht, institutionelle Rahmenbedingungen, mit den Interessen von Sozialarbeiter und Klient zu vereinbaren. Dass dabei Wünsche, Sehnsüchte und Vorstellungen unberücksichtigt bleiben ist unausweichlich, aber dennoch fühlt sich die Profession allen Interessen zugleich verpflichtet und ist darum bemüht, alle Interessen möglichst ausgewogen zur Geltung kommen zu lassen. Obgleich ein gewisses Machtgefälle, etwa zwischen Institution und Sozialarbeiter oder zwischen Sozialarbeiter und Klient zweifelsohne besteht, dass den Handlungs-und Entscheidungsspielraum einschränkt. Daher sehe ich Mediation, als ein nützliches, auf allen Feldern der Sozialen Arbeit ersetzbares Instrument zu Konfliktbearbeitung an, da Konflikte in der Sozialen Arbeit zum Alltag gehören und nicht ausbleiben, wenn widerstreitende Interessen aufeinanderprallen (vgl. „Trippelmandatsprofession“ nach Staub- Bernasconi.)
Im Interesse eines strukturierten Aufbaus der Hausarbeit wird es zunächst sinnvoll sein, einen Konflikt zu definieren und von Auseinandersetzungen anderer Art abzugrenzen. Anschließend erscheint es zweckmäßig, ihn hinsichtlich seiner Entwicklung zu beleuchten. Zum Abschluss der Hausarbeit wird auf die Problematik mit den Rechtsschutzversicherungen eingegangen, die eine Kostenübernahme des Verfahrens in der Mediation in familienrechtlichen Angelegenheiten immer noch von vertraglich festgesetzten Rahmenbedingungen abhängig machen, die den Versicherten nicht unbedingt zum Vorteil gereichen oder anfallende Kosten gar nicht übernehmen. Während der Ausführungen im Rahmen dieser Hausarbeit werden aufgrund der vereinfachten Lesbarkeit und nicht, um das weibliche Geschlecht auszugrenzen oder zu diskriminieren, ausschließlich männliche Formen des Sprachgebrauchs verwendet werden. Um die Eintönigkeit desselben zu reduzieren, werden die Begriffe „der Klient“, „der Betroffene“ und „der Mediant“, abwechselnd synonym benutzt. Diese Arbeit erhebt aufgrund ihres Zwecks und des damit begründeten, begrenzten Umfangs nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und versteht sich daher als Abriss ihrer Thematik.
1.2 Familienmediation
Konflikte werden in diesem Verfahren so bearbeitet, dass sich die Lösungen am Kindeswohl orientieren und außerdem außergerichtlich getroffen werden, einvernehmlich, fair und auf lange Sicht in jedem Fall kostengünstiger sind. Das gesamte Familiensystem muss tragfähige Lösungen entwickeln, um den Raum für eine konfliktfreie Beziehungsgestaltung zu schaffen. Es geht um in der Familienmediation ausschließlich um familienrechtliche Fragestellungen, die Betroffene nicht mehr allein für sich regeln können, da sie „den Wald vor lauter Bäumen“ nicht mehr sehen und deshalb die Hilfe eines Mediators beanspruchen, der auch Sozialarbeiter hinsichtlich des Ursprungsberufes sein kann.
Es geht um vermögensrechtliche Fragen im Fall der Trennung und Scheidung, um Sorgerechtsstreitigkeiten, um konstruktive Ausgestaltung und Ausübung des Umgangs mit dem gemeinsamen Kind, den Umgang mit Dritten und Großeltern zu denen familiale Verbindungen vorhanden sind, die Unterhaltsansprüche der Kinder, sowie sozialrechtliche und rentenversicherungsrechtliche Folgen, die aus der Trennung und Scheidung entstehen, (vgl. Karl Leibetseder:2008,19).
1.3 Konflikt und Konfliktmanagement
Etymologisch lässt sich das Wort „Konflikt“ vom Lateinischen „conflictus“ ableiten und bedeutet so viel wie Zusammenstoß oder Zusammenschlagen bzw. Kampf (vgl. http://www.duden.de/suchen/dudenonline/%2C%2Cconfligere%E2%80%9C%2B)
Passend dazu gibt Friedrich Glasl eine treffende Definition für einen sozialen Konflikt, wonach er dann gegeben ist, wenn eine Interaktion, also ein reziprokes, aufeinander bezogenes Handeln, zwischen Akteuren (zwei Personen oder mehreren Menschen oder einer Gruppe) stattfindet, wobei wenigstens ein Akteur eine Unvereinbarkeit mit seiner Wahrnehmung, im Denken und der Imagination und im Fühlen sowie seinem Willen mit dem anderen Akteur, in der Art erlebt, dass beim Verwirklichen dessen, was er selbst will, fühlt und denkt, die Beeinträchtigung durch den „gegnerischen“ Akteur erfolge (vgl. Glasl:2010:17).
Ob die Absicht des gegnerischen Akteurs tatsächlich besteht ihn zu beeinträchtigen, ist für einen Konflikt nach dieser Definition unerheblich. Unter vielen Definitionen ist dies eine Mögliche, die mir für diese Hausarbeit geeignet erscheint.
Bei einem sozialen Konflikt gibt es außerdem keine Alternativen zu eigenen Interessen. Sie sind mit anderen scheinbar inkompatibel. Konflikte werden mit der Intention geführt, zumindest den anderen mit seinen Interessen übergehen zu können. Aus diesem Grund ist die emotionale Belastung bei beiden oder nur einem Konfliktpartner außergewöhnlich ausgeprägt. Ziel des Konfliktmanagements ist, Konflikte konstruktiv zu lösen unter Einbezug aller daran beteiligten Akteure mit ihren individuellen Interessen. Dies geschieht mit dem Bewusstsein, dass nicht jeder Konflikt lösbar ist, weil Konflikte so vielfältig, wie die Werte und Vorstellungen der Menschen sind, die sie auslösen.
1.4 Abgrenzung des Konflikts von Auseinandersetzungen anderer Art
Für sich betrachtet sind zwischenmenschliche Spannungen Indizien für bevorstehende soziale Konflikte, aber niemals lässt ihr alleiniges Vorliegen den Schluss auf einen sozialen Konflikt zu. Konflikte sind als dynamische Prozesse zu verstehen, die es zu bearbeiten und welche in Abhängigkeit von der Ursache auch nicht immer beilegbar sein können und für die jeweils spezifische Lösungsansätze in Frage kommen. Zwischenmenschliche Spannungen die keinen Konflikt darstellen sind: Streitereien und Kabbeleien, argumentative Auseinandersetzungen, Meinungsverschiedenheiten, Auseinandersetzungen hinsichtlich der Kompetenz und/oder der Zuständigkeit innerhalb eines klar abgesteckten Bereiches. Sie sind deshalb keine sozialen Konflikte, weil bei ihnen die Unvereinbarkeit von Interessen, Bedürfnissen und Wünschen nicht zwingend gegeben ist. Nach einem Streit folgt die Versöhnung und es tut den Betroffenen leid, sich angefeindet zu haben, eine Kabbelei ist eine humorvolle Auseinandersetzung mit ernstem Hintergrund. Bei Meinungsverschiedenheiten prallen zwei Wirklichkeiten aufeinander, die durchaus nebeneinander koexistieren können und im Falle einer argumentativen Auseinandersetzung sind beide Parteien außerordentlich an einer raschen Konfliktlösung interessiert. Kompetenz und Zuständigkeitskonflikte werden im Vergleich zum sozialen Konflikt nicht offen geführt, können sich aber zu sozialen Konflikten entwickeln, wenn sie offen ausgetragen werden. Ein Konflikt schädigt nachhaltig Beziehungen und wird vielleicht verziehen, aber niemals vergessen. Intentional werden wechselseitig (von beiden Konfliktparteien) Informationen, die für die gegnerische Konfliktpartei von Bedeutung, für einen konfliktfreie Interaktion wären, vorenthalten. Dies geschieht, um den Anderen in irgendeiner Art und Weise zu behindern oder sogar ernsthaft zu schädigen. Gezielte Handlungen werden nicht unternommen um eine Kooperation so hürdenreich, wie nur möglich zu gestalten. Am Ende geht es nicht mehr wirklich darum eigene Interessen durchzusetzen, sondern den anderen zu beseitigen. So wird der ursprüngliche Auslöser für den Konflikt, die Ursache aus den Augen verloren und in Kauf genommen, dass ein Konflikt nicht gewonnen wird. Nur der jeweilige Widersacher soll bei gezielten wechselseitigen Aktionen den größtmöglichen Schaden davon tragen. Gänzlich fehlende Empathie und Interesselosigkeit am Anliegen des Anderen verhindern, zu einer Ursache des Problems und damit zu einer konstruktiven Lösung zu gelangen. (Andreas, Edmüller: 2010,13-46).
Ab einer bestimmten Eskalationsstufe sind konstruktive Lösungen für beide Parteien unmöglich und professionelle Hilfe ist unabdingbar erforderlich, weil der Konflikt sich zu einem Selbstläufer entwickelt und die Betroffenen sich gegenseitig nicht mehr zuhören. Zu Beginn der Eskalation eines Konflikts sind beiderseitig konstruktive Lösungen aus eigener Kraft durch ein beratendes Gespräch möglich, während im Konfliktverlauf mit jeder Eskalationsstufe sich die Möglichkeiten und Handlungsspielräume der Beteiligten zur eigenständigen Konfliktlösung reduzieren. Widersprüchliche Botschaften sorgen für eine operative Verselbständigung des Konflikts. (Niklas, Luhmann:!987,530). Deshalb sind die
Eskalationsstufen nach Glasl ein wertvolles Diagnoseinstrument für die Entwicklung und den Schweregrad eines Konflikts, dass den Konfliktmanager oder im vorliegenden Fall dem Mediator Handlungsspielräume des Einschreitens in familienrechtlichen Konflikten einräumt. Die Eskalationsstufen werden im Folgenden kurz dargestellt, um ein besseres Verständnis für einen Konflikt zu bekommen und abschätzen zu können, wann und woraus sich ein Konflikt entwickelt. Dies dürfte, wie eingangs angeschnitten für alle Handlungsfelder der sozialen Arbeit, zur Auflösung von Konflikten aller Art nützlich sein und nicht nur im Rahmen der Familienmediation.
1.5 Konfliktverlauf und Eskalationsstufen
(vgl. Friedrich, Glasl: 2010,233-300)
Die Absicht eigene Interessen und Bedürfnisse vor denen anderer Menschen durchzusetzen, heiligt bisweilen die unmoralischsten Mittel, die im Konfliktverlauf mit zunehmender Intensität zur Anwendung kommen. Auf der ersten Stufe seines Phasenmodells, welches die Konfliktentwicklung beschreibt, verschlechtert sich die Stimmung zwischen den Parteien merklich. Meinungsverschiedenheiten verhärten sich zu Standpunkten von denen die Beteiligten nicht mehr abweichen.
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