Kinderrechte. Das Erziehungsverständnis Janusz Korczaks und die Konsequenzen für pädagogisches Handeln in der Schule
Zusammenfassung
Viele Erwachsene beachten nicht, das Kinder ebenfalls Rechte besitzen. Dies wird jedoch von Korczak verdeutlicht. Durch seine Schriften und Theorien zur Erziehung ist Korczak in der heutigen Zeit im Bereich der Bildung und Erziehung bekannt.
Im ersten Abschnitt wird Janusz Korczak vorgestellt. Die Biographie ist wichtig um Korczaks Leben und dessen Einfluss auf seine Arbeit zu verstehen, da er in seinen Theorien von seinem eigenen Leben ausgegangen ist. Daraufhin werden die drei Grundrechte für Kinder wiedergeben, die folgendermaßen lauten: „Das Recht des Kindes auf den heutigen Tag“, „Das Recht des Kindes auf seinen eigenen Tod“ und „Das Recht des Kindes, so zu sein, wie es ist“.
Anschließend werden zwei Methoden näher erläutert, vor allem die Aufgabe der Erziehungsperson und das Kameradschaftsgericht.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Das Erziehungsverständnis Janusz Korczaks
2.1 Kurzbiographie zu Janusz Korczak
2.2 „das Recht des Kindes auf den heutigen Tag“
2.3 „Das Recht des Kindes auf seinen eigenen Tod“
2.4 „Das Recht des Kindes so zu sein, wie es ist“
3. Methoden
3.1 Aufgaben der Erziehungsperson
3.2 Das Kameradschaftsgericht
4. Schluss
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit den Kinderrechten, die von Janusz Korczak entworfen worden sind. Er hat drei unterschiedliche Rechte für das Wohl des Kindes entworfen, um seine Ideen von einem selbstständigen und eigenverantwortlichem Wachstum des Kindes umsetzen zu können.
Dabei wird die folgende Frage
„Welche Konsequenzen hat Korczak pädagogisches Handeln in der Schule? “ gestellt.
Viele Erwachsene beachten nicht, das Kinder ebenfalls Rechte besitzen.
Dies wird jedoch von Korczak verdeutlicht.
„Man gewinnt den Eindruck einer so konsequenten Architektonik, dass einzelne Elemente mit ziemlicher Genauigkeit abgeleitet und ihre Tragfähigkeit, ihre Rangfolge und funktionale Bestimmung festgelegt werden können.“[1]
Dieses Zitat macht deutlich, dass die Pädagogik von Korczak eine zunehmend wichtige Rolle in der Erziehung hat. Nicht alles in den pädagogischen Arbeiten Korczaks ist zu Ende geführt worden. Aber alles ist tief durchdacht, in einer logischen Konzeption verbunden und auf reiche Erfahrung gegründet.[2] Durch seine Schriften und Theorien zur Erziehung ist Korczak in der heutigen Zeit im Bereich der Bildung und Erziehung bekannt.
Somit ist das Ziel dieser Hausarbeit, die Rechte der Kinder zu verdeutlichen und auf die bestimmten Möglichkeiten einzugehen.
Im ersten Abschnitt wird Janusz Korczak vorgestellt. Die Biographie ist wichtig um Korczaks Leben und dessen Einfluss auf seine Arbeit zu verstehen, da er in seinen Theorien von seinem eigenen Leben ausgegangen ist. Daraufhin werden die drei Grundrechte für Kinder wiedergeben, die folgendermaßen lauten: „Das Recht des Kindes auf den heutigen Tag“, „Das Recht des Kindes auf seinen eigenen Tod“ und „Das Recht des Kindes, so zu sein, wie es ist“.[3] Anschließend werden zwei Methoden näher erläutert, vor allem die Aufgabe der Erziehungsperson und das Kameradschaftsgericht.
Die Betrachtung der Methoden ist wichtig um zu verstehen ob es möglich war das Theoretische in der Praxis umzusetzen. Im letzten Abschnitt wird die Leitfrage beantwortet, indem die Konsequenzen benannt werden und es auf eigene Schulerfahrungen und Beobachtungen basierend argumentiert wird.
2. Das Erziehungsverständnis Janusz Korczaks
Um die Leitfrage „Welche Konsequenzen hat Korczak pädagogisches Handeln in der Schule? “, beantworten zu können, wird zuerst Janusz Korczak dargestellt, da eine Biographie viel über die Entwicklung einer Person wiedergeben kann. Vorab ist zu beachten, dass sein Leben und seine Werke nicht voneinander getrennt werden können, da Korczak in seinen „Werken“ gelebt hat. Damit wird gemeint, dass Korczak nicht verschiedene Institutionen als Versuchsobjekte hatte. Er bekräftigt seine Werke durch seine Arbeit mit Kindern indem Waisenhaus, wo er gelebt und gearbeitet hat.
2.1 Kurzbiographie zu Janusz Korczak
Janusz Korczak, der 22.07.1878 oder 1879[4] in Warschau als Henryk Goldszmit auf die Welt kam[5], war Arzt, Pädagoge und Schriftsteller.
Janusz kam als erster Sohn einer Anwaltsfamilie zur Welt und ging auf ein Gymnasium in Warschau. 1896 verstirbt sein Vater und Janusz fängt an, als Nachhilfelehrer zu arbeiten, um die finanzielle Lage zu verbessern.[6] 1898-1904 studierte er Medizin an der Universität in Warschau und half während seines Studiums als Mitbetreuer in einer Sommerkolonie.
Der Grund, warum er so bekannt wurde, waren seine Werke über Kinder und sein Einsatz für Kinder. 1904-1908 arbeitete er als Militärarzt im russisch-japanischen Krieg. Nach dem er vom Krieg kam, hat er bis 1911 in einem Kinderkrankenhaus für Ärmere gearbeitet und war ein sehr geschätzter Arzt. 1911 gab er seinen Beruf als Arzt auf, weil er das jüdische Waisenhaus auf der Krochmalnastraße 92 übernahm. Im Waisenhaus hatte er pädagogischen Freiraum und wollte seine neuen Ideen umsetzen, jedoch wurde er nach dem Ausbruch des ersten Weltkrieges wieder als Divisionsarzt von der russischen Armee einberufen, seine Mitarbeiterin Stefania Wilczynska blieb bei den Kindern und führte die Arbeit weiter.
Während des ersten Weltkrieges schrieb er sein wichtigstes pädagogisches Werk „Wie man ein Kind lieben soll“. Gleichzeitig betreute er in Kiew mehrere Waisenhäuser. Nach der Rückkehr vom Krieg übernahm er 1919 das Waisenhaus „Nasz Dom“ in Warschau, 1928 wechselte Janusz den Sitz des Waisenhauses.
Janusz war sowohl Sachverständiger für Erziehungsfragen, als auch Redakteur einer Kinderzeitung, hier schrieb er seine Erfahrungen und Ideen auf.
Am 05. August 1942 wurden die Kinder in ein Vernichtungslager gebracht, Janusz wollte die Kinder nicht im Stich lassen und lief Hand in Hand mit ihnen in das Vernichtungslager. Er wusste genau, dass diese den Tod für ihn bedeutete.
Sein genaues Todesdatum ist nicht bekannt, er schrieb täglich in sein Tagebuch und ab dem 05. August 1942 ist kein Eintrag mehr zu finden, Janusz wurde 64 Jahre alt. [7]
Um die möglichen Konsequenzen deuten zu können müssen die drei Kinderrechte laut Korczak betrachtet werden.
2.2 „das Recht des Kindes auf den heutigen Tag“
Janusz Korczak veröffentlichte 1918 die Grundrechte für Kinder und nannte sie „Magna Charta Libertatis“.[8]
Es gab 3 Grundrechte: „Das Recht des Kindes auf den Tod“, „ Das Recht des Kindes auf den heutigen Tag“ und „Das Recht des Kindes, so zu sein, wie es ist“.
Als erstes Recht wird „das Recht des Kindes auf den heutigen Tag“ erklärt. Unter diesem Recht definiert Janusz das Recht auf die Gegenwart des Kindes.
Das Kind soll seine Gegenwart so gestalten können, wie es sich vorstellt. Es soll nach seinen eigenen Normen und Werten die Chance haben, seine Gegenwart gestalten zu können.
Da ein Kind nicht abschätzen kann, wie richtig oder falsch die Sachen sind, die es machen möchte, sollen Eltern seine Handlungen möglichst akzeptieren und nicht das Kind kritisieren. Das Kind kann Sachen machen, die für die Eltern nicht plausibel sind. Auch Kleinigkeiten eines Kindes müssen laut Korczak ernst genommen werden, denn das Kind hat das Recht darauf, dass seine Eltern seinen Kummer ernstnehmen, zum Beispiel wenn das Kind im Winter mit T-Shirt raus will, sollen die Eltern es ihm vernünftig erklären, was daran bedenklich ist oder es ihm erlauben, weil es am Ende draus lernt.
Wenn das Kind etwas haben will, dann sollen die Eltern es nicht verneinen. Sie sollen mit dem Kind danach suchen und es ihm Recht machen, indem sie ihm die gewollte Sache geben. Die Eltern sollen den Kummer des Kindes ernstnehmen, auch wenn das Kind nur etwas sucht, sollen sie ihm dabei helfen. Das Kind soll eigenständig auf sich selbst gestellt sein, aber es soll dennoch auf die Hilfe der Eltern nicht verzichten müssen. Es soll den Schutz der Eltern trotz Eigenständigkeit bekommen.
Laut dieser Regel soll das Kind keine vorgeschriebene Gegenwart haben, zum Beispiel sollen Eltern nicht einen Beruf festlegen, den das Kind in der Zukunft ergreifen soll. Das Kind soll seine Zukunft nach seinen eigenen Interessen gestalten und soll einen Beruf auswählen können, der ihm gefällt und nicht einen Beruf ausüben müssen, weil die Eltern ihm diesen vorgeschrieben haben.
Die Eltern haben nicht das Recht dazu, dem Kind einen Beruf vorzuschreiben. Denn für seinen zukünftigen Beruf ist das Kind selber verantwortlich.
Wichtig bei dieser Regel ist, dass nicht jedes Kind gleich ist, beispielweise kann einem Kind wichtig sein, was die Eltern sagen, dem anderen kann es egal sein.
Deshalb ist es wichtig, was das Kind mit der Zeit an Erfahrungen und Wissen aneignet, denn was man selber lernt, bleibt am besten im Gewissen eines Kindes hängen.[9]
2.3 „Das Recht des Kindes auf seinen eigenen Tod“
Das zweite Recht aus der „Magna Charta Libertatis“ lautet „das Recht des Kindes auf seinen Tod“.
Korczak war Arzt und ihm war die Situation von kranken Kindern im Sterbebett nicht unbekannt, deshalb setzte er sich immer mehr für die Kinder ein.
Er wollte Pädagogen zeigen, dass ein Kind einen Körper besitzt und über diesen Körper auch frei verfügen kann, d. h. ein Recht hat, zu leben. Viele Eltern verbieten ihren Kindern einige Sachen aus Angst davor, dass ihnen etwas passieren könnte. Sie beschränken unbewusst das Kind mit ihren Verboten und Vorschriften. Kindern sind Sätze wie zum Beispiel „Pass auf, dass du nicht runterfällst“, „Zieh deine Socken an und vergiss deine Jacke nicht“, „Vergiss deinen Schlüssel nicht“ oder „Komm nicht zur spät nach Hause“ nicht unbekannt, diese sind „Standardsprüche“ der Eltern, bevor ein Kind das Haus verlässt. Meistens merken sie damit gar nicht, was sie dem Kind damit antun.
Eigentlich wollen sie nur Gutes für das Kind, schränken es aber ein, weil sie davon ausgehen, dass dem Kind draußen etwas passieren kann. Ein Kind sollte frei sein und sich so entfalten können, wie es dies möchte. Es sollte durch seine Erzieher nicht von seinen Interessen abgehalten werden. Korczak sagt, dass das Kind sein Leben so leben sollte, wie es dies möchte, denn aus seinem Beruf im Krankenhaus weiß er, dass das Leben eines Kindes sehr kurz und qualvoll sein kann. Er will einem Kind ein Leben ohne Qual schenken. Sein Grund ist also eher ein Wissen um den Wert eines solchen Lebens, gewonnen aus der Erfahrung der Vergänglichkeit des Lebens.
Korczak will kein Menschenleben verlängern, wenn die Person dann irgendwelche Qualen erleben muss. Er will stattdessen Menschen ein qualvolles Leben ersparen und möchte deshalb kein Menschenleben missachten und diesen Aspekt der Menschenwürde gleichzeitig schützen.[10]
2.4 „Das Recht des Kindes so zu sein, wie es ist“
Das dritte und letzte Recht aus der „Magna Charta Libertatis“ lautet, „Das Recht des Kindes, so zu sein, wie es ist“. In diesem Recht zeigt Korczak, dass jedes Kind ein einmaliges unverwechselbares Wesen ist.
Korczak sagt, dass ein Kind für seine persönliche Entfaltung und individuelle Entwicklung selber verantwortlich ist, weil er glaubt, dass ein Kind in der Lage ist, seine eigenen Angelegenheiten zu beurteilen. Ein Kind kennt die Schwierigkeiten seines Lebens und weiß genau, was es für sich selber braucht.
Deshalb behauptet Korczak, dass ein selbstverantwortliches Kind für sein Wachsen selber verantwortlich ist. Wenn die Eltern das Kind nach ihren Vorstellungen erziehen wollen, dann verstoßen sie gegen dieses Recht, deshalb dürfen sich Kinder verweigern, sich nach den Vorstellungen der Eltern/ Erziehern erziehen zu lassen.
Also hat der Erzieher die Aufgabe, die in dem Kind liegenden Aufgaben und Kräfte zu fördern. Der Erzieher hat nicht das Recht, das Kind einzuengen, d. h. der Erzieher muss dem Kind einen bestimmten Freiraum geben, in dem sich das Kind entwickeln kann.
Wenn man einem Kind etwas verbietet, stärkt sich der Wille danach und es wird tyrannisch. Aus diesem Grund soll dem Kind nichts verboten werden, denn genau dann langweilt es sich und fühlt sich eingeschränkt. Korczak verspottete die Kinder um einen notwendigen und wirksamen Eingriff durchzuführen, denn obwohl er Kinder auf sich allein gestellt lässt, sagt er zugleich, dass es eine Missachtung dem Kind gegenüber wäre, wenn man das Kind komplett auf sich allein gestellt lässt. Im Waisenhaus förderte er das Mindern von negativen Eigenschaften und das steigern von positiven Eigenschaften durch das Zusammenleben. Es war notwendig, pädagogischen Einfluss auf die Kinder zu nehmen, um den Mittelweg von Führen und Wachsen lassen zu finden.
Das Führungsprinzip durfte durch erzieherische Maßnahmen nicht beeinträchtigt werden, denn Korczak orientierte sich nach einem Grundsatz, der lautet, „[es geht darum], was sein kann und nicht darum, was sein sollte“.
Ein Kind darf alle Arten von Erfahrungsmöglichkeiten nutzen, darunter versteht man, dass ein Kind nicht von den Eltern bzw. Erziehern gelenkt werden soll, sondern das Kind soll versuchen, alle in ihm liegenden Ziele ideal auszubilden. Wenn ein Kind einen Erzieher als Vorbild sieht, sieht Korczak dies als eine Situation mit einer mangelnden Vorbildfunktion, denn Erwachsene lügen viel, deshalb kann er sich nicht vorstellen, dass ein Kind einen Erwachsenen als Vorbild nehmen sollte. Auch wenn ein Erwachsener sich in die Lage des Kindes versetzt, kann er die Gedanken und Gefühle des Kindes nicht ganz nachvollziehen, er kann sich nicht vorstellen, dass das Kind auch eigene Gedanken und Gefühle für sich hat, obwohl es von den Erwachsenen kommandiert wird. Ein Erzieher muss akzeptieren, dass ein Kind ebenfalls Geheimnisse für sich hat, diese aber seinem Erzieher nicht sagen will.[11]
3. Methoden
Nachdem die Prinzipien erläutert wurden, folgt im Verlauf der Hausarbeit die Methoden der Durchführung von den Rechten. Durch die Betrachtung der Durchführung wird man mit einigen Konsequenzen konfrontiert.
[...]
[1] Korczak, Janusz: Wie man ein Kind lieben soll. (Hg.): Heimpel, Elisabeth/Ross, Hans. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1974, S. XXIff.
[2] Vgl. ebd., S. XIX.
[3] Radtke, Uwe: Jansuz Korczak als Pädagoge. Zum Recht des Kindes auf Achtung. 2. Auflage, Marburg: Tectum Verlag 2005, S. 73.
[4] Vgl. ebd., S. 17.
[5] Vgl. Kunz, Lothar: Janusz Korczak (1878- 1942) - biographische Skizzen. In: Einführung in die Korczak Pädagogik. (Hg.): Kunz Lothar. Weinheim und Basel: Beltz Verlag, S. 13.
[6] Vgl. Radtke, Uwe: Jansuz Korczak als Pädagoge. Zum Recht des Kindes auf Achtung. 2. Auflage, Marburg: Tectum Verlag 2005, S. 11ff.
[7] Vgl. Kunz, Lothar: Janusz Korczak (1878- 1942) - biographische Skizzen. In: Einführung in die Korczak Pädagogik. (Hg.): Kunz Lothar. Weinheim und Basel: Beltz Verlag, S. 13ff.
[8] Vgl. Radtke, Uwe: Jansuz Korczak als Pädagoge. Zum Recht des Kindes auf Achtung. 2.Auflage, Marburg: Tectum Verlag 2005, S. 77ff.
[9] Vgl. ebd., S. 75.
[10] Vgl. ebd., S. 76ff.
[11] Vgl. ebd., S. 80ff.