Ein Swap ist ein Finanzinstrument, welches den Austausch zukünftiger, vertraglich festgehaltener Zahlungsströme zweier Parteien ermöglicht. Determiniert werden hierbei die Zahlungszeitpunkte und die Bestimmungsform des Betrages.
In dieser Seminararbeit werden Zinsswaps näher untersucht. Kapitel 2 gibt einen Überblick über die Funktionsweise von Zinsswaps. Hier werden Modalitäten bei Vertragsabschluss aufgezeigt, die Funktion von Zinsswaps erläutert und die Beweggründe für die Eingehung eines Zinsswaps ausgezeigt.
In Kapitel 3 werden Bewertungsmöglichkeiten dargestellt. Diese werden anhand einer ausführlichen Herleitung beschrieben und erklärt. Kapitel 4 gibt einen Überblick über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Zinsswaps wider. Anschließend wird speziell die Funktion als Sicherungsinstrument für Einzelpositionen und für das allgemeine Zinsrisiko beschrieben.
Beispiele veranschaulichen in Kapitel 5, wie Zinsswaps in der Praxis als Sicherungsinstrument eingesetzt werden können. Die Arbeit endet mit einer Schlussbetrachtung, welche die gewonnenen Resultate zusammenfasst und hieraus ein Fazit zieht.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Funktionsweise
3. Bewertung
4. Einsatzmöglichkeiten von Zinsswaps
4.1 Risikosteuerung von einzelnen Zinsrisikopositionen
4.2 Risikosteuerung des allgemeinen Zinsrisikos
5. Beispiele zur Effizienzsteigerung mittels Zinsswap
5.1 Sicherung bei Anlagebedarf
5.2 Sicherung bei Finanzierungsbedarf
6. Schlusswort
7. Literaturverzeichnis
1. Einführung
Ein Swap ist ein Finanzinstrument, welches den Austausch zukünftiger, vertraglich festgehaltener Zahlungsströme zweier Parteien ermöglicht1. Determiniert werden hierbei die Zahlungszeitpunkte und die Bestimmungsform des Betrages
Als OTC-Derivate2 sind Swaps nicht börsengehandelt und gestatten eine genaue Anpassung an die Bedürfnisse der beiden Kontraktpartner. Sie dienen unter anderem der Senkung von Finanzierungskosten oder der Erhöhung von Erträgen. Desweiteren können sie als Absicherung von Kassaprodukten gegen Marktpreisrisiken3 eingesetzt werden. Während bei Forwardgeschäften4 der Austausch von Zinszahlungsströmen nur zu einem einzigen zukünftigen Zeitpunkt erfolgt, verpflichten sich die Vertragspartner bei Zinsswaps zum wiederholten Austausch zukünftiger Zahlungen bestimmter noch zu berechnender Höhe zu bestimmten Zeitpunkten. Swaps sind demnach unbedingte Termingeschäfte und können als eine Folge von Forward-Geschäften , ein Portfolio von Forwards, interpretiert werden5.
Da der Swap-Markt sehr groß ist, bietet er neben den Standardgeschäften eine Vielzahl von unterschiedlichen Swap-Konstruktionen. Zu Beginn dominierten Währungsswaps den Markt, doch mittlerweile sind die reinen Zinsswaps6 die wichtigsten, und mit einem Anteil von ca. 85%7 am Geschäftsvolumen, die meistumgesetzten Swap-Geschäfte. Unterschied zwischen Zins- und Währungsswaps ist, dass beim Währungsswaps bei den gegenseitigen Zahlungen die gleiche Währung zugrunde liegt.
In dieser Seminararbeit werden lediglich Zinsswaps näher untersucht. Kapitel 2 gibt einen Überblick über die Funktionsweise von Zinsswaps. Hier werden Modalitäten bei Vertragsabschluss aufgezeigt, die Funktion von Zinsswaps erläutert und die Beweggründe für die Eingehung eines Zinsswaps ausgezeigt. In Kapitel 3 werden Bewertungsmöglichkeiten dargestellt. Diese werden anhand einer ausführlichen Herleitung beschrieben und erklärt. Kapitel 4 gibt einen Überblick über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Zinsswaps wider. Anschließend wird speziell die Funktion als Sicherungsinstrument für Einzelpositionen und für das allgemeine Zinsrisiko beschrieben. Beispiele veranschaulichen in Kapitel 5, wie Zinsswaps in der Praxis als Sicherungsinstrument eingesetzt werden können. Die Arbeit endet mit einer Schlussbetrachtung, welche die gewonnenen Resultate zusammenfasst und hieraus ein Fazit zieht.
2. Die Funktionsweise von Zinsswaps
Ein Zinsswap beschreibt das Vertragsverhältnis zwischen zwei Parteien, die sich dazu verpflichtet haben, einen festgelegten Austausch von Zinszahlungen, welcher in einem bestimmten Zeitraum zu erfolgen hat, vorzunehmen8. Hierzu werden bei Vertragsabschluss folgende Details9 fixiert:
- Festzinssatz (Swap-Satz),
- Referenzzins und ein eventueller Zinsaufschlag (Spread),
- Swap-Volumen/Nominalbetrag
- Zinsanpassungstermine des variablen Zinssatzes
- Länge der Zinsperioden für den Festzins und für die variablen Zinszahlungen,
- Anzahl der jeweiligen Zinsperioden/Laufzeit des Zinsswaps,
- Zinszahlungstermine und zugrunde liegende Zinsberechnungsmethoden
Wie man in Abbildung 1 erkennen kann, sind die Zinszahlungen der einen Vertragspartei, dem sogenannten Payer, über die gesamte Laufzeit auf einen hypothetischen Nennbetrag durch Festzinssatz bestimmt. Dieser Festzinssatz nennt sich Fixed leg10. Die Zahlungen der anderen Partei, dem Receiver, sind hingegen variabel, da sich deren Höhe nach dem hierzu relevanten Geldmarktsatz, dem LIBOR beziehungsweise EURIBOR, richtet. Dieser variablen Zinssatz wird als Floating Leg11 bezeichnet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Zinsswap zwischen Payer und Receiver
Die Zielsetzung spielt beim Abschluss eines Swaps eine bedeutende Rolle. Der Payer verfolgt das Ziel sich gegen steigende Zinsen abzusichern bzw. spekuliert auf diese, da er für diesen Fall höhere variable Zinszahlungen erwarten kann, aber weiterhin den festgelegten Zins zahlt. Der Receiver versucht mit Abschluss eines Kuponswaps einen Vorteil aus einem fallenden Zinsniveau zu ziehen, da er bei fallenden Zinsen geringere Zinszahlungen leisten muss und im Gegenzug aber den höheren Festzins bekommt.
Für die Zinszahlungsberechnung haben sich Marktusancen gebildet. So wird die Höhe des Referenzzinssatzes der nächsten Zinsperiode zwei Tage vor dem nächsten Zinszahlungstermin oder Zinsanpassungstermin festgelegt. Man spricht dabei von einem Fixing Lag von zwei Tagen, da das Roll Over Date zwei Tage vor dem Zinszahlungstermin für die laufende Zinsperiode liegt12.
3. Bewertung
Generell ist der Wert eines Swaps die Summe des Barwerts des zu erhaltenen Zahlungsstroms abzüglich des Barwerts des zu leistenden Zahlungsstroms13. Zunächst stellt sich jedoch bei Abschluss eines Zinsswaps die Frage, welcher Festzinssatz bei einer Laufzeit von t Jahren vereinbart werden muss, sodass der Wert Null entspricht, da sonst eine Partei benachteiligt würde und das Geschäft nicht einginge.
Dazu wird der Festzinssatz für einen Swap ermittelt, der folgende Merkmale aufweist:
Geschäftsabschluss: 01. 02. 2001
Laufzeit: 3 Jahre
Nennbetrag: W = 100 Mio. €
Zinszahlung: halbjährlich
Variabler Zins: 6-Monats-LIBOR Festzins: endogen zu ermitteln
Im folgenden Beispiel14 wird die Herleitung dieses Nullwertes ausführlich dargestellt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
VA Wert des Swaps aus Sicht des Receivers
zs;t
Zinssatz für die Anlage von s bis t (s < t) (Kassazinssatz bei s = 0, impliziter Terminzinssatz bei s > 0).
Aufgrund der halbjährlichen Zinszahlungen gilt für Gleichung (1), dass auch nur die Hälfte der Zinszahlungen zu entrichtet werden muss. Betrachtet man sich den Inhalt der eckigen Klammer, so beschreibt der Minuend die feste Zinszahlung, welche der Receiver erhält. Im Subtrahenden findet man die variable Zinszahlung, welche von ihm zu zahlen
ist. Es gilt hierbei VB = -VA 15, aufgrund der umgekehrten Vorzeichen. Zur Ausfüllung von (1) wird gültige Zinsstrukturkurve herangezogen, welche bei Vertragsabschluss gilt. In Abhängigkeit der Laufzeiten gilt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Zinsstruktur und Nullkuponzinssätze
Anhand der Nullkuponzinssätze lassen sich die benötigten impliziten 6-Monats- Terminzinssätze determinieren. Aus Gründen der Arbitragefreiheit muss generell gelten:
Daraus folgend hängt das realisierbare Endvermögen im Zeitpunkt t nicht davon ab, ob eine unmittelbare Anlage über die gesamte Periode erfolgt oder ob der Zeitraum in zwei (oder mehr) Teilperioden zerlegt wird16. Hierfür entscheidend ist, dass bei der zweiten Teilperiode der bereits bekannte Terminzinssatz angewendet wird. Der noch nicht bekannte zukünftige Kassazinssatz spielt noch keine Rolle. Im Zeitpunkt s > 0 kann der Geldbetrag W mit Hilfe der verfügbaren Kassainstrumente bis zum Zeitpunkt t rekonstruiert werden. Hierzu nimmt man einen Kredit mit dem Volumen W . (1+z0;s)-s zur Fälligkeit s auf, welcher bis zum Zeitpunkt t anlegt wird17. Hieraus ergibt sich:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2: Rekonstruktion eines Termingeschäfts durch Kassainstrumente
Ein kürzerfristiger Kredit und eine längerfristige Anlage sind also gleichwertig zu einer zukünftigen Anlage. Der implizite Terminzinssatz ergibt sich folglicherweise aus Auflösung von (2)
Mit Hilfe von Gleichung (3) bekommt man nun die Möglichkeit anhand der Angaben aus Tabelle 1 die implizierten Terminzinssätze ermitteln zu können.
Somit ergeben sich die folgenden 6-Monats Terminsätze:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 3: Implizierte Terminsätze
Ab jetzt besteht die Möglichkeit den gesuchten Festzinssatz r, welcher den Swapwert auf Null setzt zu ermitteln. Dies kann man anhand der errechneten impliziten 6-Monats- Terminzinssätze und der Marktzinssätze. Diese, entnommen aus den Tabellen 2 und 4, setzt man in Gleichung (1) ein und löst nach r auf18.
Es ergibt sich r = 0,0538. Um überprüfen zu können, ob der Swap bei einem Festzinssatz r ≈ 5,38 % tatsächliche den Wert Null annimmt, schaut man sich die Nettozahlungen, in Tabelle 4 zusammengefasst, an. Hier wird eine ex-ante Sicht, bei Abschluss des Swaps eingenommen. Man kann die Zahlungen daher als erwartete Zahlungen oder als durch Termingeschäfte abgesicherte Zahlungen ansehen19.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 4: Einzahlungen und Auszahlungen des Receivers
Der Kapitalwert der Nettozahlungsreihe des Receivers beträgt demnach:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Da VB = -VA hat der Kapitalwert der Nettozahlungsreihe aus Sicht der Payers ebenso einen Wert von Null.
4. Einsatzmöglichkeiten von Zinsswaps
Zinsswaps können vielfältig eingesetzt werden. Je nach Dispositionsmotiv20 können sie für ein Unternehmen zur Rentabilitätssteigerung oder auch zum Management von Zinsrisiken nützlich eingesetzt werden. Im Zuge der Risikosteuerung Im Unternehmen werden die Zinsswaps eingesetzt um auf der einen Seite Inkongruenzen zwischen Aktiva und Passiva zu vermeiden, beziehungsweise sie zu verringern. Sie können aber auch zum bewussten Aufbau von Inkongruenzen verwendet werden.21 Somit hat das Unternehmen die Möglichkeit eine ausgeglichene Bilanzstruktur zwischen fixen und variablen Zinsforderungen und Zinsverbindlichkeiten zu schaffen. Dies hat besonders für Banken eine enorme Wichtigkeit, da sie mit Hilfe der Zinsswaps, unabhängig von der vorgegebenen Bilanzpassivseite, die Bilanzaktivseite zinskongruent refinanzieren können. Eine effiziente Verringerung des Zinsänderungrisikos kann somit auch ohne bilanzwirksame Maßnahmen gewährleistet werden.22
Zinsswaps werden in der Praxis jedoch nicht nur für die Sicherung der eigenen Zinspositionen verwendet, sondern auch als reines Handelsinstrument für TradingStrategien eingesetzt.
In diesem Kapitel wird der Einsatz von Zinsswaps als Sicherheitsinstrument im Risikomanagement dargelegt.
[...]
1 Vgl. Corb H. 2012 S. 3
2 OTC-Derivate sind nicht standardisierte Derivate, die nicht an einer Börse, sondern direkt zwischen den Marktteilnehmern gehandelt werden. Vgl. Becker 2011 S. 260
3 Das Marktpreisrisiko ist das Risiko eines Verlustes aufgrund der Änderung des Marktpreises. S. Enthofer, Haas 2012 S. 519
4 Ein Forward ist eine Vereinbarung, einen Vermögenswert zu einem bestimmten Preis und zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft zu kaufen bzw. zu verkaufen. Vgl. Hull 2011 S. 5
5 Vgl. Rudolph, Schäfer 2010 S. 130
6 Vgl. Büschgen 1985 S. 306 ff
7 Deutsche Bundesbank, Zahlungsbilanzstatistik, Stand 23.07.2015
8 Vgl. Florian Eisele, Werner Neus, Andreas Walter, 2001, S. 2
9 S. Kruse, S., 2015, S. 153
10 Vgl. Lionel Martellini,Philippe Priaulet,Stéphane Priaulet, 2005, S. 325
11 Vgl. Lionel Martellini,Philippe Priaulet,Stéphane Priaulet, 2005, S. 325
12 s. Kruse S., 2015, S. 154
13 s. Kruse S., 2015, S. 24
14 s. Florian Eisele, Werner Neus, Andreas Walter, 2001, S.3 ff
15 Vgl. Hull J., 2014, S. 208 Seite 6
16 s. Florian Eisele, Werner Neus, Andreas Walter, 2001, S.5
17 Vgl. Hull J., 2014, S. 150
18 Vgl. Hull J., 2014, S. 154
19 Vgl. Florian Eisele, Werner Neus, Andreas Walter, 2001, S. 6 Seite 8
20 Als mögliche Dispositionsmotive für die Verwendung von Zinsswaps gelten unter anderem das Absicherungsmotiv, das aktive Zinsmanagement zur Wahrnehmung von Zinsänderungschancen, die Möglichkeit der Generierung neuartiger Rendite-Risiko-Profile und schließlich das Arbitrage-Motiv Vgl. Albrecht, Peter/Schradin, H. 1994, S.161ff
21 Vgl. Nabben, 1990, S. 48
22 Vgl. Lerbinger, 1988, S. 19