Ist Resilienz die Schlüsselkompetenz der Neuzeit?
Zusammenfassung
Um diese harmonische Beziehung gewährleisten zu können, gibt es durch stetig steigenden Kosten- und Leistungsdruck in der Wirtschaft einige Herausforderungen den wirtschaftlichen Erfolg in Einklang mit der Ressource Arbeitskraft zu bekommen. In der Beziehung zwischen Mitarbeitern und Unternehmen fällt in den letzten zwanzig Jahren immer häufiger der Begriff Resilienz, welcher in dieser Hausarbeit kritisch auf seine Bedeutung für ein Unternehmen und für einen Mitarbeiter selbst diskutiert werden soll. Dabei wird die Bedeutung einer Resilienz untersucht vor dem Hintergrund der steigenden psychischen Erkrankungen, wie z.B. dem Burnout.
Ziel dieser Arbeit ist es, die thematische Fragestellung ob Resilienz eine Schlüsselkompetenz der Neuzeit (Gegenwart) sein kann und wie diese in den Gesamtzusammenhang der Personalwirtschaft einzuordnen ist. Dabei wird näher darauf eingegangen, welche wirtschaftlichen Folgen psychische Erkrankungen haben und welcher gesellschaftliche Zusammenhang besteht. Aus der Praxis wird dabei am Beispiel des Unternehmens E.ON dargestellt, wie ein großer Energiekonzern mit dem Thema Resilienz umgeht.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Problemstellung und Überblick
2 Die Ressource Arbeitskraft
2.1 Die Volkskrankheit Burnout
2.1.1 Wann ist ein Mitarbeiter psychisch überlastet
2.1.2 Frühwarnzeichen für psychische Erkrankungen
2.2 Wirtschaftliche Folgen psychischer Erkrankungen
3 Resilienz – die Schlüsselkompetenz der Neuzeit
3.1 Definition und Merkmale von Resilienz
3.2 Individuelle Resilienz
3.3 Organisationale Resilienz
4 Forschung und fachliche Diskussion
4.1 Der Einfluss von Resilienz auf den Unternehmenserfolg
4.2 Aktuelle Forschungsdiskussion
4.3 Die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen
4.4 Praxisbeispiel E.ON
5 Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlung
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Drei-Phasen-Modell .
1 Problemstellung und Überblick
Arbeitnehmer und Arbeitgeber stehen in einer sensiblen wechselseitigen Beziehung. Beide sind voneinander abhängig um langfristigen gegenseitigen Erfolg zu ermöglichen. So sind es die Mitarbeiter, welche durch die Erfüllung der ihnen zugewiesenen Tätigkeiten zur Leistung eines Unternehmens beitragen und zum anderen die Unternehmen welche durch die Förderung und Entwicklung der Mitarbeiter die Träger der Wünsche und Bedürfnisse darstellen. Um diese harmonische Beziehung gewährleisten zu können, gibt es durch stetig steigenden Kosten- und Leistungsdruck in der Wirtschaft einige Herausforderungen den wirtschaftlichen Erfolg in Einklang mit der Ressource Arbeitskraft zu bekommen.
In der Beziehung zwischen Mitarbeitern und Unternehmen fällt in den letzten zwanzig Jahren immer häufiger der Begriff Resilienz, welcher in dieser Hausarbeit kritisch auf seine Bedeutung für ein Unternehmen und für einen Mitarbeiter selbst diskutiert werden soll. Dabei wird die Bedeutung einer Resilienz untersucht vor dem Hintergrund der steigenden psychischen Erkrankungen, wie z.B. dem Burnout.
Ziel dieser Arbeit ist es, die thematische Fragestellung ob Resilienz eine Schlüsselkompetenz der Neuzeit (Gegenwart) sein kann und wie diese in den Gesamtzusammenhang der Personalwirtschaft einzuordnen ist. Dabei wird näher darauf eingegangen, welche wirtschaftlichen Folgen psychische Erkrankungen haben und welcher gesellschaftliche Zusammenhang besteht. Aus der Praxis wird dabei am Beispiel des Unternehmens E.ON dargestellt, wie ein großer Energiekonzern mit dem Thema Resilienz umgeht.
2 Die Ressource Arbeitskraft
2.1 Die Volkskrankheit Burnout
2.1.1 Wann ist ein Mitarbeiter psychisch überlastet
„In dem Augenblick, in dem ein Mensch den Sinn und den Wert des Lebens bezweifelt ist er krank.“ (Siegmund Freud)
Die Freiburger Unternehmensberatung Saarmann hat eine Untersuchung mit 10.000 Führungskräften aus der Wirtschaft durchgeführt und festgestellt, dass ca. 45% aller Manager an Erschöpfungssyndromen leiden. Erschöpfungssyndrome sind die Hauptanzeichen für ein Burnout. In der heutigen Zeit wird sehr häufig von der Modediagnose oder auch Volkskrankheit Burnout gesprochen. Doch was ist ein Burnout eigentlich?1
Nach Ayala M. Pines und Elliot Aronson bedeutet der Begriff Burnout ein „Zustand körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung. Die Betroffenen fühlen sich körperlich verausgabt, hilflos, hoffnungslos und emotional erschöpft. Sie entwickeln negative Einstellungen zum Selbst, ihrem Beruf, zu anderen Menschen und zum Leben allgemein. Ausbrennen und Überdruss sind Empfindungen des Unglücks und der Unzufriedenheit, das vergebliche Streben nach Idealen. In extremen Formen berauben sie die Menschen der Fähigkeit, sich mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen und sich an ihr zu freuen“.2
Die Definition eines Burnouts ist recht klar, dennoch lässt sich ein Burnout nicht objektiv messen und zum Erkennen der Krankheit ist man auf subjektive Beschreibungen der betroffenen Personen oder die subjektiven Beobachtungen eines Therapeuten angewiesen. Nach der Entdeckung des Begriffes Burnout in den 1970er Jahren dachte man, dass lediglich Menschen aus Helferberufen wie z.B. Krankenpfleger oder Krankenschwestern von der Krankheit betroffen sein könnten. Heute ist jedoch klar, dass jede Person berufsunabhänigig ein Burnout erleiden kann, sofern die inneren und äußeren Faktoren dafür gegeben sind. Gerade Berufe mit verantwortungsvollen Tätigkeiten wie Fluglotsen oder Krankenschwestern auf einer Intensivstation sind hohen nervlichen Beanspruchungen ausgesetzt. Bleibt die Anerkennung der Leistung in den Berufen aus, so kann dies schnell zu einem Burnout führen.3
2.1.2 Frühwarnzeichen für psychische Erkrankungen
Psychische Erkrankungen wie ein Burnout entstehen nicht von heute auf morgen sondern es handelt sich dabei um einen schleichenden Prozess. Am Beispiel des DreiPhasen-Modells (siehe Abb. 1) von Schmiedel lässt sich erkennen, dass der Prozess durch verschiedene Symptome im Alltag begleitet wird. In der Aktivierungsphase ist ein Mensch beispielsweise verschiedenen Stressfaktoren bei der Arbeit ausgesetzt und es kommt zu typischen Anzeichen wie Schwitzen, Nägelkauen und körperlicher Unruhe. Der Körper ist darauf eingestellt sich gegen diese Symptome zu widersetzen und versucht diese über einen Zeitraum zu kompensieren. In dieser zweiten Stufe eines Burnouts sind Schlafstörungen oder Aggressivität vorkommende Symptome. Der menschlichen Körper hat jedoch Grenzen und kann diese Störungen über einen gewissen Zeitraum aushalten, bis er dann in die dritte Phase des Burnout-Prozesses gelangt. Dabei handelt es sich um die Erschöpfungsphase, welche zunehmende Verzweiflungssymptome zeigen und sogar bis zur Suizidität führen können.
Abb. 1: Drei-Phasen-Modell
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Schmiedel, Volker: Burnout - Wenn Arbeit, Alltag & Familie erschöpfen, 1.Auflage, Stuttgart, 2010, S. 21.
Psychische Erkrankungen werden in der heutigen Gesellschaft oft als Makel oder gar als Schwäche ausgelegt, dabei kann eine psychische Krankheit unabhängig von Alter, Geschlecht oder Beruf jeden treffen. Viele Menschen sehen die Symptome einer Erkrankung wie beispielsweise eines Burnout nicht und hoffen mit einem Urlaub oder über ein Wochenende ihre Symptome mit kurzfristiger Erholung zu bekämpfen. Nicht selten zieht dieses Verhalten die Menschen in den Sog der Krankheit. Menschen sollten entsprechend bei den ersten Anzeichen von länger anhaltender Lustlosigkeit, fehlendem Antrieb oder häufiger nicht erledigten Aufgaben professionelle Hilfe aufsuchen.4
2.2 Wirtschaftliche Folgen psychischer Erkrankungen
Laut einer Studie aus dem Jahr 2008 waren deutsche Arbeitnehmer über die Gesamtheit gesehen durchschnittlich 17 Tage im Jahr krank. Betrachtet man hingegen den durchschnittlichen Ausfall eines Arbeitnehmers mit einer psychischen Erkrankung so erhöht sich die Zahl der durchschnittlichen Krankentage auf 25. Eine Entwicklung der Zunahme von psychischen Erkrankungen zeigt der Vergleich mit einer Studie von 1976. Während damals lediglich 2 Prozent der Krankmeldungen auf psychische Krankheiten zurückzuführen waren, so sind es im Jahr 2008 bereits 10 Prozent. Dies bedeutet, dass im Jahr 2008 jede zehnte Krankmeldung auf die Auswirkungen von psychischen Belastungen zurückzuführen ist und dieser Mitarbeiter im Durchschnitt 25 Tage gefehlt hat.5 Eine aktuelle Studie für das Jahr 2013 zeigt, dass die Krankentage bei psychischen Erkrankungen noch weiter angestiegen sind und in dem Jahr 34,5 Krankentage im Durchschnitt betrug.6
Arbeitsbedingte Kosten psychischer Störungen betragen laut der Studie einen jährlichen Schaden von 7,1 Milliarden Euro. In diesen Kosten sind die Kosten des Arbeitsausfalls, Krankengeldzahlungen der Krankenkassen, Kosten krankheitsbedingter Frühverrentung, Einnahmeverluste sowie Zusatzausgaben der Rentenversicherung enthalten7. Der Ausfall und die Arbeitsunfähigkeit auf Grund von psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen ist keine zu vernachlässigende Größe und wird von Unternehmen entsprechend entgegengewirkt um den wirtschaftlichen Schaden zu minimieren. Dass sich Prävention lohnt, belegen zahlreiche Studien aus den USA. Diese zeigen, dass eine betriebliche Gesundheitspolitik dazu beitragen kann wirtschaftliche Schäden durch psychische Belastungen zu reduzieren. In verschiedenen Untersuchungen wurde herausgefunden, dass ein in „Gesundheitsprävention investierter Dollar Erträge zwischen zwei und zehn Dollar“8 erzielt.9
3 Resilienz – die Schlüsselkompetenz der Neuzeit
3.1 Definition und Merkmale von Resilienz
Resilienz kann im Folgenden zwei Bedeutungen haben.
[...]
1 Vgl. Handelsblatt (2006)
2 Pines, A. (2006), S. 12
3 Vgl. Schmiedel, V. (2010), S.12
4 Vgl. Kaschka, Korczak und Broich (2011)
5 Vgl. Buchner, S. (2010)
6 Vgl. BPtK-Studie (2015)
7 Vgl. Bödeker und Friedrichs (2011)
8 Bödeker und Friedrichs (2011)
9 Vgl. Bödeker und Friedrichs (2011)