Diese Arbeit setzt sich zum Ziel, das Lehrwerk „Schritte 2“ hinsichtlich ausgewählter Kriterien zu analysieren. Dabei liefern die Kriterien einen Anhaltspunkt, ob das Lehrwerk hinsichtlich gewisser Aspekte nach persönlichem Ermessen für eine bestimmte Gruppe von LernerInnen von Deutsch als Fremdsprache geeignet ist oder dessen Verwendung vermieden werden muss bzw. nur ausgewählte Teile im Unterricht zum Zuge kommen.
Nach einer allgemeinen Einleitung in das zu behandelnde Werk, werden die aus der Literatur nach eigenem Interesse ausgewählten Kriterien zur Analyse des o. g. Lehrwerks vorgestellt. Ausgangspunkt für die Lehrwerkanalyse bilden dabei Illustrationen sowie die Bildlichkeit. Vanyek wird nämlich zugestimmt, dass Bildern innerhalb der Landeskundedidaktik eine Entdeckungsfunktion zukommen. Bilder wecken somit das Interesse der LernerInnen. Sie entscheiden über den ersten Eindruck einer Lektion bzw. Übung und werden vor dem näheren Betrachten des Textes wahrgenommen.
Das führt zu der folgenden konkreten Fragestellung dieser Arbeit: Wie müssen Bilder in Lehrwerken ausgewählt werden, um hinsichtlich der Vermittlung von Landeskunde im Fremdsprachenunterricht geeignet zu sein? Lehrkräfte benötigen Kenntnis darüber, welche Bilder in Lehrwerken oder aus anderen Quellen wie dem Internet in der Fülle der Auswahl speziell für ihre Lernergruppe für bestimmte Lernziele sinnvoll eingesetzt werden können. Um diese Entscheidung für die Auswahl bestimmter Bilder und damit Lehrwerke zu erleichtern, werden im Verlauf dieser Arbeit die einzelnen Kriterien der Analyse erläutert. Im Anschluss an den Hauptteil der Arbeit – die Analyse des Lehrwerks hinsichtlich der vorgestellten Kriterien – wird ein eigenes Fazit zu dem Lehrwerk und den Kriterien gezogen. Dabei wird zu der zentralen Fragestellung, wie Bilder in Lehrwerken ausgewählt werden müssen, um hinsichtlich der Vermittlung von Landeskunde im Fremdsprachenunterricht geeignet zu sein, Stellung genommen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Schritte 2 – Einführung in das Lehrwerk
2. Kriterien zur Beurteilung des Lehrwerks
2.1 Ausgangspunkt Illustrationen bzw. Bildlichkeit
2.2 Einzelne Kriterien
2.2.1 Zielgruppe
2.2.2 Funktionalität
2.2.3 Perspektive
2.2.4 Regionale Vielfalt
2.2.5 Stereotype
2.2.6 Interkulturalität
3. Fazit
4. Quellenangaben
4.1 Literaturverzeichnis
4.2 Internetquellen
Einleitung
Bevor das Lehrwerk „Schritte 2“ hinsichtlich seiner Aspekte innerhalb des Bereichs der Landeskunde analysiert werden kann, stellt sich grundlegend die Frage, was Landeskunde überhaupt ist. Der Begriff Landeskunde ist kein banal zu definierender Begriff, da es sich bei dem Terminus vielmehr um einen „Sammelbegriff für viele Wissenschaften“ (Vanyek 2008, S. 7) als um die Bezeichnung für eine Einzelwissenschaft handelt. Vanyek kritisiert in ihrer Diplomarbeit über die Art der Darstellung von Landeskunde in unterschiedlichen deutschen Lehrwerken die vorherrschende Stigmatisierung von „Landeskunde“ auf konkret fassbare Wissenschaften wie Geografie und Geschichte (vgl. Vanyek 2008, S. 8). Auch spricht die o. g. Autorin sich gegen eine Verengung des Begriffs „Landeskunde“ auf den ausschließlich unterrichtlichen Rahmen aus.
Nach dieser Abgrenzung im Sinne der Wortbedeutung von „De-finition“ (lat. „definitio“ bedeutet „Abgrenzung“) wird nun eine bewusst offen formulierte Arbeitsdefinition in Anlehnung an Vanyek aufgestellt: Der Begriff Landeskunde als „eigenständige Disziplin“ (ebd.) thematisiert weitere Wissenschaften wie Geschichte und Geografie.
„Zur Landeskunde gehören […] alle Bereiche des Lebens, die etwas mit einem bestimmten Land, und mit den dort wohnenden Menschen zu tun haben, z. B.: Tradition, Mentalität, Soziologie, Politik usw.“ (Vanyek 2008, S. 8f)[1]
Verschiedene Konzepte wie die ABCD-Thesen – und deren Weiterentwicklung im D-A-C-H- (L-) Konzept mit verstärktem Blick auch auf Österreich und die Schweiz (sowie Lichtenstein) – sollten die Rolle der Landeskunde im Deutschunterricht bestimmen (vgl. Vanyek 2008, S. 9f).
In der Literatur werden neben diesen Konzepten unterschiedliche Ansätze der Landeskunde unterschieden. Zu nennen wäre die faktische, die kommunikative und die interkulturelle Landeskunde. Innerhalb des Ansatzes der faktischen Landeskunde geht es darum, Sachinformationen zu vermitteln, wobei laut Vanyek kein Diskussionsspielraum bestehe (vgl. Vanyek 2008, S. 11). Statt der Informationsvermittlung zielt die kommunikative Landeskunde auf die Befähigung der Lernenden zur erfolgreichen Kommunikation im Alltag ab. Die interkulturelle Landeskunde geht noch einen Schritt weiter, indem sie interkulturelle Kompetenz, resp. Empathiefähigkeit, sowie die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel vermitteln möchte. (vgl. Vanyek 2008, S. 12f)
Diese Arbeit setzt sich zum Ziel, das Lehrwerk „Schritte 2“ hinsichtlich ausgewählter Kriterien zu analysieren. Dabei liefern die Kriterien einen Anhaltspunkt, ob das Lehrwerk hinsichtlich gewisser Aspekte nach persönlichem Ermessen für eine bestimmte Gruppe von LernerInnen von Deutsch als Fremdsprache geeignet ist oder dessen Verwendung vermieden werden muss bzw. nur ausgewählte Teile im Unterricht zum Zuge kommen.
Nach einer allgemeinen Einleitung in das zu behandelnde Werk (vgl. Kap. 1 d. A.), werden die aus der Literatur nach eigenem Interesse ausgewählten Kriterien zur Analyse des o. g. Lehrwerks vorgestellt (vgl. Kap. 2 d. A.). Ausgangspunkt für die Lehrwerkanalyse bilden dabei Illustrationen sowie die Bildlichkeit (vgl. Kap. 2.1 d. A.). Vanyek wird nämlich zugestimmt, dass Bildern innerhalb der Landeskundedidaktik eine Entdeckungsfunktion zukommen (vgl. Vanyek 2008, S. 14). Bilder wecken somit das Interesse der LernerInnen. Sie entscheiden über den ersten Eindruck einer Lektion bzw. Übung und werden vor dem näheren Betrachten des Textes wahrgenommen.
Das führt zu der folgenden konkreten Fragestellung dieser Arbeit: Wie müssen Bilder in Lehrwerken ausgewählt werden, um hinsichtlich der Vermittlung von Landeskunde im Fremdsprachenunterricht geeignet zu sein? Lehrkräfte benötigen Kenntnis darüber, welche Bilder in Lehrwerken oder aus anderen Quellen wie dem Internet in der Fülle der Auswahl speziell für ihre Lernergruppe für bestimmte Lernziele sinnvoll eingesetzt werden können. Um diese Entscheidung für die Auswahl bestimmter Bilder und damit Lehrwerke zu erleichtern, werden im Verlauf dieser Arbeit die einzelnen Kriterien der Analyse erläutert (vgl. Kap. 2.2 d. A.). Im Anschluss an den Hauptteil der Arbeit – die Analyse des Lehrwerks hinsichtlich der vorgestellten Kriterien – wird ein eigenes Fazit zu dem Lehrwerk und den Kriterien gezogen (vgl. Kap. 3 d. A.). Dabei wird zu der zentralen Fragestellung, wie Bilder in Lehrwerken ausgewählt werden müssen, um hinsichtlich der Vermittlung von Landeskunde im Fremdsprachenunterricht geeignet zu sein, Stellung genommen.
1. Schritte 2 – Einführung in das Lehrwerk
Das im Hueber-Verlag 2004 erschienene Lehrwerk ist für erwachsene LernerInnen der Grundstufe konzipiert. Auf das Lehrwerk mit dem Titel „Schritte 1“ folgend führt „Schritte 2“ innerhalb des Europäischen Referenzrahmens zur Niveaustufe A1. Die LernerInnen sollen dabei gezielt auf die Prüfung „Start Deutsch 1z“ vorbereitet werden. (vgl. Bovermann et al. 2004)
Laut Buchdeckel sei das Lehrwerk besonders für LernerInnen im Inland geeignet, da es alltagsrelevante Themenfelder abhandle. Es habe laut den Autoren, Monika Bovermann, Sylvette Penning, Franz Specht und Daniela Wagner, eine flache Progression. (vgl. ebd.) Damit ist es auch gut geeignet für ältere LernerInnen. Das Vorhandensein eines Arbeitsbuchs mit Projekten und einem Lerntagebuch – neben zahlreichen Übungen –, machen das Lehrwerk einladend. Außerdem ermögliche „Schritte 2“ einen binnendifferenzierenden Unterricht. (vgl. ebd.)
Nach Schritte 2 folgen erwartungsgemäß Schritte 3 bis 6, sodass schließlich das Niveau B1 erreicht werden kann.
Das Lehrwerk Schritte 2 ist in die folgenden sieben Lektionen eingeteilt: „Beruf und Arbeit“, „Ämter und Behörden“, „Gesundheit und Krankheit“, „In der Stadt unterwegs“, „Kundenservice“, „Neue Kleider“ und „Feste“. (vgl. ebd.) Hierbei werden – aus landeskundlicher Perspektive betrachtet – Aspekte der Alltagskultur der Zielkultur – die Kultur(en) Deutschlands – vorgestellt. Dies seien die „wichtigsten Bereiche des Familienlebens und der Arbeitswelt“ (Homepage Hueber-Verlag unter: „Schritte“)
Als Lehrwerk der „neueren Generation“ (vgl. Hunold 2007, S. 1) wird „Schritte 2“ von Hunold bezüglich der Phonetik dahingehend kritisiert, dass die LernerInnen sich selbst die Regeln erschließen müssten, auf die durch Übungen hingeführt werden soll. Phone-tikübungen seien nämlich „steinbruchartig eingefügt“ (Hunold, S. 6). Zugleich sei es aber problematisch, die Lehrpersonen diesbezüglich zu fragen, da „im Lehrerhandbuch nicht weitergeholfen werde (Hunold 2007, S. 4).
Hinsichtlich der Landeskunde des als kommunikatives Lehrwerk einzuordnenden Lehrwerks wird auf der Homepage des Hueber-Verlags betont, dass die Foto-Hörgeschichte auf der ersten Doppelseite jeder Lektion „implizit landeskundliches Wissen“ (Homepage Hueber-Verlag unter: „Schritte“) vermittle.
2. Kriterien zur Beurteilung des Lehrwerks
2.1 Ausgangspunkt Illustrationen bzw. Bildlichkeit
Vanyek schreibt Bildern innerhalb der Landeskundedidaktik eine Entdeckungsfunktion zu, da somit die LernerInnen selbst zu Entdeckenden der Landeskultur werden könnten (vgl. Vanyek 2008, S. 14).
Innerhalb ihres Kriteriums der Bildlichkeit beschreibt Vanyek, dass ein Lehrwerk möglichst bildreich in dem Sinne sein soll, dass es Bilder verwendet, die eine Funktion haben resp. vielsagend sind (vgl. Vanyek 2008, S. 34). Zwar soll das Interesse der LernerInnen für das Land geweckt werden, aber Bilder sollen laut Vanyek nicht dazu da sein, die Pracht eines Landes in Form einer verschönten und damit verzerrten Wirklichkeit zur Schau zu stellen. Ziel Vanyeks ist es vielmehr, ein differenziertes Deutschlandbild zu vermitteln – Sonnen- wie auch Schattenseiten sollen offenbart werden. (vgl. Vanyek 2008, S. 35)
Auch bei dem von Meijer und Jenkins 1998 entwickelten Kriterienkatalog wird unter dem Kriterium „Illustrationen“ die kritische Anfrage gestellt, ob „Fotos und Zeichnungen ein realistisches Bild des Ziellandes [aufzeigen]“ (Meijer et al. 1998, S. 25). Als weiteres Kriterium nennen die o. g. Autoren „Realistisches Bild“ nochmals explizit. Dieses Kriterium bildet insofern Parallelen zum Kriterium der „Illustrationen“, dass es ebenso der Zielsetzung nachgeht, das Land realistisch darzustellen.
Ausgehend von den Illustrationen bzw. der Bildlichkeit im Lehrwerk „Schritte 2“ werden nun weitere Kriterien in den Blick genommen. Zuvor wird die Einteilung der verschiedenen Bilder in Typen nach Vanyek kurz vorgestellt.
Vanyek unterscheidet nämlich zwischen Abbildungen, logischen sowie analogen Bildern. Während Abbildungen die Realität oft in Fotos, Zeichnungen, Collagen etc. simplifizieren, stellen logische Bilder die zentralen Sachverhalte in bspw. Grafiken oder Diagrammen dar. Analoge Bilder hingegen zeigen etwa grammatische Phänomene und dienen somit dem Verständnis derselben. (vgl. Vanyek 2008, S. 15)
2.2 Einzelne Kriterien
2.2.1 Zielgruppe
Erstes ausgewähltes Kriterium ist die Zielgruppe. Die Passung des Lehrwerks an die Zielgruppe ist zentral. Sprechen die Bilder die Zielgruppe – erwachsene Lerner der Grundstufe im Inland – an (vgl. Meijer et al. 1998, S. 25)?[2] Um eine Binnendifferenzierung zu erreichen, muss das Lehrwerk darüber hinaus – damit alle Interessen der LernerInnen in der heterogenen Lernlandschaft aufgegriffen werden – variationsreiche Bilder vorweisen. Schon auf dem Klappenbild werden verschiedene Situationen und Personenkonstellationen aus den unterschiedlichen Lektionen gezeigt: Ein Arztbesuch und ein Behördengang mit einem Kind u. a. Diese Situationen gehören zur „Erlebnis- und Erfahrungswelt“ (Meijer et al. 1998, S. 25) der LernerInnen und spiegeln die Alltagskultur in Deutschland wider. Somit erwecken sie Interesse, da man sich leicht in die Situation hineinversetzen kann. Auffällig ist, dass wenn Kinder abgebildet sind, sie ausschließlich mit Erwachsenen zu sehen sind und nicht alleine untereinander. Bei einem Lehrwerk für jüngere LernerInnen würde man demgegenüber vor allem Bilder von spielenden Kindern erwarten. Hier sind jedoch in den Hauptrollen durchgängig Niko und Familie Schneider (mit der Tochter Sara) zu sehen. Niko nimmt mit Abstand den größten Raum an Bildern ein. Den Anfang jeder Lektion bildet eine Bilderabfolge in Fotos, die jeweils eine reale Situation abbilden soll. Vor der bzw. die LernerIn in die Lektion einsteigt, kennt er bzw. sie somit schon den Rahmen des Geschehens.
Insgesamt ist das Lehrwerk farblich bunt gestaltet – jede Lektion hat ihre eigene Farbe. Es enthält viele Fotos und Zeichnungen. Darüber hinaus sind einige Grafiken in Form von Tabellen bei Übungen vorzufinden. Diese bieten den LernerInnen Struktur. Laut Grein zeigen Erkenntnisse aus der Neurodidaktik, dass v. a. ältere LernerInnen Struktur sowie die langsame Progression bräuchten. Auch eine Reizüberflutung wirke sich negativ aus. (vgl. Grein 2013, S. 78f) Da dies nicht der Fall ist, wird festgestellt, dass die Perspektive erwachsener LernerInnen (vgl. Meijer et al. 1998, S. 25) eingenommen worden ist.
[...]
[1] Anmerkung der Autorin: Hierbei finden sich Parallelen zum Kulturbegriff - Kultur als „offenes und dynamisch-veränderbares Sinn- und Orientierungssystem“ (Yousefi et al. 2011, S. 10).
[2] Anmerkung der Autorin d. A.: Trotz des Studiums von Deutsch als Fremdsprache wird versucht, das Werk hinsichtlich Deutsch als Zweitsprache zu betrachten, da es für FremsprachenlererInnen im Inland deklariert ist.