Die folgende wissenschaftliche Arbeit beschäftigt sich mit dem Konzept der Erfahrungskurve. Zusammengefasst ist die grundlegende Gesetzmäßigkeit dieses Konzeptes laut Henderson, dass „bei jeder Verdopplung der kumulierten Erfahrung die inflationsbereinigten Kosten der Wertschöpfung um rund 20 bis 30% abnehmen“. Ziel der Arbeit ist es dem Leser die Grundlagen näherzubringen, die zu dieser Gesetzmäßigkeit führen und deren Bedeutung beziehungsweise Anwendbarkeit in modernen Formen der Unternehmensführung aufzuzeigen.
Um diese Aussage nämlich treffen zu können, ist die Heranziehung einer Reihe von Restriktionen nötig. Diese vereinfachen zum Teil die Berechnungen, machen die Ergebnisse aber auch sehr vage. Deshalb müssten die Prämissen eines sich theoretisch ergebenden Erfahrungseffektes zunächst erweitert werden, bevor sie in produktionstheoretischen Modellen berücksichtigt werden, oder gar verworfen.
Inhalt
1 Einleitung
1.1 Geschichte
1.2 Differenzierung von Lern- und Erfahrungskurve
2 Grundlagen zum Konzept der Erfahrungskurve
2.1 Dynamischer Effekt
2.1.1 Lernkurveneffekt
2.1.2 Technischer Fortschritt
2.1.3 Rationalisierung
2.2 Statische Effekte
2.2.1 Fixkostendegression
2.2.2 Betriebsgrößeneffekt
3 Die Anwendung des Erfahrungskurvenkonzepts
3.1 Berechnung
3.2 Vor- und Nachteile der Erfahrungskurve
3.3 Prämissen
3.4 Akzeptanz in der Praxis
4 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Die folgende wissenschaftliche Arbeit beschäftigt sich mit dem Konzept der Erfahrungskurve. Zusammengefasst ist die grundlegende Gesetzmäßigkeit dieses Konzeptes laut Henderson, dass „bei jeder Verdopplung der kumulierten Erfahrung die inflationsbereinigten Kosten der Wertschöpfung um rund 20 bis 30% abnehmen“.[1] Ziel der Arbeit ist es dem Leser die Grundlagen näherzubringen, die zu dieser Gesetzmäßigkeit führen und deren Bedeutung bzw. Anwendbarkeit in modernen Formen der Unternehmensführung aufzuzeigen. Um diese Aussage nämlich treffen zu können, ist die Heranziehung einer Reihe von Restriktionen nötig. Diese vereinfachen zum Teil die Berechnungen, machen die Ergebnisse aber auch sehr vage. Deshalb müssten die Prämissen eines sich theoretisch ergebenden Erfahrungseffektes zunächst erweitert werden, bevor sie in produktionstheoretischen Modellen berücksichtigt werden, oder gar verworfen.[2]
1.1 Geschichte
Der Begriff „Erfahrungskurve“ wurde erstmalig im Jahre 1966 von der Boston Consulting Group (BCG) verwendet. Ziel war es, das Prinzip der Vollkosten zu erklären.[3] Doch schon zuvor ließen sich die Effekte, zunächst basierend auf dem Konzept der Lernkurve, feststellen. Diese ließen sich schließlich zum finalen Prinzip der Erfahrungskurve zusammentragen.
Im US-amerikanischen Flugzeugbau, während des 2. Weltkrieges, zeigte sich, dass durch steigende Erfahrung im Fertigungsprozess, eine Reduzierung der Arbeitszeit um 10 bis 15 Prozent die Folge war. Die BCG begann dahingehend die Erfahrungskurve genauer zu erforschen, dass sie die Position von Marginalanbietern, zunächst in der Chemieindustrie, folgend in der Elektronik-industrie, mit einer „abfallende, erfahrungsbezogenen Kostenkurve“ begründete.[4]
Die letztendliche Erkenntnis wurde in der Halbleiterindustrie gewonnen: Aufgrund ihrer großen Artenvielzahl war es möglich die verschiedenen Wachstumsraten und Preisreduzierungen in einem homogenen Umfeld zu vergleichen.[5] Das Resultat waren zwei unterschiedliche Muster. Im ersten hielten sich die Preise auf einem konstanten Niveau, bis sie dann relativ schnell und lange fielen.
Das zweite Muster zeigte, dass die Preise stetig um ca. 25 Prozent fielen, wenn die kumulierte Erfahrung verdoppelt wurde. Somit galt der Effekt der Erfahrungskurve als eindeutig nachgewiesen. Sie bewährte sich in den folgenden Jahren in fast allen Branchen. Den größten Zuspruch erfuhr sie dabei in der Elektronikbranche.
1.2 Differenzierung von Lern- und Erfahrungskurve
Formell teilen sich die Lernkurve und die Erfahrungskurve die gleiche Funktion:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Allerdings beruht der Parameter a, der bei der Lernkurve als Initialwert gilt, bei der Erfahrungskurve auf mehreren Faktoren. Diese bestehen zumeist aus Lernkurve, technischem Fortschritt, Rationalisierung sowie Größendegressionen. Dies bedeutet folglich, dass die Erfahrungskurve die Lernkurve beinhaltet und diese erweitert. Die Variable x stellt die kumulierte Erfahrung dar und sollte für eine Einbindung in ein produktionstheoretisches Modell, nach Möglichkeit, aus mehreren einzelnen Erfahrungskurven von Bauteilen oder Teilaktivitäten bestehen. Die Erfahrung mehrfach verwendeter Teile steigt hierbei schneller als diese, für das jeweilige Endprodukt. Um den durch die Variable y dargestellten Kostenbegriff in ausreichendem Umfang zu erfassen empfiehlt sich die Definition des Wertschöpfungsanteils als gesamte Stückkosten minus Materialkosten. „Zum Wertschöpfungsanteil gehören dabei auch diejenigen Materialkosten, die nicht in das Produkt eingegangen sind, sondern in Form von Ausschuss, Abfall usw. anfallen“.[6]
2 Grundlagen zum Konzept der Erfahrungskurve
Die Erfahrungskurve wird grundlegend von zwei Effekten geprägt. Der dynamische Teil beinhaltet den Lerneffekt, den technischen Fortschritt sowie die Rationalisierung. Die statischen Effekte hingegen lassen sich in Fixkosten-degression und Betriebsgrößeneffekt untergliedern.
2.1 Dynamischer Effekt
Hierzu zählt der Lernkurveneffekt, als Maß für die Erhöhung der Arbeits-produktivität.[7] Der technische Fortschritt und die Rationalisierung bewirken keine kontinuierliche Verbesserung, sondern erhöhen die Produktivität stufenweise.[8]
2.1.1 Lernkurveneffekt
Der Lernkurveneffekt besagt, dass Menschen lernen eine Tätigkeit immer besser zu verrichten und somit mit jeder Verdoppelung des Gesamtausstoßes die Leistung i.d.R. um 10 – 15 Prozent steigt.[9] Wie anfänglich beschrieben, stellt die Erfahrungskurve eine Erweiterung der Lernkurve dar. Die Lernkurve lässt sich anhand verschiedener Modelle darstellen, welche zum Teil sehr komplexe und vielfältige Einflussgrößen darstellen. Begründet wurde der Lernkurveneffekt von T.P. Wright, anhand der Flugzeugindustrie. Henderson und Crossman erweiterten dieses Modell.
2.1.2 Technischer Fortschritt
Kostengünstige Fertigungsverfahren sind das Ergebnis technischen Fortschrittes, welcher die Weiterentwicklung der Produktionsanlagen im Sinne von Invention, Innovation und Imitation bei der Produktion des betrachteten Produktes bezeichnet.[10] Hier können grundlegen zwei Potentiale genutzt werden. Einerseits Produktinnovationen, die eine Verbesserung des Produktes an sich kennzeichnen. Andererseits Prozessinnovationen, welche die Optimierung des Herstellungsprozesses beschreiben.[11]
2.1.3 Rationalisierung
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sind mit Rationalisierung, laufende Verbesserungen, zur Steigerung der Arbeitsproduktivität und Wirtschaftlichkeit, bei gleichzeitiger Steigerung der sozialen und humanen Arbeitsplatzqualität definiert.[12] Diese Verbesserungen resultieren aufgrund von Erfahrungswerten, die sich in einer längeren Zeitspanne der Geschäftstätigkeit ergeben.
[...]
[1] Vgl. Henderson, 2000, S. 557
[2] Vgl. Zierul, S. 86ff
[3] Vgl. Henderson, 2000, S.554
[4] Vgl. Henderson, 2000, S. 554
[5] Vgl. Henderson, 2000, S. 555
[6] Vgl. Breit, 1985, S.125-127
[7] Vgl. Henderson, 2000, S. 557
[8] Vgl. Lange, 1984, S. 240
[9] Vgl. Henderson, 2000, S. 557
[10] Vgl. Milling, 1974, S. 24
[11] Vgl. Breit, S. 132 – 133
[12] Vgl. Müller-Kästner, 1978, S. 17