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Der Umgang der Wehrmacht mit jüdischen und nicht jüdischen Frauen in der Sowjetunion im 2. Weltkrieg

©2016 Hausarbeit 21 Seiten

Zusammenfassung

Hitlers Ostkrieg war der blutigste Krieg der Weltgeschichte und wurde als „Vernichtungskrieg“ gekennzeichnet. Der Einmarsch deutscher Truppen in der Sowjetunion im Jahre 1941 ging mit erzwungener Nacktheit, sexueller Folter und Vergewaltigung einher. Die sexuellen Gewalttaten sollen im ersten Teil der Hausarbeit betrachtet und ein Überblick darüber verschafft werden.

Erzählungen von Augenzeuginnen und –zeugen aus verschiedenen Literaturen schildern, dass Angehörige von Wehrmacht, SS, Polizei und Zivilverwaltung zu jeder Zeit in unterschiedlichen Territorien sexuelle Gewalttaten verübten: an der Front, bei Eroberungen, im Zuge des Kampfes gegen Partisaninnen, direkt vor den Erschießungsaktionen, im militärischen Hinterland, in Lagern und Ghettos, im Zuge von Transportern und während des Besatzungsalltags. Einige Gewalttaten bleiben jedoch unerforscht. Dennoch wird erkennbar, dass Frauen hohe Risiken eingingen, wenn sie freiwillig ein intimes Verhältnis mit einem Deutschen eingingen oder Opfer sexueller Gewalttaten geworden sind. Anhand von verschiedenen Literaturen und deren Erfahrungsberichten sollen die verschiedenen sexuellen Gewalttaten an jüdischen und nicht jüdischen Frauen im Zweiten Weltkrieg erforscht werden. Um einen genaueren Überblick über die verschiedenen Frauensituationen der Jüdinnen und nicht Jüdinnen in der Sowjetunion zu erhalten wird genauer auf das Frauenbild und die Rassenideologie eingegangen.

Berichte, Erinnerungserzählungen und Interviews der Frauen sollen den Druck zeigen, welcher auf ihnen lastete, ihre sexuelle Schuldlosigkeit zu bewahrheiten. Sie versuchten zu belegen, dass sie die Soldaten nicht dazu verführt haben sich an ihnen sexuell zu begehen.

So wird auch hier über die Geschlechter- und Sexualitätsvorstellungen verfolgter Frauen Auskunft gegeben. Eine Anzahl von Erfahrungsberichten bleibt jedoch ungenau oder unerforscht, da einige sowjetische Frauen ihre Erlebnisse verschwiegen und versuchten zu verdrängen, um die Alltagsnormalität wiederherzustellen. Die Ausübung sexueller Gewalt gegen Frauen war keine vereinzelte Ordnungswidrigkeit oder Straftat, sondern wurde regelhaft ausgeübt, um das gegnerische Kollektiv zu schädigen. Viele Frauen haben sogar bis heute die Gewalttaten nicht verarbeitet.

Ein Vergleich zwischen dem Umgang der Wehrmacht mit jüdischen und nicht-jüdischen Frauen in der Sowjetunion soll zum Ende der Hausarbeit gezeigt werden.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Schicksal der Frauen in der Sowjetunion
2.1 Sexualisierte Gewalt:
2.2 Das Frauenbild

3. Der Umgang der Wehrmacht mit sowjetischen, nicht jüdischen Frauen

4. Das Schicksal der jüdischen Frauen in der Sowjetunion
4.1 Rassenideologie und die rassenhygienische Bewegung (1924-1933)
4.2 Der Umgang der Wehrmacht mit jüdischen, sowjetischen Frauen

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Hitlers Ostkrieg war der blutigste Krieg der Weltgeschichte und wurde als „Vernichtungs­krieg“ gekennzeichnet.[1] Der Einmarsch deutscher Truppen in der Sowjetunion im Jahre 1941 ging mit erzwungener Nacktheit, sexueller Folter und Vergewaltigung einher. Die sexuellen Gewalttaten sollen im ersten Teil der Hausarbeit betrachtet und ein Überblick darüber ver­schafft werden.

Erzählungen von Augenzeuginnen und –zeugen aus verschiedenen Literaturen schildern, dass Angehörige von Wehrmacht, SS, Polizei und Zivilverwaltung zu jeder Zeit in unterschiedli­chen Territorien sexuelle Ge­walttaten verübten: an der Front, bei Eroberungen, im Zuge des Kampfes gegen Partisanin­nen, direkt vor den Erschießungsaktionen, im militärischen Hinter­land, in Lagern und Ghet­tos, im Zuge von Transportern und während des Besatzungsalltags. Einige Gewalttaten bleiben jedoch unerforscht. Dennoch wird erkennbar, dass Frauen hohe Risiken eingingen, wenn sie freiwillig ein intimes Verhältnis mit einem Deutschen eingingen oder Opfer sexuel­ler Gewalttaten geworden sind. Anhand von verschiedenen Literaturen und deren Erfah­rungsberichten sollen die verschiedenen sexuellen Gewalttaten an jüdischen und nicht jüdi­schen Frauen im Zweiten Weltkrieg erforscht werden. Um einen genaueren Über­blick über die verschiedenen Frauensituationen der Jüdinnen und nicht Jüdinnen in der Sowjetunion zu erhalten wird genauer auf das Frauenbild und die Rassenideologie eingegan­gen.

Berichte, Erinnerungserzählungen und Interviews der Frauen sollen den Druck zeigen, welcher auf ihnen lastete, ihre sexuelle Schuldlosigkeit zu bewahrheiten.[2] Sie versuchten zu belegen, dass sie die Soldaten nicht dazu verführt haben sich an ihnen sexuell zu begehen.

So wird auch hier über die Ge­schlechter- und Sexualitätsvorstellungen verfolgter Frauen Aus­kunft gegeben. Eine Anzahl von Erfah­rungsberichten bleibt jedoch ungenau oder unerforscht, da einige sowjetische Frauen ihre Erlebnisse verschwie­gen und versuchten zu verdrängen, um die All­tagsnormalität wiederherzustellen. Die Aus­übung sexueller Gewalt gegen Frauen war keine vereinzelte Ordnungswidrigkeit oder Straftat, sondern wurde regelhaft ausgeübt, um das gegnerische Kollektiv zu schädigen. Viele Frauen haben sogar bis heute die Gewalttaten nicht verarbeitet.

Ein Vergleich zwischen dem Umgang der Wehrmacht mit jüdischen und nicht-jüdischen Frauen in der Sowjetunion soll zum Ende der Hausarbeit gezeigt werden.

2. Das Schicksal der Frauen in der Sowjetunion

2. 1 Sexualisierte Gewalt:

Der Friedensforscher Johan Galtung sieht Gewalt dann gegeben, „wenn Menschen so beeinflußt werden, daß ihre aktuelle somatische und geistige Verwirklichung geringer ist, als ihre potentielle Verwirklichung.“ [3]

Die Gewaltausübung wird als sexualisierte Gewalt verstanden, wenn sie sich gegen den in­timsten Bereich eines Menschen und damit gegen dessen psychische, physische und geistige Integrität richtet. Die Definition zeigt eine Gewalt, die einen physischen Übergriff, ein verbotenes Überschreiten von Körpergrenzen darstellt. Sexualisierte Gewalt reicht von sexuellen Handgreiflichkeiten bis hin zu Vergewaltigungen und Sex-Zwangsarbeit, sowie Zwangssteri­lisation bzw. –abtreibungen. Vergewaltigungen, bei denen Männer unerwartet aus dem Nichts mittels brutaler körperlicher Gewalt die Frau zum Erliegen bringen ist zwar eine, aber nicht die häufigste Vergewaltigungsform von sexueller Gewalt. Bei Vergewaltigung sind Männer „die Subjekte der Gewalt und die Anwender ihrer Mittel“ und die Frauen „die Ob­jekte der Gewalt und die Subjekte der Angst“.[4] Neben schweren körperlichen Formen sexualisier­ter Ge­walt werden auch viele psychische, indirekte und verborgene sexualisierte Gewalt­ausübungen sichtbar. Angewandte Gewalt- und Unterdrückungsformen sind weniger präzise als gesell­schaftliche Darstellungen es erlauben. Gewaltbereitschaft und Stärke gehö­ren ebenso zur Be­schreibung der sexualisierten Gewalt.

Mitte des 20. Jahrhunderts galt sexuelle Gewalt gegen Frauen im Militär wie in der Gesell­schaft, Politik und Rechtsprechung noch als natürliche Begleiterscheinung des Krieges.[5] Die oben vorgelegte Definition ist auf die Schicksale der Frauen von sexualisierter Ge­walt einzubinden durch: erzwungene Nacktheit, Verletzung des Schamgefühls, fehlende Intim­sphäre, Beleidigungen, demütigende Blicke und erniedrigende Untersuchungsmethoden bis hin zur permanenten Gefahr Opfer von sexuellen Übergriffen durch die SS zu werden.[6] Verge­walti­gungen sind systematische Einschüchterungsmethoden, durch die alle Männer die Frauen in ununterbrochener Angst umschließen.[7] Sexualisierte Gewalt gegen Frauen, wie sexuelle Folter und Terror, waren Teil der nationalsozialistischen Eroberungszüge des Zweiten Weltkrieges. Ob in Wehrmachtsbordellen gezwungen oder als symbolischer Akt militärische Aktionen, diente Vergewaltigung als Gewaltde­monstration und Machtausübung.[8] Das Ziel war auch die Verbildlichung der Überlegenheit durch die Erniedrigung und Entwürdigung der Frauen. Es ist nicht nur eine bestimmte Aggressionsform, sondern galt ebenso als Kriegs­strategie. Se­xuelle Gewalt deutete auf die Missachtung von Frauen. Man hatte angenommen, dass der weibliche Körper den „Volkskörper“ symbolisierte, was bedeutete, dass jeder Angriff gegen die Frau sich nicht nur gegen das jeweilige Individuum richtete, sondern auch gegen die ge­samte Gesellschaft und deren Werte. Frauen waren ein Angriffsziel des Gegners, denn sie verkörperten nicht nur das zu verteidigende Territorium, sondern galten als diejenigen, die das biologische und soziale Fortleben sicherten und ihre Kultur vermittelten. Ein sexueller An­griff war deshalb auf die sexuelle Integrität, Intimsphäre, Reproduktionsfähigkeit gerichtet und galt als eine Waffe, um den Gegner zu zerstören. Ein öffentliches Zurschaustellen nackter Frauenkörper war ein Symbol der Zerstörung der gesellschaftlichen Lebensgrundlagen. Im Krieg erhalte die sexuelle Gewaltausübung gegen die feindliche Bevölkerung somit ihren militärischen Sinn und ihre Funktion.

Laut Ronald Asch stellten die Gewalttaten auch einen Versuch der Soldaten dar, ihre Position innerhalb der Gesellschaft, die sie verachtete, zu stär­ken.[9] Vergewaltigungen waren für Männer ein Erfolgserlebnis mit Glücksgefühlen, denn sie waren vom Herrschaftsgefühl über­troffen und glaubten, sie hätten totale Verfügungsgewalt über die Frauen des Feindes. Ein Beispiel dazu zeigt ein Auszug vom kommandierenden Of­fizier, welcher über seinen sexuel­len Erfolg prahlt: „Die wilde Katze ist gezähmt“, sagte er. „Männer, sie war eine Jungfrau. Was sagt ihr dazu?“ Ein weiterer Ausbruch des Ju­bels.[…]Die Deutschen kamen nach wie vor, schleuderten obszöne Worte entgegen, lachten über mich, während sie mich folterten. Ich sah sie, spürte aber keinen Schmerz[…]. [10] Mit die­sem Zitat zeigt sich, dass die Jungfräulich­keit eine wichtige Rolle spielte und die Unmensch­lichkeit der Vergewaltigungstäter besonders betont wird.

Sexuelle Gewalt war nicht nur die Machtdemonstration, sondern diente auch dem sexuellen Bedürfnis zu befriedigen. Der sexuelle Zugriff von Männern gegenüber Frauen galt als selbstverständlich und sollte ihr als einzige Chance weiblicher Existenzmöglichkeit aufgezwungen werden.[11] Außerdem hatten Soldaten einen Hass auf das eigene sexuelle Begeh­ren, für das die Frau verantwortlich gemacht und bestraft werden sollte.[12] Sexuelle Begier­den galten als eine Versuchung die Männer dazu bringen konnte sich gegen Befehle aufzulehnen und waren demnach disziplingefährdend. Der Sexualtrieb drohte den Mann gegen seinen Willen zu steuern und seine Manneszucht zu vergessen. Dabei klagte man über die Schamlosigkeit der Soldaten und betonte die strenge Handhabung im Umgang mit „Ver­wilderung und Undisziplin“ deutscher Soldaten.[13] Deshalb sei die Manneszucht wichtig für die Volkserziehung und die kriegerischen Erfolge. Die militärische Führung hielt sexuelle Gewalt zwar für eine Gefahr für militärische Disziplin, Gesundheit und Ansehen der Truppe, erachtete sie aber dennoch als Normalität des Krieges.

Sexuelle Gewalttaten waren zwar nicht legal aber dennoch erlaubt.[14] Ein Zitat nach Zipfel soll dies verdeutlichen: „Bei sexueller Gewalt handelt es sich um einen natürlichen, wenn auch forcierten Akt zwischen Mann und Frau, der nicht wirklich verletzend sei, solange extreme Gewalt angewendet werde“.[15]

Sexuelle Gewalt hatte keine disziplinarischen Konsequenzen, dennoch wurden sie gerichtlich verfolgt und konnten sogar zur Todesstrafe führen. Bei un­menschlichen, abscheulichen, tieri­schen Gewalttaten erhielten Soldaten die Zuchthausstrafe, welche die Entehrung eines Solda­ten darstellte. Dennoch zeigten sich auch viele Richter als verständnisvoll, denn sie konnten für die sexuellen Nöte der Männer Mitgefühl aufbringen aufgrund der erzwungenen Ent­halt­samkeit, die zu einem allmählichen Sittenverfall führen könnte und sich nur nachteilig auf den Kampfgeist der Truppe auswirken würde.[16]

2.2 Das Frauenbild

In allen Epochen abendländischer Geschichte waren Frauen nicht nur das zu spät gekommene, sondern auch das zurückgesetzte und unterworfene Geschlecht.[17]

Das Geschlechterbild des frühen Nationalsozialismus zeigt: Der Mann war Soldat, die Frau eine Mutter von künftigen Soldaten. Frauen sollten in ihrer Frauenrolle bemüht und aufopfernd ihre häuslichen Dienste erledigen und als „Weib“ in „fruchtbarer Hingabe“ an den Ehemann ihren ehelichen Pflichten nachkommen.[18] Frauen, welche solche Verhaltensweisen nicht aufwie­sen galten als „Mannweiber“ und wurden vermännlicht.

Die Unterdrückung vieler Frauen durch Zu- bzw. Festschreibung weiblicher Eigenschaften und Aufgaben erfüllte die Funktion der Stabilisierung der Herrschaft des Mannes. Die Frau war als minderwertig angesehen und trug einen Objektstatus. Bei sexueller Gewalt war die Frau ein Objekt des soldatischen Amüsements.[19] Viele Soldaten empfanden die dadurch erfolgte Erniedrigung sogar nicht als sexuellen Gewaltakt. Die Frau trug keinen Namen, denn es wurde nur von „Ihr“ gesprochen. Indem sie unbenannt war, war sie frei verfügbar für alle Männerfantasien. Des Weiteren möchte das männliche Geschlecht betonen, dass die Frau ein ästhetisches Aushängeschild und eine Gebärmaschine sei. Besonders in der Sowjet­union wurden Frauen als „bäuerlich-derb“ und besonders „gebärfreudig“ beschrieben.[20] Eine Frau war als unterwürfig, dumm, fruchtbar dargestellt und war für sich nichts, da sie einen Ehemann brauchte, der ihr gesellschaftliches Ansehen verschaffte.

Sinnlichkeit kannte der Mann nicht, denn er sah den Frauenkörper als Lustquelle und als Mittel seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen. Männer brauchten Beziehungen für Unter­drückungsverhältnisse und Gewalt als Ausdruck gesteigerter Männlichkeit. Eine enorme Lust am Siegen und Herrschen besonders im Geschlechtsverkehr war erkennbar. Liebe, Lust an körperlichen Kontakten oder Zärtlichkeiten erzeugten Schwäche und wurden als menschlich unbedeutet betrachtet. Die Apathie an Frauen war notwendig, um sie zu Gegenständen männli­cher Bedürfnisse, Gebärmaschinen und billigen Arbeitskräften zu machen. Ihr stand weder körperliche Identität noch ein eigenes Ich zu. Sie wurde nicht als Mensch beach­tet, denn der Mann benutzte die Frau für seine männlichen Bedürfnisse und sie wurde daraufhin gekennzeich­net als „ Müllabladeplatz männlicher Reproduktionen“.[21]

Die Frau war Trägerin all dessen, was der soldatische Mann verabscheute, denn sie war min­derwertig, passiv, triebhaft, sinnlich, hysterisch und launisch. Sie war Sinnbild für alles Schlechte, Gefährliche, Bedrohliche und Lebendige. Das weibliche Geschlecht wurde als überflüssig gesehen, da in der harten soldatischen Welt kein Platz mehr für sie zu finden war. Bei Bestimmung von Leben, Beziehungen und gesellschaftlichen Werten spielte sie keine Rolle, trotzdem schien sie so gefährlich zu sein, dass man sie ausrotten wollte. Der Mann zeigte eine Mischung aus Aggression, Angst und Anziehungskraft, wenn er die Frau als Rausch, Sehnsucht, Reiz und Gefahr sah. Vieles endete in Aggressionen der Männer, wie dieses Zitat verdeutlicht: „Dies Lachen mußte erschlagen werden, es war uner­träglich, es fernerhin zu hören[…]und ich hatte die Hand am Koppel, die Faust umschloß die Handgranate, und ich ertappte mich bei dem fast unbezähmten Wunsche, die Ladung Spreng­stoff in das offene Fenster zu schleudern“.[22] Einen Widerspruch in der Wichtigkeit des weiblichen Geschlechts findet sich laut der Enzyklopä­die des Natio­nalsozialismus: „ Es wird erkannt, dass ohne Frauen kein Staat zu machen ist und dass es zumindest bei Wahlen auch ihrer Ansprache und Zustimmung be­durfte“.[23]

Dennoch muss von zwei Frauentypen unterschieden werden: die hingebungsvolle reine Frau(Mutter, Schwester, Krankenschwester), welche zu Hegen und Pflegen war, und die be­drohende sinnlich Schmutzige(Hure, Kommunistin, Flintenweib). Eine Hure diente zum Ge­schlechtsverkehr und dem Vernichten aufgrund der ständig sehnenden Lust nach körperlichem Kontakt. Ein Soldat als Träger deutscher Reinheit durfte sich nicht mit einer Kommunistin und Flintenweib an der Spitze einer Menschenmenge, welche als hässlich und abstoßend beschrieben wurden, einlassen.

Des Weiteren machten Frauen sich schuldig der schmutzigen Kollaboration, wenn sie sich aus eigenem Willen auf Soldaten einließen.[24] Ein unverheiratetes Mädchen, die zu Geschlechtsver­kehr mit Soldaten bereit war wurde als „Dirne“ eingestuft. Sie wurde sozial geächtet und fand aufgrund ihres schlechten Rufs keinen Ehemann. Wehrmachts- und SS-Angehörige zeichne­ten Frauen in Berichten entweder als hinterlistige, ihre Sexualität gezielt einsetzende Verfüh­rerin oder als leichtgläubig, einem Komplott gefallendes Mädchen.

[...]


[1] Vgl. Müller, Rolf-Dieter: Liebe im Vernichtungskrieg. Geschlechtliche Aspekte des Einsatzes deutscher Soldaten im Rußlandkrieg 1941-1944, in: Becker, Frank u.a. (Hg.): Politische Gewalt in der Moderne. Festschrift für Hans-Ulrich Thamer, Münster 2003, S. 240.

[2] Vgl. Mühlhäuser, Regina: Eroberungen. Sexuelle Gewalttaten und intime Beziehungen deutscher Soldaten in der Sowjetunion 1941 – 1945, Hamburg 2010, S. 48.

[3] Zit. nach Galtung, Johan: Strukturelle Gewalt. Beiträge zur Friedensforschung, Reibeck bei Hamburg 1975, S.9.

[4] Vgl. Mühlhäuser, Regina: Eroberungen. Sexuelle Gewalttaten und intime Beziehungen deutscher Soldaten in der Sowjetunion 1941 – 1945, S. 56.

[5] Vgl. Möller, Christina: Sexuelle Gewalt im Krieg, in: Humanitäres Völkerrecht. Politische, rechtliche und strafgerichtliche Dimensionen, 2001, S. 284.

[6] Vgl. Frietsch, Elke/ Christina Herkommer(Hg.): Nationalsozialismus und Geschlecht. Zur Politisierung und Ästhetisierung von Körper, „Rasse“ und Sexualität im „Dritten Reich“ und nach 1945, Bielefeld 2009, S. 143.

[7] Vgl. Beck, Birgit: Wehrmacht und sexuelle Gewalt. Sexualverbrechen vor deutschen Militärgerichten, Paderborn 2004, S. 21, Vgl. auch Brownmiller: Gegen unseren Willen, S.69 u. 22.

[8] Vgl. ebenda, S. 70, Vgl. auch Eifer: Nachkrieg, S. 162.

[9] Vgl. ebenda, S. 36, Vgl. auch Ronald Asch: Wo der Soldat hinkömbt, S. 297-299.

[10] Zit. nach Mühlhäuser, Regina: Eroberungen. Sexuelle Gewalttaten und intime Beziehungen deutscher Soldaten in der Sowjetunion 1941 – 1945, S. 93-94, zit. aus Deminova: Comrade Genia 1941, S. 54-59.

[11] Vgl. Amberger, Waltraud: Männer, Krieger,Abenteurer. Der Entwurf des soldatischen Mannes in Kriegsromanen über den ersten und zweiten Weltrkrieg, Frankfurt(Main) 1991, S. 92.

[12] Vgl. Pohl, Rolf: Massenvergewaltigung. Zum Verhältnis von Krieg und männlicher Sexualität, 2003, S. 71.

[13] Vgl. Beck, Birgit: Wehrmacht und sexuelle Gewalt. Sexualverbrechen vor deutschen Militärgerichten, S. 179.

[14] Vgl. Mühlhäuser, Regina: Eroberungen. Sexuelle Gewalttaten und intime Beziehungen deutscher Soldaten in der Sowjetunion 1941 – 1945, S. 74.

[15] Zit. nach ebenda, S. 74, zit. aus Zipfel: Ausnahmezustand, S. 73.

[16] Vgl. Beck, Birgit: Wehrmacht und sexuelle Gewalt. Sexualverbrechen vor deutschen Militärgerichten, S. 275.

[17] Vgl. Benz, Wolfgang: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, 3.korrigierte Auflage, Stuttgart 1998, S. 242.

[18] Vgl. Amberger, Waltraud: Männer, Krieger, Abenteurer. Der Entwurf des soldatischen Mannes in Kriegsromanen über den ersten und zweiten Weltkrieg, S. 80.

[19] Vgl. Mühlhäuser, Regina: Eroberungen. Sexuelle Gewalttaten und intime Beziehungen deutscher Soldaten in der Sowjetunion 1941 – 1945, S. 74.

[20] Vgl. Pohl, Dieter: Die Herrschaft der Wehrmacht. Deutsche Militärbesatzung und einheimische Bevölkerung in der Sowjetunion 1941-1944, München 2008, S. 132.

[21] Vgl. Amberger, Waltraud: Männer, Krieger, Abenteurer. Der Entwurf des soldatischen Mannes in Kriegsromanen über den ersten und zweiten Weltkrieg, S. 80.

[22] Zit. nach ebenda, S. 82.

[23] Zit. nach Benz, Wolfgang: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, S. 244.

[24] Vgl. Drohlshagen, Ebba D.: Nicht ungeschoren davonkommen. Das Schicksal der Frauen in den besetzten Ländern die Wehrmachtssoldaten liebten, Hamburg 1998, S. 15.

Details

Seiten
Jahr
2016
ISBN (eBook)
9783668286320
ISBN (Paperback)
9783668286337
Dateigröße
453 KB
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (August)
Schlagworte
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Titel: Der Umgang der Wehrmacht mit jüdischen und nicht jüdischen Frauen in der Sowjetunion im 2. Weltkrieg