Nachdem der Kaiser Heinrich VII. 1313 unverhofft starb, begann die Suche nach einem Nachfolger. Für die Häuser Habsburg, Wittelsbach und Luxemburg bot sich die Möglichkeit, durch einen Kandidaten aus ihren Reihen, ihre territoriale und politische Macht zu erweitern. In dieser Arbeit soll ersichtlich werden, welche Bedingungen zur Doppelwahl 1314 führten, sowie die Gründe, weshalb der Kandidatenwechsel von König Johann von Böhmen aus dem Hause Luxemburg zu Herzog Ludwig von Oberbayern aus dem Hause Wittelsbach stattfand.
Damit die verflochtenen Umstände, die zu den Wahlverhandlungen und schließlich zu einer Doppelwahl von Friedrich dem Schönen und Ludwig dem Bayern nachvollziehbar werden, müssen die Beziehungen der Kandidaten zum Kurfürstenkollegium und zu den Erzkanzlern herausgestellt werden. Dazu diente insbesondere die Arbeit Hubers , die die Verhältnisse genau herausstellt. Ebenfalls gilt es das angespannte Verhältnis Ludwigs zu seinem Bruder Rudolph zu beleuchten, sowie die Beziehung zu seinem habsburgischen Vetter Friedrich dem Schönen. Diese Beziehung sollte für den politischen Verlauf der beiden von großer Bedeutung sein. Die sehr detaillierte Arbeit von Benker über Ludwig dem Bayern erwies sich als nützlich, um die genauen Hintergründe seiner Handlungen und die Geschehnisse nachzuvollziehen. Die Betrachtung der Wahlverhandlungen soll schließlich detailliert die Handlungen der involvierten Personen zeigen, die zum Kandidatenwechsel, zur Doppelwahl und schließlich zur Krönung führten.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Hausmachtpolitik
Die Auseinandersetzung zwischen Ludwig und Friedrich
Die Wahlverhandlungen
Der Rücktritt von Johann von Böhmen
Die Doppelwahl
Die Krönung
Schluss
Bibliographisches Verzeichnis
Einleitung
Nachdem der Kaiser Heinrich VII. 1313 unverhofft starb, begann die Suche nach einem Nachfolger. Für die Häuser Habsburg, Wittelsbach und Luxemburg bot sich die Möglichkeit, durch einen Kandidaten aus ihren Reihen, ihre territoriale und politische Macht zu erweitern.
In dieser Arbeit soll ersichtlich werden, welche Bedingungen zur Doppelwahl 1314 führten, sowie die Gründe, weshalb der Kandidatenwechsel von König Johann von Böhmen aus dem Hause Luxemburg zu Herzog Ludwig von Oberbayern aus dem Hause Wittelsbach stattfand.
Damit die verflochtenen Umstände, die zu den Wahlverhandlungen und schließlich zu einer Doppelwahl von Friedrich dem Schönen und Ludwig dem Bayern nachvollziehbar werden, müssen die Beziehungen der Kandidaten zum Kurfürstenkollegium und zu den Erzkanzlern herausgestellt werden. Dazu diente insbesondere die Arbeit Hubers[1], die die Verhältnisse genau herausstellt. Ebenfalls gilt es das angespannte Verhältnis Ludwigs zu seinem Bruder Rudolph zu beleuchten, sowie die Beziehung zu seinem habsburgischen Vetter Friedrich dem Schönen. Diese Beziehung sollte für den politischen Verlauf der beiden von großer Bedeutung sein. Die sehr detaillierte Arbeit von Benker[2] über Ludwig dem Bayern erwies sich als nützlich, um die genauen Hintergründe seiner Handlungen und die Geschehnisse nachzuvollziehen.
Die Betrachtung der Wahlverhandlungen soll schließlich detailliert die Handlungen der involvierten Personen zeigen, die zum Kandidatenwechsel, zur Doppelwahl und schließlich zur Krönung führten. Um alle wichtigen Ereignisse und Vorgänge dieses Themas abzudecken, erwiesen sich die Historischen Studien von Dr. Heinrich Schrohe[3], die „Regesten des Kaiserreiches unter Rudolf, Adolf, Albrecht, HeinrichVII.“, bearbeitet durch Redlich Oswald, sowie ausgewählte Quellen aus der „MonumentaGermaniaeHistorica“ als förderlich.
Hausmachtpolitik
Nachdem schon Rudolf I. 1278 zum König erhoben worden war,[4] und Rudolfs Sohn Albrecht I. von Habsburg zehn Jahre als König das Reich regierte,[5] lag es nahe, dass die Habsburger erneut an einem König aus ihrem Hause interessiert waren. So auch sein Sohn Friedrich, der als Friedrich der Schöne in die Geschichte einging.
Das Haus Luxemburg, das oft mit den Habsburgern in Konkurrenz stand, erreichte mit der Erhebung Heinrichs VII. zum König[6], einen immensen Aufstieg. Auch sein Sohn Johann, spielte bei der späteren Doppelwahl eine erhebliche Rolle.
Im Hause der Wittelsbacher wurden die Territorien nach dem Tode Ludwigs des Strengen unter seinen Söhnen Rudolf und Ludwig aufgeteilt. Somit war Rudolf im Besitz der Pfalzgrafschaft und Ludwig im Besitz von Oberbayern.[7] Ludwig jedoch wollte die politische und die territoriale Führung des Wittelsbacher Hauses alleine übernehmen.[8]
Ludwig war dem Hause Habsburg gegenüber freundschaftlich gestimmt, bis er und Friedrich von Habsburg sich wegen eines Vormundschaftsstreits militärisch gegenüberstanden.[9]
Die Auseinandersetzung zwischen Ludwig und Friedrich
Die „Knabenfreundschaft“[10], die Friedrich und Ludwig früher hegten, von der in zeitgenössischen Quellen öfters gesprochen wird, entstand durch die gemeinsame Jugend Friedrichs und Ludwigs, da er mit etwa zwölf Jahren an den Hof der Habsburger kam.[11]
Gleichzeitig residierte in Landshut auf der Burg Trausitz Ludwigs berühmter Vetter und Schwager Herzog Otto III. von Niederbayern. Otto bestimmte Ludwig im Falle seines Ablebens zum Vormund seines minderjährigen Nachkommens, den Herzögen Heinrich XIV.,Heinrich XV. und Otto IV.
Nach dem Otto III. am 9. September 1312 starb, kümmerte sich Ludwig sofort um die Angelegenheiten in Niederbayern.[12]
Ludwig musste an dieser Stelle diplomatisches Geschick beweisen, so musste er doch mit zwei Parteien arbeiten, die sich feindlich gegenüber standen, den Niederbayern und den Habsburgern. Um die Habsburger milde zu stimmen, schlug er ihnen vor, Heinrich den Älteren (XIV.) mit einer Prinzessin von Habsburg zu verheiraten.
Des Weiteren gelang es Ludwig, den zwölfköpfigen Rat, der aus Adelsvertretern bestand, für sich und seine Politik zu gewinnen.[13] Ludwig, der noch nicht lange im Besitz der Vormundschaft gewesen war, reiste mit seinen Mündeln nach Österreich und ermächtigte sie, sich mit den Herzögen von Österreich zu verbinden.[14]
Ein Vertrag kam am 13. November 1312 zwischen den drei Mündeln Heinrich XIV.,Heinrich XV. und Otto IV. und Friedrich und Leopold von Österreich zustande. Dieser Vertrag besagte, dass Heinrich II., Sohn von Stephan, im Alter von 14. Jahren den Bund weiter anerkennen oder verwerfen sollte. Ludwig erhoffte sich, dass der Adel von Niederbayern, der österreichisch gesinnt war, seiner Vormundschaft zustimmen würde.[15]
So lag es nahe dass die österreichischen Herzöge dem Bündnis zustimmten, da es ihnen einen Einfluss auf die Regierung Niederbayerns ermöglichte.
Ludwig allerdings gelang es mit diesem Vertrag nicht, die Niederbayern auf seine Seite zu ziehen, sondern die Städte, die sich auf der Seite Ludwigs befanden, wurden stark in Mitleidenschaft gezogen,[16] denn die getrennte Verwaltung von Oberbayern sorgte für große Auseinandersetzungen.[17]
Der Bruch der Stände in Ober -und Niederbayern, die kriegerischen Kämpfe und alte Erinnerungen an die Taten der Habsburger, die sich gegen das Land richteten, sorgten für eine aufgebrachte Stimmung, die sich gegen Österreich richtete.
Der Ergebenheit zum Fürstenhaus stand man gekränkt gegenüber, da Herzog Ludwig eine freundschaftliche Beziehung zu Österreich, also den Habsburgern pflegte.[18]
Aus diesem Grunde sahen sich die Bürger der Städte Landshut und Straubing gezwungen, sich an Herzog Rudolf von Oberbayern zu wenden.[19]
Die niederbayerischen Stände und Herzog Rudolf verfassten sogar einen Schirm- und Bundesvertrag, der Ludwig veranlasste, den Habsburgern den Rücken zu kehren. Auf der einen Seite war die Gefahr, dass die Habsburger die günstige Gelegenheit wahrnahmen und ihre Machtposition verstärken, zu groß und auf der anderen Seite hätte der Verlust der Vormundschaft von Ludwigs Städten eine erhebliche Machtsteigerung Rudolfs bedeutet.[20]
Außerdem war Ludwigs finanzielle Lage aufgrund der Kriege mit seinem Bruder äußerst nachteilig. Aus diesem Grund wollte sich Ludwig mit Rudolf, die seit der Teilung 1310 verfeindet waren, versöhnen, welcher der Versöhnung auch zustimmte.[21]
Die Österreicher waren sich über die Unzufriedenheit des niederbayerischen Landadels und der Witwen der Herzöge Otto III. und Stephan I. im Klaren. Dies führte dazu, dass einige Landherren und die Herzogenwitwen sich gegen die Städte richteten, die Ludwig wohlgesinnt waren.[22]
Daraufhin übertrugen die Landherren Herzog Friedrich von Österreich die Vormundschaft und Verwaltung von Niederbayern. Es kam somit zu einer Besetzung von den Städten Landshut und Straubing durch die oberbayrischen Herzöge. Friedrich der Schöne wurde die Vormundschaft von Niederbayern für die folgenden sechs Jahre übertragen.[23]
Anfang Oktober kamen beide Herzöge noch einmal in Landau zusammen, um über die Vormundschaft zu reden. Beide fühlten sich allerdings im Recht und so kam es zu einem Streit. Herzog Ludwig griff zum Schwert, wurde allerdings daran gehindert, Friedrich zu verletzen.[24]
Nun sahen die Herzöge keine andere Möglichkeit, als gegeneinander zu kämpfen.
Friedrich, der sich mit seinem Bruder Leopold verband, um einen starken Partner für einen Kampf an seiner Seite zu wissen[25], ließ sein Heer von Osten aufmarschieren - Leopold von Westen, um den Wittelsbacher Ludwig einzukreisen. Um dies zu verhindern griff Ludwig am 9. November 1313 an. Unweit von Moosburg überrannte das Heer von Ludwig die österreichischen Vorposten. Der Sieg ging an Ludwig. Ludwigs Sieg in dieser militärischen Auseinandersetzung hatte weitreichende Folgen.
Die Wahlverhandlungen
Am 24. August kam es zu einem bedeutenden Vorfall. Heinrich VII., der deutsche Kaiser starb. Nun war es nicht mehr sicher, wie es in Deutschland weitergehen sollte. Die Kurfürsten mussten einer Neuwahl entgegen sehen und die Herrschaftshäuser sahen die Möglichkeit, den Thron mit einem Kandidaten aus den eigenen Reihen zu besetzen. Bevor Heinrich VII. nach Italien gereist war, hatte er seinen Sohn Johann, der König von Böhmen war, mit den Reichsgeschäften in Deutschland vertraut gemacht. Demnach lag es nahe, dass sich Johann um die Krone bewarb.[26]
Aus diesem Grund schickte Johann Mitte September zwei Gesandte zum Erzbischof Peter von Mainz, um ihn zu einem Austausch nach Würzburg zu laden. Johann wollte sich mit dem Erzbischof beraten, da dieser einen großen Teil zum Erwerb Böhmens beigetragen hatte und nun auch eine starke Teilhabe an der kommenden Königswahl haben würde.[27]
Zuvor allerdings traf sich Peter von Mainz mit den Erzbischöfen Heinrich von Köln und Balduin von Trier zu einer ersten Wahlbesprechung in Koblenz. Erstmals äußerte Heinrich von Köln eine Skepsis gegenüber der Erhebung Johanns auf den Thron.
[...]
[1] Huber, Alexander: Das Verhältnis Ludwigs des Bayern zu den Erzkanzlern von Mainz, Köln und Trier (1314-1347). Regensburg: 1983. In: Acht, Peter(Hrsg.): Münchener Historische Studien Abteilung Geschichtl. Hilfswissenschaften. Band 21. Regensburg: Michael LasslebenKallmünz Verlag. 1983.
[2] Benker, Gertrud: Ludwig der Bayer. Ein Wittelsbacher auf dem Kaiserthron 1282-1347. München: Callwey. 1980.
[3] Schrohe, Heinrich: Der Kampf der Gegenkönige Ludwig und Friedrich um das Reich bis zur Entscheidungsschlacht bei Mühldorf. Nebst Exkursen zur Reichsgeschichte der Jahre 1292-1322. In: E. Ebering(Hrsg.): Historische Studien. Heft XXIX. Berlin: E.Ebering. 1902.
[4] Böhmer, Johann Friedrich; Redlich Oswald (Hrsg.): RegestaImperii VI.: Die Regesten des Kaiserreiches unter Rudolf, Adolf, Albrecht, HeinrichVII. 1273-1313. Erste Abteilung Nr. 916. Innsbruck: 1898.
[5] Lhotsky, Alphons: Geschichte Österreichs. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts (1281-1358). Wien: 1967, S.53.
[6] Jäschke, Kurt-Ulrich; Johann Friedrich Böhmer (Hrsg.): RegestaImperii VI.: Die Regesten des Kaiserreiches unter Rudolf, Adolf, Albrecht, HeinrichVII. 1273-1313. Vierte Abteilung, Nr. ao. Wien (u.a.): 2006.
[7] Fix, Wilhelm: Die Territorialgeschichte des preussischen Staates im Anschluss an zwölf historische Karten übersichtlich dargestellt. S. Schropp. Berlin: 1869, 3. Auflage. Seite 169.
[8] Körner, Hans-Michael: Die Wittelsbacher. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. München: Verlag C.H. Beck oHG. 2009. S. 30.
[9] Siehe Seite 3.
[10] Benker, Ludwig der Bayer, Seite 22.
[11] Vgl Benker, Ludwig der Bayer, Seite 22.
[12] Vgl. Schrohe, Der Kamp der Gegenkönige, Seite 22.
[13] Vgl. Benker, Ludwig der Bayer, Seite 66.
[14] Vgl. Schrohe, Der Kampf der Gegenkönige, Seite 23.
[15] Ebd. Seite 24.
[16] Vgl. Schrohe, Der Kampf der Gegenkönige, Seite 24.
[17] Die Rede ist von einem „ Kleinkrieg im bayerischen Land mit Niederbrennen von Häusern und Dörfern der jeweils feindlichen Partei, mit Raub und Plünderung, unruhigem Hin und Her der Kriegsleute.“ Benker: Ludwig der Bayer, Seite 66.
[18] Vgl. Benker, Ludwig der Bayer, Seite 64.
[19] Vgl. Schrohe, Der Kampf der Gegenkönige, Seite 25.
[20] Vgl. Benker, Ludwig der Bayer, Seite 67ff.
[21] Vgl. Schrohe, Der Kampf der Gegenkönige, Seite 26.
[22] Vgl. Benker, Ludwig der Bayer, Seite 68.
[23] Vgl. Schrohe, Der Kampf der Gegenkönige, Seite 28.
[24] Vgl. Benker, Ludwig der Bayer, Seite 69.
[25] Ebd., Seite 70.
[26] Vgl. Schrohe, Der Kamp der Gegenkönige, Seite 30.
[27] Vgl. Huber, Alexander: Das Verhältnis Ludwigs des Bayern zu den Erzkanzlern , Seite 10.