Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, aus welchem Grund die Engländer ein derartiges Gesetz beschlossen haben und was ihnen die Navigationsakte für Vorteil brachte.
Am 9. Oktober 1651 verabschiedete der englische Staatsrat die erste Navigationsakte. Dies sollte zu einem Einschnitt in der vorherigen Politik der Engländer führen und ihre außenpolitische Stärke gegenüber den Niederländern stärken.
Zunächst werden die beiden Länder ab der Mitte des Jahrhunderts genauer betrachtet. Dabei wird in England der Schwerpunkt auf den Ausbau der Herrschaft von Oliver Cromwell gelegt. In den Niederlande steht die Entwicklung zur Handelsmacht im Vordergrund. Im III. Kapitel wird der Weg zur Navigationsakte beschrieben. Der Versuch von Cromwell, eine politische Union mit der republikanischen Niederlande zu bilden und die umstrittene Gesandtschaft von St. John werden behandelt. Anschließend wird die Navigationsakte vorgestellt und der Zweck ihrer Inhalte. Der durch die Navigationsakte provozierte Weg in den Krieg wird in Kapitel V. vorgestellt. Darauf folgt eine Beschreibung der wichtigsten Schlachten. Die wirtschaftlichen und politischen Vorgänge in beiden Ländern werden ebenfalls bearbeitet. Das letzte Kapitel umfasst die Frage, ob es sich bei dem englisch-niederländisch Krieg um einen globalen Konflikt gehandelt hat.
Die Hauptquelle für dieses Thema bietet die überlieferte Navigationsakte von 1651. Ihre Ratifizierung legte den Grundstein für eine weitreichende Entwicklung der englischen Seemacht. Die Forschungsliteratur ist breit gefächert, wenn auch überschaubar. Zum genauen Verlauf des Krieges bietet Hans-Christoph Junge sehr ausführliche Informationen und sollte deshalb erwähnt werden. Neben Junge zählt aber auch Carl Ballhausen zu den wichtigen Autoren über das Verhältnis der beiden Mächte. Die Weltgeschichte der Seefahrt, von Helmut Pemsel, bietet einen guten Überblick über die geschichtlichen Abläufe.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. England ab der Mitte des 17. Jahrhunderts
III. Die Niederlande ab der Mitte des 17. Jahrhunderts
IV. Der Weg zur Navigationsakte
V. Die Navigationsakte vom 9. Oktober 1651
VI. Langer Vorabend des Krieges
VII. Kriegsverlauf
VIII. Der Frieden von Westminster
IX. Der erste englisch-niederländische Krieg - Ein globaler Konflikt?
X. Fazit
XI. Bibliographie
I. Einleitung
Am 9. Oktober 1651 verabschiedete der englische Staatsrat die erste Navigationsakte. Dies sollte zu einem Einschnitt in der vorherigen Politik der Engländer führen und ihre außenpolitische Stärke gegenüber den Niederländern stärken.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, aus welchem Grund die Engländer ein derartiges Gesetz beschlossen haben und was ihnen die Navigationsakte für Vorteil brachte.
Zunächst werden die beiden Länder ab der Mitte des 17. Jahrhunderts genauer betrachtet. Dabei wird in England der Schwerpunkt auf den Ausbau der Herrschaft von Oliver Cromwell gelegt. In den Niederlande steht die Entwicklung zur Handelsmacht im Vordergrund.
Im III. Kapitel wird der Weg zur Navigationsakte beschrieben. Der Versuch von Cromwell, eine politische Union mit der republikanischen Niederlande zu bilden und die umstrittene Gesandtschaft von St. John werden behandelt.
Anschließend wird die Navigationsakte vorgestellt und der Zweck ihrer Inhalte. Der durch die Navigationsakte provozierte Weg in den Krieg wird in Kapitel V. vorgestellt. Darauf folgt eine Beschreibung der wichtigsten Schlachten. Die wirtschaftlichen und politischen Vorgänge in beiden Ländern werden ebenfalls bearbeitet. Das letzte Kapitel umfasst die Frage, ob es sich bei dem englisch-niederländisch Krieg um einen globalen Konflikt gehandelt hat.
Die Hauptquelle für dieses Thema bietet die überlieferte Navigationsakte von 1651. Ihre Ratifizierung legte den Grundstein für eine weitreichende Entwicklung der englischen Seemacht.
Die Forschungsliteratur ist breit gefächert, wenn auch überschaubar. Zum genauen Verlauf des Krieges bietet Hans-Christoph Junge sehr ausführliche Informationen und sollte deshalb erwähnt werden. Neben Junge zählt aber auch Carl Ballhausen zu den wichtigen Autoren über das Verhältnis der beiden Mächte. Die Weltgeschichte der Seefahrt, von Helmut Pemsel, bietet einen guten Überblick über die geschichtlichen Abläufe.
II. England ab der Mitte des 17. Jahrhunderts
Der englische Bürgerkrieg von 1642-1646 brachte Oliver Cromwell an die Spitze des neuen Commenwealth. Dieses regierte er als „Lord Protektor“ von 1653 bis zu seinem Tod 1658 mit diktatorischen Vollmachten. Die neue republikanische Regierung unter Cromwell wurde nach der Hinrichtung des englischen Königs Karl I. am 10.02.1649 anfänglich nicht anerkannt. Nur durch die Demonstration von Macht und Stärke konnte Cromwell eine Anerkennung erreichen.
Aus diesem Grund entschied er sich dazu, die Kriegsflotte mit größter Anstrengung aufzurüsten. Aufgrund von Royalisten in den Reihen des Offizierskorps setzte Cromwell auf bewährte und republiktreue Offiziere, welche mit der Führung der neuen Flotte betraut werden sollten. Zu diesen zählte neben Dean und Popham besonders Robert Blake, welcher sich in zahlreichen Schlachten als einer der bedeutendsten Flottenführer von England etablieren sollte. Seine starke Persönlichkeit und seine herausragenden organisatorischen Talente verhalfen Cromwell zu einer schnellen Anerkennung seiner Herrschaft.[1]
Die ersten militärischen Operationen des neuen Flottenführers Blake richteten sich gegen das feindselige Frankreich. Dieses befand sich noch immer im Krieg mit Spanien. Blake konnte daher bei seinem Vorgehen gegen das Geschwader der französischen Royalisten vor Portugal auf die Unterstützung der Spanier zählen. In dieser ersten Auseinandersetzung mit einer anderen Macht zeigte sich, dass mit der militärischen Stärke des Commonwealth zu rechnen sei.[2] Doch nicht nur die politische Anerkennung außerhalb Englands bereite Cromwell Probleme, sondern auch die Akzeptanz seiner Politik im Inneren. Außerdem musste er für die Wiederherstellung, der aus dem Bürgerkrieg entstanden Schäden, sorgen, um die breite Öffentlichkeit auf seine Seite zu bringen. Eine aggressive Außenpolitik verhalf ihm dazu, diese wichtigen Faktoren zu erfüllen. Die Mittel, welche er für die Behebung der wirtschaftlichen Schäden benötigte, konnte er durch eine Ausdehnung des Überseehandels erringen. Dieser befand sich aber zu dieser Zeit fast vollständig in der Hand der Niederländer. Im Jahr 1650 verfügten die Generalstaaten über knapp 16 000 Handelsschiffe, wobei davon 6000 Hochseeschiffe waren. Die Handelsflotte der Engländer war mit nicht einmal 1000 Schiffen zu dieser Zeit kein ernstzunehmender Konkurrent.[3]
England besaß durch seine strategisch günstige Lage einen Vorteil, denn die großen Geleitzüge der Niederländer mit annähernd 100 Handelsschiffen mussten die englischen Küsten entlang fahren. Deswegen waren sie verwundbar und ein leichtes Ziel für die Flotte des Commonwealth. Der Wind verhalf der englischen Flotte schneller aus ihren Häfen zu kommen. Da viele dieser Häfen am engen Ärmelkanal lagen, konnte England eine große Durchgangsstraße kontrollieren Die Ostindiengeleite und die Amerikafahrer mussten den ganzen Ärmelkanal passieren und waren ebenfalls der neu heranwachsenden Macht ausgesetzt. Die Landung von feindlichen Schiffen wurde durch hohe Steilküsten erheblich erschwert.[4]
Doch nicht nur die Fahrruten der Niederländer verhalfen den Engländern zu einem Vorteil, sondern auch die geographischen Eigenschaften der niederländischen Küsten konnten sie für sich ausnutzen. Aufgrund vieler Untiefen vor ihren Küsten hatten die niederländischen Kriegsschiffe einen geringeren Tiefgang und mussten auf schwere Bewaffnung verzichten. Die Engländer hingegen, welche in wenigen Jahren fast 100 Kriegsschiffe gebaut hatten, konnten ihre Schiffe mit starker Bewaffnung ausstatten und waren im Kampf Schiff gegen Schiff überlegen. Außerdem hatten sie durch die stärkere und schwerere Bewaffnung einen besseren Tiefgang, was den Schiffen nützte, um schneller mit dem Wind segeln zu können.[5]
Einen weiteren Unsicherheitsfaktor bildete die Führung der Niederländer. Diese war nicht einheitlich, wie die englische Führung, sondern jede der fünf Provinzen hatte ihre eigene Admiralität und stellte ein eigenes Geschwader zur Verfügung.[6]
III. Die Niederlande ab der Mitte des 17. Jahrhunderts
Das 17. Jahrhundert war das Goldene Zeitalter der Niederlande. Nach dem achtzigjährigen Unabhängigkeitskrieg (1568-1648) gegen Spanien war die Niederlande die führende Weltmacht und Handelsnation.[7]
Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde sie völkerrechtlich anerkannt und ihre Grenzen endgültig fixiert. Die Republik behielt ihre aristokratisch-bürgerliche Regierungsform bei und trennte sich von der absolutistisch regierten spanischen Niederlande ab.[8]
Die Niederlande konnte mit weniger als 2 Millionen Menschen und ohne natürlich Reichtümer zu einer führenden Wirtschaftsmacht aufsteigen. Die niederländische Bevölkerung hatte sich im Laufe des 16. Jahrhunderts bis 1650 nahezu verdoppelt. Sämtliche Güter waren knapp und die Leute waren zum Sparen oder zum Arbeiten gezwungen. Nachdem das Wachstum Mitte des 17. Jahrhunderts abbrach, war Holland die am dichtesten besiedelte und am stärksten urbanisierte Region in Westeuropa.
Durch die Modernisierung der Landwirtschaft konnte die Versorgung der Menschen sichergestellt werden. Jährliche Importe von ungefähr 60000 Last Getreide aus dem Ostseeraum und neuen landwirtschaftlichen Techniken steigerte die Produktivität. Die Bauern konnten sich auf Viehzucht und Milchwirtschaft spezialisieren, da das Getreide nicht im eigenen Land produziert werden musste. Durch diese Einsparung von Arbeitskräften im Landwirtschaftsbereich konnte sich eine immer größere Menge an Menschen mit dem Gewerbe- und Dienstleistungssektor beschäftigen.[9] Neben der Landwirtschaft gehörte auch die Heringsfischerei zum primären Sektor der Wirtschaft.[10] Die Fischer fingen im Jahr über 200 Mio. Heringen, welche sie mit importiertem Salz behandelten und in importierte Fässer verlagerten. Diese wurden dann als fertiges Produkt wieder exportiert. Die Hauptfangplätze lagen in der Ostsee.[11]
Im Gewerbe, also dem sekundären Wirtschaftssektor, arbeiteten im 17. Jahrhundert in der Provinz Holland rund 40% der Berufstätigen. Hier bildete die Textilherstellung das führende Gewerbe. Emigranten aus Flandern und Brabant brachten die fortschrittliche Textilindustrie nach Haarlem und Leiden. Vor allem die Bereiche, Färben und Appretieren, welche die höchsten Gewinnen abwarfen, wurde von den Niederländern kontrolliert.
Neben der Textilherstellung entwickelte sich auch der Schiffsbau zu einem der bedeutendsten Gewerbe. Ab dem ausgehenden 16. Jahrhundert blieben die Niederlande knapp anderthalb Jahrhunderte die führende europäische Schiffsbaunation. Der neue Schiffstyp fluyt bestand aus leichterem Holz und konnte aufgrund einer einheitlichen Konstruktion in großer Anzahl gebaut werden. Diese Standardisierung führte zu einer Senkung der Produktions- und Betriebskosten des Schiffes.[12]
Die Effizienz und Schnelligkeit der Seetransporte wurde durch den neuen Schiffstyp gesteigert und verringerten in der Folge die Versicherungskosten. Daher waren die Niederländer in der Lage ihren Abnehmern und Produzenten die niedrigsten Frachtraten anzubieten. Gegenüber England waren diese billigen Frachtraten ein enormer Vorteil. Mehr als die Hälfte der Ware aus dem Ostseeraum gelangten auf niederländischen Schiffen nach England. Der Mangel von Seetonnage und Seeleuten in England führte ebenfalls dazu, dass die Generalstaaten auch den Großteil des Handels in die westindischen und nordamerikanischen Kolonien abwickeln konnten.[13]
IV. Der Weg zur Navigationsakte
Am 6. November 1650 starb der Oranierprinz Wilhelm II.. Dies ergab den Anlass für einen kompletten Machtwechsel in den Niederlanden, zugusten der Aristokraten. Das Interesse Englands an den Niederlande wurde durch diesen Umschwung wieder geweckt.
Die „Groote Vergadering“ erlaubte am 28. Januar 1651 nun Gesandte aus England. Diese Erlaubnis nutzte der englische Staatsrat und schickten eine Gesandtschaft in die Generalstaaten, um die Interessen Englands zu vertreten.[14] Diese Gesandtschaft wurde von Oliver St. John und Walter Strickland geleitet und gilt als Vorstufe zum englisch-holländischen Krieg.[15]
Walter Strickland hatte schon lange die Absicht, eine Allianz mit der Provinz Holland zu bilden und sie in ihren Auseinandersetzung mit den Oraniern zu unterstützen.[16] Die erste Rede von St. John fand am 30. März 1651 in der “Groote Vergadering“ statt. Das gemeinsame Interesse von englischen und holländischen Republikanern war ihm wichtig und er hoffte auf eine Vereinigung der beiden Republiken, in denen England die dominantere Rolle einnehmen würde.[17]
Die „Groote Vergadering“ setzte eine Kommission ein und die Verhandlungen begannen am 4. April 1651. Die Engländer verlangten die Niederschrift jedes einzelnen Punktes, um diese zum Schluss zu unterzeichnen. Sie wollten angeblich absolute Klarheit in allen Verhandlungspunkten, da sie bereit wären viele Eingeständnisse zu machen. Die Niederländer wurden misstrauisch, da sie nicht nachvollziehen konnten, worin Klarheit bestehen sollte.
Der englische Abgesandte begründete die Vereinigung nur mit den Gründen, dass man die gleiche Religion habe, beide Nationen frei seien und gleiche Interessen im Handel hätte. Auf weitere Nachfragen der Niederländer verweigerte St. John genauere Erläuterungen und die diplomatischen Gespräche gerieten ins Stocken. Dem niederländische Unterhändler Schaaps in England war es zu verdanken, dass die Verhandlungen wieder aufgenommen werden konnten. Die Engländer legten sieben Artikel vor, in denen sie erneut eine Allianz und Union vorschlugen. Allerdings vermieden sie es, die Koalitionsabsicht offen auszusprechen.
[...]
[1] Pemsel, Helmut: Weltgeschichte der Seefahrt (=Seeherrschaft II. Seekriege und Seepolitik von 1650 bis 1914, Band 6), Wien 2005, S. 489.
[2] Junge, Hans-Christoph: Flottenpolitik und Revolution. Die Entstehung der englischen Seemacht während der Herrschaft Cromwells, (=Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts London, Band 6), Stuttgart 1980.Junge, S. 193-194.
[3] Pemsel: Weltgeschichte der Seefahrt, S. 489.
[4] Ballhausen, Carl: Der erste englisch-holländische Seekrieg 1652-1654 sowie der schwedisch-holländische Seekrieg 1658-1659, Haag 1923, S. 52-53.
[5] Pemsel: Weltgeschichte der Seefahrt, S. 490.
[6] Pemsel: Weltgeschichte der Seefahrt, S. 490.
[7] Wilson, Charles: Profit and Power. A Study of England and the Dutch Wars, London [u.a.] 21978, S. 2.
[8] North, Michael: Geschichte der Niederlande, München 1997. S. 37.
[9] North: Geschichte der Niederlande, S.43-45.
[10] Wilson: Profit and Power, S. 2.
[11] North: Geschichte der Niederlande, S.43-45.
[12] North: Geschichte der Niederlande, S. 46-47.
[13] North: Geschichte der Niederlande, S. 47-48.
[14] Groenveld, Simon: The English Civil Wars as a Cause of the First Anglo-Dutch War. 1640-1652, in: The Historical Journal 30/3 (1987), S. 555.
[15] Ballhausen: Seekrieg , S. 26.
[16] Junge: Flottenpolitik und Revolution, S. 142-143.
[17] Israel, Irvine Jonathan: The Dutch Republic. Its Rise, Greatness, and Fall. 1477-1806, Oxford 1995, S.207.