Bericht zum Blockseminar Biographiemanagement des Lehrers (Schulpädagogik)
Schulerfahrungen, Anforderungen und Belastungen des Lehrers. Burnout, Copingstrategien und Konfliktvermeidung
Zusammenfassung
Meine Meinung war, dass zur Professionalität eines Lehrers, der ja selbst einmal ein Schüler war, gehört, dass er sich bei der Arbeit nicht von den eigenen negativen oder auch positiven Erfahrungen aus seiner Schulzeit beeinflussen lässt. Beziehungsweise, dass er unterscheiden kann, welche dieser Erfahrungen ihn wirklich weiterbringen und sinnvoll sind und welche nicht. Ansonsten läuft er Gefahr, emotional und nicht rational zu handeln. Ich stellte mir vor, dass wir als angehende Lehrer im Seminar lernen, eigene Erlebnisse angemessen zu verarbeiten und eine objektive Haltung gegenüber allen Menschen und Situationen, die uns während des Berufslebens begegnen, einzunehmen.
Den Anglizismus „Management“, der mich in diesem schulpädagogischen Kontext überraschte, verstand ich als eine Art Ordnung und Verwaltung. Das Kompositum Biographiemanagement bedeutete für mich also: Lerne mit deiner eigenen Lebensgeschichte richtig umzugehen. Insgesamt erwartete ich also eine eher vergangenheitsorientierte Durchleuchtung der eigenen Biographie.
Alles Weitere ließ ich auf mich zukommen. Es handelte sich bei diesem Blockseminar um das erste Seminar, das ich im Rahmen meines erziehungswissenschaftlichen Studiums besuchte. Deswegen fiel es mir noch schwerer, mir vorzustellen, was wir genau machen würden.
Für mich selbst wünschte ich mir, dass das Seminar dazu beitragen würde, dass ich lerne, mich von den Problemen, die ich in der Schule hatte, zu distanzieren. Einige Dinge sind mir heute noch unangenehm und ich möchte nicht, dass sie sich negativ auf meine spätere Tätigkeit als Lehrerin auswirken.
An Verdrängung dachte ich dabei nicht, sondern eher daran, mehr Verständnis für mich selbst aufzubringen, an mir zu arbeiten und den Blick immer in Richtung Zukunft zu wenden.
Leseprobe
Gliederung
1. Eigene Erwartungen vor Beginn des Seminars
2. Erster Tag
2.1. Unterschied zwischen Biographie und Lebenslauf (Vertiefung)
2.2. Szenen des eigenen Lebens: Biographische Reflexionen
2.3. Schulerfahrungen: Gutes Lernen
2.4. Anforderungen und Belastungen im Lehrerberuf
3. Zweiter Tag
3.1. Rollen und Eigenschaften eines Lehrers
3.2. Lebensphasen von Lehrern
3.3. Burnout im Lehrerberuf (Vertiefung)
3.4. Mechanismen der Bedürfnisvermeidung
4. Dritter Tag
4.1. Copingstrategien (Vertiefung)
4.2. Konfliktbewältigung
5. Das Seminar im Rückblick und Schlussfolgerungen
6. Literaturverzeichnis
1. Eigene Erwartungen vor Beginn des Seminars
Als mir der Begriff Biographiemanagement letztes Jahr bei der Stundenplan- erstellung im Vorlesungsverzeichnis begegnete, dachte ich zunächst, kurz gesagt, an Strategien zur Trennung des Privat- und Dienstlebens eines Lehrers. Dass eine Biographie das Innenleben eines Menschen bei der Wiedergabe von Lebensereignissen mit berücksichtigt, war mir klar, ich hatte mir allerdings nie Gedanken um eine genaue Definition gemacht.
Meine Meinung war, dass zur Professionalität eines Lehrers, der ja selbst einmal ein Schüler war, gehört, dass er sich bei der Arbeit nicht von den eigenen negativen oder auch positiven Erfahrungen aus seiner Schulzeit beeinflussen lässt. Beziehungsweise, dass er unterscheiden kann, welche dieser Erfahrungen ihn wirklich weiterbringen und sinnvoll sind und welche nicht. Ansonsten läuft er Gefahr, emotional und nicht rational zu handeln. Ich stellte mir vor, dass wir als angehende Lehrer im Seminar lernen, eigene Erlebnisse angemessen zu verarbeiten und eine objektive Haltung gegenüber allen Menschen und Situationen, die uns während des Berufslebens begegnen, einzunehmen.
Den Anglizismus „Management“, der mich in diesem schulpädagogischen Kontext überraschte, verstand ich als eine Art Ordnung und Verwaltung. Das Kompositum Biographiemanagement bedeutete für mich also: Lerne mit deiner eigenen Lebensgeschichte richtig umzugehen. Insgesamt erwartete ich also eine eher vergangenheitsorientierte Durchleuchtung der eigenen Biographie. Alles Weitere ließ ich auf mich zukommen. Es handelte sich bei diesem Blockseminar um das erste Seminar, das ich im Rahmen meines erziehungswissenschaftlichen Studiums besuchte. Deswegen fiel es mir noch schwerer, mir vorzustellen, was wir genau machen würden.
Für mich selbst wünschte ich mir, dass das Seminar dazu beitragen würde, dass ich lerne, mich von den Problemen, die ich in der Schule hatte, zu distanzieren. Einige Dinge sind mir heute noch unangenehm und ich möchte nicht, dass sie sich negativ auf meine spätere Tätigkeit als Lehrerin auswirken. An Verdrängung dachte ich dabei nicht, sondern eher daran, mehr Verständnis für mich selbst aufzubringen, an mir zu arbeiten und den Blick immer in Richtung Zukunft zu wenden.
2. Erster Tag
2.1. Unterschied zwischen Biographie und Lebenslauf
Zu Beginn des Seminars sollten sich die Teilnehmer darüber im Klaren werden, was genau eine Biographie von einem Lebenslauf unterscheidet. Dazu wurden von der Dozentin auf einem Tisch Auszüge aus literarischen Werken verteilt, von denen sich jeder einen holte und dann durchlas. In Einzelarbeit hatten wir die Frage zu beantworten, inwiefern wir uns selbst in dem Text wiedererkennen. Ich selbst hatte einen Auszug aus dem Buch Briefe an den Vater von Franz Kafka. Dort geht es um einen Ich-Erzähler, der in Form eines Briefes seinem Vater (dem Adressaten) zunächst beschreibt, dass er Furcht vor ihm habe. Im weiteren Verlauf räumt er ein, keine Dankbarkeit dafür gezeigt zu haben, dass der Vater ihn jahrelang versorgte. Die Entfremdung zwischen den beiden sieht er als einen gegebenen Umstand an, für den es keinen Schuldigen gibt. Er greift die Erklärungsversuche des Vaters hierfür im Brief auf und weist darauf hin, dass er sie nicht nachvollziehen kann. Anschließend versucht er dem Vater deutlich zu machen, welch starken Eindruck seine Worte als Kind bei ihm hinterließen und dass der Vater sich dessen scheinbar nie bewusst war. Zum Schluss wirft er ihm vor, Regeln für das Verhalten am Esstisch aufgestellt zu haben, an die er sich selbst als Familienoberhaupt aber nicht hielt.
(Kafka 1981: 5-17)
Während des Lesens fielen mir Parallelen zu meinem Verhältnis zu meinem Vater auf. Allerdings nicht in den vom Ich-Erzähler aufgezählten konkreten Beispielen aus ihrem Familienleben (sein fehlendes Interesse am Geschäft seines Vaters, die Tatsache, dass der Vater Brot mit schmutzigen Messern schnitt), sondern auf einer höheren Ebene. Herauslesen kann man, dass er kein freundschaftliches Verhältnis zu seinem Vater aufbauen konnte. Bei mir ist es genauso und ich gebe auch weder mir noch meinem Vater die Schuld dafür. Ich führe es auf den Altersunterschied und die unterschiedliche Erziehung zurück (mein Vater wuchs im Kommunismus auf). Mit meinen Freunden gehe ich wie der Ich-Erzähler anders um, sie wissen über mich bestimmte Dinge, die mein Vater nicht so genau weiß. Dafür kennt er die Umstände, in denen ich aufgewachsen bin, aus eigener Erfahrung genauer.
Ein weiterer Punkt ist, dass der Ich-Erzähler den Vater nicht die alleinige Verantwortung für seine Entwicklung zuschreibt. Auch ich bin der Meinung, dass mein Vater nicht der einzige war, der an der Herausbildung meines heutigen Charakters beteiligt war.
Ich stimme dem Ich-Erzähler des Weiteren zu, wenn er angibt (beschreibt), dass die Worte seines Vaters in seiner Kindheit einen großen Einfluss auf ihn hatten. Auch bei mir war es so, dass von meinen Eltern teilweise unüberlegt ausgesprochene Sachen mich sehr aufwühlen konnten und mein Weltbild veränderten.
Mir persönlich hat diese Übung dabei geholfen zu verstehen, wie subjektiv die Lebensgeschichte eines Menschen dargestellt werden kann. Im Gegensatz zu mir berichteten einige Kommilitonen, dass sie das Verhältnis zu ihrem Vater als ganz anders empfanden als der Ich-Erzähler dieser Geschichte. Wenn ich selbst zuvor eine Autobiographie hätte schreiben müssen, dann hätte ich vermutlich eher sachlich formuliert und meine Gefühlswelt nicht in so einem hohen Maße offenbart. Es war für mich auch hilfreich und beruhigend zu lesen, dass auch andere Menschen kein ideales Verhältnis zu ihren Eltern haben und Schwierigkeiten normal zu sein scheinen. Ich finde, dass ein literarischer Text ein gutes Mittel ist, um den Unterschied zwischen Biographie und Lebenslauf deutlich zu machen. Einen Lebenslauf muss man nicht extra vorstellen, den kennt wahrscheinlich jeder aus der Schule oder aus Bewerbungen.
2.2. Szenen des eigenen Lebens: Biographische Reflexionen
Um uns selbst vor Augen zu halten, welche Ereignisse einen großen Einfluss auf unser Leben hatten, wurde uns die Aufgabe gestellt, ein Plakat zu malen. Jeder zeichnete auf einem in etwa DIN A2 großen Stück Papier vier besonders wichtige Stationen seines Lebens auf. Danach stellten wir es jeweils den Mitgliedern unserer Gruppe vor und beantworteten folgende Fragen: Wie ist es mir beim Zeichnen ergangen? Ähneln sich die Themen der Gruppenmitglieder oder sind sie unterschiedlicher Natur?
Die bildhafte Darstellung half dabei, sich der einzelnen Situationen bewusst zu werden, die einen großen Einfluss auf das Leben haben. In meinem Fall ist aus der Zeichnung ersichtlich geworden, dass ich Lehrerin werden möchte, weil ich vor dem Studium die Möglichkeit hatte, ein Jahr lang zu unterrichten und es mir großen Spaß bereitete.
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