Das Lean Startup Konzept. Ein erfolgsversprechendes Modell für Unternehmensgründungen?
Zusammenfassung
In Deutschland sieht laut dem Global Entrepreneurship Monitor (GEM) Länderbericht ungefähr die Hälfte der 18- bis 64-Jährigen (55 Prozent) eine Unternehmensgründung als attraktive berufliche Perspektive. Alleine im Jahr 2014 gab es laut dem IfM Bonn 309.400 neue Existenzgründungen in Deutschland. Den 309.4000 Gründungen stehen jedoch 348.000 Liquidationen gegenüber. Das heißt, im selben Zeitraum wurden mehr Unternehmen geschlossen als gegründet, obwohl die Rahmenbedingungen für Gründer in Deutschland ausgesprochen gut sind.
Das Problem gescheiterter Startups liegt darin, dass sie Methoden verwenden, die sich für die Umsetzung existierender Geschäfte eignen, bei Startups dreht sich jedoch alles ums Unbekannte. Ein Geschäftsmodellkonzept, das in den letzten Jahren oft von den Startups genutzt wird, ist das Lean Startup Konzept. Es beschreibt, wie mit möglichst geringem Zeit- und Kapitaleinsatz ein erfolgreiches Unternehmen gegründet werden kann oder ein Produkt erfolgreich in den Markt eingeführt werden kann.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, das Lean Startup-Konzept und seine Implementierung durch das Lean Canvas Geschäftsmodell darzulegen, und die Anwendbarkeit dieses Ansatzes in den Unternehmen anhand des Beispiels von Dropbox zu untersuchen.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Lean Entrepreneurship
1 Begriffserläuterungen
1.1 Startup
1.2 Lean Management
1.3 Lean Startup
2 Prinzipien der Lean Startup Methode
2.1 Die fünf Grundprinzipien nach Eric Ries
2.2 Die drei Schlüsselprinzipien nach Steve Blank
3 Prozess der Lean Startup Methode
3.1 Bauen
3.2 Messen
3.3 Lernen
4 Lean Canvas als Geschäftsmodell
4.1 Definition des Begriffs Geschäftsmodell
4.2 Bausteine des Lean Canvas Geschäftsmodells
4.3 Durchführung
5 Vorteile und Nachteile von Lean Entrepreneurship
III. Fallstudie: Dropbox
1 Einleitung
2 Prozess von Lean Startup im Dropbox
3 Dropbox Lean Canvas
IV. Fazit und Ausblick
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
I. Einleitung
Entrepreneure wollen ihre Vision wahr werden lassen, damit ihnen das gelingt, müssen sie ein kompetentes Team rekrutieren, welches ihre Vision teilt, und einen neuen Weg einschlagen, auf dem sie oft von Unsicherheit, Angst und Zweifeln begleitet werden.1
Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts glaubten Startups, sie würden den richtigen Weg zum Erfolg kennen. Sie übernahmen Methoden für die Produkteinführung und die Produktentwicklung, die nahezu identisch mit den Methoden waren, die an den Business Schools für große Unternehmen gelehrt wurden. Diese Methoden umfassen z.B. ausführliche Businesspläne, Checklisten und Ziele für jeden Schritt auf dem Weg zum fertigen Produkt, die in der Praxis schwer anwendbar sind. Viele Startups schaffen es nicht den Businessplan auszuführen.2
In Deutschland sieht laut dem Global Entrepreneurship Monitor (GEM) Länderbericht ungefähr die Hälfte der 18- bis 64-Jährigen (55 Prozent) eine Unternehmensgründung als attraktive berufliche Perspektive.3 Alleine im Jahr 2014 gab es laut dem IfM Bonn 309.400 neue Existenzgründungen in Deutschland. Den 309.4000 Gründungen stehen jedoch 348.000 Liquidationen gegenüber.4 Das heißt, im selben Zeitraum wurden mehr Unternehmen geschlossen als gegründet, obwohl die Rahmenbedingungen für Gründer in Deutschland ausgesprochen gut sind.5
Das Problem gescheiterter Startups liegt darin, dass sie Methoden verwenden, die sich für die Umsetzung existierender Geschäfte eignen, bei Startups dreht sich jedoch alles ums Unbekannte.6 Ein Geschäftsmodellkonzept, das in den letzten Jahren oft von den Startups genutzt wird, ist das Lean Startup Konzept. Es beschreibt, wie mit möglichst geringem Zeit- und Kapitaleinsatz ein erfolgreiches Unternehmen gegründet werden kann oder ein Produkt erfolgreich in den Markt eingeführt werden kann.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, das Lean Startup-Konzept und seine
Implementierung durch das Lean Canvas Geschäftsmodell darzulegen, und die Anwendbarkeit dieses Ansatzes in den Unternehmen anhand des Beispiels von Dropbox zu untersuchen.
II. Lean Entrepreneurship
1 Begriffserläuterungen
Zum besseren Verständnis dieser Thematik werden nun noch einige wichtige Begriffe erläutert:
1.1 Startup
Nach einer Studie vom Bundesverband Deutsche Startups e.V., der KPMG und der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin sind Start-ups definiert als Unternehmen, die jünger als zehn Jahre sind, wegen ihrer Technologie und Geschäftsmodelle besonders innovativ erscheinen und ein signifikantes Mitarbeiter- und/oder Umsatzwachstum anstreben.7
Der Begründer der Lean-Startup-Theorie Eric Ries legt für seine Definition von Startup einen großen Wert auf die Unsicherheit: „Ein Startup ist eine menschliche Institution, die ein neues Produkt oder neue Dienstleistung in einem Umfeld extremer Ungewissheit entwickelt.“ Die wichtigste Eigenschaft eines Startups ist für ihn, dass dieses noch nicht weiß, ob sein Produkt am Markt ankommen wird.8
Nach Steve Blank ist ein Startup nicht einfach eine Miniaturausgabe eines etablierten Unternehmens, sondern eine temporär existierende Organisation auf der Suche nach einem skalierbaren und nachhaltigen Geschäftsmodell.9
1.2 Lean Management
Lean Management bezeichnet die Gesamtheit der Denkprinzipien und Methoden und Verfahrensweisen zur effizienten Gestaltung der gesamten Wertschöpfungskette industrieller Güter.10
1.3 Lean Startup
Der Begriff Lean Startup vereint die beiden oben definierten Begriffe. Es beschreibt die Übertragung der Prinzipien des Lean Managements auf ein Startup, dabei geht es darum, knappe Ressourcen optimal zu nutzen.
Lean Startup lässt sich in die wesentlich als Einsatz von kleineren, schnelleren Variationen mit dem Ziel, eine Vision auf die Probe zu stellen, zusammenfassen.11
2 Prinzipien der Lean Startup Methode
2.1 Die fünf Grundprinzipien nach Eric Ries
Eric Ries hat fünf Grundprinzipien verfasst, die dem Lean Startup zugrunde liegen.12 x Entrepreneure gibt es überall
Entrepreneure sind nicht nur Jungunternehmer eines Startups. Der Begriff des Entrepreneurs trifft auf jeden zu, der in einem Startup arbeitet. Man versteht darunter eine menschliche Institution, die das Ziel verfolgt, neue innovative Produkte bzw. Dienstleistungen unter extremer Ungewissheit zu entwickeln. Das bedeutet, Entrepreneure findet man überall und die Lean-Startup-Methode funktioniert auch innerhalb verschiedenster Unternehmensgrößen und Branchen.13
- Entrepreneurship ist Management
Ein Startup ist nicht nur ein Produkt oder eine Dienstleistung, sondern eine Organisation, die geführt werden muss. Deswegen erfordern Startups gute Führungskompetenzen, um das Risiko zu verringern und Sicherheit zu gewähren.14
- Validierte Lernprozesse
Startups existieren nicht in erster Linie, um Produkte herzustellen, Geld zu verdienen oder Kundenbedürfnisse zu befriedigen, sondern um zu lernen, wie man ein tragfähiges Geschäftsmodell aufbaut. Dieses Lernen wird systematisch durch Experimente validiert, mit deren Hilfe die Elemente der Vision fortlaufend getestet werden.15 Beim validierten Lernen handelt es sich um einen systematischen und rigorosen Fortschritt in einem Umfeld extremer Ungewissheit. Es ist ein Prozess, der empirisch nachweist, dass ein Team wichtige Wahrheiten über die gegenwärtigen und zukünftigen Geschäftsaussichten entdeckt hat. Dieser Prozess ist konkreter, genauer und schneller als Marktprognosen oder die klassische Unternehmensplanung.16
- Bauen-Messen-Lernen („Build-Measure-Learn“)
Die fundamentale Tätigkeit eines Startups ist es, Ideen in Produkte zu verwandeln, zu messen, wie die Kunden darauf reagieren und daraus zu lernen, ob der eingeschlagene Weg fortgesetzt werden sollte oder Anpassungen erfordert.17
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Bauen-Messen-Lernen-Feedbackschleife18
Alle Startup-Prozesse sollten darauf ausgerichtet sein, den Durchlauf durch die Schleife (Abb.1) zu beschleunigen. Bei jedem Durchlauf der Bauen-Messen-Lernen- Feedbackschleife muss hinterfragt werden, ob die ursprüngliche Strategie geändert oder beibehaltet werden soll. Wenn sich eine der Hypothesen als falsch erweist, dann sollte ein Kurswechsel eingeleitet und eine neue strategische Hypothese aufgestellt werden.19 Der Entrepreneur soll früher erkennen, wann ein Kurswechsel vorzunehmen ist, um somit weniger Zeit und Geld zu verschwenden.20
- Innovationsbilanz
Das Ziel der Innovationsbilanz ist es, Hypothesen des Startups in einer quantitativen Form darzustellen.21 Die Methode der Innovationsbilanz umfasst drei Schritte:22
1. Der Einsatz des minimal funktionsfähigen Produkts (MFP) um echte Daten über den aktuellen Stand des Projekts zu gewinnen.
2. Wachstumsmotor durch Feinabstimmung der Parameter von der Start- oder Grundlinie in Richtung Ziel- oder Ideallinie zu bringen.
3. Entscheidung über die Notwendigkeit einer Kurskorrektur.
2.2 Die drei Schlüsselprinzipien nach Steve Blank
Steve Blank setzt drei Schlüsselprinzipien für die Lean Startup Methode voraus. x Ausgangspunkt sind immer Hypothesen
Die Entrepreneure haben nur eine Reihe von ungetesteten Hypothesen, die auf Annahmen basieren. Und welche in einem Business Model Canvas eingetragen werden.23
- Customer Developement
Lean Startups verwenden den sogenannten „Get Out Of The Building“ Ansatz, um ihre Hypothesen des Business Modells zu überprüfen. sollen Entrepreneure echte potentielle Nutzer, Kunden und Partner treffen und dann mit den Rückmeldungen zurückkommen. Danach sollen sie ihre Hypothesen überarbeiten und anschließend wieder rausgehen, um erneut Feedback einzuholen. Dieser Kreislauf wird so lange durchlaufen, bis alle Annahmen validiert sind und das Geschäftsmodell mit jedem beliebigen Kunden aus der Zielgruppe funktioniert.24
- Agile Developement
Um Zeit- und Geldverschwendung zu vermeiden, wird das Produkt iterativ und inkrementell entwickelt. Das bedeutet es wird mit minimalem Aufwand jeweils nur das entwickelt, was gebraucht wird. In diesem Prozess entwickelt das Startup ihr Minimal funktionierendes Produkt, d.h. eine Minimalversion des Produktes, um die jeweiligen Hypothesen zu testen.25
3 Prozess der Lean Startup Methode
Viele Gründer denken, dass sie verstehen, wer der Kunde sein wird, was er braucht und wie sie ihm ihre Produkte verkaufen können. das kann dazu führen, dass sie etwas entwickeln, wofür es nachher keine oder zu wenige Kunden gibt. Deswegen soll der Entrepreneur zuerst nach potentiellen Problemen seiner Kunden suchen. Hierbei muss ein Problem erkannt werden und dazu eine Hypothese erstellt werden.26 Entrepreneure müssen die Hypothesen oder Annahmen so schnell wie möglich in Fakten verwandeln, in dem sie testen, ob die Hypothesen korrekt sind, und diese schnell ändern, falls Unstimmigkeiten bestehen.27
[...]
1 Vgl. Blank & Dorf (2014), S. 29.
2 Vgl. Blank & Dorf (2014), S. 30.
3 Vgl. GEM Länderbericht (2012), S. 3.
4 Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Unternehmensgründungen und Gründergeist in Deutschland: Zahlen und Fakten (2015), S. 6.
5 Vgl. GEM Länderbericht (2012), S. 4.
6 Vgl. Blank & Dorf (2014), S. 30.
7 Vgl. Studie, Bundesverband Deutsche Startups e.V., der KPMG und der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin: Deutsche Startup Monitor (2015) , S. 12.
8 Vgl. Ries (2014), S. 33.
9 Vgl. Blank & Dorf (2014), S. 12.
10 Vgl. Pfeiffer & Weiß (1991), S. 2.
11 Vgl. Maurya (2013), S. 19.
12 Vgl. Ries (2014), S. 15.
13 Vgl. Ries (2014), S. 15.
14 Vgl. Ries (2014), S. 15.
15 Vgl. Ries (2014), S. 15.
16 Vgl. Ries (2014), S. 42.
17 Vgl. Ries (2014), S. 15.
18 Vgl. Ries (2014), S. 73, Maurya (2013), S. 12.
19 Vgl. Ries (2014), S. 75.
20 Vgl. Ries (2014), S. 75.
21 Vgl. Ries (2014), S. 75.
22 Vgl. Ries (2014), S. 110.
23 Vgl. Blank (2013), S. 68.
24 Vgl. Blank (2013), S. 68.
25 Vgl. Blank (2013), S. 68-69.
26 Vgl. Ries (2014), S. 63.
27 Vgl. Blank & Dorf (2014), S. 8.