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Welchen Einfluss hat die Wechselbeziehung von Sprache und Identität auf die Integration der zweiten Migrantengeneration?

©2013 Seminararbeit 24 Seiten

Zusammenfassung

In der Seminararbeit zum Thema Sprache und Identität wird die Fragestellung „Welchen Einfluss hat die Wechselbeziehung von Sprache und Identität auf die Integration der zweiten Migrantengeneration?“ bearbeitet.

Im ersten Teil werden wesentliche Identitätskonzepte dargelegt und die Relevanz der Wechselbeziehung von Sprache und Identität aufgezeigt. Eine Definition von Identität erfolgt und die Abhängigkeit der Identität von dem Zugehörigkeitsgefühl wird untersucht. Sprache und Identität in Wechselbeziehung sind natürlich besonders interessant, wenn es um Migration geht und das Einfinden in die neue Gesellschaft, bzw. Kultur. Assimilation und Sozialisation spielen hier eine wesentliche Rolle.

Nachfolgend werden verschiedene Konzepte der Identität erläutert und anschließend wird die interkulturelle Kommunikation erklärt. Auch die sprachliche Verständigung sowie die Mehrsprachigkeit und deren Auswirkungen sind wesentlicher Bestandteil dieser Arbeit. Im Abschluss werde ich noch auf die Ergebnisse der TIES Studie eingehen, welche das Thema Migranten der zweiten Generation und die Auswirkungen derer Sprachkompetenzen behandelt und Daten zum Sprachgebrauch bereitstellt.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung:

2. Identität
2.1. Definition und Zugehörigkeit
2.1.1. Akkulturation und Sozialisation
2.1.2. Multiple Zugehörigkeiten
2.1.3. Faktoren der Zugehörigkeit: Religion, transnationale Verbindungen und Sprache
2.2. Konzepte und Theorien von Identität
2.2.1. Nationalkulturen und ethnische Pluralität : nationale Identität
2.2.2. Lokale und regionale Identitäten
2.2.3. Personale, soziale und kulturelle Identität
2.2.4. Anerkennung und Identität nach Taylor und Mead
2.2.5. Identität in der interkulturellen Kommunikation

3. Sprache
3.1. Sprachliche Verständigung innerhalb einer Gesellschaft
3.2. Mehrsprachigkeit
3.3. Auswirkungen von sprachlichen Kompetenzen der Familie auf die Bildungskarriere
3.4. Sprachgebrauch am Fallbeispiel Jugoslawen und Türken der zweiten Generation (TIES Studie)

4. Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

1. Einleitung:

In der vorliegenden Seminararbeit zum Thema Sprache und Identität wird die Fragestellung „Welchen Einfluss hat die Wechselbeziehung von Sprache und Identität auf die Integration der zweiten Migrantengeneration?“ bearbeitet. Im ersten Teil werden wesentliche Identitätskonzepte dargelegt und die Relevanz der Wechselbeziehung von Sprache und Identität aufgezeigt. Eine Definition von Identität erfolgt und die Abhängigkeit der Identität von dem Zugehörigkeitsgefühl wird untersucht. Sprache und Identität in Wechselbeziehung sind natürlich besonders interessant, wenn es um Migration geht und das Einfinden in die neue Gesellschaft, bzw. Kultur. Assimilation und Sozialisation spielen hier eine wesentliche Rolle. Nachfolgend werden verschiedene Konzepte der Identität erläutert und anschließend wird die interkulturelle Kommunikation erklärt. Auch die sprachliche Verständigung sowie die Mehrsprachigkeit und deren Auswirkungen sind wesentlicher Bestandteil dieser Arbeit. Im Abschluss werde ich noch auf die Ergebnisse der TIES Studie eingehen, welche das Thema Migranten der zweiten Generation und die Auswirkungen derer Sprachkompetenzen behandelt und Daten zum Sprachgebrauch bereitstellt. Die zentralen Erkenntnisse dieser Arbeit sind im Schlussteil nochmals zusammengefasst.

Identität und Sprache

Identität und Sprache bilden eine enge Wechselbeziehung. Durch die Globalisierung und die Internationalisierung spielt auch die Mehrsprachigkeit eine immer bedeutendere Rolle. Die Interdependenz zwischen Mehrsprachigkeit und Identität stellt bisher gültige Normen und Gewohnheiten einer Gesellschaft in Frage. Jede Gesellschaft bietet gewisse Optionen an, welche das Individuum entweder übernehmen, also sich anpasst, oder zurückweisen kann. Somit bilden die Individuen plurielle Identitäten aus, auch wenn der Grad von Individuum zu Individuum variiert. Der Facettenreichtum einer Identität wird durch eine Vielzahl interdependenter Faktoren bestimmt. Die Entwicklung sowie der Ausdruck einer Persönlichkeit unterliegem ständigem Wandel und wird sowohl durch Erwerb als auch Gebrauch von Sprachen vielfältig geprägt. Die Fähigkeit eines Individuums Kohärenz, Kontinuität und Integration von persönlichen Erfahrungen auszuführen, ist insbesondere durch Mehrsprachigkeit möglich. Die Identität veranschaulicht also ein vielschichtiges Konstrukt, welches durch dynamisches, individuelles Erleben und sozialen Anforderungen geformt wird. Identität bildet sich gerade durch familiäre sowie schulische Sozialisation heraus, doch auch andere Institutionen leisten ihren Beitrag zur Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklung. Gerade in multikulturellen Gesellschaften wandelt sich die Auffassung über Fremdheit und Alterität. Gerade in diesem Zusammenhang ist also die Entwicklung des Identitätskonzepts von Migranten, und besonders der zweiten Generation, von großer Bedeutung. Wandelnde Identitäten zwischen Stereotypen und Kategorisierungen in kulturübergreifenden Netzwerken. (vgl. Hu; 2007)

2. Identität

2.1. Definition und Zugehörigkeit

Bevor man sich mit dem Thema Sprache und Identität beschäftigt, sollte die Frage nach der Identität einer Person geklärt werden, also wie Identität definiert wird, welche unterschiedlichen Identitäten ein Mensch besitzt und im Anschluss in welcher Wechselbeziehung Identität mit der Sprache steht.

Eine Definition für Identität nach Schneider lautet wie folgt: „Die Identität ist ein Label für die Zugehörigkeit zu bestimmten Kategorien, jedoch können diese Labels auch weitestgehend getrennt von tatsächlichen kulturellen und sozialen Praktiken bestehen. Der Prozess der Etikettierung beinhaltet hierbei 3 verschiedene Perspektiven: die Selbst-Beschreibung (Zuschreibung) des Individuums, der Habitus der Gruppe selbst bzw. der Kategorie und die Perspektive der Außenwelt (outgroup)“. (Schneider 2012, S. 286)

Im Wesentlichen basiert die Etikettierung, also das Labeling nicht auf tatsächlichen, beobachtbaren Verhaltensweisen, ebenso wenig auf objektiven Merkmalen.

Identitäten sind immer an kulturelle sowie soziale Praktiken gebunden, welche drei verschiedene Dimensionen aufweisen. Die symbolische Dimension, die interaktive Dimension und die Kategorie der Zugehörigkeit bzw. die Klassenmitgliedschaft. Als Beispiel könnte man hier den Status „Mann“, „Sohn“ oder „Vater“ nennen.

Mittels der Staatsbürgerschaft, ist der Staat dazu im Stande, die Zugehörigkeit zu einer jeweiligen Nation zu erteilen. Durch die Staatsbürgerschaft wird Zugehörigkeit schließlich zu Mitgliedschaft. Da es einige Bürger gibt, die nicht zwingend den gleichen kulturellen Hintergrund wie ihre Mitmenschen haben, meist aufgrund der Herkunft, ist der Zusammenhang zwischen der ethno-nationalen Zugehörigkeit und der verliehenen oder erworbenen Staatsbürgerschaft nicht länger selbstverständlich.

2.1.1. Akkulturation und Sozialisation

Sozialisation und Akkulturation bestimmen im Wesentlichen die subjektive sowie emotionale Zugehörigkeit einer Person zu ihrer Lebenswelt.

Die Teilnahme eines Individuums an der Gesellschaft wird durch die adäquate Erfüllung der erwarteten Rollen innerhalb von Organisationen ermöglicht, und dies gilt ebenso für Migranten.

Da Gesellschaft allerdings als eine multifaktorielle, dynamische Struktur beschrieben wird, innerhalb derer die Konturen der Leben der Menschen zwischen verschiedenen Gruppen von Personen ausgehandelt werden, bestehen die theoretischen Schwierigkeiten in der ungleichen Machtverteilung sowie dem ungleichen Zugang zu Überzeugungsquellen.

Identifikationsmerkmale von Migrantenkinder sind bestimmt durch Gefühle der Zugehörigkeit, welche wiederum von anderen Termini bestimmt sind, beispielsweis der Sprache, Religion, soziale Teilhabe und sozialen Beziehungen. Diese Identifikationsverinnerlichungen sind wegweisend für die Integration in urbane europäische Gesellschaften.

Die Differenzierung der europäischen Städte macht sich nicht zuletzt durch die Vielzahl der gesprochenen Sprachen bemerkbar, vor allem bei den jüngeren Alterskohorten. Dies rührt nicht zuletzt vom zweiseitigen Set an ethno-nationalen Referenzen, also der Einfluss des Herkunftslandes der Eltern und dem Einwanderungsland.

2.1.2. Multiple Zugehörigkeiten

Jedes Individuum besitzt also nicht nur eine, sondern verfügt ebenso über multiple Identitäten. Die subjektiv wahrgenommene Identität lässt sich schwer definieren, da die Wahrnehmung stark vom Kontext abhängt.

Unterschiedlich Einflüsse auf die zweite Migrantengeneration sind die Eltern, die Großfamilie, gemeinschaftliche Netzwerke, Massenmedien, die Schule, Freunde sowie die Gesellschaft als Ganzes, in welcher so geboren und aufgewachsen sind. Daher ist diese Generation durch unterschiedliche kulturelle Hintergründe geprägt.

Verschiedene Kategorien definieren die Zugehörigkeit, sie ist nie durch nur eine bestimmt. Kriterien hierfür können sein: Nationalität, Geburtsort, ethnische Abstammung oder Herkunft, Sozialisation, Akkulturation und der zugehörige kulturelle Kontext.

Zugehörigkeitsgefühle hingegen werden durch Faktoren wie der Staatsbürgerschaft, dem Bildungslevel, dem Grad der Religiosität sowie Diskriminationserfahrungen bestimmt. Die Staatsbürgerschaft wird hierbei als das wichtigste Kriterium angesehen. Möchte man die Zugehörigkeit jedoch in Zusammenhang mit der Staatsbürgerschaft untersuchen, ist es notwendig zwischen „ius soli“ (=Recht der Staatsbürgerschaft durch Geburt) und „ius sanguinis“ (=Nationalität der Eltern) zu unterscheiden.

Eine aktive Teilnahme an der Gesellschaft wirkt sich positiv auf die Zugehörigkeitsgefühle aus. Dies betrifft vor allem arbeitende und studierende Personen im Vergleich zu Personen, die lediglich Haushaltstätigkeiten verrichten oder arbeitslos sind.

Da eine funktionelle Identität mehrere Zugehörigkeiten benötigt, stellt es keinen Nachteil dar, dass die zweite Migrantengeneration über zwei Bezugsrahmen verfügt. Zum einen ist das das Land in welchem sie aufgewachsen sind, zum anderen das Herkunftsland der Eltern. Durch Erfahrungen, welche die Kinder bei kulturellen oder religiösen Festen, Reisen oder speziellen Gerichten machen, entsteht eine Verbindung zum Herkunftsland der Eltern.

2.1.3. Faktoren der Zugehörigkeit: Religion, transnationale Verbindungen und Sprache

Religion

Religion stellt einen wichtigen symbolischen Marker dar, was die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kultur betrifft. Gemeint sind hierbei kollektiv geteilte Rituale an einem spezifischen Ort. Religion besitzt das Potenzial Migranten und die einheimische Bevölkerung zu verbinden, jedoch kann sie ebenso das genaue Gegenteil bewirken.

Doch allein die Religion die ein Mensch innehat, bedeutet nicht automatisch die Identifikation mit ebendieser sowie den Grad der Religiosität.

Transnationale Verbindungen

Einen wichtigen Teil sozialer Netzwerke stellt die sozial geteilte Umwelt dar. Die beiden Basisbereiche beschreiben dabei zum ersten die Wahrnehmung und zum zweiten die Diversität.

Transnationale Beziehungen verbinden Migranten der zweiten Generation mit dem Herkunftsland der Eltern. Diese verweisen auf soziale Praktiken, welche jedoch früher schwierig waren, da das Reisen teuer war. Die transnationalen Aktivitäten finden heute vermehrt statt, da Reisen leistbar geworden ist und die Kommunikationskanäle allgegenwärtig sind.

Da der Großteil der Angehörigen der zweiten Generation mit Verwandten aus dem Herkunftsland der Eltern in Verbindung steht und diese auch besucht, ist dieses Land kein fremdes und daher sind auch meist Kenntnisse der Sprach vorhanden, welche unter anderem zur besseren Orientierung dienen.

Sprache

Das wohl deutlichste Kennzeichen einer Kultur ist die Sprache. Sie zeigt auch am deutlichsten die Unterschiede zwischen der Mehrheitsgesellschaft, der majority society, und den Migranten. Sprachliche Fähigkeiten demonstrieren zwar individuelle Kompetenzen, sie demonstrieren jedoch ebenso Zugehörigkeit, zeigen Unterschiede auf. Man verwendet sie um Loyalität zu demonstrieren, kulturelle Intimität zu zeigen, Ärger zu verhindern sowie zur Erleichterung der Kommunikation. Auch fungiert sie als Symbol der Zugehörigkeit zu einer Gruppe, Nation oder Kultur.

Eine der wichtigsten Anforderungen, welche das Einwanderungsland an Migranten stellt, ist das Erlernen der Landessprache. Da Sprache nicht lediglich der Kommunikation dient, sondern vielmehr dem Sozialisationsprozess dient bezüglich der Übermittlung von Normen und Werten, fördert eine gemeinsam Sprach die Integration in die Kultur ungemein.

Die Sprache des Einwanderungslandes wird von Migrantenkindern meist als Zweitsprache erlernt. Meist geschieht dies entweder in der Schule oder auf der Straße. Die zweite Generation verfügt diesbezüglich meist über eine sehr dynamische Anpassung. Die Fähigkeiten im Lesen, Sprechen und Schreiben dieser Sprache schlagen sich auf das Zugehörigkeitsgefühl zum Aufnahmeland nieder.

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Details

Seiten
Jahr
2013
ISBN (eBook)
9783668348905
ISBN (Paperback)
9783668348912
Dateigröße
618 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Salzburg – Soziologie
Erscheinungsdatum
2016 (November)
Schlagworte
welchen einfluss wechselbeziehung sprache identität integration migrantengeneration
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Titel: Welchen Einfluss hat die Wechselbeziehung von Sprache und Identität auf die Integration der zweiten Migrantengeneration?