Gegenstand dieser Hausarbeit sollen die Inhalte und Anwendungsmöglichkeiten der Norm DIN EN ISO 50001 sein. Dabei wird wie folgt vorgegangen. Zunächst wird ein kurzer Überblick über die verschiedenen Organisationen, welche Normen entwickeln gegeben und der Begriff wird anhand einiger Definitionen verdeutlicht.
Um die Norm ISO 50001 anwenden zu können ist ein EnMS notwendig, daher soll sich Kapitel 4 und 5 der Erläuterung solcher Systeme und der Beweggründe zur Einführung sowie der Steuerung eines EnMS widmen.5 Auf die konkreten Inhalte sowie die Umsetzung der in der ISO 50001 aufgezeigten Anforderungen an ein EnMS wird in den Kapiteln 5 bis 10 ausführlich eingegangen. Die theoretischen Vorgaben sollen dabei auch durch einige Praxisbeispiele verdeutlicht werden. Zuletzt erfolgt noch eine Darlegung der Zertifizierungsvorgänge und Audits.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Nationale und internationale Normen
3 Energiemanagementsysteme
4 Gründe zur Einführung eines EnMS
5 Vorgaben der ISO 50001 an ein Energiemanagementsystem
6 PDCA-Kreislauf
7 Energiepolitik
8 Energieplanung
9 Einführung und Umsetzung
10 Überprüfung
11 Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Energiemanagementsystem
Abbildung 2: PDCA-Cycle
Abbildung 3: Rechtskataster
Abbildung 4 u. 5: Energieeffizienzkennzahlen
Abbildung 6: Kommunikationsansätze
Abbildung 7: Kosteneinsparungs- und Treibhausgasminderungsvergleich zweier Computer
Abbildung 8: Kosteneinsparungs- und Treibhausgasminderungsvergleich zweier Büroleuchten
Abbildung 9: Kosteneinsparungs- und Treibhausgasminderungsvergleich zweier Straßenleuchten..
1 Einleitung
Deutschland ist eines der wenigen OECD-Länder, welches die Zielvorgaben bezüglich der Treibhausgas-Emissionen des im Jahre 1997 verabschiedeten Kyoto-Protokolls erfüllen konnte. Damals wurden erstmalig rechtsverbindliche Begrenzungs- und Reduzierungsverpflichtungen für Industrieländer festlegt. Konkret konnte Deutschland die Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2010 im Vergleich zum im Kyoto-Protokoll festgelegten Basisjahr 1990 um 24 Prozent senken.1 2 Nichts desto trotz ist Deutschland noch immer der europaweit größte und im OECD-Raum drittgrößte Emittent von Treibhausgas-Emissionen. Die OECD-Umweltprüfberichte aus dem Jahr 2012 lassen insgesamt jedoch eine positive Tendenz erkennen. Für diese positive Entwicklung nennt die OECD unter anderem eine Steigerung der Energieeffizienz, des Energieeinsatzes, welcher jedoch teilweise durch die Wirtschaftsrezession hervorgerufen wurde sowie des Energieverbrauchs, der zwischen dem Jahr 2000 und 2009 in einem Großteil der Wirtschaftszweige zurückging.3 Die eben genannten energiebezogenen Leistungen Energieeffizienz, Energieeinsatz und der Energieverbrauch können durch den systematischen Einsatz von Energiemanagementsystemen (EnMS) in Organisationen positiv beeinflusst werden. Um Organisationen anzuleiten sich hinsichtlich dieser Leistungen zu verbessern wurde die Internationale Norm DIN EN ISO 50001 entwickelt, welche Anforderungen zur Einführung, Verwirklichung, Aufrechterhaltung und Verbesserung von EnMS festlegt.4
Gegenstand dieser Hausarbeit sollen die Inhalte und Anwendungsmöglichkeiten der Norm DIN EN ISO 50001 sein. Dabei wird wie folgt vorgegangen. Zunächst wird ein kurzer Überblick über die verschiedenen Organisationen, welche Normen entwickeln gegeben und der Begriff wird anhand einiger Definitionen verdeutlicht. Um die Norm ISO 50001 anwenden zu können ist ein EnMS notwendig, daher soll sich Kapitel 4 und 5 der Erläuterung solcher Systeme und der Beweggründe zur Einführung sowie der Steuerung eines EnMS widmen.5 Auf die konkreten Inhalte sowie die Umsetzung der in der ISO 50001 aufgezeigten Anforderungen an ein EnMS wird in den Kapiteln 5 bis 10 ausführlich eingegangen. Die theoretischen Vorgaben sollen dabei auch durch einige Praxisbeispiele verdeutlicht werden. Zuletzt erfolgt noch eine Darlegung der Zertifizierungsvorgänge und Audits.
2 Nationale und internationale Normen
Normen können verschiedene Ausprägungen haben, dabei ist zwischen der Rechtsnorm, beispielsweise Gesetzen oder Verordnungen und zwischen der technischen Norm zu unterscheiden. Eine Billigung einer Norm kann auf drei verschiedenen Ebenen, der nationalen, der regionalen sowie der internationalen Ebene erfolgen.6 Diese Billigung auf der jeweiligen Ebene erfolgt durch drei anerkannte Organisationen, dem deutschen Institut für Normung e.V., der europäischen Normenorganisation CEN sowie der internationalen Normenorganisation ISO. Normen, im englischen sogenannte „standards“ sollen laut der Definition der CEN den verschiedenen Interessensgruppen, wie beispielsweise Herstellern und Konsumenten dienen.7 Die DIN spricht von einer Qualitätsverbesserung in allen Lebensbereichen sowie der Sicherstellung der Sicherheit von Menschen und Sachen.8 Die ISO bezeichnet eine Norm als Dokument, welches Anforderungen, Angaben, Richtlinien oder Merkmale bereitstellt, die dauerhaft sicherstellen das Materialien, Produkte, Prozesse und Dienstleistungen ihrem Zweck entsprechen.9 Wie Normen genau entstehen und welche Prozesse diese bis zur Fertigstellung durchlaufen soll hier nicht Gegenstand der Erläuterungen werden, bezüglich der Anwendung von Normen ist jedoch erwähnenswert, dass eine Anwendung von Normen grundsätzlich freiwillig erfolgt. Nur durch eine zwingende Vorgabe des Gesetzgebers oder die Mitaufnahme in Verträge werden Normen bindend.10 Von Unternehmen häufig angewandte Normen sind beispielsweise die Qualitätsmanagementnorm ISO 9000, die Umweltmanagementnorm ISO 14000, die Risikomanagementnorm 31000 oder die Soziale Verantwortungsnorm ISO 26000. Da nun der Begriff der Norm dargestellt wurde, sollen im nächsten Kapitel die Hintergründe eines Energiemanagementsystems aufgezeigt werden, welches für die hier behandelte Norm ISO 50001 von großer Bedeutung ist.
3 Energiemanagementsysteme
In der ISO 50001 wird ein EnMS wie folgt definiert: „Gesamtheit miteinander zusammenhängender oder interagierender Elemente zur Einführung einer Energiepolitik und strategischer Energieziele, sowie Prozesse und Verfahren zur Erreichung dieser strategischen Ziele“.11
Grundsätzlich ist ein Managementsystem, ganz gleich welcher Art, zur Sicherstellung der systematischen Umsetzung der Unternehmensziele notwendig. Im Fall eines EnMS sind dies die in der Definition erwähnten strategischen Energieziele, die durch die Einführung bestimmter Prozesse und Verfahren zur Erreichung dieser Ziele führen.12 Diese Energieziele müssen detaillierte und quantifizierbare Anforderungen an die energiebezogene Leistung erfüllen.13 Durch den Einfluss auf organisatorische und technische Abläufe sowie Verhaltensweisen soll ein EnMS den Gesamtenergieverbrauch eines Unternehmens sowie die Energieeffizienz im Unternehmen verbessern.14
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: EnMS (Quelle: DIN EN ISO 50001 2011, S.6)
In der Norm 50001 wird die Darstellung eines EnMS aus Abb.1 als Modell verwendet. Zur Verwirklichung des EnMS und der damit verbunden Ziele muss sich das TopManagement zur Unterstützung sowie kontinuierlichen Verbesserung des EnMS verpflichten. Zur Umsetzung eines EnMS ist die Ernennung eines Managementbeauftragten, die Zustimmung zur Bildung eines Energiemanagementteams sowie die Zurverfügungstellung aller benötigten Ressourcen erforderlich.15
Das Management gestaltet somit die Energiepolitik, die Energieplanung, die Einführung und Umsetzung sowie die Kontrolle in Form von Überwachung, internen Audits und Korrekturmaßnahmen. Dieser Kreislauf führt zu einer kontinuierlichen Verbesserung des Energiemanagements. Auf die Ausgestaltung der einzelnen Teilbereiche eines EnMS wird in den folgenden Kapiteln eingegangen.
4 Gründe zur Einführung eines EnMS
Bevor auf die einzelnen Bestandteile der Norm eingegangen wird, sollen Gründe aus Sicht eines Unternehmens zur Verwendung eines EnMS, speziell des anhand der Norm ISO 50001 ausgerichteten EnMS, aufgezeigt werden. Deutsche Unternehmen/Organisationen erhielten im Jahr 2014 weltweit die meisten Zertifizierungen der ISO 50001. Mit 3402 Zertifikationen rangiert Deutschland auf Platz eins vor Großbritannien mit lediglich 376. Weltweit gesehen stellt Europa mit 81,5 % den Hauptteil, der zertifizierten Unternehmen.16 Ein Grund weshalb gerade Deutschland eine deutlich höhere Anzahl an nach ISO 50001 zertifizierten Unternehmen hat, sind gesetzliche Erleichterungen wie die Spitzenausgleich-Effizienzsystemverordnung (SpaEfV), die Ausgleichsregelung nach §§ 63 ff. EEG oder die Pflicht eines Energieaudits für gewisse Unternehmen. Durch die SpaEfV profitieren vor allem Unternehmen des produzierenden Gewerbes, die mit Einführung eines EnMS eine steuerliche Rückvergütung der Strom- und Energiesteuer erhalten.17 Weitere Unternehmen können durch Fördermittel profitieren. Welche Voraussetzungen dafür erfüllt werden müssen wird in der Richtlinie für die Förderung von EnMS ausführlich erläutert.18 Die sog. EEG-Ausgleichsregelung betrifft vor allem sehr stromkostenintensive Unternehmen, deren Stromverbrauch größer als eine Gigawattstunde pro Jahr ist. Diese können mit der Einführung eines EnMS sowie einiger weiterer Kriterien, welche hier nicht ausgeführt werden sollen, eine Beantragung auf eine Begrenzung der Erneuerbare Energien-Umlage stellen. Das EnMS des entsprechenden Unternehmens muss ISO 50001 oder EMAS zertifiziert sein.19 20 Eine Zertifizierung nach ISO 50001 führt außerdem zu einer Befreiung der Durchführung eines Energieaudits nach Artikel 8 Absatz 4 der EU-Energieeffizienz-Richtlinie 2012/27/EU. Die Richtlinie wurde festgelegt, um Unternehmen, die keine kleinere oder mittlere Größe haben, zu einem Energieaudit zu verpflichten. Dieser musste bis zum 5.12.2015 durchgeführt werden.21
Ein Energieaudit kann sowohl von einem internen als auch einem unabhängigen externen Energieauditor durchgeführt werden, wird dieser jedoch bis zum 5.12.2015 nicht durchgeführt drohen Bußgelder in Höhe vom bis zu 50.000 Euro.22 Zur Befreiung dieses Audits genügt ein Nachweis mit einer schriftlichen Erklärung der Geschäftsführung, in der sich das Unternehmen verpflichtet, ein EnMS nach ISO 50001 umzusetzen.23 Neben den vom Gesetzgeber geschaffenen Anreizen bzw. Zwängen ist ein weiterer Grund zur Einführung eines EnMS durch die Reduzierung der Energiekosten gegeben. Bei den bereits in der Einleitung erwähnten energiebezogenen Leistungen ergeben sich erhebliche Einsparpotentiale für Unternehmen. Des Weiteren sind ökologische Ziele wie der Schutz der Umwelt, ein nachhaltiges Wirtschaften für eine dauerhafte Marktberechtigung sowie klimapolitische Weitsicht Gründe für die Einführung eines EnMS. Durch eine Zertifizierung nach ISO 50001 ist außerdem eine glaubwürdige Kommunikation einer nachhaltigen Unternehmensausrichtung nach außen hin möglich.24
Wolfgang Frerich von der im Jahr 2011 nach den ISO 50001 Vorgaben zertifizierten Dralon GmbH, sieht hier auf Grund der zunehmenden ökologischen Sensibilität der Stakeholder eine Notwendigkeit zur Einführung eines EnMS.25 Weitere mögliche Gründe sind die Verringerung der CO2 Emissionen, die Erhöhung der Verbrauchstransparenz, das Erfüllen von Stakeholderansprüchen sowie ein verbessertes Produktcontrolling. All die genannten Punkte führen letztlich zu einer Sicherung des Absatzmarktes und zu Wettbewerbsvorteilen.26 Um diese genannten Vorteile auch umsetzen zu können soll im nächsten Kapitel auf die konkrete Einführung und Umsetzung eines EnMS anhand der ISO 50001 eingegangen werden. Dabei wird sich an dem EnMS in Abb.1 orientiert.
5 Vorgaben der ISO 50001 an ein Energiemanagementsystem
„Die Internationale Norm ist anwendbar für jede Organisation, die sicherstellen will, dass diese mit ihrer festgelegten Energiepolitik konform ist und dies gegenüber Außenstehenden nachweisen will.“27 Die ISO 50001 ist weder auf bestimmte Sektoren noch auf unterschiedliche Größen von Organisationen ausgerichtet. Sowohl kleine und mittlere Unternehmen als auch Organisationen bis hin zu Großunternehmen und Behörden können die Norm anwenden. Dabei ist ein vollständiger Neuaufbau eines EnMS als auch eine Integration in bereits bestehende andere Managementsystem möglich.28 Aufgrund des begrenzten Umfangs dieser Hausarbeit soll auf die Integration eines EnMS in andere bestehende Managementsystem hier nicht weiter eingegangen werden. Das Vorgehen orientiert sich an der unabhängigen Neueinführung eines EnMS.
[...]
1 Vgl. BMUB2015, o.S.
2 Vgl. OECD2012, S.17-18.
3 Vgl. OECD2012, S.19-20.
4 Vgl. DIN EN ISO 50012011, S.7.
5 Aus Vereinfachungsgründen soll die „DIN EN ISO 50001“ abgekürzt werden
6 Vgl. Voigt2015, o.S.
7 Vgl. CEN [o.J], o.S.
8 Vgl. DIN [o.J], o.S.
9 Vgl. ISO [o.J.], o.S.
10 Vgl. DIN [o.J.], o.S.
11 DIN EN ISO 50012011, S.8.
12 Vgl. Kahlenborn2012, S.15.
13 Vgl. DIN EN ISO 50012011, S.9.
14 Vgl. Kahlenborn2012, S.16.
15 Vgl. DIN EN ISO 500012011, S.11.
16 Vgl. ISO-Survey2014, S.2.
17 Vgl. TÜV Rheinland2013, S.1.
18 Vgl. Förderung von Energiemanagementsystemen [o.J.], o.S.
19 EMAS ist ein weiteres EnMs.
20 Vgl. TÜV Rheinland2014, S.1.
21 Vgl. Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle2015, o.S.
22 Vgl. pwc [o.J.], o.S.
23 Vgl. TÜV Rheinland [o.J.], o.S.
24 Vgl. Kahlenborn2012, S.18.
25 Vgl. Carlassare [o.J.], S.1-3.
26 Vgl. Wahren2012, S.13.
27 DIN EN ISO 50001,2011, S.7.
28 Vgl. Kahlenborn2012, S.10.