In diesem empirischen Forschungsprojekt wurde untersucht, ob sich Männer und Frauen hinsichtlich der Ausprägung ihres Interesses am Fußballsport unterscheiden. Die Selbsteinschätzung erfolgte über einen Fragebogen, welcher die Interessenstärke der Personen, sowie eine kleine Auswahl an spezifischem und allgemeinem Wissen zum Thema Fußball abfragte.
Die Versuchspersonen wurden zu vier Testzeitpunkten auf jeweils einem Public-Viewing-Event rekrutiert und füllten jeweils einzeln und ohne Hilfe von Dritten einen Fragebogen aus. Am Versuch teilgenommen haben insgesamt 40 Personen, davon gaben 16 an männlichen und 24 weiblichen Geschlechts zu sein. Es wurde davon ausgegangen, dass sich beide erfassten Teilbereiche der Testung (Interesse und Wissen) zwischen den Geschlechtern unterscheiden.
Ein solcher Unterschied hinsichtlich des Interesses konnte nach der Auswertung nicht festgestellt werden. Ebenso wenig konnte ein Unterschied in der Anzahl an richtig beantworteten Wissensfragen festgestellt werden. Deren Einzelauswertung ergab jedoch, dass eine der drei Fragen signifikant öfter von Männern richtig beantwortet wurde als von Frauen. Außerdem untersucht wurde, ob es eine Diskrepanz in der Wahrnehmung des Fußballsports als eher männlich oder weiblich zwischen den Geschlechtern gibt. Eine solche konnte ebenfalls nicht nachgewiesen werden.
Inhaltsverzeichnis:
Zusammenfassung
1.Einleitung
1.1. Theoretischer Hintergrund
1.2. Design und Hypothesen
2. Methode
2.1. Stichprobe
2.2. Material
2.3. Ablauf
3. Ergebnisse
4. Diskussion
Literatur
Anhang A: Fragebogen
Zusammenfassung:
In diesem empirischen Forschungsprojekt wurde untersucht, ob sich Männer und Frauen hinsichtlich der Ausprägung ihres Interesses am Fußballsport unterscheiden. Die Selbsteinschätzung erfolgte über einen Fragebogen, welcher die Interessenstärke der Personen, sowie eine kleine Auswahl an spezifischem und allgemeinem Wissen zum Thema Fußball abfragte. Die Versuchspersonen wurden zu vier Testzeitpunkten auf jeweils einem Public-Viewing-Event rekrutiert und füllten jeweils einzeln und ohne Hilfe von Dritten einen Fragebogen aus. Am Versuch teilgenommen haben insgesamt 40 Personen, davon gaben 16 an männlichen und 24 weiblichen Geschlechts zu sein. Es wurde davon ausgegangen, dass sich beide erfassten Teilbereiche der Testung (Interesse und Wissen) zwischen den Geschlechtern unterscheiden. Ein solcher Unterschied hinsichtlich des Interesses konnte nach der Auswertung nicht festgestellt werden. Ebenso wenig konnte ein Unterschied in der Anzahl an richtig beantworteten Wissensfragen festgestellt werden. Deren Einzelauswertung ergab jedoch, dass eine der drei Fragen signifikant öfter von Männern richtig beantwortet wurde als von Frauen. Außerdem untersucht wurde, ob es eine Diskrepanz in der Wahrnehmung des Fußballsports als eher männlich oder weiblich zwischen den Geschlechtern gibt. Eine solche konnte ebenfalls nicht nachgewiesen werden.
1. Einleitung:
Mädchen lieben rosa und haben Bilder von Prinzessinnen an der Wand hängen. Jungen mögen eher blau und grün und tapezieren ihr Kinderzimmer mit Postern großer Fußballspieler oder Vereinen aus aller Welt. Während Mädchen eher reiten oder Ballett tanzen, spielen Jungen Fußball. Frauen treffen sich zum Kaffeetrinken, Kochen oder Einkaufen und Männer gehen mit ihren Fußballkumpels „einen trinken“. Das Bild, dass es sich bei Fußball um ein eher männliches Terrain handelt, ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig und gestaltet sich weitgehend generationenunabhängig. Ein Junge oder Mann, der sich nicht für diesen Sport interessiert wird von seinem Umfeld häufig als untypisch angesehen. Ebenso ergeht es Mädchen und Frauen, die Interesse am Fußball äußern. Aus diesem Grund ist ein weibliches Mitglied einer Juniorenmannschaft ein ähnlich seltenes Bild, wie das eines Jungen im Reit- oder Ballettunterricht. Häufig ist zu beobachten, dass Fußball spielende Mädchen mehr Zeit mit ihren männlichen Altersgenossen verbringen als Mädchen, die kein Interesse an diesem Sport haben. Grund dafür ist das scheinbar höhere Ausmaß an thematischen Gesinnungsähnlichkeiten beim anderen Geschlecht. In Deutschland und einigen anderen Ländern, wie den Niederlanden, England, Frankreich oder Spanien wachsen die Kinder schon mit dieser geschlechtsspezifischen Rollenverteilung im Sport auf. Das Vorurteil, dass Menschen weiblichen Geschlechts sich nicht sonderlich für Fußball begeistern können, hält sich eisern. Jedoch nicht nur in der Zuschauerzielgruppe werden hier - je nach sozialem Geschlecht - Kategorien gebildet. Die Befürchtung, dass der Sport, sobald er von Frauen ausgeübt wird, an Medienwirksamkeit einbüßt, wurde beispielsweise in der fehlenden Öffentlichkeit der FIFA Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011 im eigenen Land deutlich. Während 2006 jede größere Stadt mindestens eine Großbildleinwand- Liveübertragung organisierte, fehlte Ähnliches 2011, selbst in den Austragungsstädten, gänzlich. Dass es sich beim Fußball zumindest in Deutschland um eine typisch männliche Sportart handelt lässt sich schon an der Begrifflichkeit erkennen: Hier gibt es auf der einen Seite Fußball und auf der anderen Frauenfußball. Beim Frauenfußball ist also etwas anders als beim Fußball ohne Zusatz. Der von Männern gespielte Sport gilt hierzulande also als die „normale“ Variante. Unklar ist, ob es sich bei diesen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Meinungen um empirische Tatsachen handelt oder tatsächlich nur um ein weit verbreitetes Vorurteil. Mit der Frage, ob sich das Interesse und das spezifische Wissen um das Thema Fußball zwischen den beiden Geschlechtern tatsächlich unterscheiden beschäftigt sich die vorliegende Studie.
1.1. Theoretischer Hintergrund:
Betrachtet man die Geschichte des deutschen Fußballs, wird deutlich, dass das Spiel nicht immer ein so hohes Ansehen genossen hat wie heute. In seinen Anfängen, zum Ende des 19. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts, wurde der Sport eher verpönt und als nutzlos abgetan. Der Gymnasiallehrer Karl Planck beschrieb ihn in seiner Veröffentlichung Fu ß lümmelei.über Strauchballspiel und die englische Krankheit (1898) unter anderem als „hässlich“, „lächerlich“ und „widernatürlich“. Anfangs überwiegend noch für einen typischen „Proletariersport“ gehalten, verbreitete sich der Fußball jedoch sehr schnell über alle Milieus hinweg und wurde zunehmend gesellschaftstauglich (vgl. Brandes et al.: Ansto ß : Fu ß ball als Spiel und als Spiegel der Gesellschaft. In: Brandes et al. 2006 S.7 f). Heute ist Fußball aus dem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Erfolgreiche Spieler zieren eine Vielzahl an Werbeplakaten, Stiftungen und andere gemeinnützige Projekte engagieren Sportler um ihrer Sache ein Gesicht zu verleihen, hochrangige Politiker besuchen Stadien oder laden nach spielerischen Verdiensten zur Audienz ein. Besonders zu Zeiten einer anstehenden Europaoder Weltmeisterschaft bekommt man Meinungen und Spielkommentare selbsternannter Experten, sowie die passenden Fanprodukte an jeder Ecke. Fußball ist politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich bedeutend. Diese Teilbereiche sind jedoch sehr allgemein und in der heutigen Zeit schon lange nicht mehr mit rein männlichen Eigenschaften konnotiert. Der Grund für die geschlechtliche Zuordnung des Fußballsports in Deutschland muss also außerhalb seiner Bedeutung liegen.
Die Eigenschaften der meisten Sportarten sind traditionell gesehen eher maskuline. So finden sich hier beispielsweise Aggression, Durchsetzungsfähigkeit und Kraft wieder, die als männlich attribuierte Stereotypen gelten. Im Gegensatz dazu ist das weibliche Bild eher durch Ästhetik, Zartheit und soziale Orientierung geprägt (vgl. Hartmann-Tews et al. 2003 S.25). Um diese Eigenschaften in die verschiedenen Sportarten zu übersetzen, gehört Fußball, so wie Rugby oder Boxen, auf die maskuline und Tanzen, Ballett oder Voltigieren auf die weibliche Seite. Diese Zuordnung würde erklären, warum es für Eltern nahe liegt, ihre Kinder überwiegend in den geschlechtsspezifischen Sportvereinen anzumelden. Auf diese Weise werden die Kinder schon früh auf dieses Bild des typischen Mädchen- beziehungsweise Jungensports geprägt und bilden ihr soziales Geschlecht in den Interaktionen mit Gleichgesinnten aus (vgl. Sülzle, A.: Empirische Geschlechterforschung und „ doing gender “ . Von der Theorie zur Methode und wieder zurück. In: Sülzle, A. 2011 S.39 f). Dass Fußball jedoch nicht nur häufiger von Männern ausgeübt, sondern auch in höherem Maße von ihnen konsumiert wird als von Frauen, lässt sich auch noch von einer anderen Seite erklären. Den Satz „Ein Mann weint nicht.“ hört man trotz des Bestrebens der Gleichstellungsengagierten auch heute noch in den verschiedensten Kontexten. Emotionen und die dazugehörigen Gefühlsäußerungen und -expressionen gelten als typisch weibliche Eigenschaften. Den Männern wird gesellschaftlich oft nur das Ausleben von konkurrenz- und leistungsgerechten Emotionen zugestanden. Einer der wenigen Bereiche, in denen sie ohne Ansehensverlust auch übersteigert positive, wie negative Emotionen zeigen können, ist der Sport, speziell: der Fußball (vgl. Kreisky, E.: Fussball als männliche Weltsicht. In: Kreisky et al. 2006 S.32). Im sportlichen Kontext können derartig zur Schau gestellte Gefühle sogar als besonders männlich gelten. Damit bieten der Sport und die dazugehörigen Fan-Vergemein- schaftungen einen geschützten Rahmen für viele Männer, die sich einer emotionalen Äußer- ung in ihrem Berufs- und Alltagsleben eher entziehen und dient ihnen so als „Triebabfuhr“ (vgl. Tschuschke, V.: Fu ß ball und archaische Lust. In: Brandes et al. 2006 S.120).
In den letzten Jahren gab es seitens der Marketingabteilungen jedoch vermehrt Versuche ein De-Gendering des Fußballs zu erwirken das Publikum betreffend (vgl. Kreisky et al. 2006 S.10). So wird beispielsweise versucht durch engere Kontrollen für weniger Aggression in den Stadien zu sorgen und das Angebot auf diese Weise familienfreundlicher zu gestalten. Bei vielen Anhängern des Fußballs stößt diese Politik allerdings auf Missbilligung, da den „neuen“ Fans unter anderem mangelnde Loyalität zu den jeweiligen Vereinen vorgeworfen wird. Bisher blieben diese Bemühungen auch eher erfolglos, (vgl. Bromberger, C.: Ein ethnologischer Blick auf Sport. In: Kreisky et al. 2006 S.42 f).
Selbst wenn es also eine empirische Tatsache ist, dass weniger Frauen Interesse am Verfolgen des Fußballsports in Fernsehen und Stadion zeigen, so bedeutet dies dennoch nicht, dass dieses Verhalten lediglich von frühester Kindheit an sozialisiert wurde und mit dem biologischen Geschlecht in keinem kausalen Zusammenhang steht. Im Gegensatz zu diesem gezeigten Interesse beschäftigt sich die vorliegende Studie mit der Bestimmung des direkt erfragten und damit subjektiven Interesse am Fußball der befragten Personen und distanziert sich damit von der reinen Betrachtung des Mengenverhältnisses der Geschlechter in diesem Bereich.
1.2. Design und Hypothesen:
Die Hypothesen, die auf Grundlage der theoretischen Basis in der vorliegenden Studie untersucht wurden lauten:
1. H1: Weibliche Personen unterscheiden sich hinsichtlich ihres angegebenen Fußballinteresses zu denen, die ein männliches Geschlecht angegeben haben.
H0: Weibliche Personen unterscheiden sich nicht hinsichtlich ihres angegebenen Fußballinteresses zu denen, die ein männliches Geschlecht angegeben haben.
2. H1: Es gibt eine Diskrepanz zwischen dem fußballspezifischen Wissen weiblicher Personen und dem männlicher Personen.
H0: Es gibt keine Diskrepanz zwischen dem fußballspezifischen Wissen weiblicher Personen und dem männlicher Personen.
3. H1: Es herrscht ein Unterschied in der Wahrnehmung des Fußballs als eher männlich oder eher weiblich zwischen den beiden Geschlechtern vor.
H0: Es herrscht kein Unterschied in der Wahrnehmung des Fußballs als eher männlich oder eher weiblich zwischen den beiden Geschlechtern vor.
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