In dieser Arbeit soll aufgezeigt werden, ob körperliche Aktivität, verschiedene Formen von Training oder spezifische Sportarten das körperliche Wachstum von Kindern und Jugendlichen beeinflussen, fördern oder einschränken können.
Um dieser Frage nachzugehen, wird zunächst der Begriff des Wachstums erläutert und erklärt, wie der Wachstumsprozess bei Kindern und Jugendlichen verläuft. Unter Berücksichtigung verschiedener wissenschaftlicher Studien geht die Arbeit dann auf die Frage ein, welchen Einfluss sportliche Aktivitäten auf das körperliche Wachstum haben.
Inhalt
1. Einleitung
2. Wachstum
3. Einfluss sportlicher Aktivität
3.1. Einseitige Belastung
3.2. Verschiedene Sportarten
3.3. Krafttraining
4. Fazit
5. Literaturangaben
1. Einleitung
Das Interesse daran, welchen Einfluss sportliche Aktivität auf das Wachstum von Kindern und Jugendlichen hat, reicht weit in die Vergangenheit zurück. Während ältere Publikation zumeist suggerieren, dass intensives sportliches Training weitreichende, häufig auch negative Effekte auf das Wachstum habe, gehen heutige Forschungsarbeiten vielmehr davon aus, dass kaum ein Zusammenhang besteht (vgl. Malina et al., 2013).
Trotzdem wird körperliche Aktivität, neben zahlreichen anderen Umweltfaktoren, oft als ein wichtiger Einflussfaktor für ein optimales Wachstum von Kindern- und Jugendlichen angesehen (Malina & Bouchard, 1991, S.10). Vor allem die Bedeutung des Krafttrainings für Heranwachsende wird noch immer kontrovers und zum Teil auch emotional diskutiert (vgl. Fröhlich, 2009).
Ob körperliche Aktivität, verschiedene Formen von Training oder spezifische Sportarten das Wachstum tatsächlich beeinflussen, fördern oder sogar einschränken können, soll in dieser Arbeit aufgezeigt werden.
2. Wachstum
Laut Keller lässt sich das körperliche Wachstum als eine „an die Lebenstätigkeit der Zellen gebundene Volumen- und Massenzunahme von Zellen, Geweben und Organen in Form von Längen und Breitenwachstum“ definieren (Keller, 2002, S. 1). Malina und Bouchard beschreiben das Wachstum als die Größenzunahme eines Organismus als Ganzes oder seiner Teile. Diese Größenzunahme geschieht in Form von Hyperplasie, Hypertrophie oder der Ablagerung von strukturierten Interzellularsubstanzen. Während die Hyperplasie auf Zellteilung und die damit einhergehende Replikation von DNA zurückgeht, beinhaltet die Zellvergrößerung eine Zunahme der funktionellen Einheiten. Die Interzellularsubstanzen dienen vor allem dazu, die Zellen zu komplexen Netzwerken zusammenzufügen. Welcher dieser drei Prozesse während des Wachstums dominiert, variiert mit dem Alter und involvierten Gewebe (Malina & Bouchard, 1991, S. 3). Das Skelettwachstum nimmt seinen Ursprung im embryonalen mesenchymalen Gewebe. Dabei werden zwei Arten der Knochenbildung unterschieden: die desmale Ossifikation und die endo- oder enchondrale Ossifikation. Bei der desmalen Ossifikation wird der Knochen direkt aus dem embryonalen Bindegewebe gebildet. Bei der chondralen Ossifikation dagegen wird der Knochen über eine Zwischenstufe aus Knorpel gebildet. Auf diese Weise findet bei Kindern und Jugendlichen auch das Längenwachstum an den Epiphysenfugen statt (Schmitt, 2014, S. 8).
Wachstum ist kein linearer Prozess. Vielmehr wechseln sich langsame und schnelle Phasen immer wieder ab.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1.: The ICP-model for attained height for males (Karlberg, 1987, S. 188).
Abbildung 1 bezieht sich auf das ICP- Modell nach Karlberg und zeigt den typischen Wachstumsverlauf eines männlichen Objektes. Karlberg teilt das Wachstum in 3 Phasen ein: Infancy, Childhood und Puberty. Dabei fällt auf, dass das Wachstum während der ersten Phase sehr schnell verläuft. Vor allem bis zum ersten Lebensjahr ist ein rapider Größenzuwachs zu erkennen. Ca. ab dem dritten Lebensjahr nimmt die Wachstumsgeschwindigkeit wieder ab. Die Childhood- Phase ist durch ein langsames, stetiges Wachstum charakterisiert. Mit dem Eintritt in die Pubertät kommt es noch einmal zu einer Phase sehr schnellen Wachstums. Danach flacht das Wachstum wieder merklich ab, bis es mit der Verknöcherung der Wachstumsfugen schließlich vollständig zum Erliegen kommt (Karlberg, 1987, S. 188).
Im Wesentlichen wird das körperliche Wachstum von einer Interaktion aus Genen, Hormonen, Nährstoffen und Umwelteinflüssen bestimmt. Dabei kann der Genotyp eines Individuums als repräsentatives Potential für das Wachstum angesehen werden. Ob dieses Potential dann voll ausgeschöpft werden kann, hängt von der Umwelt ab, in der ein Kind aufwächst (Malina & Bouchard, 1991, S. 10). Neben z.B. dem sozioökonomischen Status ist sportliche Aktivität ein solcher Umweltfaktor. Welche Bedeutung ihm bezogen auf das körperliche Wachstum von Kindern- und Jugendlichen zukommt, wird im Folgenden näher untersucht.
3. Einfluss sportlicher Aktivität
3.1. Einseitige Belastung
In ihrer Studie „Stimulation of Bone Growth through Sports. A Radiologic Investigation of the Upper Extremities in Professional Tennis Players” haben sich Krahl et al. mit der Frage beschäftigt, inwiefern eine sportspezifische, einseitige Belastung sich auf das Knochenwachstum auswirken kann. Dazu wurden in einem Zeitraum von fünf Jahren 12 männliche und acht weibliche professionelle Tennisspieler zwischen 13 und 26 Jahren untersucht. Jeder aus dieser Gruppe hatte mindestens fünf Jahre Trainings- und Wettkamperfahrung und trainierte mindestens zwei Stunden pro Tag. Zudem gab es eine Kontrollgruppe selben Alters, die zu keinem Zeitpunkt einer spezifischen, einseitigen Belastung ausgesetzt war.
Mittels Röntgenaufnahmen wurden jeweils der Schlagarm und der contralaterale Arm der Teilnehmer verglichen. Dabei waren folgende Parameter Untersuchungsgegenstand:
1. Länge und Durchmesser der Ulna
2. Länge und Durchmesser des Mittelhandknochen (Os metacarpale secundum).
Ein Teil der Untersuchungsergebnisse ist in Abb.2 und 3 dargestellt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Abb. 2. und 3.: Zusammenfassung der Ergebnisse (Krahl et al., 1994, S. 754-755).
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