Die vorliegende Arbeit thematisiert die Tragweite von Mehrsprachigkeit in der heutigen Zeit, in welcher sich durch die vermehrte Immigration von Flüchtlingen zunehmend einige Kinder im Klassenverband zeitweise nicht oder nur wenig auf Deutsch verständigen können, dafür aber über Kenntnisse einer oder mehrerer anderer Sprachen verfügen. Diesen Sprachen kommt innerhalb der Familien der Migrantenkinder eine besondere Bedeutung zu, da sie auf verbaler Ebene die Grundlage intrafamiliärer Kommunikation darstellen. Nun wird der Erwerb der deutschen Sprache jedoch ebenfalls wichtig, um Integration zu ermöglichen.
Es stellt sich die Frage, inwieweit die Muttersprachen der Kinder beim Spracherwerb weiterer Sprachen eine Rolle spielen und in welchem Ausmaß sie im Unterricht beachtet werden sollten. Sollte eine an Mehrsprachigkeit orientierte Didaktik in den Vordergrund rücken oder ist ein monolingualer Habitus sinnvoll?
Diese Fragestellung wird hierbei vor dem Hintergrund eines inklusiven Unterrichts betrachtet und inkludiert somit auch die Beachtung der Förderung von Kindern, deren Muttersprache Deutsch ist. Im weiteren Verlauf wird der Spracherwerb bei Kindern mit Migrationshintergrund unter verschiedenen Umständen begutachtet und untersucht, inwieweit Sprachförderung und das Lernen von Fremdsprachen für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund sinnvoll sein kann.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Inklusiver Unterricht
3. Deutsch als Zweitsprache
4. Fremdsprachenunterricht
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
Zur Bedeutung migrationsbedingter Mehrsprachigkeit im Unterrichtsalltag
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit thematisiert die Tragweite von Mehrsprachigkeit in der heutigen Zeit, in welcher sich durch die vermehrte Immigration von Flüchtlingen zunehmend einige Kinder im Klassenverband zeitweise nicht oder nur wenig auf Deutsch verständigen können, dafür aber über Kenntnisse einer oder mehrerer anderer Sprachen verfügen. Diesen Sprachen kommt innerhalb der Familien der Migrantenkinder eine besondere Bedeutung zu, da sie auf verbaler Ebene die Grundlage intrafamiliärer Kommunikation darstellen1. Nun wird der Erwerb der deutschen Sprache jedoch ebenfalls wichtig, um Integration zu ermöglichen.
Es stellt sich die Frage, inwieweit die Muttersprachen der Kinder beim Spracherwerb weiterer Sprachen eine Rolle spielen und in welchem Ausmaß sie im Unterricht beachtet werden sollten. Sollte eine an Mehrsprachigkeit orientierte Didaktik in den Vordergrund rücken oder ist ein monolingualer Habitus sinnvoll?
Diese Fragestellung wird hierbei vor dem Hintergrund eines inklusiven Unterrichts betrachtet und inkludiert somit auch die Beachtung der Förderung von Kindern, deren Muttersprache Deutsch ist. Im weiteren Verlauf wird der Spracherwerb bei Kindern mit Migrationshintergrund unter verschiedenen Umständen begutachtet und untersucht, inwieweit Sprachförderung und das Lernen von Fremdsprachen für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund sinnvoll sein kann.
2. Inklusiver Unterricht
Wenn Kinder mit Migrationshintergrund Schulen zugeteilt werden, müssen diese sich mit den Differenzen, welche dann unter anderem in Kultur und Sprache vorliegen, auseinandersetzen und damit umgehen. Inklusive Pädagogik rechnet mit einer solchen Heterogenität. Es findet keine Selektion statt.2 Innerhalb eines gemeinsamen Unterrichts kooperieren Schüler, die unterschiedliche Differenzierungsmerkmale aufweisen, miteinander. Hierbei wird die Ebene der uneingeschränkten Anerkennung der Identität in die Pädagogik übertragen und realisiert.3 Die Schule fungiert hierbei als ein Ort, an welchem das individuelle Kind Halt finden, verlässliche Beziehungen eingehen und sich in einer festen, heterogenen SchülerInnengruppe mit seinen Stärken und Schwächen grundlegend anerkannt fühlen kann.4 Auch wenn es nach wie vor einige Schulen gibt, welche mit inklusiven schulischen Handlungsmöglichkeiten nicht vertraut sind und Ausgrenzungen herbeiführen5, rücken im Folgenden jene SchülerInnengruppen in den Fokus, in welchen Kinder mit und ohne Migrationshintergrund zusammenarbeiten. Hierbei wird jedoch die Möglichkeit eines erfolgreichen Lernprozesses vorausgesetzt. Wenn das Kind dem Unterricht nicht zumindest hörverstehend folgen und Anweisungen umsetzen kann, kann diese Voraussetzung mit Hilfe eines zusätzlichen Sprachintensivkurses möglich gemacht werden.6
2.1 Innere Differenzierung
Jedes Kind hat seine individuellen Stärken und Schwächen. Wichtig ist, dass die Forderung und Förderung aller bedacht wird. Wenn die Potentiale und Möglichkeiten der einzelnen Kinder bekannt sind, können sie gezielt innerhalb des gemeinsamen Unterrichts genutzt und Vorteile daraus gezogen werden. Das in vielen Rahmenplänen enthaltene Lernziel Interkulturelle Kompetenz bestärkt die Wichtigkeit einer inneren Differenzierung, da es sich nur erreichen lässt, wenn die sprachlichen und kulturellen Biographien der Kinder im Sinne von Lerner- und Subjektorientierung mit in den Unterricht einbezogen werden.7 Wenn jedes Kind seine speziellen Kompetenzen und Fähigkeiten in den Unterricht einbringen und im aktiven Austausch und Umgang mit anderen an seinen Schwächen arbeiten kann, lässt sich Individualität innerhalb eines inklusiven Unterrichts als berücksichtigt betrachten.
2.2 Mehrsprachigkeitsdidaktik
Die Mehrsprachigkeitsdidaktik knüpft an den Gedanken, innerhalb eines gemeinsamen Unterrichts die Kompetenzen des individuellen Kindes mit einzubeziehen, an. Die Muttersprachen der Kinder mit Migrationshintergrund werden als Chance gesehen und Sprachen werden als Lerngegenstand in den Unterricht miteinbezogen.8 Die Vorstellung einer Mehrsprachigkeitsdidaktik findet hierbei nicht nur im Sprachunterricht, sondern auch in anderen Unterrichtsfächern Gebrauch. Mit Hilfe der Sprachkenntnisse von Kindern mit Migrationshintergrund können manche Themen, die sich als Bestandteil innerhalb der Schulfächer aufzeigen lassen, authentischer und bezugsnah vermittelt werden. Innerhalb einer Mehrsprachigkeitsdidaktik werden Transferpotentiale geschaffen und damit verbunden rezeptive Kompetenzen gefördert.9 Daraus lässt sich folgern, dass sich eine Mehrsprachigkeitsdidaktik insbesondere im Rahmen der Sprachvermittlung einer mit der Muttersprache eines oder mehrerer der Kinder typologisch verwandten Sprache umsetzen lässt.
3. Deutsch als Zweitsprache
In der Psycholinguistik spricht man genau dann vom Erwerb von Zweitsprachen, wenn Kinder ab dem 3. Lebensjahr eine oder mehrere, von zuvor angeeigneten Sprachkenntnissen differente Sprachen lernen.10 Nach erfolgter Immigration ist der Erwerb der deutschen Sprache im Regelunterricht folglich ein Zweitspracherwerb. Der Unterricht in Deutsch als Zweitsprache soll die sprachlichen Handlungsfähigkeiten der Migrantenkinder als unerlässliche Bedingung für die schulische, berufliche und gesellschaftliche Integration schaffen.11
3.1 Lernersprache
Im Bezug auf die Frage, inwieweit der Erwerb einer Zweitsprache vom Erstspracherwerb abhängt oder sich von ihm unterscheidet, wurden bereits verschiedene Hypothesen aufgestellt. Zudem wurde der Frage nachgegangen, ob das Alter beim Zweitspracherwerb eine zusätzliche Rolle spielt. Da eine Antwort auf diese Fragen für die Art der Vermittlung der deutschen Sprache innerhalb des Regelunterrichts bedeutsam ist, gilt es, diese zu klären. Mittlerweile besteht die Annahme, dass beim Erwerb einer Zweitsprache eine Sprache, die sogenannte Lernersprache, ausgebildet wird, welche sich von der Erst- und Zweitsprache in ihrer Sprachform unterscheidet und im Verlauf des Lernprozesses der Zweitsprache annähert.12 Je jünger das Kind beim Zweitspracherwerb ist, desto besser etabliert sich die Form der Zweitsprache und es lassen sich im Vergleich mit Kindern, die Deutsch als Erstsprache sprechen, nur geringe Differenzen feststellen.13 Aus der Unterscheidung des Erst- vom Zweitspracherwerb lässt sich schließen, dass Kinder mit Deutsch als Erstsprache innerhalb des Unterrichts anderer sprachorientierter Angebote bedürfen als Kinder, die Deutsch als Zweitsprache lernen.
3.2 Betrachtung der Familie
Wenn sich Kinder mit Migrationshintergrund die deutsche Sprache als Zweitsprache aneignen, kommt der Familie eine besondere Bedeutung zu. Innerhalb der Familien sind die Erstsprachen als Kommunikationsmittel wichtig. Wenn die Kinder noch mitten im Erwerbsprozess ihrer Erstsprache stecken, kann es unter Umständen zu einem krisenhaften Ereignis in der Identitätsentwicklung kommen, wenn die erworbenen Kompetenzen in Einrichtungen des neuen Heimatlandes nicht angewandt werden können und es damit verbunden zu einer Zurückweisung der Muttersprachen kommt.14 Im Hinblick auf den Zweitspracherwerb lässt sich sagen, dass ein sicherer Umgang mit der Erstsprache als interner Faktor sowie die Unterstützung der Familie im Hinblick auf ein fehlerfreies und schnelles Erlernen der neuen Sprache als externer Faktor des Zweitspracherwerbs unterstützend sein können.15 Folglich wirkt es sich positiv auf den Zweitspracherwerb aus, wenn die Familien der Kinder im Hinblick auf Sprache allgemein fördernd handeln. Dies kann mit Hilfe einer Kooperation mit der Schule vonstattengehen. Es ist also wichtig, dass die Kinder nicht isoliert, sondern im Familiensystem betrachtet werden und der Ursprung der Kinder auch im Unterricht nicht außer Acht gelassen wird, um den Zweitspracherwerb möglich zu machen.16
[...]
1 Vgl. www.qz-online.de, Grundlagen der Kommunikation.
2 Prengel, Umgang mit Heterogenität und Differenz, 35. 1
3 Vgl. Feuser, Die „Kooperation am Gemeinsamen Gegenstand“, 283.
4 Vgl. Prengel, Umgang mit Heterogenität und Differenz, 35.
5 Vgl. a.a.O., 34 f..
6 Vgl. Eggers, Ziel- und Zweitsprache Deutsch, 10.
7 Vgl. Hu, Mehrsprachigkeit im Fokus, 69. 2
8 Vgl. Rösch, Deutsch als Zweit- und Fremdsprache, 167.
9 Vgl. Hu, Umgang mit Heterogenität und Differenz, 127.
10 Vgl. Rösch, Deutsch als Zweit- und Fremdsprache, 11.
11 Vgl. Eggers, Ziel- und Zweitsprache Deutsch, 9. 3
12 Vgl. Rösch, Deutsch als Zweit- und Fremdsprache, 13.
13 Vgl. ebd.
14 Vgl. Röhner, Erziehungsziel Mehrsprachigkeit, 65.
15 Vgl. Rösch, Deutsch als Zweit- und Fremdsprache,14.
16 Vgl. Berghoff/Mayer-Koenig, Handbuch zur interkulturellen Pädagogik, 14. 4