Der Arbeit liegt die französische Gesellschaft in einem Zeitraum gegen Ende des 19. Jahrhunderts zugrunde. Dabei soll die Rolle der Mittelschichten im gesellschaftlichen Gefüge dargestellt werden. Durch die Betrachtung des geschichtlichen Verlaufs und der Entwicklung der gesellschaftlichen Gruppen wird untersucht, ob es eine Homogenität der Schichten, insbesondere der Mittelschichten, gab. Daraus soll die Stellung und das Verhältnis der Mittelschichten zur Republik abgeleitet werden.
Inhalt
Die Mittelschichten im Frankreich der Dritten Republik 1870 - 1900
1. Einleitung
2. Der Weg zur Dritten Republik
3. Die gesellschaftliche Schichtung
4. Die Mittelschichten als Träger der Gesellschaft
5. Republikanismus oder Antirepublikanismus
6. Die Instrumente der Mittelschicht oder Mittelschicht als Instrument
7. Zusammenfassung
Bibliographie
Die Mittelschichten im Frankreich der Dritten Republik 1870 - 1900
1. Einleitung
Der folgenden Arbeit liegt die französische Gesellschaft in einem Zeitraum gegen Ende des 19. Jahrhunderts zugrunde. Dabei soll die Rolle der Mittelschichten im gesellschaftlichen Gefüge dargestellt werden. Durch die Betrachtung des geschichtlichen Verlaufs, und der Entwicklung der gesellschaftlichen Gruppen wird untersucht, ob es eine Homogenität der Schichten, insbesondere der Mittelschichten, gab. Daraus soll die Stellung und das Verhältnis der Mittelschichten zur Republik abgeleitet werden.
2. Der Weg zur Dritten Republik
Die Französische Revolution hatte die alte Ordnung, das Ancien Regime, beseitigt und damit die aristokratische Behäbigkeit. Der Zusammenbruch des absolutistischen Staates wurde durch die Unbeweglichkeit seiner feudalen Strukturen verursacht[1]. Der gesellschaftliche Unterbau des Ancien Regime bestand überwiegend aus einer ländlichen Gesellschaft mit agrarischer Wirtschaft, die von Adligen beherrscht wurde[2]. Als Folge der Republik wurden die gesellschaftlichen und politischen Eliten über die Kreise der Aristokratie hinaus ausgedehnt.
Nach der Ablösung der Ersten Republik durch das Napoleonische Erste Kaiserreich, kam es zur Restauration des Königtums. Ludwig XVIII (1814-1824) hatte nach der Verfassung, der Charte Constitutionelle von 1814, zwar die dominierende Stellung innerhalb des Herrschaftsystems inne, doch die parlamentarischen Machtverhältnisse wirkten auf eine parlamentarische Monarchie hin. Das System fußte nach englischem Vorbild auf zwei Kammern. Vertreten waren in den Kammern die Parteien der Ultraroyalisten, die sich für die Restaurierung der alten Adelsprivilegien einsetzten, die Independenten, die für liberale Prinzipien fochten und die Doktrinäre, die für eine konstitutionelle Monarchie eintraten.
Die gesellschaftliche Beteiligung am politischen Geschehen war jedoch durch das Zensuswahlrecht auf eine schmale Schicht von Wohlhabenden beschränkt. Das Zensuswahlrecht sah vor, daß das aktive Wahlrecht nur von männlichen Personen über 30 Jahren und einem direkten Steueraufkommen von wenigstens 300 Franc ausgeübt werden konnte. Die zu wählenden Repräsentanten waren noch strikter reglementiert. Sie mußten über 40 Jahre alt sein und auf ein Steueraufkommen von 1000 Franc verweisen können. Durch diese Einschränkungen war die gesellschaftliche Führungsschicht zwar vergrößert, aber als Grundlage weiterhin auf die wohlhabende aristokratisch - bourgeoise Klasse beschränkt[3].
Diese Klasse war in sich sehr inhomogen und verfolgte unterschiedliche Interessen. Übereinstimmung herrschte dahingehend, daß die demokratischen Bewegungen von der Macht ferngehalten werden sollten. Es bedeutete jedoch nicht die Rückkehr zum Ancièn Regime. Der König stützte sich auf die gemäßigten Royalisten die mit der Regierungsbildung beauftragt waren. Viele der revolutionären Errungenschaften wie Gleichheit vor dem Gesetz, Meinungs-, Presse- und Religionsfreiheit waren in der Verfassung verankert. Die gemäßigte Phase der französischen Monarchie wurde in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts durch eine zunehmende Polarisierung der politischen Eliten beendet. Die Royalisten förderten die Allianz von Staat und Kirche, der Katholizismus wurde nun wieder zur Staatsreligion. Viele der oben genannten Errungenschaften wurden Beschränkungen unterworfen, so die Pressefreiheit. Karl X. (1824-1830) benutzte zum ersten mal die Notverordnungsgesetze zur Aufrechterhaltung der staatlichen Ordnung sowie zur Durchsetzung der Regierungsfähigkeit der Ultraroyalisten. Die liberale Mehrheit der Abgeordnetenkammer wurde übergangen. Er beschränkte die Pressefreiheit, löste die Abgeordnetenkammer auf und nahm Änderungen am Wahlrecht vor, die selbst bisherigen Wahlberechtigten das Wahlrecht nahmen.
Die Folge war ein dreitägiger Aufstand mit Barrikadenkämpfen in Paris, der das restaurative bourbonische Regime im Sommer 1830 beseitigte[4].
Aus der Revolutionsphase und der Forderung nach einer Republikanisierung des Staates, tauchten die Republikaner als zunächst noch schwache Partei auf. Die wirkungsmächtigste parlamentarische Opposition zur Regierungspolitik, stellten jedoch die Liberalen dar. Diese hatten mit der Gründung von Gesellschaften und Vereinen und dem Publikationsorgan ‘Le National’ einen außerparlamentarischen Rückhalt. Die Revolution blieb ohne klar formulierte Ziele und wurde von den gemäßigten bürgerlichen Reformern zu einem Wechsel der Dynastie und einer Liberalisierung der Verfassung genutzt. Durch die Mitwirkung des populären General Lafayette, konnte der Thronwechsel zugunsten des Herzogs von Orléans, Louis - Philippe I. (1830-1848), vollzogen werden.
Der neue Monarch war ein vom Parlament eingesetzter König, dem die weitreichenden Befugnisse der Vorgänger erheblich beschnitten waren. Die parlamentarischen Regierungen versäumten es jedoch ebenso, eine Form von politischer Stabilität in Frankreich zu installieren. Der fortschreitenden gesellschaftlichen Entwicklung zur Industrialisierung, standen keine Entwicklungen zu Wandel und Reformen der politischen Beteiligungsformen gegenüber. Das Herrschaftssystem ließ nur eine kleine politische Elite, die sich durch große Besitztümer qualifizierte und legitimierte, an der Macht teilhaben. Die Regierenden verschlossen sich vor den berechtigten Forderungen weiter Teile des dank des industriellen Fortschritts auch zu Wohlhaben gelangenden Bürgertums nach politischer Partizipation. Dies und die Ausklammerung der sozialen Fragen der unteren Schichten, führte in der Konsequenz zum Konflikt. Dieser Konflikt wiederum gipfelte 1848 im revolutionären Sturz der politischen Ordnung[5].
Unter dem Druck der Revolutionäre dankte der Orléanismus ab und es entstand die Zweite Republik auf einer zunächst breiten Basis aus allen relevanten bürgerlichen Kräften und Republikanern. Lange hielt dieses Bündnis mit solch unterschiedlichen Zielen jedoch nicht. Die erstarkenden Sozialisten konnten sich gegen die bürgerlichen Mehrheiten nicht durchsetzen und wurden brutal unterdrückt. Louis Napoleon wurde vom um die Sicherheit besorgten Bürgertum als Präsident zum Haupt der Exekutive gewählt. Mit seinem antiparlamentarischen, antirepublikanischen Regierungsstil baute er seine Macht durch Plebeszite und einen Staatsstreich gezielt aus. 1852 gelangte er schließlich durch Senatsbeschluss und erneutes Plebeszit zum erblichen Titel des Kaisers der Franzosen durch die Gnade Gottes und den Willen der Nation.
Das Zweite Kaiserreich unter Napoleon III. (1852 1870) leitete wieder eine Phase der verschärften Reaktion ein. Von einer versuchten Restauration konnte aber keine Rede sein, vielmehr versuchte die Monarchie den Schulterschluss mit den aufstrebenden Kräften des Bürgertums. Aus Furcht vor neuen sozialen Unruhen, fügte sich das Bürgertum dem Regime und verzichtet auf direkten politischen Einfluß[6]. Als Ausgleich legte Napoleon staatliche Wirtschafts- und Bauprogramme auf, unterstützte den industriellen Aufbau, das Kreditwesen und die Ausdehnung des Kolonialreichs. All dies waren Punkte, die dem Bürgertum Möglichkeiten zur wenn schon nicht gesellschaftspolitischen, so doch wirtschaftspolitischen Beteiligung durch einen Wirtschaftsliberalismus versprachen.
Napoleon III. repräsentierte das Prinzip des Bündnisses der nationalen Bewegungen und das Entgegenkommen gegenüber den neuen wirtschaftlichen und sozialen Kräften[7].Die neue nationalstaatliche Idee des Kaisers, als Triebfeder der Motivation zum friedlichen Handel und Austausch der europäischen Staaten untereinander, sollte das alte Konzept der Mächte ablösen. Ein Gewinn der zunehmenden Nationalisierung des politischen Lebens, war die gesteigerte Loyalität und Opferbereitschaft der Untertanen. An das gestiegene Konfliktpotential mochte noch niemand denken. Die Nation als Kristallisationspunkt aller gesellschaftlichen Interessen, führte in Europa zu einem gewaltsamen Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Interessen verschiedener Nationen, und damit letztlich zur Abdankung Napoleons III.[8].
Anlaß dazu bot der Deutsch - Französische Krieg 1870/71. Nach der militärischen Niederlage der Napoleonischen Truppen und der Gefangennahme des Kaisers, schien der Weg zu einem Friedensschluß geebnet zu sein. Auf Initiative der gemäßigten Republikaner Gambetta und Favre wurde die Dritte Republik ausgerufen. Nach den deutschen Forderungen über Gebietsabtretungen und der Belagerung der Hauptstadt, gelang Gambetta die Mobilisierung der Bevölkerung zum Volkskrieg. Unter dem militärischen Druck der Deutschen, mußten jedoch schließlich die Friedensverhandlungen zwischen den verhandlungsbereiten Franzosen Favre und Thiers und der deutschen Seite beginnen.
Thiers (1871-1873) wurde von der Nationalversammlung zum Chef der Exekutive bestimmt. Er ließ sogleich den Aufstand der Pariser Commune, der Machtergreifung der Kommunisten und radikalen Sozialisten, durch den Kriegsgeneral Mac Mahon blutig niederschlagen. Dieser hatte selbst politische Ambitionen und wurde sein Nachfolger.
Mac Mahon (1873-1879) wurde aufgrund von einer konservativen Mehrheit der Nationalversammlung zum Präsidenten gewählt. Im Jahre 1875 wurde schließlich die Dritte Republik auf der Grundlage einer neuen Verfassung proklamiert.
Damit gab sich Frankreich als einzige bedeutende europäische Macht eine republikanische Verfassung[9].
Diese Verfassung garantierte das allgemeine Wahlrecht zur Deputiertenkammer. Die politische Landschaft wurde durch eine Anzahl auf Persönlichkeiten zugeschnittene Parteien bestimmt. Ohne feste Programme kam es zu häufig wechselnden Mehrheiten und Regierungen. Im Inneren festigte sich die Republik vor allem dank einer stabilen unpolitischen Verwaltung und des Konsens des Bürgertums, alle umwälzenden Veränderungen zu bremsen.
3. Die gesellschaftliche Schichtung
Zur Mitte des 19. Jahrhunderts präsentierte sich das mittlere Europa als ein weitgehend agrarisch produzierender Wirtschaftsraum. Abgesehen von Großbritannien, waren die wirtschaftlichen Strukturen auf die Landwirtschaft ausgerichtet. Das Vorbild des industrialisierten Großbritanniens übertrug sich erst allmählich auf die Staaten Europas. In Frankreich waren weit über zwei Drittel der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt, über drei Viertel lebten in ländlichen Siedlungen[10]. Trotz dieses Verhältnisses sank der Anteil des agrarischen Sektors am Nationaleinkommen[11]. Das Hauptaugenmerk der wirtschaftlichen Anstrengungen galt nach wie vor mehr der Steigerung der Ertragsfähigkeit der Flächen, als dem Ausbau von Vermarktungsmöglichkeiten oder der Bildung von Handelskooperativen. Handelsbeziehungen der Bevölkerung entwickelten sich vordergründig in den urbanen Ballungsräumen der Städte[12]. Die Subsistenzwirtschaft der agrarischen Produzenten wurde nur sehr langsam zugunsten einer marktorientierten Produktion aufgegeben[13]. Französische Produzenten konnten in einem gegen äußerliche Konkurrenz durch hohe Zollschranken abgeschotteten Markt wirtschaften[14].
Die Industrialisierung setzte im Vergleich zu Deutschland zwar relativ früh ein, war aber weniger intensiv. Das zentralistische französische System verhinderte zudem eine freie Entfaltung der wirtschaftenden Kräfte, begünstigte vielmehr ihre Konzentration auf wenige Zentren. Die Industrialisierung erfasste die ländlichen Gebiete gar nicht oder kaum, streifte sie nur, wenn natürliche Voraussetzungen wie Bodenschätze die Ansiedlung von Industrien begünstigten. Der Landarbeiter wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts als Industriearbeiter interessant. Die Arbeiterschaft gelangte aber im Verlauf des Jahrhunderts, begünstigt durch ihr erhebliches zahlenmäßiges Anwachsen, zur Ausbildung eines gemeinsamen, einheitlichen Klassenbewusstseins. Dieser entstehenden Klasse standen anfangs als gesellschaftliche Kräfte nur die Notabeln und Bauern gegenüber. Die Notabeln traten als Führungsschicht die Nachfolge der durch die Aristokratie geführten Ständegesellschaft an. Das Prinzip der Herkunft, der Geburt in einen bestimmten Stand hinein, wurde um die sozialen Merkmale des Besitzes und der Karriere ergänzt[15]. Besitz und Karriere dienten zur Schaffung und zum Ausbau von Kompetenzen und Privilegien, um am staatlichen Aufbau beteiligt zu bleiben. Als Kennzeichen der neu entstehenden Klasse des Bürgertums galt der Grundbesitz. Die Notabeln definierten sich als die Besitzende Klasse, und leiteten daraus die Legitimität zur Machtausübung ab. Die Notabeln waren in der Rolle des Mittlers zwischen Stadt und Land, zwischen Staat und Volk. Sie verkörperten die agrarische, im Wandel hin zur Industrialisierung begriffene Gesellschaft[16]. Die Machtausübung fand unter den herrschenden republikanischen Verhältnissen durch politische Tätigkeit statt. Politische Tätigkeit bot die Möglichkeit, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zum Vorteil der eigenen Klasse mitzugestalten. Der Grundbesitz war Mittel zur Hebung des Sozialprestiges und zur Vermögensbildung. Dank des Vermögens wiederum, war ihnen erst die Möglichkeit zur politischen Betätigung gegeben, da sie nicht nebenher auf den Erwerb des Lebensunterhaltes angewiesen waren.
Die grundbesitzende Bourgeoisie war ökonomisch und politisch die bestimmende Klasse im orléanistischen Frankreich zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Zur Wahrung dieses Einflusses war sie darauf bedacht, die Masse der Bevölkerung vom politischen Entscheidungsprozeß fernzuhalten. Eine Gefahr bedeutete einerseits der reaktionäre Konservativismus der Bauern, die auf eine Wiederherstellung der Vorrangstellung der Landwirtschaft aus waren, und zum anderen der revolutionäre Unmut der städtischen Bevölkerung, die den Fortschritt begrüßten und an den Entwicklungen und am Wohlstand teilhaben wollten.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts war aber auch eine zunehmende Differenzierung des Bürgertums festzustellen. Mit dem zunehmenden Ausbau des Staatsapparates wurden die Entstehungen neuer Schichten möglich. Die Verwaltung brauchte Beamte und Angestellte, die neuen Gesellschaften, Vereine und Betriebe benötigten neue Kader, Funktionäre und Büroarbeiter, untere und mittlere Leitungspositionen mussten besetzt werden[17]. Die alten Mittelschichten mussten auf ihrem Territorium Platz für die entstehenden Ansprüche der neuen Mittelschichten schaffen.
Die wachsenden Städte boten den Boden für vielfältige wirtschaftliche Tätigkeit. Eine Vielzahl von Existenzgründungen im Bereich des Klein- und Einzelhandels zur Deckung der Bedürfnisse dieser Schichten, brachte die Verbreiterung des Anteils der kleinbürgerlichen Schichten mit sich. Auch das Handwerk und andere Kleingewerbe profitierten von der Entwicklung innerhalb der Gesellschaft, und trugen so zur Entstehung einer neuen gesellschaftlichen Schichtung bei.
Die zunehmende Industrialisierung nach 1870 verstärkte das Gewicht der Industriearbeiter in der Gesellschaft. Wenngleich dieses Gewicht auch schleichend zunahm. Eine industrielle Revolution blieb in Frankreich aus, es handelte sich eher um einen langsam fortschreitenden Prozess der Industrialisierung. Und so blieben die Landwirtschaft und die traditionelle Verbrauchsgüterproduktion die vorherrschenden tragenden Wirtschaftsbereiche. Es war gerade die politische Demokratie, die den Prozess der Industrialisierung aufgrund von protektionistischen Eingriffen hemmte[18]. Gestalten und bestimmen konnte dieses demokratische republikanische System nur die selbstbewusste Bourgeoisie. In der Machtausübung war sie erprobt. So gelang es ihr ihre Interessen an der Aufrechterhaltung der bestehenden Sozialordnung, zwischen den Interessen des kapitalistischen Systems nach einer Ausweitung der industriellen Produktion auszubalancieren[19].
4. Die Mittelschichten als Träger der Gesellschaft
Das unternehmerische und produktive Frankreich, fand sich in den Bereichen Verbrauchsgüterproduktion und Handel, von kleinen und mittleren Familienbetrieben beherrscht. Dieser vorindustrielle Unternehmerkapitalismus brachte eine Klasse des Bürgertums hervor die zwar gleichgerichtete wirtschaftliche Interessen hatte, sich aber sozial und politisch als Klasse mit dem grundbesitzenden Adel in Bezug auf Status und Macht nicht messen konnte[20]. Ziel des Bürgertums wurde es fortan, dem Adel nahezukommen. Die Bourgeoisie wiederum bestand nach außen als stabile homogene Klasse, war aber in sich zersplittert und vielfach abgestuft. Die alten Mittelklassen hatten ihren festen Platz im gesellschaftlichen Gefüge, den sie nicht zu räumen gedachten. Dennoch bestand für die Angehörigen der unterprivilegierten Schichten die Hoffnung, gesellschaftlichen Aufstieg durch Übernahme von, und die Anpassung an bestimmte geltende Normen zu bewerkstelligen. Die neuen Mittelklassen zeichneten sich durch eine erhöhte Mobilität aus.
[...]
[1] P.Anderson: Die Entstehung des absolutistischen Staates, Frankfurt a.M. 1979, S.141
[2] A.J.Mayer: Adelsmacht und Bürgertum.Die Krise der europäischen Gesellschaft 1848-1914, München 1984, S.12
[3] D.Langewiesche: Europa zwischen Restauration und Revolution 1815-1849, München 1993, S.45
[4] D. Langewiesche: a.a.O., München 1993, S.48
[5] D. Langewiesche: a.a.O., München 1993, S.53
[6] L. Gall: Europa auf dem Weg in die Moderne 1850-1890, München 1989, S.32
[7] L. Gall: a.a.O., München 1989, S.37
[8] L. Gall: a.a.O., München 1989, S.38
[9] A. J. Mayer: a.a.O., München 1984, S.16
[10] H.-G. Haupt: Sozialgeschichte Frankreichs seit 1789, Frankfurt a.M. 1989, S.24
[11] L. Gall: a.a.O., München 1989, S.4
[12] H.-G. Haupt: a.a.O., Frankfurt a.M. 1989, S.21
[13] H.-G. Haupt: a.a.O., Frankfurt a.M. 1989, S.26
[14] S. Elwitt: The Making of the Third Republic. Class and Politics in France 1868-1884, Baton Rouge 1975, S.230
[15] H.-G. Haupt: a.a.O., Frankfurt a.M. 1989, S.116
[16] D. Langewiesche: a.a.O., München 1993, S.51
[17] G. Schöllgen: Das Zeitalter des Imperialismus, München 1994, S.24f
[18] A. J. Mayer: a.a.O., München 1984, S.17
[19] S. Elwitt: a.a.O., Baton Rouge 1975, S.232
[20] A. J. Mayer: a.a.O., München 1984, S.15