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Das Anredeverhalten im Spanischen und Portugiesischen. Untersuchungen in Mario Vargas Llosas Roman "Travesuras de la niña mala"

©2016 Hausarbeit 25 Seiten

Zusammenfassung

Der Vergleich der Anredeformen in den spanischen und portugiesischen Varietäten bietet ein ungemein breites Forschungsfeld. In dieser Arbeit wird das Anredeverhalten im Roman „Travesuras de la niña mala“ (Deutscher Titel: „Das böse Mädchen“) vom Peruanischen Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa untersucht. Der Protagonist des Romans ist, wie der Autor, Peruaner. Daher kann man annehmen, dass das Anredeverhalten im spanischen Original typisch peruanische Merkmale aufweist. Ob sich diese Annahme bestätigt, möchte die Autorin in dieser Arbeit herausfinden. Außerdem wird das Anredeverhalten in den Übersetzungen ins brasilianische Portugiesisch (PB) und ins europäische Portugiesisch (PE) betrachtet, die beide den Titel „Travessuras da menina má“ tragen. Hierbei interessiert die Autorin zum einen, wie sich die Übersetzungen vom Original unterscheiden, und zum anderen, wie verschieden die beiden portugiesisch-sprachigen Ausgaben sind.

Spanisch und Portugiesisch werden oft in einem Atemzug genannt, weil sie so viele lexikalische Ähnlichkeiten aufweisen, dass ein Sprecher der einen Sprache oft die andere verstehen oder zumindest lesen kann, ohne sie erlernt zu haben. Beide Sprachen werden aber über die Welt verteilt gesprochen, sodass sich viele Varietäten mit vielen verschiedenen Merkmalen herausgebildet haben. Eines dieser Merkmale, in der sich das Spanische und das Portugiesische, aber auch die jeweiligen Varietäten beider Sprachen unterscheiden, ist die Anrede. In nahezu jedem hispanophonen und lusophonen Land werden die Anredepronomen verschieden verwendet. In manchen Regionen gibt es Anredeformen, die sonst nirgendwo gebraucht werden. Hinzu kommen die nominalen Anredeformen, die ebenfalls regional unterschiedlich sind und außerdem von jedem Sprecher jederzeit neu kreiert werden können.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Autor und Werk

3. Die Anrede im Spanischen und Portugiesischen

4. Das Anredeverhalten der Romanfiguren
4.1 Nominale Anrede
4.2 Pronominale Anrede

5. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Anhang 1: Spanische Formen der Nominalanrede

Anhang 2: Nominale Anredeformen im Roman

Anhang 3: Pronominale vs. Verbalanrede

1. Einleitung

Spanisch und Portugiesisch werden oft in einem Atemzug genannt, weil sie so viele lexikalische Ähnlichkeiten aufweisen, dass ein Sprecher der einen Sprache oft die an- dere verstehen oder zumindest lesen kann ohne sie erlernt zu haben. Beide Sprachen werden aber über die Welt verteilt gesprochen, so dass sich viele Varietäten mit vielen verschiedenen Merkmalen herausgebildet haben. Eines dieser Merkmale, in der sich das Spanische und das Portugiesische, aber auch die jeweiligen Varietäten beider Spra- chen unterscheiden, ist die Anrede. In nahezu jedem hispanophonen und lusophonen Land werden die Anredepronomen verschieden verwendet. In manchen Regionen gibt es Anredeformen, die sonst nirgendwo gebraucht werden. Hinzukommen die nomina- len Anredeformen, die ebenfalls regional unterschiedlich sind, und außerdem von je- dem Sprecher jeder Zeit neu kreiert werden können.

Der Vergleich der Anredeformen in den Spanischen und Portugiesischen Varietäten bietet ein ungemein breites Forschungsfeld. In meiner Arbeit möchte ich das Anrede- verhalten im Roman „Travesuras de la niña mala“ (Deutscher Titel: „Das böse Mäd- chen“) vom Peruanischen Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa (VL) untersuchen. Der Protagonist des Romans ist wie Autor Peruaner. Daher kann man annehmen, dass das Anredeverhalten im spanischen Original typisch peruanische Merkmale aufweist. Ob diese Annahme sich bestätigt, möchte ich in meiner Arbeit herausfinden. Außerdem untersuche ich das Anredeverhalten in den Übersetzungen ins brasilianische Portugie- sisch (PB) und ins europäische Portugiesisch (PE), die beide den Titel „Travessuras da menina má“ tragen. Hierbei interessiert mich zum einen, wie sich die Übersetzungen vom Original unterscheiden, und zum anderen, wie verschieden die beiden portugie- sisch-sprachigen Ausgaben sind.

2. Autor und Werk

Mario Vargas Llosa wurde 1936 im peruanischen Arequipa geboren und gilt als einer der führenden Romanciers und Essayisten Lateinamerikas, der sich auch viele Jahre in der peruanischen Politik engagierte. Für sein literarisches Werk wurde er 2010 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.

Der Protagonist und Erzähler des Romans Travesuras de la niña mala, Ricardo Somo- surcio, ist wie Vargas Llosa Peruaner. Er stammt aus Miraflores, einem der reichsten Stadtteile Limas. Dort lernt er als Jugendlicher in der 50er Jahren ein junges Mädchen kennen, das sich Chilenin ausgibt. Sie verdreht ihm den Kopf, verschwindet aber nach kurzer wieder aus Miraflores. Im Laufe seines Lebens ist Ricardo als Übersetzer in Paris, London, Tokio und Madrid tätig. In jedem seiner Wohnorte trifft er sie wieder. Jedes Mal hat sie eine andere Identität: Guerrilera, Diplomatengattin, Gangsterbraut etc. Doch so plötzlich wie sie immer wieder in Ricardos Leben auftaucht, verschwindet sie wieder, immer auf der Suche nach einem besseren Leben mit wohlhabenderen Män- nern als dem Übersetzer Ricardo, der sie zwar liebt, aber ihr keinen Luxus bieten kann. Erst als sie mit etwa 50 Jahren schwer erkrankt, erkennt sie allmählich wie wichtig er für sie ist.

3. Die Anrede im Spanischen und Portugiesischen

In allen spanischen und portugiesischen Varietäten sind Nominale Anredeformen verbreitet. Im Spanischen werden sie üblicherweise als Vokative ausgedrückt, die in Parenthese stehen, z.B.: Maria, puedes ir a buscar tu libro.

Im portugiesischen Vokativ wird mit der Partikel Ó eingeleitet: Ó Maria, podes ir a buscar o teu livro.

Nominale Anredeformen können wie im Beispiel Eigennamen sein, Kosenamen, Nati- onalitätsbezeichnungen, Titel usw. Die Klasse ist offen und kann von jedem Sprecher ergänzt werden (Vgl. Kilbury-Meißner 1982:31). Im Spanischen ergeben allein die häu- fig gebrauchten Formen eine scheinbar unendliche Liste (s. Anhang 1). Innerhalb der Familie redet man sich beispielsweise mit der der familiären Rolle an: mam á,Mama‘, abuelo,Großvater‘, tío,Onkel‘, hija,Tochter‘, primo,Cousin‘ etc. Als allgemeine Anre- deformen sind señor,Herr‘ und señora,Dame, Frau‘ üblich, aber auch don,Don, Herr‘ und doña,Frau, Dame, Donna‘ sowie caballero für Herren oder für jüngere Leute chico /chica ,Junge/Mädchen‘ und niño /niña ,Junge/Mädchen‘. Unter Freunden wer- den bspw. Anreden verwendet, wie: guapa, hübsche‘, tesoro,Schatz‘, majo,Netter‘ etc. . In Liebesbeziehungen nennen sich die Partner gern gegenseitig corazón,Herz‘ und amor (mío),(meine) Liebe‘. Diese Appellative und Eigennamen werden abgekürzt oder bekommen Diminutivendungen, z.B. Rafa < Rafael oder Ricardito < Ricardo, was mehr Familiarität ausdrückt (Vgl. Alverez Menéndez 2005: 39).

„En los vocativos y terminós narrativos de tratamiento familiar es donde el español hablado en América aporta una mayor diversidad de formas léxicas según las regiones y países.“1 ‚ Es gibt im gesprochen Spanisch, je nach L ändern und Regionen, eine gro ß e Vielfalt an lexikali- schen Formen der Vokative und der narrativen Termini in der famili ären Anrede. ‘ In Peru nennen Eltern ihre Babys z.B. guagua,Baby (onomatopoetisch für ,Babyge- schrei‘). Größere Kinder mit „ expresiones cariñosas2,liebvollen Bezeichnungen ange- sprochen, die auf ethnische oder rassische Unterscheidungen zurückgehen, wie: cholo ,Mestize‘, zambo,Nachkommen eines schwarzen und eines indianischen Elternteils‘, chino,Chinese‘ oder negro,Schwarzer‘. Kinder nennen ihre Eltern viejo (a),Alter(Alte)‘, viejito(a)/viejecito(a),Alterchen‘ oder auch pelón,Glatzkopf‘ bzw. peloncito,Glatzköp- fchen‘. Für die Großeltern gibt es Bezeichnungen, wie: tatatata,Opa‘ und mamamama ,Oma‘. Freunde nennen sich unter einander hermano/hermanito,Bruder/Brüderchen‘, compadre/compa,Kumpel‘, primo,Cousin‘, Ñ ato,Stumpfnase‘, socio,Partner‘, cuñado/cuñao/cuña,Schwager‘ oder tocayo,Namensvetter‘. Unter Liebenden werden wie für Kinder ethnische Bezeichnungen gewählt, oftmals mit Diminutivendung. (Vgl. Alvarez Menéndez 2005: 55f)

Im Portugiesischen werden die nominalen Anredeformen nicht nur in vokativischer Form verwendet, sondern auch als indirekte Anrede, z.B.: A Maria pode ir a buscar o livro.

Auf lexikalischer Ebene sind die portugiesischen Anredeformen den spanischen sehr ähnlich. Unter Familienmitgliedern oder Verwandten spricht man sich mit (a) mãe ,Mutter‘ , (o) av ô,Großvater‘, (o) tio,Onkel‘ etc. an. Häufig werden die Definitartikel mitgenannt. Für Freunde werden Bezeichnungen verwendet, wie o meu amigo,mein Freund‘, den Chef kann man mit o patrão,der Chef‘ ansprechen. Kinder und junge Leute nennt man o menino,der Junge‘ bzw. a menina,das Mädchen, die junge Frau‘.

Als höchste Anredeform im Portugiesischen gilt Vossa Excellência ,Eure Excellenz‘, die hochrangigen Politiker gegenüber verwendet werden kann, aber mittlerweile äußerst selten verwendet wird. Die meist verbreiteten Anredeformen sind o senhor/a senhora ,Herr/Frau,Dame‘, die ggf. mit Titeln wie doutor,Doktor‘, professor,Professor‘, mi- nistro,Minister‘ und/oder Eigennamen gebraucht werden. Männer spricht man eher mit dem Familiennamen an, Frauen hingegen eher mit dem Vornamen. Üblich für Frauen ist auch die Anrede Dona plus Vorname. Dom plus Vorname für Männer ist möglich, aber weniger verbreitet. Die Standardanredeformen o senhor,der Herr‘ und a senhora,die Dame‘ ohne Ergänzung eines Eigennamens sind im Portugiesischen so- weit grammatikalisiert, dass sie häufig im Paradigma der Pronomen eingeordnet wer- den.

Ursprünglich verfügten sowohl die spanische als auch die portugiesische Sprache über klassisches T-V-System, das dem lateinischen sehr ähnlich war. Bis ins 16. Jahrhundert gab es im kastillischen die Singularanrede t ú,du‘ und die Pluralanrede vos,ihr‘, die sich wie in fast allen europäischen Sprachen als höfliche Anredeform für Einzelpersonen herausgebildet hatte. Die portugiesischen Anredeformen lauteten tu,du‘ und vós,ihr‘. Die T-Formen kongruierten in beiden Sprachen mit der 2. Person Singular und die V- Formen mit der 2. Person Plural.

Die heutigen Anredesysteme sind deutlich komplexer und unterscheiden sich außer- dem von Land zu Land oder sogar von Stadt zu Stadt. In den europäischen Varianten der beiden Sprachen ist die T-Form als informelle Singuralanrede erhalten geblieben. In vielen spanisch-sprachigen Ländern Lateinamerikas alterniert die Form t ú mit dem Voseo, also dem archaischen Pluralprononen vos,ihr‘, das mit einer eigenen Verbform kongruiert3. Diese ist der Verbform der 2. Person Plural ähnlich, aber nach heutigen Grammatikregeln nicht identisch. In Peru ist der Gebrauch des Voseo sehr unterschied- lich. „Los peruanos cultos de las zonas urbanas pueden no haber oído nunca vos, y a menudo niegan su existencia.“4

Die gebildete Peruaner aus den st ädtischen Gebieten haben „ vos “ möglicherweise noch nie gehört, und negieren oftmals seine Existenz.‘

In den südlichen Hochebenen, den nördlichen Küstengebieten, in der Region Altiplano (Puno), am Titicacasee, und in Arequipa hingegen ist die Anrede mit vos sehr verbrei- tet, insbesondere bei indigenen Sprechern (Vgl. Lipski 2011: 345). Als Höflichkeitsformen entwickelte sich aus den höfischen Nominalanreden pt. Vossa Mercê,Euer Gnaden‘ und sp. Vuestra Merced,Euer Graden‘ die heutigen Anredepro- nomen pt. você und sp. usted, die mit der 3. Person Singular kongruieren. In Spanien und in vielen Teilen Lateinamerikas ist usted heute die höfliche Standartanredeform. Analog zu dieser Form bildete sich die Pluralform ustedes. Im portugiesischen entstand die Pluralform vocês, welches die Form vós ersetzte und somit die 2. Person Plural aus dem Verbparadigma drängt. Im hispanophonen Lateinamerika passierte dasselbe. Le- diglich das Kastilische in Spanien verfügt noch über eine 2. Person Plural und somit auch über eine informelle Anrede im Plural: vosotros,ihr‘ bzw. vosotras,ihr (aus- schließlich an weibliche Personen gerichtet)‘.

Das você hat zwar den gleichen lexikalischen Ursprung wie usted, hat in seiner Verwen- dung aber eine andere Entwicklung genommen. In Brasilien wird es häufig verwendet, jedoch nicht als Höflichkeitsform, sondern alterniert mit dem informellen tu. In Portu- gal ist die Verwendung von você umstritten und äußerst selten. Dieses Pronomen drückt weder Nähe aus noch Respekt oder Höflichkeit aus. Als höfliche Anrede verwen- det man die nominalaussehende Form o senhor,der Herr‘ bzw. a senhora,die Dame‘. Auch wenn das você selbst nicht oft verwendet wird, sehen die Portugiesen es aber verallgemeinerndes Anredepronomen der 3. Person Singular. Pt. tratar alguém de você,siezen‘ beinhaltet nicht nur das Anreden mit dem Pronomen você sondern auch mit o senhor, Vossa Excelência5 etc. und die Verbalanrede in der 3. Person Singular. (Vgl. Lindley Cintra 1986: 32ff)

Als kurzer Überblick lässt sich dies folgenden Tabellen darstellen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Anredesystem in Peru; eigene Darstellung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 3 : Anredesystem in Portugal;

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 4: Anredesystem in Brasilien; eigene Darstellung

In beiden Sprachen ist der Verwendung des Subjektpronomens, und somit auch des Anredepronomens, nicht obligatorisch, da es pro-drop -Sprachen sind. Die jeweilige Verbalmorphologie ist reichhaltig genug, um das Subjekt zu identifizieren.

„[…] sofern die die Referenz eindeutig ist, kann das Subjekt wegfallen. Dies gilt insbesondere bei pronominaler Wiederaufnahme im Falle von thematischer Kontinuität[…]. Offen realisiert wird das Subjekt bei Themawechsel, bei Betonung oder möglicher Ambiguität“6. In den spanischen Varietäten, ist das Auslassen des Subjektpronomens überall verbrei- tet, obwohl die Anredepronomina von Land zu Land oder auch innerhalb eines Landes stark variieren können.

Das europäische und das brasilianische Portugiesisch hingegen weisen im Hinblick auf pronoun dropping starke Unterschiede auf. Duarte 1993 zeigt bspw. die Häufigkeit von Nullsubjekten im PB im Zeitraum von 1845 bis 1992. Bei den 1. und 2. Person Sg. und Pl. sinken die Quoten von 69% bzw. 93% auf 18% und 22%. Bei den 3. Person Sg. und Pl. vermindert sich die Quote von 83% auf 45%. Duarte, Mourão & Mendonça 2012 beziehen die semantischen Merkmale [+/-menschlich] und [+/-spezifisch] in diese Un- tersuchung ein. Auch damit zeigen sie ein selteneres Auftreten des Nullsubjekts im PB, aber auch, dass es häufiger statt Subjekten mit den Merkmalen [-menschlich] und [+spezifisch] verwendet wird. Seltener ersetzt es Subjekte mit den Merkmalen [+menschlich] und [+spezifisch]. Subjekte hingegen, die [-spezifisch] sind, werden fast immer realisiert. (Vgl. Duarte/ Verjão 2013: 105f)

Weitere Studien zeigen, dass das Vorkommen eines Nullsubjekts in Abhängigkeit zum Antezedenten steht. Ist dieser das Subjekt des Matrixsatzes ist die Wahrscheinlich der Verwendung eines Nullsubjekts relativ hoch. Wenn der Antezedent in einem vorange- henden Satz steht, ist die Tendenz deutlich höher, dass Subjektpronomina verwendet werden. Es zeigt sich also, dass Nullsubjekte im PE sehr viel häufiger sind als im PB, unabhängig davon, wo der Antezedent steht. (Vgl. Duarte/Verjão 2013: 107f). Im PB wird der pro-drop -Parameter immer weiter verdrängt, so dass es teilweise als „língua semi- pro-drop7 bezeichnet wird.

Im PE wird das Nullsubjekt mit der Verbform der 3.Pers. Sg. oft als Anredeform gewählt, wenn man unsicher ist, mit welcher Form der Gesprächspartner angesprochen werden möchte, da die 3.Pers.Sg. sowohl mit você als auch o senhor sowie allen nominalen Anredeformen kongruiert.

4. Das Anredeverhalten der Romanfiguren

4.1 Nominale Anrede

Die nominale Anrede erfolgt in allen drei Ausgaben des Romans ausschließlich durch Vokative in Parenthese. Indirekte Anrede wird auch in den portugiesischen Übersetzungen nicht verwendet.

Eine der häufigsten Formen der nominalen Anrede in Travesuras de la niña mala ist die Anrede mit Diminutiven, z.B. des Eigennamens oder der Nationalität. Das böse Mäd- chen nennt ihren Geliebten gern Ricardito. Dieser gibt ihr ebenfalls Kosenamen mit Diminutivendung. Da er ihren richtigen Namen lange Zeit nicht kennt, weicht er auf die verschiedenen Nationalitäten aus, die sie im Laufe der Romanhandlung hat, wie bspw. chilenita, peruanita, japonesita. In der brasilianischen Übersetzung werden diese Di- minutivformen aus dem Spanischen übernommen, ohne Kursivierung oder andere Hervorhebungen, die auf einen fremdsprachlichen Ausdruck hinweisen würden.

[...]


1 Alvarez Menéndez, Alfredo I. (2005): Hablar en español, Nobel, Oviedo., S. 53

2 Alvarez Menéndez, Alfredo I. (2005): Hablar en español, Nobel, Oviedo., S. 55

3 Verbformen des Voseo in Peru: tomarás, viverís, comerís(Präsens) Vgl. Alvarez Menéndez 2005: 36

4 Lipski, John M. (72011): El español de América, Catedra, Madrid.,S. 344

5 höchste portugiesische Anredeform, heute selten verwendet, evtl. für hochranginge Politiker

6 Kabatek, Johannes/Pusch Claus D. (22011): Spanische Sprachwissenschaft, Narr, Tübingen., S. 115

7 Gildete Rocha, Xavier (2006): Português Brasileiro como Segunda Língua. Um Estudo sobre o Sujeito Nulo. Ed. da Unicamp. Campinas., S. 83

Details

Seiten
Jahr
2016
ISBN (eBook)
9783668416680
ISBN (Paperback)
9783668416697
Dateigröße
31.7 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Freie Universität Berlin – IZ Europäische Sprachen
Erscheinungsdatum
2017 (März)
Note
1,0
Schlagworte
Anrede Spanisch Portugiesisch Linguistik Travesuras de la niña mala" Mario Vargas Llosa Nominale Anrede Pronominale Anrede
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