Das Internet ist mittlerweile zu einem Teil der Kommunikationswissenschaft geworden, der kaum noch zu ignorieren ist, verlagern sich doch immer mehr und mehr Angebote ins World Wide Web. Doch welche Auswirkungen hat dieser Wandel auf das Vorhandensein von Qualität? Nicht nur im Internet, sondern auch im klassischen Printjournalismus? Ist das Internet im Vergleich zum klassischen Printjournalismus wirklich qualitativ so sehr im Nachteil, wie viele es beklagen?
Zur Beantwortung dieser Fragen soll zunächst einmal der Versuch einer Definition gewagt werden, was Qualität eigentlich ist. Anschließend werden konkrete Kriterien für Qualität im klassischen Printjournalismus genannt, um den schwammigen Begriff der Qualität etwas klarer werden zu lassen. Im zweiten Teil wird die Zeitungskrise thematisiert, wobei erläutert werden soll, inwiefern das Internet als Verursacher angesehen werden kann, und welche Auswirkungen dies schließlich auf die Qualität des Printjournalismus hat. Anschließend wird die Frage beantwortet, welche Kriterien für Qualität es speziell für den Online-Journalismus gibt, und inwieweit diese, besonders im Vergleich zum klassischen Printjournalismus, realisiert werden. Auch wird kurz auf die Problembereiche, die eigens das Internet mit sich bringt, und deren Einschränkungen für journalistische Qualität eingegangen. Zuletzt soll schließlich der Grimme-Online-Award thematisiert werden, da mit seiner Hilfe Qualität im Online-Journalismus professionell bewertet und honoriert werden kann.
Gliederung
Einleitung
Qualität im klassischen Printjournalismus
Definitionen von Qualität
Kriterien der Qualität nach Günther Rager
Die Zeitungskrise
Das Internet als Hauptgrund für die aktuelle Zeitungskrise
Auswirkungen der Zeitungskrise auf die Qualität des Printjournalismus
Online-Journalismus
Kriterien für Qualität im Online-Journalismus und deren Realisierung im Vergleich zum professionellen Printjournalismus
Problembereiche des Internets und deren Beeinträchtigung der Qualität des Online- Journalismus
Der Grimme-Online-Award als Auszeichnung für Online-Qualität
Fazit
Literaturverzeichnis
Einleitung
Das Internet ist mittlerweile zu einem Teil der Kommunikationswissenschaft geworden, der kaum noch zu ignorieren ist, verlagern sich doch immer mehr und mehr Angebote ins World Wide Web. Doch welche Auswirkungen hat dieser Wandel auf das Vorhandensein von Qualität? Nicht nur im Internet, sondern auch im klassischen Printjournalismus? Ist das Internet im Vergleich zum klassischen Printjournalismus wirklich qualitativ so sehr im Nachteil, wie viele es beklagen? Zur Beantwortung dieser Fragen soll zunächst einmal der Versuch einer Definition gewagt werden, was Qualität eigentlich ist. Anschließend werden konkrete Kriterien für Qualität im klassischen Printjournalismus genannt, um den schwammigen Begriff der Qualität etwas klarer werden zu lassen. Im zweiten Teil wird die Zeitungskrise thematisiert, wobei erläutert werden soll, inwiefern das Internet als Verursacher angesehen werden kann, und welche Auswirkungen dies schließlich auf die Qualität des Printjournalismus hat. Anschließend wird die Frage beantwortet, welche Kriterien für Qualität es speziell für den Online-Journalismus gibt, und inwieweit diese, besonders im Vergleich zum klassischen Printjournalismus, realisiert werden. Auch wird kurz auf die Problembereiche, die eigens das Internet mit sich bringt, und deren Einschränkungen für journalistische Qualität eingegangen. Zuletzt soll schließlich der Grimme-Online-Award thematisiert werden, da mit seiner Hilfe Qualität im Online-Journalismus professionell bewertet und honoriert werden kann.
Qualität im klassischen Printjournalismus
Definitionen von Qualität
„Qualität im Journalismus definieren zu wollen, gleicht dem Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln.“ (Ruß-Mohl, 1992, S. 83). Auf diese Aussage berufen sich zahlreiche Wissenschaftler, da sie bereits das Problem der journalistischen Qualität beschreibt. Sie ist kaum klar abgrenzbar, da sie nun einmal sehr vielseitig, individuell abhängig vom jeweiligen Medium, und insbesondere subjektiv ist. Doch Clifford Stoll (1996) bietet die Lösung, indem er vorschlägt, den Pudding in regelmäßigen kleinen Abständen zunächst mit Nägeln auf einem Brett, und dieses anschließend an der Wand zu fixieren. Dies interpretiert Sven Engesser in Anlehnung an Ruß-Mohl so, dass bestimmte Kriterien nötig seien, um Qualität festzumachen und ergänzt: „Je umfangreicher und engmaschiger das Gitter aus Kriterien ausfällt, desto belastbarer sind die Ergebnisse.“ (Engesser, 2011, S. 43).
Wohl aus diesem Grund bedient sich Gianluca Wallisch bereits in ihrer Definition einiger Qualitätskriterien: „Die Qualität von Journalismus wird an seiner Fähigkeit gemessen, Themen der sozialen Wirklichkeit aufzugreifen, durch adäquate Recherchetechniken zu erfassen und durch entsprechende Vermittlungsformen dem Leser nahezubringen.“ (Wallisch, 1995, S. 148). Der Anspruch, Themen der sozialen Wirklichkeit aufzugreifen, entspricht hier wohl dem häufig genannten Kriterium der Vielfalt oder Universalität. Die Verwendung adäquater Recherchetechniken fällt unter den Begriff Richtigkeit und die entsprechende Vermittlungsform ist der Vermittlung zuzuordnen. Aber darauf soll im folgenden Kapitel näher eingegangen werden.
Kriterien (/Dimensionen) der Qualität nach Günther Rager
Zunächst einmal legt Rager die Vielfalt als Rahmen für journalistische Qualität fest. Diese ist für ihn allerdings kein eigenes Kriterium, sondern stellt eine Grundvoraussetzung dar. „Denn Vielfalt, so habe ich bereits skizziert, ist wohl eher die Zielvorgabe, an der Qualitätsmaßstäbe zu entwickeln sind - und nicht selbst ein Qualitätsmaßstab.“ (Rager, 1994, S. 194). Damit ist jedoch nicht die Vielfalt an Meinungen und Themen eines einzelnen Mediums oder Beitrags gemeint, sondern viel mehr die Vielfalt im gesamten Mediensystem. Diese sichert seiner Ansicht nach erst die demokratische Gesellschaft und dient somit der freien Meinungsbildung.
Aktualität.
Laut Rager ist sie die zentrale Dimension, da Aktualität den Journalismus ausmacht. „Aktualität her(aus)zustellen ist also der spezifisch journalistische Modus der Informationsbearbeitung, der erste Filter, der aus dem ‚Umweltrauschen‘ journalistisch wahrgenommene Informationen macht. Informationen, man könnte auch sagen ‚Umweltirritationen‘, werden nur dann ins System Journalismus hineingenommen und nur dann weiterverarbeitet, wenn ihnen vom Journalismus Aktualität zugewiesen werden kann.“ (Rager, 1994, S. 196). Er unterscheidet hierbei zwischen der sogenannten Tagesaktualität und der latenten Aktualität. Bei der Tagesaktualität ist vorwiegend die zeitliche Dimension von Interesse. Es geht also darum, ein Thema möglichst schnell in der Berichterstattung aufzugreifen. Er definiert sie wie folgt: „Aktuell ist alles heute, für die Gegenwart Bedeutsame, alles Neue oder nicht (hinreichend) Bekannte.“ (Rager, 1994, S. 196). Der latenten Aktualität schreibt er Probleme zu, mit denen die Gesellschaft dauerhaft konfrontiert ist, und solche, die schon länger existent, aber unbeachtet sind. Wenn der Journalist über Probleme dieser Art berichtet, ist es notwendig, dass er Aktualität und einen Bezug zur Gegenwart schafft, damit sich die Rezipienten damit befassen (Rager 1994).
Relevanz.
Dieses Kriterium grenzt Rager insoweit vom vorherigen Kriterium ab, als dass Relevanz insgesamt bedeutsam ist, wohingegen Aktualität sich ausschließlich durch in der Gegenwart relevante Informationen auszeichnet. Rager schlägt vor, die Relevanz von Ereignissen mit Hilfe der Nachrichtenwert-Theorie zu ermitteln. Die Auswahl soll also nicht willkürlich, sondern nach professionellen Kriterien erfolgen. Auch die Platzierung und Aufmachung eines Themas sowie eine vielfältige Darstellung und diverse Themenangebote spielen laut Rager (1994) hier eine Rolle.
Richtigkeit.
Rager skizziert, dass viele den Anspruch auf Wahrheit stellen, doch aufgrund der Unklarheit und schweren Umsetzbarkeit dieser Anforderung, reduziert er sich auf „sachliche[r] Richtigkeit und subjektive[r] Wahrhaftigkeit“ (Rager, 1994, S. 200). Zentraler Punkt hierbei ist, Fehler und inhaltliche Widersprüche zu vermeiden und Meinungen unverfälscht wiederzugeben. Das Mittel des Journalismus, um diesem Kriterium zu Genüge gerecht zu werden, ist die gründliche Recherche, die nach Rager leider trotz ihrer unangefochtenen Bedeutsamkeit oft zu kurz ausfällt. Ebenfalls betrachtet er die Quellentransparenz, die Beantwortung journalistischer W- Fragen, sowie die Vollständigkeit und Darstellung unterschiedlicher Positionen als wichtige Indikatoren für Qualität. Rager (1994) verlangt von den Journalisten nicht, immer die endgültige Wahrheit zu kennen, sondern fordert im Gegenteil, die Komplikation der Entscheidungsfindung bei kontroversen Sachverhalten zu erläutern.
Vermittlung.
Unter diesem Kriterium versteht Rager (1994) nicht nur die bloße technische Übermittlung, sondern viel mehr die Kommunikationsbeziehung zwischen Journalist und Rezipient. Dabei kommt es nicht nur auf Sprache und Stil an. Noch bedeutender ist, dass Themen von öffentlichem Interesse nicht bloß bereitgestellt werden, sondern von den Nutzern auch wahrgenommen werden müssen. Die Aufgabe der Journalisten besteht also darin, die Aufmerksamkeit der Leser zu wecken und die Relevanz des Themas deutlich zu machen. Um dies realisieren zu können, ist es essentiell, die Erwartungen und Vorlieben des Empfängers richtig einzuschätzen. „Die Qualität eines Vermittlungs-Prozesses bemißt sich letztlich also daran, wie gut es gelingt, kommunikative Beziehungen zwischen Journalismus und Publikum aufzubauen.“ (Rager, 1994, S. 202). Eine qualitativ hochwertige Vermittlung kann eine Redaktion beispielsweise erzielen, indem sie sich um eine adäquate Wahl der Darstellungsform, um Nachvollziehbarkeit, eine der Zielgruppe entsprechende Ansprache, und um das passende Layout bemüht. Rager fügt außerdem die oftmals unterschätzten „redaktionelle[n] und individuelle[n] Besonderheiten der Gestaltung“ hinzu und diagnostiziert, dass das Kriterium der Vermittlung stark an Bedeutung gewonnen hat (Rager, 1994, S. 202f.).
Schließlich bemerkt Rager, dass Qualität im Journalismus ein noch nicht erschöpftes Thema ist und liefert am Ende einen Denkanstoß, indem er fragt: „Müssen zwei, drei oder alle Dimensionen erfüllt sein, bevor ein Beitrag das Prädikat ‚wertvoll‘ erringen kann?“ und „Wird man überhaupt je so weit kommen, etwas wie eine Skalierung für die Qualität der Dimensionen entwickeln zu können?“ (Rager, 1994, S. 205).
Die Zeitungskrise
Das Internet als Hauptgrund für die aktuelle Zeitungskrise
Im Grunde ist der ganze Wandel, der derzeit zu beobachten ist, nichts weiter, als eine demographische Entwicklung. Nicht zu Unrecht fragen sich Michael Schröder und Axel Schwanebeck: „Sterben Zeitungsleser aus?“. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass immer weniger junge Leute Zeitung lesen (Schröder & Schwanebeck, 2005, S. 16). Grund dafür ist das Internet. „Denn die Informationen im Internet sind nicht nur aktueller als in der Tageszeitung, sie sind vor allem kostenlos.“ (Kuppek, 2005, S. 65). Doch im Internet werden die Neuigkeiten hauptsächlich über Google und nicht etwa über die Internetseiten der Tageszeitungen bezogen. Aus diesem Grund gelingt es den Tageszeitungen auch nicht, ein Bezahlsystem für ihre Online-Nachrichten einzuführen, da es zu viele Konkurrenten gibt, die dasselbe gratis anbieten. Auch wandern immer mehr Werbekunden, besonders aus der Auto- und Immobilienbranche ins Internet ab, da dort die Anzeigenkosten wesentlich geringer sind, viel mehr Interessenten erreicht und die Anzeigen attraktiver gestaltet werden können (Kuppek, 2005, S. 67ff.).
Auch Sven Gabor Janszky, Leiter des Trendforschungsunternehmens „2b Ahead“ prognostiziert: „Der Masseninformationsbereich wird in Zukunft nahezu vollständig elektronisch abgebildet werden.“. Grund hierfür ist laut Janszky, dass das Internet Information viel schneller liefern, und auch genauer an den Nutzer anpassen kann. Elektronische Filtersysteme werden die Selektionsaufgaben der Journalisten übernehmen und jedem Leser seine individuelle Zeitung auf dem Smartphone oder Tablet bereitstellen (Fuchs, 2012).
Auswirkungen der Zeitungskrise auf die Qualität des Printjournalismus
Typische Merkmale der Zeitungskrise sind der Rückgang des Gesamtumsatzes, besonders im Anzeigengeschäft, der Auflage, der Reichweite und der Mediennutzer. Auch ist die Rede von der sogenannten „Qualitäts-Erlös-Spirale“. Dieser Begriff soll ausdrücken, dass die Redaktionen als Sparmaßnahme häufig auf geschultes Personal verzichten, und sich lieber auf kostengünstigere Praktikanten, Volontäre und freie Mitarbeiter berufen.
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