Die vorliegende Hausarbeit soll die Problematik der „Trostfrauen“, der im Krieg eingesetzten Zwangsprostituierten, behandeln. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der japanischen Sicht dieses sogenannten Trostfrauenproblems.
In Japan gibt es schon seit einigen Jahren große Diskussionen über die Kriegszeit und Kriegsverbrechen. Allgemein gibt es eine starke Opfermentalität, vor allem aufgrund der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, und die Rolle Japans als Aggressor und koloniale Macht wird stark heruntergespielt. Japan sieht sich selbst als Opfer und möchte auch von der Außenwelt als solches gesehen werden. Natürlich hat das Land aufgrund dieser Bomben hohe Verluste eingebüßt und ein großes Trauma erlitten. Dennoch darf über die durch Japan begangenen Verbrechen nicht geschwiegen werden. Diesbezüglich gibt es schon lange einen Schulbuchstreit um die Inhalte japanischer Geschichtsbücher: Durch die Zensur durch die Regierung befinden sich darin kaum Hinweise auf Verbrechen, die während der Kriegszeit durch Japan begangen wurden. Japanische Historiker und Schulbuchautoren verlangen die Aufnahme solcher Informationen, was allerdings auf Ablehnung stößt. In diesen Diskussionen geht es vor allem um drei Themen: Das Nanking-Massaker, Tests von biologischen und chemischen Waffen an Kriegsgefangenen sowie der Zivilbevölkerung der Kolonien (Einheit 731) und „Trostfrauen“. Für all diese Verbrechen gibt es unumstößliche Beweise, die Japan allerdings nicht offiziell anerkennen will. Vor allem rechte Politiker leugnen dies immer wieder.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Das Trostfrauenproblem
2.1 Hintergründe
3. Erste Konsequenzen nach dem Aufkommen der Thematik
3.1 Schuldbekenntnisse und Entschuldigungen
3.2 Entschädigungszahlungen
3.3 Umgang mit Klagen
4. Politik
5. Entwicklungen
6. Die Rolle der Medien
7. Fazit
8. Quellenverzeichnis
1. Einleitung
In Japan gibt es schon seit einigen Jahren große Diskussionen über die Kriegszeit und Kriegsverbrechen. Allgemein gibt es eine starke Opfermentalität, vor allem aufgrund der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, und die Rolle Japans als Aggressor und koloniale Macht wird stark heruntergespielt. Japan sieht sich selbst als Opfer und möchte auch von der Außenwelt als solches gesehen werden. Natürlich hat das Land aufgrund dieser Bomben hohe Verluste eingebüßt und ein großes Trauma erlitten. Dennoch darf über die durch Japan begangenen Verbrechen nicht geschwiegen werden. Diesbezüglich gibt es schon lange einen Schulbuchstreit um die Inhalte japanischer Geschichtsbücher: Durch die Zensur durch die Regierung befinden sich darin kaum Hinweise auf Verbrechen, die während der Kriegszeit durch Japan begangen wurden. Japanische Historiker und Schulbuchautoren verlangen die Aufnahme solcher Informationen, was allerdings auf Ablehnung stößt. In diesen Diskussionen geht es vor allem um drei Themen: Das Nanking-Massaker, Tests von biologischen und chemischen Waffen an Kriegsgefangenen sowie der Zivilbevölkerung der Kolonien (Einheit 731) und „Trostfrauen“. Für all diese Verbrechen gibt es unumstößliche Beweise, die Japan allerdings nicht offiziell anerkennen will. Vor allem rechte Politiker leugnen dies immer wieder.
Die vorliegende Hausarbeit soll die Problematik der „Trostfrauen“, der im Krieg eingesetzten Zwangsprostituierten, behandeln. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der japanischen Sicht dieses sogenannten Trostfrauenproblems.
Ganz zu Beginn soll unter 2. zunächst ein allgemeines Grundlagenwissen zur Problematik der „Trostfrau“ und ihrer Geschichte geschaffen werden. Danach werden unter 3. die unmittelbaren Reaktionen auf das Aufkommen des Themas in der Öffentlichkeit beschrieben. Die Schlüsselwörter hierbei sind Entschuldigungen, Kompensation und die Auslegung des Rechts. Nachdem in den darauf folgenden zwei Kapiteln mehr Aktualitäts-bezug auf die Politik und die derzeitigen Ereignisse eingebracht wird, soll unter 6. auf die Rolle der Medien eingegangen werden. Vor allem der Vorfall mit der Asahi Shimbun, der den Nationalisten wieder Rückenwind zur Relativierung des Trostfrauenproblems gab, soll dabei in den Mittelpunkt rücken. Abschließend folgt ein Fazit, welches auf die im Laufe der Bearbeitung des Themas aufgekommenen Fragen auf Grundlage der erarbeiteten Informationen Antworten zu finden versucht.
Zudem möchte ich an dieser Stelle eine Anmerkung zum Begriff „Trostfrau“ machen. Er ist eine wörtliche Übersetzung des japanischen Originals (慰安婦 ianfu), eines ganz offen-sichtlich euphemistischen und nicht der Wahrheit entsprechenden Begriffs. Als das Thema in die Öffentlichkeit rückte, wollte der Kongress internationaler Frauen eine passendere Bezeichnung liefern und diesen Begriff durch „Military Sexual Slavery by Japan“ ersetzen. Dieser Ausdruck erschreckte allerdings selbst die Opfer und man kehrte wieder zum Begriff der „Trostfrau“ zurück, allerdings von nun an in Anführungszeichen. (vgl. Gonzales 2004: 92) Aus diesem Grund folge ich der gängigen Praxis, dieses Wort in Anführungszeichen zu setzen.
2. Das Trostfrauenproblem
2.1 Hintergründe
Bevor direkt auf die japanische Sichtweise des Trostfrauenproblems eingegangen werden kann, muss zunächst eine Verständnisgrundlage geschaffen und auf das Problem an sich eingegangen werden. Im folgenden Abschnitt meiner Arbeit soll geklärt werden, was eine „Trostfrau“ ist bzw. war.
Den geschichtlichen Hintergrund liefert der asiatisch-pazifische Krieg (1932 -1945), in dem die japanische Regierung in den besetzten Gebieten sogenannte „Troststationen“ (慰安所 ianjo, euphemistischer Ausdruck für Militärbordelle) errichten ließ, um die Soldaten davon abzuhalten, die einheimischen Frauen zu vergewaltigen. Die erste wurde Anfang 1932 in Shanghai eingerichtet. Es folgten weitere in Indonesien, Thailand, den Philippinen, Japan, Okinawa, Korea und Taiwan. (Min 2003: 940)
Die Frauen, die dort arbeiten mussten, stammten aus den besetzten Gebieten. Sie wurden im Auftrag des japanischen Militärs durch Entführung, Zwang oder falsche Versprechungen von guter Arbeit im Ausland und hohem Lohn angeworben. Fast 70% aller verschleppten Koreanerinnen waren unter 18 Jahre alt, 6% davon sogar unter 12. (vgl. Yoon 2004: 22) Die Mädchen und Frauen wurden in andere Länder verschleppt und mussten unter schlechten Bedingungen in den dortigen Bordellen leben. Es war dreckig und sie wurden sehr schlecht behandelt.
Diese „Trostfrauen“ mussten jeweils bis zu 40 Männer täglich bedienen. Wenn sie nicht gehorchen wollten oder konnten, wurden sie geschlagen, verbrannt, mit Messern verletzt und manchmal sogar umgebracht. Viele sind an Geschlechtskrankheiten gestorben oder begingen Selbstmord. Als Japan den Krieg verlor, wurden sie einfach sich selbst überlassen oder sogar umgebracht, um Beweise zu vernichten. (Chung 2012; 130; Min 2003: 941)
Die genaue Zahl der damaligen „Trostfrauen“ ist nicht bekannt, da die japanische Regierung viele historische Dokumente verbrannt hat. Schätzungen zufolge handelte es sich aber um 80.000 bis 200.000 Frauen. (Chung 2012: 130)
Doch auch nach dem Ende des Krieges war das Leid der „Trostfrauen“ nicht vorüber. Die Folgen für die Überlebenden äußerten sich in physischer und psychischer Form: Nachwirkungen von Geschlechtskrankheiten und Verletzungen, Traumata, Alpträume. Hinzu kam allerdings auch noch gesellschaftlich bedingt ein jahrzehntelanges Schweigen und ein Leben in Ausgrenzung.
Wenn man sich länger mit dem Trostfrauenproblem auseinandersetzt, wird schnell klar, dass es eine klare Zentrierung auf die koreanischen „Trostfrauen“ gibt. Dies hängt damit zusammen, dass der Großteil der damaligen „Trostfrauen“ (ca. 80%, Soh 1996: 1226) aus Korea kam. Viele koreanische Gelehrte und Aktivisten betonen aus diesem Grund die koreanische Nationalität der „Trostfrauen“ - was dem ganzen Diskurs eine eigene starke nationale Prägung gibt.
2.2 Das Thema gelangt an die Öffentlichkeit
Obwohl der Krieg schon seit nunmehr 70 Jahren vorbei ist, wurde die Existenz der „Trostfrauen“ erst sehr spät publik. In den späten 1980ern sind koreanische Feministen zum ersten Mal auf das Trostfrauenproblem aufmerksam geworden und gründeten im November 1990 zusammen mit 36 Frauenorganisationen den Korean Council for the Women Drafted for Sexual Slavery by Japan. (Min 2003: 941) Als erste „Trostfrau“ meldete sich dann Kim Hak-Sun 1991 zu Wort und reichte zusammen mit anderen Opfern eine Sammelklage gegen den japanischen Staat im Landgericht Tokio ein. Mit dieser Klage begann ein Konflikt, der bis heute noch nicht in für alle Parteien ausreichender Weise gelöst ist. Was Japan für oder auch gegen diese Lösung bisher getan hat, soll in den folgenden Kapiteln näher beschrieben werden.
Eine Frage, die im Zusammenhang mit diesen Ereignissen oft gestellt wird, ist die folgende: Warum sind die ehemaligen „Trostfrauen“ erst nach fast 50 Jahren an die Öffentlichkeit gegangen? Dieses lange Schweigen muss im Zusammenhang mit der kore-anischen Gesellschaft und ihren Wertvorstellungen gesehen werden. Keuschheit wird als höchstes Gut betrachtet. Somit beschmutzen unkeusche Frauen die Ehre der Familie und sollten laut der konfuzianistischen Lehre lieber Selbstmord begehen oder niemals wieder nach Hause zurückkehren. (Chung 2012: 130) Viele blieben vor Scham dann dort, wohin sie verschleppt wurden und sahen ihre Familie nie wieder. Sie führten ein Leben in Isolation. Die, die doch zurückkehrten, schwiegen über das Geschehene um nicht von Familie und Gesellschaft verstoßen zu werden. Die meisten konnten sich aufgrund ihrer Erlebnisse und der damit verbundenen psychischen Belastung dennoch kein normales Leben aufbauen. Abgesehen von der auch im Rest von Asien verbreiteten starken Gewichtung von Keuschheit und Ehre könnte ein anderer Grund für das Schweigen auch im Christentum gesehen werden. Dort gilt nämlich das Erdulden von Ungerechtigkeit als Tugend. (Chung 2012: 140) Vielleicht dachten die Frauen, sie hätten dieses Leben verdient und fügten sich einfach ihrem Schicksal.
Neben diesem familiären und gesellschaftlichen Druck gab es allerdings auch noch eine politische Komponente. Während der Diktaturherrschaft der ersten koreanischen Republik seit 1948 bis zur Zivilregierung 1993 war es gar nicht möglich, das Thema in der Öffentlichkeit anzusprechen. (Chung 2012: 132) Noch dazu dürfte es Kim Hak-Sun vergleichsweise einfacher als anderen gefallen sein ihre Vergangenheit publik zu machen, da sie zu dem Zeitpunkt keine Verwandten mehr hatte.
3. Erste Konsequenzen nach dem Aufkommen der Thematik
Die erste Frage in Verbindung mit dem Aufkommen der Thematik ist, welche Maßnahmen Japan direkt danach ergriffen hat. Die Aktivisten verlangten von der japanischen Regierung das Verbrechen zuzugeben, sich öffentlich zu entschuldigen und Kompensation zu leisten. Wurde darauf eingegangen und wenn ja wie?
Zunächst fand der Historiker Yoshiaki Yoshimi 1992 in Militärdokumenten Beweise für die Beteiligung der japanischen Armee an der Beschaffung von Frauen für die Kriegsbordelle. Nunmehr konnte die japanische Regierung ihre Verwicklung nicht mehr verneinen und gab als Folge dieser Entdeckung zu, am Trostsystem beteiligt gewesen zu sein.
3.1 Schuldbekenntnisse und Entschuldigungen
Es folgten eine Schuldbekenntnis und zahlreiche öffentliche Entschuldigungen. Einige davon sollen im folgenden Erwähnung finden. Man muss sich allerdings fragen, was für eine Art der Entschuldigung tatsächlich verlangt wird, denn bisher wurde noch keine als angemessen anerkannt.
Am 11.01.1992 gab es eine erste Entschuldigung vom damaligen Kabinettsekretär Katô Kôichi in einer Pressekonferenz. Er erklärte, dass das japanische Militär die „Troststationen“ eingerichtet hatte und fügte hinzu: „When we consider the suffering experienced by the so-called comfort women from the Korean peninsula, it is heartbreaking [...] we want to again express our sincere apology and regret to those who endured suffering beyond description.“ (Yamazaki 2002: 59) 6 Tage später entschuldigte sich der Premier-minister Miyazawa Kiichi bei einem Besuch Koreas erneut und drückte Reue aus. (vgl. Yamazaki 2002: 65)
1993 folgte ein Statement durch den damaligen Staatssekretär Kôno Yôhei. Diese sogenannte Kôno-Erklärung, in der die Existenz von „Trostfrauen“ bestätigt und die Rolle des Militärs als Drahtzieher der Zwangsrekrutierung zugegeben wurde, wird seitdem in die Reden der Premierminister, welche zu runden Jubiläumsjahren des Ende des Krieges gehalten werden, eingeflochten. Zum 50-jährigen Jubiläum des Kriegsendes, am 15. August 1995, sagte der damalige Premier Tomiichi Murayama: „Japan hat einst gewaltigen Schaden und Leiden an vielen Ländern und vor allem den Völkern Asiens angerichtet.“ (Lill 2013: 3. Absatz) Er erklärte „tiefes Bedauern“ über „Japans koloniale Herrschaft und Aggression“. (Fritz 2015: 3. Absatz) 2005 wiederholte Premierminister Junichiro Koizumi diese Worte mit dem Zusatz: „Wir akzeptieren diese historischen Tatsachen in Demut und drücken erneut unsere tiefe Reue und das Gefühl aufrichtigen Bedauerns aus.“ (Lill 2013: 3. Absatz)
Auch wenn diese Entschuldigungen und Beileidsbekundungen nicht als ausreichend oder richtig ausgeführt betrachtet werden, erwartet man, dass diese Inhalte in allen Jubiläumsreden weiter erwähnt werden. Der jetzige Premierminister Abe Shinzo sorgte vor kurzem für Unruhe, da er die Kôno-Erklärung lediglich als Ganzes bekräftigen und weniger die Kriegshandlungen als die Versöhnungsanstrengungen nach dem Krieg und die Zukunft in den Mittelpunkt rücken wollte. (vgl. Fritz 2015) Abe musste dafür viel Kritik einstecken und wurde von seinen Nachbarn sowie auch Deutschland und den USA dazu aufgefordert, an die Aussagen seiner Vorgänger anzuknüpfen. Die eigentliche Rede wurde mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Zwar verwies er auf Koizumi und Murayama und dass deren Erklärungen immer noch gültig sind, jedoch fügte er in seine Rede keine eigene Entschuldigung ein. (Unter anderem auch um seinen Anhängern gerecht zu werden, die von ihm verlangten, sich nicht zu entschuldigen.) Zwar bekräftigte er die Verantwortung für einige Kriegsverbrechen, sogar mit namentlicher Erwähnung der Opfer: Südkorea, Taiwan, die Philippinen, Indonesien. Doch der Schwerpunkt schien tatsächlich auf der verlangten Entschuldigung zu liegen. Wie bereits erwähnt kam von Abe selbst keine Entschuldigung, aber der folgende Kommentar: „Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Kinder, Enkel, oder weitere künftige Generationen, die nichts mit dem Krieg zu tun haben, dazu vorherbestimmt sind, sich zu entschuldigen.“ (Blaschke 2015: 4. Absatz)
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