Die vorliegende Hausarbeit zum Thema „Mediensoziologie“ beschäftigt sich mit der Frage, warum Nutzer auf der Plattform YouTube sogenannte „beauty channels“ betreiben und damit erfolgreich sind. Kapitel zwei erläutert den Medienbegriff aus soziologischer Sicht und welche Art von Medien in der Soziologie unterschieden werden. Darauffolgend werden Hintergründe und Informationen rund um YouTube vorgestellt und definiert, was „beauty channels“ sind. Diese Erscheinung wird in Kapitel vier anhand von Theodor W. Adornos kritischer Theorie zur „Kulturindustrie und Massenkultur“ versucht zu erklären. Das Fazit setzt sich kritisch mit vorangegangenem Kapitel auseinander.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Medien in der Soziologie
2.1 Begriffsdefinition
2.2 Medientypologie
3. Phänomen YouTube
3.1 Hintergründe von YouTube
3.2 „beauty channels“
4. Theodor W. Adornos „Kulturindustrie“ und „beauty channels“
5. Fazit
6. Anhang
6.1 Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Durch die Entwicklung und Entstehung von neuen Medien sind vor allem Plattformen entstanden, welche den Nutzern ermöglichen, selbst aktiv zu werden und Interaktionen mit Gleichgesinnten via Smartphone oder PC zu steuern. Vor allem die Videoplattform YouTube erfreut sich großer Beliebtheit. Mehr als eine Milliarde Nutzer weist die Plattform weltweit auf und liegt damit hinter Facebook auf Platz zwei der aktiven User. Täglich werden pro Minute mehr als 100 Stunden Videomaterial hochgeladen und veröffentlicht, sowie 2 Milliarden von Aufrufen generiert (YouTube LLC, 2017). Besonders das hohe Maß an Interaktivität trägt zum Erfolg des Formats bei. Nutzer können selbst Profile anlegen, Videos hochladen, abonnieren, kommentieren oder auch bewerten. Die Plattform löst so nach und nach das klassische, in sich starre Fernsehen ab und schafft Nutzern eine neue Form der Partizipation.
Aus soziologischer Sicht ist die Art der Einbeziehung von Individuen besonders interessant und vor allem neuartig. Durch neue Medien wie YouTube müssen sich Nutzer schneller auf technologische Innovationen ein- und umstellen, gesellschaftlichen Strukturveränderungen anpassen und neuen Phänomenen gegenübertreten. Viele neuartige Handlungsmöglichkeiten in jegliche politische, kulturelle oder soziologische Richtung stehen uns offen und neue Phänomene wie die sogenannte „hate speech“ sind nicht immer positiv zu bewerten. Welche langfristigen Konsequenzen und Bedeutungen aus den neuen Medien für die Gesellschaft und deren Strukturen entstehen, ist noch ungewiss und deshalb umso epochaler.
Die vorliegende Hausarbeit zum Thema „Mediensoziologie“ beschäftigt sich mit der Frage, warum Nutzer auf der Plattform YouTube sogenannte „beauty channels“ betreiben und damit erfolgreich sind. Kapitel zwei erläutert den Medienbegriff aus soziologischer Sicht und welche Art von Medien in der Soziologie unterschieden werden. Darauffolgend werden Hintergründe und Informationen rund um YouTube vorgestellt und definiert, was „beauty channels“ sind. Diese Erscheinung wird in Kapitel vier anhand von Theodor W. Adornos kritischer Theorie zur „Kulturindustrie und Massenkultur“ versucht zu erklären. Das Fazit setzt sich kritisch mit vorangegangenem Kapitel auseinander.
2. Medien in der Soziologie
Folgendes Kapitel definiert aus soziologischer Sicht den Medienbegriff von Ziemann. Darauffolgend werden die unterschiedlichen Ebenen und Errungenschaften in Anlehnung an Luhmann unterschieden.
2.1 Begriffsdefinition
Anfänglich wird der Begriff „Medien“ aus soziologischer Sicht erläutert. Hierfür gibt es drei häufige Verwendungen des Medienbegriffes: Er bezeichnet ein Mittleres bzw. einen technischen Vermittler („Bote“ und „Übersetzer“); ein Wahrnehmungs- oder Verständigungswerkzeug und drittens einen autonomen Vergesellschaftungsbereich, welcher Informationen produziert und zu spezifischen kulturellen Wissensbeständen führt. Als Vergesellschaftungsbereich wird beispielsweise die Nachrichten-, Unterhaltungs- oder Kulturindustrie genannt. Die mehrdeutige Verwendung des Medienbegriffes stellt sich als problematisch dar - es gibt kein grundbegrifflich einheitliches Vokabular. Die Pluralisierung des Begriffes „Medium“ ist ebenso eine Herausforderung, da z.B. auch Wahrsagerinnen, Malerei, Kunst oder Recht als ein solches deklariert werden (Ziemann, 2006). Ziemanns soziologischer Definitionsvorschlag zum Medienbegriff lautet: „ Medien sind gesellschaftliche Einrichtungen und Technologien, die etwas entweder materiell oder symbolisch vermitteln und dabei eine besondere Probleml ö sungsfunktion ü bernehmen. Sie verf ü gen ü ber ein materielles Substrat [ … ], welches im Gebrauch oder durch seinen
Einsatz Wahrnehmungen, Handlungen, Kommunikationsprozesse,
Vergesellschaftung und schlie ß lich soziale Ordnung im Generellen erm ö glicht und auch formt “ (Ziemann, 2006: 17). Ziemann betont zudem, dass eine evolutionäre Perspektive, die den Wandel, die emergente Innovation und den Restabilisierungsprozess von Mediengebrauch und -funktion berücksichtigt, in die Begriffsbestimmung miteingeschlossen ist (Ziemann, 2006). Diese Definition erscheint deshalb in Hinblick auf den schnellen technischen Wandel als sinnvoll.
2.1 Medientypologie
Ziemann unterscheidet - in Anlehnung an Luhmann - fünf mediale Ebenen und Errungenschaften von Medien. Dazu gehören Wahrnehmungsmedien wie die Sinnenorgane, Verstehensmedien wie beispielsweise mathematische Formeln, Städtebauliche Ordnungsmedien wie z.B. Verkehrsanlagen, symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien wie Geld oder Verbreitungsmedien. Diese bedienen sich technischer Mittel zur Verbreitung von Kommunikation, ohne dass direkte Interaktion notwendig ist. Ziele dieser Medien wie Radio oder Internet ist es, „ eine gesellschaftsweit gleiche Informiertheit herstellen oder zumindest unterstellen zu k ö nnen “ (Ziemann, 2006: 19). Diese Typologisierung kann allerdings um einige weitere Merkmale ausgeschmückt werden. So folgen Massenmedien laut Ziemann einem Kommerzialisierungsprozess. Medientechnologien setzen sich erst durch wenn sie sich auf dem Markt behaupten, andererseits resultieren neue Erfindungen und Innovationen im Bereich Medien aus einem stetigen Rhythmus, der neues erfordert. Ebenso entfalten Medien ihre eigenlogische Rationalität. Dies bedeutet, dass Medien mit der Zeit einem Normalisierungsprozess nachgehen. Je länger das Medium soziokulturell etabliert ist, desto unreflektierter wird es gehandhabt (Ziemann, 2006).
3. Phänomen YouTube
Der vorliegende Abschnitt der Hausarbeit stellt Hintergründe zur Plattform YouTube dar und geht speziell auf den Begriff „Prosum“ ein. Auch wird das Phänomen „beauty channels“ aufgegriffen und genau erläutert. Hierbei wird im Besonderen der Kanal „BibisBeautyPalace“ bzw. deren Betreiberin Bianca Heinicke dargestellt.
3.1 Hintergründe von YouTube
YouTube ist ein 2005 gegründetes, weltweites Online-Video-Portal, auf dem Nutzer kostenlos Videos ansehen, archivieren, publizieren oder kommentieren können. Auch das Herunterladen von sogenannten Clips ist denkbar. Der Begriffsteil „Tube“, also eigentlich „Röhre“ wird hier umgangssprachlich als „Fernseher“ verwendet. Der ganze Name könnte als „Du Röhre“ oder „Du sendest“ verstanden werden. Seit 2006 gehört YouTube zu Google Inc., welche das Unternehmen für ca. 1,3 Milliarden Euro gekauft hat. Der Leitspruch der Plattform, die von Chad Hurley, Steve Chen und Jawed Karim gegründet wurde, lautet „broadcast yourself“, welcher mit „präsentiere dich selbst“ übersetzt werden kann (Wikipedia, 2017).
Wie einleitend schon erwähnt, ist YouTube vor allem bei Jugendlichen besonders beliebt. Ein Grund dafür könnte die Interaktivität darstellen. Die Nutzer können aktiv in das Geschehen eingreifen (Videos liken, „disliken“, kommentieren o.Ä.), ohne mit einem anderen User persönlich in Kontakt zu treten. Durch die gegebenen Optionen der Plattform kann der Rezipient selbst zum „Redakteur“ werden und sich gewünschte Inhalte zeitlich unabhängig ansehen oder selbst zum „Star“ werden. Die Studie „Innovationen der Medien“ aus dem Jahr 2008 verweist auf eine Entwicklung vom reinen Konsum über die Interaktion bis hin zum Prosum. Der Konsum wird hier als eine passive und inhaltlich vorgegebene Programmnutzung wie beispielsweise das Fernsehen beschrieben, während die Interaktion eine aktive Auseinandersetzung mit den Inhalten und anderen Usern über das Internet bedeutet. Beim Prosum vereint der Internet Nutzer zeitgleich die Eigenschaften des Konsumenten und des Produzenten. Dieses Phänomen wird auch als Web 2.0 bezeichnet (Urban, 2009).
3.2 „beauty channels“
Unter den deutschen Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren ist YouTube das beliebteste Internetangebot, dicht gefolgt von WhatsApp und Facebook (vgl. “YouTube bei Jugendlichen”: JIM-Studie, 2016).
Zu den zehn erfolgreichsten YouTubern Deutschlands gehören beispielsweise „Dagi Bee“, die mit über drei Millionen Abonnenten auf Platz acht der Liste steht. Sie lädt, genau wie „BibisBeautyPalace“ (Platz drei, 4,5 Millionen Abonnenten, über 1 Mrd. Aufrufe gesamt) Beauty-Tipps und Schmink-Tutorials hoch (Scheuß, 2017). Bianca Heinicke, welche letzteren „channel“ betreibt, gewann 2014 den Playaward in der Kategorie „ Beauty, Lifestyle, Fashion “ und verdient monatlich geschätzt über 110.000 Euro.
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