Dieses Portfolio befasst sich mit den Grundlagen eines alternativen demokratischen Wirtschaftskonzepts – die Gemeinwohl-Ökonomie. Dabei wird sowohl der geschichtliche Hintergrund, als auch die Grundidee des Konzepts erläutert. Des Weiteren befasst sich das Portfolio mit der theoretischen Funktionsweise der Gemeinwohl-Ökonomie.
Anschließend wird beschrieben, welche Erkenntnisse mir die Lerninhalte und das Besuchen der Lehrveranstaltung in Bezug auf die Betrachtung und Gegenüberstellung von sozialer Verantwortung und Wirtschaft offenbart haben. Darüber hinaus werde ich in einem Fazit die Themen „Gemeinwohl-Ökonomie“ und „Wirtschaft und soziale Verantwortung“ reflektieren.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Gemeinwohl-Ökonomie
Geschichtlicher Hintergrund
Grundlagen der Gemeinwohl-Ökonomie
Gemeinwohl-Indikatoren
Maßnahmen der Gemeinwohl-Ökonomie
Wirtschaft und soziale Verantwortung
Fazit
Literaturverzeichnis
Einleitung
Ich habe mich für das Modul BA 60 Wirtschaft und soziale Verantwortung entschieden, weil es mich interessiert hat, kennen zu lernen, inwiefern sich die Begriffe „soziale Verantwortung“ und „Wirtschaft“ – also üblicherweise gewinnorientiertes Handeln – vereinbaren lassen. Dabei galt mein Interesse insbesondere der Fragestellung, wie eine Eingliederung sozialer Verantwortung in unternehmerisches Handeln geschehen könnte und ob hierfür bereits wissenschaftlich ausgearbeitete Konzepte existieren.
Dieses Portfolio befasst sich mit den Grundlagen eines alternativen demokratischen Wirtschaftskonzepts – die Gemeinwohl-Ökonomie. Dabei wird sowohl der geschichtliche Hintergrund, als auch die Grundidee des Konzepts erläutert. Des Weiteren befasst sich das Portfolio mit der theoretischen Funktionsweise der Gemeinwohl-Ökonomie.
Anschließend wird beschrieben, welche Erkenntnisse mir die Lerninhalte und das Besuchen der Lehrveranstaltung in Bezug auf die Betrachtung und Gegenüberstellung von sozialer Verantwortung und Wirtschaft offenbart haben. Darüber hinaus werde ich in einem Fazit die Themen „Gemeinwohl-Ökonomie“ und „Wirtschaft und soziale Verantwortung“ reflektieren.
Gemeinwohl-Ökonomie
Geschichtlicher Hintergrund
Die Idee einer gemeinwohlorientierten Gesellschaft findet ihren Ursprung bereits 300 v.Chr. Damals schrieb der griechische Philosoph Platon Folgendes:
„{…} Gemeinwohl stellt dabei die Funktion und das Ziel der politischen Gemeinschaft dar {…}“ [1]
Auch der römische Politiker Cicero äußerte sich bereits 106 v.Chr. über die Priorität des Allgemeinwohls eines Volks:
„Das Wohl des Volks soll oberstes Gesetz sein {…}“ [1]
Die Idee, dass wirtschaftliches Handeln im Zusammenhang mit Verantwortung für das Wohl der Allgemeinheit steht, wurde 1946 im Artikel 151 der bayerischen Verfassung verankert.
Dort steht Folgendes geschrieben:
„Alle wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Allgemeinwohl“. [1]
In den 1990er Jahren wurden erstmals Ansätze der Gemeinwohl-Ökonomie von Joachim Sikora, Bernd Winkelmann, Hans Diefenbacher und Richard Douthwaite entwickelt. Daraufhin folgte im Jahr 2006 erstmals ein Konzept zur Gemeinwohl-Ökonomie mit konkreten Maßnahmen, inwiefern globale Wirtschaft humaner, ökologischer und demokratischer gestaltet werden könne. Das Konzept wurde von Christian Felber veröffentlicht. Christian Felber wird auch als der Gründer der Gemeinwohl-Ökonomie angesehen. [2] [1]
Grundlagen der Gemeinwohl-Ökonomie
Unter der Gemeinwohl-Ökonomie wird ein alternatives Wirtschaftskonzept verstanden. Dabei handelt es sich um ein demokratisches Konzept, welches sich nicht an monetären Zielen orientiert. Das zentrale Ziel der Gemeinwohl-Ökonomie ist es, dass allgemeine Wohl in einer Volkswirtschaft bzw. der Menschen weltweit zu erhöhen. [3]
Das Ziel der Steigerung des Allgemeinwohls wird in verschiedene Unterziele unterteilt, welche in ihrer Summe zur Erhöhung des Gemeinwohls beitragen sollen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 – Unterziele der Gemeinwohl-Ökonomie [4]
Aus Abbildung 1 können die Unterziele der Gemeinwohl-Ökonomie entnommen werden:
- Menschenwürde
- Solidarität
- Mitbestimmung & Transparenz
- Soziale Gerechtigkeit
- Ökologische Nachhaltigkeit
Das alternative Wirtschaftskonzept sieht eine Umformung bereits etablierter Wirtschaftsstrukturen vor. Das bedeutet, es sollen bestehende wirtschaftliche Anreizsysteme überarbeitet werden. Die Gemeinwohl-Ökonomie sieht vor, die Anreizsysteme Gewinnstreben und Konkurrenz durch Gemeinwohl und Kooperation zu ersetzen.
Die Gemeinwohl-Ökonomie setzt sich nach ihrem Gründer Christian Felber aus 20 verschiedenen Grundbausteinen zusammen, welche im Laufe der Arbeit zusammengefasst dargestellt werden. Diese Grundbausteine beschreiben jeweils verschiedene Aspekte des Konzepts. [5]
Sie befassen sich sowohl mit der Grundidee, den Grundlagen, der Ausarbeitung eines Konzepts und verschiedenen Rahmenbedingungen. Gemeinsamen bilden die Grundbausteine das Regelwerk oder den theoretischen Rahmen der Gemeinwohl-Ökonomie.
Die Grundidee der Gemeinwohl-Ökonomie basiert auf einer wissenschaftlichen Studie, welche aussagt, dass sich Menschen am glücklichsten, stärksten und motiviertesten fühlen, wenn sie sich in gelingenden Beziehungen befinden. Der Anspruch der Gemeinwohl-Ökonomie ist es, durch die Förderung von gelingenden Beziehungen das allgemeine Wohl zu steigern. [5]
Durch die Fokussierung auf Werte wie Vertrauen, Wertschätzung, Solidarität, Kooperation und Teilen soll die Gemeinwohl-Ökonomie zur Förderung und Erhaltung von gelingenden Beziehungen beitragen.
Neben der Umstrukturierung der bestehenden wirtschaftlichen Anreizkultur sollen nach der demokratischen Wirtschaftsordnung neue Indikatoren zur Messung wirtschaftlichen Erfolgs verwendet werden. In der Ausarbeitung über die Gemeinwohl-Ökonomie von Christian Felber werden unter den 20 Grundbausteinen folgende Indikatoren angeführt: [5] [3]
- Gemeinwohl-Produkt
- Gemeinwohl-Bilanz
- Gemeinwohl-Prüfung
Gemeinwohl-Indikatoren
Das Gemeinwohl-Produkt soll auf makroökonomischer Ebene den Wohlstandsindikator BIP ablösen. Ein nationales Gemeinwohlprodukt soll sich unter anderem aus den Gemeinwohl-Bilanzen von Unternehmen zusammensetzten. Dabei werden auf der Mesoebene die Gemeinwohl-Bilanzen von Unternehmen den jeweiligen Finanzbilanzen vorangestellt. Auf der Mikroebene sollen Kreditsuchende der sogenannten Gemeinwohl-Prüfung unterzogen werden.
Der direkte Zusammenhang zwischen der Gemeinwohl-Bilanz und dem Gemeinwohl-Produkt führt dazu, dass ein gutes Gemeinwohl-Produkt einer Volkswirtschaft fast ausschließlich durch gute Gemeinwohl-Bilanzen der jeweiligen Unternehmen erreicht werden kann.
In Christian Felbers Ausarbeitung gibt es keine genaue Beschreibung, an welchem Maßstab die Gemeinwohl-Indikatoren zu messen seien. Folglich sind auch die Begriffe „gutes Gemeinwohl-Produkt“ und „gute Gemeinwohl-Bilanz“ nicht näher definiert. Im Rahmen dieses Portfolios soll die Annahme gelten, dass sich die Bewertungsmaßstäbe der Gemeinwohl-Indikatoren auf die Unterziele der Gemeinwohl-Ökonomie beziehen. Daraus kann die Schlussfolgerung gezogen werden, dass ein gutes Gemeinwohl-Produkt einer Volkswirtschaft auf einen hohen Grad an sozialer Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Mitbestimmung, Menschenwürde und Solidarität hinweist. [5] [3] [6]
Maßnahmen der Gemeinwohl-Ökonomie
Die Gemeinwohl-Ökonomie sieht vor, neue Anreizsysteme für Unternehmen einzuführen. Die Anreizsysteme sollen gute Gemeinwohl-Bilanzen durch monetäre Vorteile, wie niedrigere Steuern, geringe Zollgebühren und kostengünstige Kredite belohnen. Diese Art von Anreizsystem soll dazu beitragen, dass sich ethisch korrekte Unternehmen gegen unethische Unternehmen durchsetzen können. Außerdem sollen so alle Unternehmen zum Erreichen guter Gemeinwohl-Bilanzen motiviert werden.
Die Finanzbilanz wird durch das Einführen der Gemeinwohl-Bilanz vom Zweck zum Mittel. Das Verwenden von bilanziellen Überschüssen soll in der Gemeinwohl-Ökonomie klaren Regeln unterliegen. Es ist vorgesehen, dass bilanzielle Überschüsse von Unternehmen ausschließlich für Projekte mit sozialem und ökologischem Mehrwert verwendet werden dürfen. Hierdurch sollen demokratische Allmenden gefördert werden und eine Daseinsvorsorge geschaffen werden. Unternehmen sollen im Gegenzug von der Gewinnbesteuerung befreit werden.
Im Konzept der Gemeinwohl-Ökonomie wird davon ausgegangen, dass die Umstrukturierung der wirtschaftlichen Ziele die Wettbewerbssituation verändert. Das Ändern der Ziele soll dazu führen, dass auf Unternehmen kein stetiger Wachstumszwang wirkt. Wenn der Wachstumszwang nicht weiterbesteht, schafft das für Unternehmen ein neues Umfeld. In diesem Umfeld soll es weniger Konkurrenz geben, und darüber hinaus soll es Unternehmen zu Kooperationen verhelfen.
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