Die folgende Ausarbeitung untersucht in ihrem ersten Teil die Publikation "Geschlecht und Schulerfolg: Ein soziales Stratifikationsmuster kehrt sich um" von Quenzel und Hurrelmann. Sowohl dessen empirische Grundlagen, als auch das darauf aufbauende Erklärungsmodell werden kritisch geprüft. In beiden Abschnitten werden dabei zahlreiche Verallgemeinerungen und logischen Unstimmigkeiten sichtbar, welche dazu diesen können, die Hauptthese der benachteiligten Jungen im Bildungssystem stützen und dessen Entstehung zu plausibilisieren.
Um nicht nur auf der handwerklichen Ebene der wissenschaftlichen Kritik zu verbleiben, versucht der Verfasser im zweiten Teil dieser Arbeit die Motive und Werthaltungen der Autoren auch theoretisch einzuordnen. Ausgehend von einem Bericht von Quenzel und Hurrelmann in dem Wochenmagazin "Die ZEIT" wird eine Analyse des medialen Diskures über die "Krise der Jungen in Bildung und Erziehung" von Susanne Fegter vorgestellt und diese in ein kritisches Verhältnis zu den Denkfiguren bei Quenzel und Hurrelmann gesetzt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Biografie von Dante Alighieri
3. Die zeitliche Einordnung von Dante Alighieri
4. Das Werk „De vulgari eloquentia“ im Überblick
5. Das Buch „Liber Primus“
5.1 Abschnitt I „Liber Primus“
5.2 Abschnitt II „Liber Primus“
6. Ziele des Werks „De vulgari eloquentia“
7. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Das menschlichste, was wir haben, ist doch die Sprache.“[1] Diesen Ausspruch des deutschen Schriftstellers Theodor Fontane, hätte der Italienische Schriftsteller und Dichter Dante Alighieri wohl zweifelsohne zugestimmt. Denn dieser vertrat, bereits im Jahre 1303, den Standpunkt der Volkssprachlichkeit als höchstes menschliches Gut. Im selben Jahr begann er an der Arbeit an seinem Traktat „De vulgari eloquentia“, welches auch als Hauptwerk der europäischen, mittelalterlichen Sprachwissenschaft gesehen wird.[2] In dieser Seminararbeit möchte ich zu Beginn einen kurzen Überblick über das Leben von Dante Alighieri verschaffen und ihn folglich zeitlich einordnen. Im nächsten Schritt werde ich auf sein Werk „De vulgari eloquentia“ im allgemeinen Kontext eingehen. Das Werk besteht aus zwei Büchern, wobei ich mich im weiteren Verlauf auf das erste Buch „Liber Primus“ fokussiert habe. Um dem Leser dieses Buch näher zu bringen, habe ich den ersten und zweiten Abschnitt genauer betrachtet. Im ersten Abschnitt geht es hierbei um die Gliederung der Sprache in die Volkssprache und das Lateinische und somit um die Fragestellung, welche Sprache für Dante die wichtigere ist. Der zweite Abschnitt hingegen handelt von der Sprache als Mittel der Verständigung, in Bezug auf den Menschen. Hier wird untersucht, ob und warum die Sprache eine Eigentümlichkeit des Menschen ist. Anschließend werde ich noch einmal auf die Zielsetzungen eingehen, welche Dante durch sein Werk verfolgt hat. Eine kritische Würdigung bildet den Schluss meiner Arbeit.
Eines der Hauptziele dieser Arbeit stellt dar, sich kritisch mit einem der wichtigsten Philosophen und Schriftsteller sowie mit einem seiner einflussreichsten Werke auseinanderzusetzen. Im Folgenden sollen dem Leser die Denkweisen und Argumentationsstrukturen Dantes, in Bezug auf die Volkssprache und die allgemeine Sprechfähigkeit des Menschen, näherbringen.
2. Die Biografie von Dante Alighieri
Dante Alighieri wurde 1265 in Florenz, als Sohn einer Familie des niedrigen Adels geboren. Bereits im Alter von zehn Jahren verliert Dante seine Mutter und auch sein Vater stirbt noch bevor er das 19. Lebensjahr erreichen kann. Aus verschiedenen Quellen kann man entnehmen, dass Dante die Franziskanerschule des Konvents Santa Croce, sowie die Dominikanerschule von Santa Maria Novella besuchte. Mit Sicherheit weiß man jedoch nur, dass Dante von Brunetto Latini, einem bedeutsamen Philosophen und Rhetoriker, in Florenz unterrichtet wurde. Außerdem wird davon ausgegangen, dass er im Anschluss an der Universität von Bologna Jura studierte. Hier macht er erstmals Bekanntschaften mit verschiedenen Dichtern, wie Guido Guinizelli und Cino da Pistoia. In der folgenden Zeit entstehen erste Gedichte. Im Jahre 1295 heiratet er Gemma Donati. Mit ihr zusammen bekommt er zwei Söhne. Im selben Jahr engagierte Dante sich zusätzlich politisch und gehört nun dem Rat der Hundert an. Folglich stellt sich Dante als einer der sechs Priori gegen den Papst Bonifatius VIII. Im Jahre 1300 wird er nach San Gimignano geschickt und zu einem der sechs Prioren der Stadt erwählt. In diesem, über die Stadt regierendem Amt, bleibt er jedoch nur zwei Monate. Zu seinen Missgünsten verhilft König Philipp IV. den Papsttreuen, im Folgejahr zum Sieg, was dazu beiträgt, dass Dante seine Ämter verliert und aus Florenz verbannt wird. Infolgedessen erhält er eine Androhung des Todes durch Feuer. Seine Söhne werden ab dem 14. Lebensjahr mit in die Verbannung geschickt. Während dieser Zeit beschäftigt Dante sich erstmals mit italienischer, wissenschaftlicher Prosa. Um sich philosophischen Studien zu widmen, reist er sogar bis nach Paris. Im Jahre 1315 macht Florenz Dante ein Angebot zur Rückkehr, dieser lehnt jedoch ab. In seiner Abwesenheit wird er zum Tod durch Enthauptung verurteilt und auch seine Söhne bekommen nun ein Todesurteil ausgesprochen. Dante jedoch verbringt seine letzten Lebensjahre weiterhin im Exil. Am 14. September 1321 stirbt Dante Alighieri krankheitsbedingt in Ravenna. Beigesetzt wurde er in der Franziskanerkirche Santa Pier Maggiore.[3]
Dante Alighieri hinterlässt zahlreiche Werke von hohen Werten. Er gilt unter anderem als größter Dichter Italiens. Einige Menschen behaupten sogar, er sei der größte europäische Dichter des Mittelalters und der Renaissance und wieder andere meinen, Dante sei der größte abendländische Poet überhaupt.[4] Sein Hauptwerk ist die „Divina Commedia“ („Göttliche Komödie“). Hier wird die italienische Sprache erstmals als Schriftsprache, in der Volkssprache, begründet. Ein weiteres Werk Dantes ist „De vulgari eloquentia“ („Über die Ausdruckskraft der Volkssprache“), es bildet die erste theoretische Abhandlung zur italienischen Sprache.[5] Um diese Abhandlung und deren Relevanz für den Sprachwandel soll es in den folgenden Ausführungen gehen.
3. Die zeitliche Einordnung von Dante Alighieri
Dante lebte von 1265 bis 1321, in der Epoche des Spätmittelalters. Jedoch können seine Werke der Zeit des Renaissance- Humanismus zuschreiben, denn Dante war philosophisch ein Vorreiter seiner Zeit.[6]
Das Wort Renaissance bedeutet „Wiedergeburt“ und beschreibt die Zeit des Umbruchs vom Mittelalter zur Neuzeit, im Jahre 1400-1600 nach Christus. Der Renaissance-Humanismus hingegen, beschreibt eine geistige Strömung, angeregt durch Philosophen wie Dante Alighieri und Francesco Petraca. Das Zentrum hierfür bildet die italienische Stadt Florenz, aus der auch Dante stammt. Ein besonderes Merkmal der humanistischen Bewegung ist unter anderem das Bewusstsein dafür, einer neuen, geistreicheren Epoche anzugehören und sich somit vom tristen Mittelalter abzugrenzen. Es geht darum ein neues Persönlichkeitsideal zu schaffen und dadurch Bildung und Tugenden miteinander zu verbinden. Des Weiteren soll das Subjekt zur Autonomie erzogen werden.[7]
4. Das Werk „De vulgari eloquentia“ im Überblick
Dante Alighieris unvollendet gebliebenes Traktat „De vulgari eloquentia“ wurde in den Jahren 1303- 1304 verfasst. Ursprünglich sollte die Abhandlung vier Bücher umfassen, jedoch bricht das Traktat bereits nach dem zweiten Buch ab und bildet somit ein Fragment. Niedergeschrieben wurde das Werk in lateinischer Sprache. Diese galt als die Sprache der Poesie, Philosophie und Wissenschaft. Nur wenige Gelehrte des Mittelalters beherrschten diese und konnten sich somit als besonders, für diese Zeit überdurchschnittlich gebildet, bezeichnen. Dante war einer der wenigen Gelehrten, welche das Lateinische beherrschte und doch stellte er die Volkssprache, wegen ihrer Natürlichkeit, erstmals über die lateinische Sprache.[8]
„De vulgari eloquentia“ wurde nur in wenigen handschriftlichen Zeugnissen überliefert, da es folglich nur wenige Leser fand und somit mehr als 100 Jahre unbeachtet bliebt. Denn auch hier gab es im Mittelalter Schwierigkeiten, da nur ein Bruchteil der Bevölkerung lesen oder gar schreiben konnte. Somit erfolgte die Wiedergabe schriftlicher Werke über eine Person, die des Lesens mächtig war und es einem nicht schriftkundigen Publikum vorstellen konnte. Im Jahre 1529 nahm sich Gian Giorgio Trissino dem Werk an und übersetzte es in das Italienische, wodurch er es einer großen Menge an Menschen zugänglich machen konnte.[9] Das Werk unterscheidet die natürliche Sprache von der Grammatik, sowie das vom Menschen Geschaffene zu dem vom Gott Gegebenen und die Volksprache als Gegensatz zu dem Lateinischen.[10]
5. Das Buch „Liber Primus“
In dem nun folgenden Abschnitt wird detailliert auf einige ausgewählte Textstellen, des ersten Buches, aus dem Fragment „De vulgari eloquentia“, eingegangen. Insgesamt besteht es aus 19 Abschnitten, welche sich mit verschiedensten Fragestellungen, rund um die Themen Sprechfähigkeit und Volkssprache, beschäftigen.
5.1 Abschnitt I „Liber Primus“
Der Abschnitt I des „Liber Primus“, welcher sich noch einmal in vier Unterpunkte aufgliedern lässt, trägt die Überschrift: „Es beginnt das Buch über die volkssprachliche Beredsamkeit oder über das Volkssprachliche Idom, herausgegeben von Dante“.[11] Schon in der Überschrift wird die unbestreitbare Wichtigkeit der Volkssprache festgelegt. Der erste Teil des ersten Abschnittes, dient also der Einführung und Verdeutlichung des Themengebiets „Volkssprache“. Im darauffolgenden Satz stellt Dante fest, dass es vor ihm noch nie einen Menschen gab, welcher eine Abhandlung über die volkssprachliche Schriftsprache verfasst hat.[12] Er begründet, dass diese jedoch für jedes menschliche Individuum von starken Belangen sei. Er fügt eine Metapher an, welche beschreibt, dass Dante insbesondere die Menschen unterstützen und inspirieren will, welche Schwierigkeiten in der Unterscheidung haben. Diese Menschen setzt er hierbei mit Blinden gleich, welche: „über die Plätze irren und meistens Vorne mit Hinten verwechseln […]“.[13] Wie für das späte Mittelalter üblich, war Dante ein sehr Gottverbundener Mensch, dies drückt sich vor allem dadurch aus, dass er seine Schrift auf das „Wort Gottes“[14], also die Bibel, aufbaut. Im ersten Vers des Johannes Evangeliums, der Septuaginta, steht geschrieben: „Ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ λόγος, καὶ ὁ λόγος ἦν πρὸς τὸν θεόν, καὶ θεὸς ἦν ὁ λόγος“[15]. Auf Deutsch heißt es „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“[16] Hieraus können also Rückschlüsse auf Dantes Glaubensverhältnis gezogen werden. Er geht eindeutig davon aus, dass das Wort ein von Gott gegebenes Geschenk ist. Dies ist auch der Grund, warum für ihn die Sprache, insbesondere die Volkssprache, so wichtig für das einzelne Individuum ist. Auf die Verbindung zu Gott wird Dante im weiteren Verlauf des Werkes noch genauer eingehen. In Zeile elf spricht Dante wieder in Bildern, was vermittelt, dass er sein Werk für jeden Menschen verständlich ausdrücken will. Es dient außerdem der Unterstreichung des vorab gesagten.
Nun beginnt der zweite Unterpunkt des ersten Abschnittes. Hierbei stellt Dante klar, dass man eine Lehre nicht nur beweisen muss, sondern auch ihren Gegenstand darzustellen hat.[17] Dies tut er indem er beschreibt das wirklich alle Menschen, sei es Mann, Frau oder Kind die Volkssprache, also die Alltagssprache, benötigen. Hierbei handelt es sich folglich jedoch nicht um ein bewusstes Erlernen, sondern vielmehr um ein Verfahren der unbewussten Gewöhnung, welches auf Nachahmung beruht. Er bestimmt dies als eine Sprache, die Kinder sich, beim Erlernen des Unterscheidens von Wörtern, aneignen.
Nun, im dritten Unterpunkt, wird das erste Mal in eine weitere, jedoch für die Menschheit nur sekundär wichtige Sprache, unterschieden. Dies ist die Grammatik, welche zur Zeit des Mittelalters noch nicht in allen Sprachen vorhanden war. Wohl aber im Lateinischen, welches nur Gelehrten, zum Beispiel Philosophen wie Dante und Menschen von höheren Stand, zugeschrieben waren. Sie lässt sich also als Sprache einer sozialen Elite betiteln. Für das einfache Volk war diese Sprache nicht von Belangen. Dante selbst beschreibt dies in seinem Werk wie folgt: „Nur wenige kommen dazu, sie zu beherrschen, denn man lernt und erwirbt sie nur mit großem Zeitaufwand und mit beharrlichem Studium.“[18]
[...]
[1] Fontane, Theodor: Unwiederbringlich. Berlin: 2003.S. 99.
[2] Burr, Elisabeth: Die Questione della lingua im Cinquecento und die Volgare-Modelle. www.home.uni-leipzig.de/burr/Historisch/grammar/teaching/Italian/2005_06/volgare_modelle_cinquento.pdf (09.09.2017).
[3] Vgl. Niemeier, Sven: Dante Alighieri Biographie. www.zeno.org/Literatur/M/Dante+Alighieri/Biographie (12.09.17).
[4] Vgl. Jäger, Hans-Wolf: Vorlesungen zur deutschen Literaturgeschichte. Bremen: 2015.S.56.
[5] Vgl. Rathmann, Thomas: „…die sprach will sich ändern “. Zur Vorgeschichte der Autonomie von Sprache und Dichtung. München:1991. S. 28.
[6] Vgl. Rathmann 1991: 31.
[7] Vgl. Eggers, Hans: Deutsche Sprachgeschichte. Das Frühneuhochdeutsche und das Neuhochdeutsche. Hamburg: 1986. S. 125.
[8] Vgl. Frings, Michael/Kramer, Johannes: Dante Aligieri. De vulgari eloquentia. Stuttgart:2007. S. 17.
[9] Vgl. Klinkert, Thomas: Dante Alighieri und die Mehrsprachigkeit. Gießen: 2014. S. 1-3.
[10] Vgl. Burr (09.09.2017)
[11] Frings/Kramer 2007: 21
[12] Vgl. Frings/Kramer 2007: 21.
[13] Frings/Kramer 2007: 21.
[14] Frings/Kramer 2007: 21.
[15] Nestle, Eberhard/Aland, Barbara/Nestle, Erwin: Novum Testamentum Graece. Stuttgart: 2012.Joh 1.
[16] Die Bibel. Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. Stuttgart:2008. Joh 1.
[17] Vgl.Frings/Kramer 2007: 21
[18] Frings/Kramer 2007: 23.