Neben dem STERN (8,34 Millionen Leser1) der Gruner + Jahr AG & Co. KG bzw. dem jung gestalteten SternNEON und dem SPIEGEL (6,77 Millionen Leser) des SPIEGELVerlags ist der FOCUS (5,18 Millionen Leser) das kleinste Wochenmagazin, welches im Burda Verlag erscheint.
Der Burda Verlag bietet 64 Publikumszeitschriften, eine Tageszeitung, FOCUS TV und hat Beteiligungen an neun Radiosendern, wogegen der SPIEGEL-Verlag innerhalb der SPIEGEL-Gruppe fünf Publikumszeitschriften, SPIEGEL TV, den TV-Sender XXP, zwei Fernsehfilm- und Produktionsgesellschaften und diverse Internetseiten führt. Beide Magazine ringen in der Liga der bedeutenden Werbeträger für die Kommunikation mit gehobenen, anspruchsvollen Zielgruppen. Der FOCUS rühmt sich, das Magazin für Entscheider zu sein, wobei am SPIEGEL das leserfreundliche Layout, die politische Orientierung geschätzt werden und welcher zudem zu den meist zitierten Magazinen Deutschlands2 gehört.
Inhaltlich bieten die beiden Magazine durchaus vergleichbare Themenfelder. In beiden Fällen sind die Bereiche „Deutschland“, „Kultur“, „Wirtschaft“, „Medien“, „Ausland“, „Forschung“ bzw. „Wissenschaft & Technik“ und Gesellschaft“ bzw. „Modernes Leben“ neben den Titelthemen zu finden. Zudem kommen im FOCUS noch „Internet“, „Entertainment“ und „Reportage“ sowie im SPIEGEL „Serie“ und „Sport“ hinzu. Generell verkauft der FOCUS mit Titeln wie „Jetzt schnell noch eine Lebensversicherung?“3, „Wer wird der mächtigste Mann der Welt? Bush oder Kerry - Was die Entscheidung bedeutet“4 und „Arbeitsrecht - Die grosse Anwaltsliste, 150 empfohlene Experten“5 einen Blick aus der Verbraucherperspektive. DER SPIEGEL hingegen versucht mit seinen Titeln eher eine Vogelperspektive zu vermitteln. So lauten die Titelblätter wie folgt: „China - Geburt einer Weltmacht“6, „Flüchtige Macht - Der einsame Kampf der Angela Merkel“7 und „Deutschland: Exportweltmeister (von Arbeitsplätzen)“8.
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1 vgl. Miszewski 2004.
2 vgl. Medien Tenor 2002.
3 FOCUS Nr. 43 vom 18.10.2004
4 FOCUS Nr. 42 vom 11.10.2004
5 FOCUS Nr. 45 vom 30.10.2004
6 DER SPIEGEL Nr. 42 vom 11.10.2004
7 DER SPIEGEL Nr. 43 vom 18.10.2004
8 DER SPIEGEL Nr. 44 vom 25.10.2004
Inhaltsverzeichnis
1 Die Konkurrenten
2 Was ist investigativer Journalismus?
2.1 Charakteristika und internationaler Vergleich
2.2 Ein Beispiel aus der Vergangenheit
3 Zwei Artikel im Vergleich
3.1 Der Operndirektor
3.2 Korruption in Deutschland
4 Fazit
5 Literatur- und Quellenverzeichnis
6 Anhang
1 Die Konkurrenten
Neben dem STERN (8,34 Millionen Leser[1]) der Gruner + Jahr AG & Co. KG bzw. dem jung gestalteten SternNEON und dem SPIEGEL (6,77 Millionen Leser) des SPIEGEL-Verlags ist der FOCUS (5,18 Millionen Leser) das kleinste Wochen-magazin, welches im Burda Verlag erscheint.
Der Burda Verlag bietet 64 Publikumszeitschriften, eine Tageszeitung, FOCUS TV und hat Beteiligungen an neun Radiosendern, wogegen der SPIEGEL-Verlag innerhalb der SPIEGEL-Gruppe fünf Publikumszeitschriften, SPIEGEL TV, den TV-Sender XXP, zwei Fernsehfilm- und Produktionsgesellschaften und diverse Internetseiten führt.
Beide Magazine ringen in der Liga der bedeutenden Werbeträger für die Kommunikation mit gehobenen, anspruchsvollen Zielgruppen. Der FOCUS rühmt sich, das Magazin für Entscheider zu sein, wobei am SPIEGEL das leserfreundliche Layout, die politische Orientierung geschätzt werden und welcher zudem zu den meist zitierten Magazinen Deutschlands[2] gehört.
Inhaltlich bieten die beiden Magazine durchaus vergleichbare Themenfelder. In beiden Fällen sind die Bereiche „Deutschland“, „Kultur“, „Wirtschaft“, „Medien“, „Ausland“, „Forschung“ bzw. „Wissenschaft & Technik“ und Gesellschaft“ bzw. „Modernes Leben“ neben den Titelthemen zu finden. Zudem kommen im FOCUS noch „Internet“, „Entertainment“ und „Reportage“ sowie im SPIEGEL „Serie“ und „Sport“ hinzu. Generell verkauft der FOCUS mit Titeln wie „Jetzt schnell noch eine Lebensversicherung?“[3], „Wer wird der mächtigste Mann der Welt? Bush oder Kerry - Was die Entscheidung bedeutet“[4] und „Arbeitsrecht - Die grosse Anwaltsliste, 150 empfohlene Experten“[5] einen Blick aus der Verbraucherperspektive. DER SPIEGEL hingegen versucht mit seinen Titeln eher eine Vogelperspektive zu vermitteln. So lauten die Titelblätter wie folgt: „China - Geburt einer Weltmacht“[6], „Flüchtige Macht - Der einsame Kampf der Angela Merkel“[7] und „Deutschland: Exportweltmeister (von Arbeitsplätzen)“[8].
2 Was ist investigativer Journalismus?
Investigativer Journalismus bedeutet kritisch untersuchender, enthüllender Journalismus. Vestigum kommt aus dem Lateinischen, bedeutet Spur und man kann so mit investigativem Journalismus den Gedanken des Aufspürens verbinden. Weiter sind politischer Investigationsjournalismus und Sensationsjournalismus gegenüber zu stellen. Der aufdeckende politische Investigationsjournalismus kümmert sich um Bereiche wie Wirtschaftskriminalität und politische Skandale, dessen Ergebnisse ggf. auch vor Gerichten bestehen müssen. Der schnüffelnde, human interest-orientierte Sensationsjournalismus ist beliebig, enthüllt Dinge ohne soziale (politisch und gesellschaftlich) Relevanz und ist bedeutend mehr voyeurisierend.
2.1 Charakteristika und internationaler Vergleich
Die aufgegriffenen Themen sind sozial relevant. Enthüllungen von besonderem Interesse können Korruption, Bestechung, Missmanagement, Amtsmissbrauch, Selbstbedienung, usw. sein. Ein Beispiel hierfür ist die Aufdeckung der Watergate Affäre durch zwei amerikanische Journalisten in der Washington Post.
Dem Journalisten kommt eine aktive Rolle zu. Die Recherchearbeit ist dominant und aufwendig. Es gilt, ein Puzzlespiel zusammenzusetzen, wobei die einzelnen Teile aus verschiedenen Quellen kommen und groß bzw. klein sein können.
Interessen können kollidieren und der Journalist trifft typischerweise auf Widerstände, die an der Aufdeckung kein Interesse haben. Damit wird er nicht nur in der Phase der Recherche, sondern auch in der Phase vor der geplanten Veröffent-lichung und danach konfrontiert.
Enthüllungen können nicht immer in der Sprache geschrieben werden, die der Leser attraktiv und einfach findet. Der Journalist muss trotz der Fülle der Fakten den komplexen Sachverhalt verständlich und anziehend darstellen, ihn verkaufen können und auch noch nach dem großen Knall dranbleiben.[9]
Eine international vergleichende Studie
Wenn in den USA investigativer Journalismus für den Reporter das Berufsbild ausmacht, so wird er in Deutschland weitaus zurückhaltender gesehen. Pressemeldungen werden bevorzugt genutzt, dann wird etwas Meinung hinzu geschrieben und der eigene Name darunter gesetzt, fertig. Es findet keine Recherche statt, der deutsche Journalist ist abhängig, passiv und vielleicht auch ein bisschen bequem. Im angelsächsischen Raum dagegen bedeutet investigativer Journalismus gemeinsame Arbeit im Team über einen längeren Zeitraum hinweg mit strukturellen Recherchen.
In der Studie von Wolfgang Donsbach und Thomas Patterson zur Einordnung von Journalisten im internationalen Vergleich wurden deutsche, amerikanische und britische Journalisten befragt. In Deutschland verbringen nur 21% „sehr viel Zeit“ mit Berichten auf Grund eigener Recherche. In Großbritannien und den USA sind es 48% bzw. 44%. 57% der deutschen Journalisten benutzen Agenturen, bei den Amerikanern sind es 29% bei den Briten lediglich 24%. Sie bevorzugen Gespräche mit Experten, Zeugen und Organisationen. Für deutsche Journalisten sind Nachrichtenagenturen Orientierungshilfe und somit „sehr wichtig“ bzw. „ziemlich wichtig“.[10]
Ursachen für den gehemmten Investigativgeist in Deutschland
Britische und amerikanische Journalisten verstehen sich in ihrem ausgeprägten
Selbstbewusstsein viel eher als Anwälte der Öffentlichkeit und vierte Gewalt. Deutsche Journalisten ziehen im Zweifelsfall dagegen ethische Gesichtspunkte heran und lehnen harte Methoden ab. Doch warum?
Sind es die Politiker, die den Journalismus herabsetzen oder sind es Fehler in der eigenen Branche, wie z. B. journalistische Fakes, Beliebigkeitsjournalismus oder zu hohe Kostenkontrolle? Doch nach diesen Gesichtspunkten kann man zwischen den Nationen keine Trennlinie ziehen, da sie die Nationen nicht elementar unterscheiden.
Oder sind es die amerikanischen Grundsätze wie First Amendment (verfassungsrechtliche Absicherung), Freedom of Information Act (Informationsanspruch) und die Hintenanstellung der Persönlichkeitsrechte gegenüber der Pressefreiheit, solange der Journalist nicht vorsätzlich und böswillig handelt? Doch wo bleiben die Briten bei dieser Möglichkeit?
Vielmehr sollte hier die Geschichte betrachtet werden.
Die deutsche Pressefreiheit wurde als ein wohlfahrtsstaatliche Instanz von oben eingeführt und den Journalisten werden heute nach dem Medienrecht nicht unerhebliche Vorteile gegenüber ihren ausländischen Kollegen eingeräumt, z. B. der Informationsanspruch gegenüber Behörden, Schutz der Wahrnehmung berechtigter Interessen und die vorteilhafte Beweislastregelung in Beleidigungsprozessen.
Die amerikanische und britische Presse dagegen blickt auf eine lange Geschichte und Tradition zurück, in der sie sich ihre Position als vierte Gewalt erkämpft hat, unabhängig arbeitet und sich eben nicht auf den Lorbeeren der oben genannten Regelungen ausruhen kann. Ihr Berufsbild ist in der Öffentlichkeit wesentlich mehr etabliert.
Weiter überwiegt in Deutschland heutzutage das Bild des Allround-Journalisten, der gelegentlich auch mal etwas recherchiert. Das ist in Großbritannien und den USA anders. Selbst in kleinen Redaktionen herrscht ein hoher Grad an Arbeitsteilung, so dass die entsprechenden Journalisten sich einzig auf die Recherche konzentrieren können.[11]
[...]
[1] vgl. Miszewski 2004.
[2] vgl. Medien Tenor 2002.
[3] FOCUS Nr. 43 vom 18.10.2004
[4] FOCUS Nr. 42 vom 11.10.2004
[5] FOCUS Nr. 45 vom 30.10.2004
[6] DER SPIEGEL Nr. 42 vom 11.10.2004
[7] DER SPIEGEL Nr. 43 vom 18.10.2004
[8] DER SPIEGEL Nr. 44 vom 25.10.2004
[9] vgl. Ludwig 2002, S. 19.
[10] vgl. Donsbach 1993, S. 289.
[11] vgl. Esser 1999.