Wissensbilanzen: Erfolgsmessung des betrieblichen Wissensmanagements
Zusammenfassung
Das Primärziel dieser Ausarbeitung besteht in der Darstellung von Funktionsweisen der Wissensbilanzierung. Daneben existieren Teilziele in der Vermittlung des Nutzens von Wissensbilanzen nebst Entwicklungspfaden sowie der Klassifizierung von intellektuellem Kapital. Um diese Ziele zu erreichen, ist es notwendig, vorab die maßgeblichen Begriffe des Wissens, des Wissensmanagements und der Wissensbilanz zu präzisieren. Dies erfolgt mit Kapitel 2. In dem darauffolgenden dritten Kapitel wird sich dem intellektuellen Kapital gewidmet. Es erfolgt eine Klassifizierung nach Human-, Struktur- und Beziehungskapital. Anschließend wird in Kapitel 4 zum Kern dieser Ausarbeitung vorgedrungen. Das erste Unterkapitel beginnt dabei mit einem historischen Abriss über die Entwicklung von Wissensbilanzen.
Danach erfolgt eine Darstellung, aus welchen Gründen eine Wissensbilanz im Unternehmen etabliert werden sollte. Kapitel 4.3 widmet sich anschließend der Einführung einer Wissensbilanz. Der Fokus wird dabei auf das in Deutschland entwickelte Verfahren „Wissensbilanz – Made in Germany“ gelegt. Kapitel 4 endet mit dem Diskurs über die Ergebnisse und Kritiken der Wissensbilanzen. Schließlich behandelt das Kapitel 5 ein gezogenes Fazit sowie die kritische Würdigung und einen Ausblick über das Themengebiet.
Die grundlegende Methodik zur Bearbeitung dieser Ausarbeitung erfolgte in einem dreigliedrigen Aufbau. Auf der ersten Ebene wurde sich ein allgemeiner Überblick über das Themengebiet anhand der Studienbriefe und Aufgabenstellung geschaffen. Während der Bearbeitung wurde daraufhin zumeist auf die Einführungs- und Fachliteratur zum Themenkomplex zurückgegriffen. Abschließend wurden zum vertieften Verständnis der Anwendung von Wissensbilanzen Internetrecherchen durchgeführt.
Leseprobe
Inhalt
1 Einleitung
1.1 Relevanz des Themenaspektes
1.2 Ziele und Aufbau
2 Begriffsdefinition
2.1 Wissen
2.2 Wissensmanagement
2.3 Wissensbilanz
3 Intellektuelles Kapital
4 Das Messen von Wissen – Die Wissensbilanz
4.1 Historie und Ansätze der Wissensbilanzierung
4.2 Einsatzzweck von Wissensbilanzen
4.3 Einführung einer Wissensbilanz am Beispiel der Wissensbilanz – Made in Germany
4.4 Ergebnisse und Kritiken
5 Schlussteil
5.1 Fazit
5.2 Kritische Würdigung
5.3 Ausblick und kritische Faktoren
Quellenverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Relevanz des Themenaspektes
Für eine Annäherung an die Relevanz Wissen zu messen und Wissensbilanzen zu erstellen, lohnt zuvorderst ein Ausflug an die Kapitalmärkte. Die drei größten Unternehmen (Apple, Microsoft und Alphabet [Google]) erreichen zusammen einen Marktwert (Summe aller umlaufenden Unternehmensaktien multipliziert mit dem Kurswert) von über 1.800 Mrd. US-Dollar (Stand: 07. April 2017).[1] Die Bilanzvolumina dieser Unternehmen betrugen im Geschäftsjahr 2017 zusammen nur etwa 810 Mrd. US-Dollar.[2] Der Markt bewertet demnach die Unternehmen viel höher als diese Vermögenswerte in der Bilanz ausweisen. Es bestehen also Faktoren, die den Wert des Unternehmens erhöhen, sich jedoch nicht in dem Jahresabschluss quantifizieren lassen. Zu eben diesen Faktoren zählt das Wissen im Unternehmen, welches insbesondere bei innovativen Unternehmen einen Erfolgsfaktor darstellt. Der Anteil der Wissensbilanz besteht darin, einen Beitrag zur Erklärung der Lücke zwischen den Werten zu leisten, indem das im Unternehmen vorhandene Wissen quantifiziert wird.[3] Gerade in der heutigen Zeit wird Wissen immer wertvoller, so wird mittlerweile über 74 % des Bruttoinlandsprodukts der Eurozone in dem wissensintensiven Dienstleistungssektor erwirtschaftet.[4] Die Digitalisierung sowie die Verkürzung der Produktlebenszyklen und die damit verbundenen kürzeren Innovationszyklen befördern die Relevanz des systematischen Aufbaus von Wissen sowie dessen Bestandsaufnahme.[5] Wissen wird als wichtigste Ressource unserer Zeit gehandelt, was sich auch in dem „War of Talents“ – dem Kampf der Unternehmen um die qualifiziertesten Arbeitnehmer – zeigt.[6] Neben Unternehmen sehen sich auch die Staaten dazu veranlasst vermehrt in Wissen zu investieren. So hat beispielsweise Deutschland die Ausgaben für Forschung und Entwicklung von 2,42 % im Jahr 2006 auf 2,94 % im Jahr 2016 erhöht.[7] Defizite im Umgang mit Wissen weisen vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) auf, diese betrachten Wissen zwar als einen der wichtigsten Faktoren, haben jedoch häufig keine Vorstellung, wie dieses Wissen systematisch gesteuert werden kann.[8]
Es zeigt sich also, dass für Unternehmen die Auseinandersetzung mit dem Thema Wissen essenziell ist, um gegenwärtig und zukünftig auf dem Markt zu agieren. Aus diesem Grund widmet sich diese Ausarbeitung dem Themengebiet der Wissensbilanz als strategischen Ausgangspunkt für das Wissensmanagement im Unternehmen.[9]
1.2 Ziele und Aufbau
Das Primärziel dieser Ausarbeitung besteht in der Darstellung von Funktionsweisen der Wissensbilanzierung. Daneben existieren Teilziele in der Vermittlung des Nutzens von Wissensbilanzen nebst Entwicklungspfaden sowie der Klassifizierung von intellektuellem Kapital. Um diese Ziele zu erreichen, ist es notwendig, vorab die maßgeblichen Begriffe des Wissens, des Wissensmanagements und der Wissensbilanz zu präzisieren. Dies erfolgt mit Kapitel 2. In dem darauffolgenden dritten Kapitel wird sich dem intellektuellen Kapital gewidmet. Es erfolgt eine Klassifizierung nach Human-, Struktur- und Beziehungskapital. Anschließend wird in Kapitel 4 zum Kern dieser Ausarbeitung vorgedrungen. Das erste Unterkapitel beginnt dabei mit einem historischen Abriss über die Entwicklung von Wissensbilanzen. Danach erfolgt eine Darstellung, aus welchen Gründen eine Wissensbilanz im Unternehmen etabliert werden sollte. Kapitel 4.3 widmet sich anschließend der Einführung einer Wissensbilanz. Der Fokus wird dabei auf das in Deutschland entwickelte Verfahren „Wissensbilanz – Made in Germany“ gelegt. Kapitel 4 endet mit dem Diskurs über die Ergebnisse und Kritiken der Wissensbilanzen. Schließlich behandelt das Kapitel 5 ein gezogenes Fazit sowie die kritische Würdigung und einen Ausblick über das Themengebiet.
Die grundlegende Methodik zur Bearbeitung dieser Ausarbeitung erfolgte in einem dreigliedrigen Aufbau. Auf der ersten Ebene wurde sich ein allgemeiner Überblick über das Themengebiet anhand der Studienbriefe und Aufgabenstellung geschaffen. Während der Bearbeitung wurde daraufhin zumeist auf die Einführungs- und Fachliteratur zum Themenkomplex zurückgegriffen. Abschließend wurden zum vertieften Verständnis der Anwendung von Wissensbilanzen Internetrecherchen durchgeführt.
2 Begriffsdefinition
Um die notwendige Transparenz für den weiteren Verlauf zu schaffen, definiert das folgende Unterkapitel die maßgeblichen Begriffe Wissen, Wissensmanagement und Wissensbilanz.
2.1 Wissen
Der Begriff des Wissens hat eine lange Tradition und erfuhr im Verlauf der Zeit vielfältige Deutungen. So werden unter Wissen teilweise subjektive und objektive Erfahrungen und Einsichten verstanden, anhand derer eine Urteilsbildung erfolgt.[10] Bei der Definition des Dudens wird der Personenbezug herausgestellt, indem Wissen als Summe der Kenntnisse einer Person (in einem Teilbereich) dargestellt wird.[11]
Für diese Ausarbeitung maßgeblich ist die Definition der Europäischen Kommission, demnach ist Wissen „[…] die Kombination von Daten und Informationen, unter Einbeziehung von Expertenmeinungen, Fähigkeiten und Erfahrungen, mit dem Ergebnis einer verbesserten Entscheidungsfindung. Wissen kann explizit und/oder implizit, persönlich und kollektiv sein.“[12] Wichtig ist hier vor allem die Erkenntnis, dass Wissen auch kollektiv, also organisational, sein kann. Explizites Wissen kann dabei dokumentiert und anderen Wissensträgern zur Verfügung gestellt werden. Implizites Wissen hingegen ist meist personengebunden und schwer verteilbar.[13] Dabei wird das Lernen als Prozess zur Erlangung von Wissen verstanden.[14]
2.2 Wissensmanagement
Ein weiterer, für diese Ausarbeitung maßgeblicher, Begriff ist der des Wissensmanagements. Auch dieser Begriff ist literarisch nicht eindeutig definiert. Er wurde aus der Informationstechnologie und Wissensverarbeitung in den 90er Jahren übernommen. Diese Herkunft zeigt sich bisweilen noch an den vorgenommenen Abgrenzungen des Begriffs.[15] So wird zwischen klassischen sowie Wissensmanagement 1.0 und 2.0 unterschieden. Während das klassische Wissensmanagement versucht den unternehmerischen Erfolg des Unternehmens durch vorhandenes Wissen zu erklären, setzt die Version 1.0 bereits auf breite Systemunterstützung sowie Kennzahlen. Wissensmanagement 2.0 versucht vorhandenes Wissen auf der Systemebene über semantische Netze zu verbinden.[16]
Diese Ausarbeitung orientiert sich an der Definition der ÖNORM ISO 10014:2007. Demnach bezeichnet Wissensmanagement das operative Lenken und Leiten von Wissen, wozu die Aufbereitung von Informationen und Daten gehört sowie die Verteilung und Speicherung von Wissen.[17] Dieser Deutung folgt auch die – in der Literatur häufig vorgenommene – Einteilung des Wissensmanagements in die Zyklen Wissensziele definieren, Wissen identifizieren, erwerben, entwickeln, verteilen, nutzen, bewahren und bewerten.[18] Zur Ableitung von Zielen wird auf der strategischen Ebene die Wissensbilanz verwendet, bevor das operative Wissensmanagement beginnen kann.[19]
2.3 Wissensbilanz
Dieses Unterkapitel widmet sich der Wissensbilanz, welche im engen Zusammenhang mit dem Wissensmanagement steht. Da der Begriff noch relativ jung ist und sich international noch kein Modell durchgesetzt hat, werden häufig auch Synonyme wie „Intellectual Capital Report“ oder „Intellectual Capital Statement“ verwendet.[20] Es bestehen definitorische Unterschiede vor allem in der Fokussierung der Adressaten von Wissensbilanzen. So wird zum einen der Fokus auf die externen Stakeholder gelegt, in dem die Wissensbilanz als Form des Berichtswesens angesehen wird, welche Informationen über die nicht aktivierungsfähigen immateriellen Werte (Wissen) gibt und deren Entwicklung im Zeitverlauf darstellt. Diese Informationen sind aus dem normalen Jahresabschluss der Unternehmen nicht ersichtlich.[21] Eine andere Betrachtung fokussiert sich eher auf die unternehmensinternen Aspekte, hier wird die Wissensbilanz als Führungs- und Steuerungsinstrument definiert, anhand derer Ziele für das operative Wissensmanagement abgeleitet und die Ergebnisse der Maßnahmen bewertet werden können.[22]
Die Wissensbilanz ist demgemäß ein Instrument zur Bewertung des vorhandenen Wissens im Unternehmen, welches zur Berichterstattung dient und anhand dessen sich das operative Wissensmanagement anschließt.
3 Intellektuelles Kapital
Aufgrund der hohen Relevanz des intellektuellen Kapitals für die Wissensbilanzierung erfolgt in diesem Kapitel eine gesonderte Betrachtung. Wissen stellt dabei ein Teilbereich des intellektuellen Kapitals dar.[23] So gehen fast alle Methoden zur Messung des intellektuellen Kapitals auf die von Leif Edvinnson vorgenommene Aufgliederung in die Bereiche Human-, Struktur- und Beziehungskapital zurück:[24]
- Humankapital: Im Jahre 2004 noch als Unwort des Jahres verpönt (da es Menschen zu ökonomischen Größen degradiere), erreichte der Begriff schnell eine breite Akzeptanz in der Wissenschaft.[25] Es bezeichnet die fachliche und soziale Kompetenz der Mitarbeiter.[26] Neben den Fähigkeiten und Erfahrungen der Mitarbeiter beinhaltet es auch die mögliche Übertragbarkeit.[27]
- Strukturkapital: Es unterstützt das Humankapital und setzt sich aus dem Innovations- und Prozesskapital zusammen. Das Prozesskapital beinhaltet die aufbau- und ablauforganisatorischen Regelungen im Unternehmen sowie deren unterstützende Systeme. Das Innovationskapital hingegen umfasst unter anderem die Kreativität in den Leistungsinnovationsprozessen und manifestiert sich beispielweise in Patenten oder Lizenzen.[28]
- Beziehungskapital: Dieses Kapital wird teilweise auch als Kundenkapital bezeichnet. Es beschreibt die Beziehungen zu Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern sowie strategische Netzwerke und Partnerschaften. Diese Beziehungen können nicht einfach ersetzt werden, sondern stellen für das Unternehmen ebenfalls eine wertvolle Ressource dar. Für Unternehmen ist es wichtig die Kundenbedürfnisse zu befriedigen, um am Markt erfolgreich partizipieren zu können.[29]
All diese Teilbereiche des intellektuellen Kapitals sind für Unternehmen von entscheidender Relevanz und stellen einen Vermögenswert dar, welcher mit herkömmlichen Mitteln nicht bzw. nur unzureichend dargestellt wird. Daher stehen diese Kapitalarten bei der Wissensbilanzierung im Fokus.
4 Das Messen von Wissen – Die Wissensbilanz
4.1 Historie und Ansätze der Wissensbilanzierung
Um einen Sachverhalt besser zu verstehen, ist es häufig hilfreich, die Entwicklungspfade zu betrachten. Daher erfolgt in diesem Abschnitt ein kurzer historischer Abriss. Die anfänglichen Bestrebungen Wissen zu messen sind in den 1960er Jahren zu verorten. Die Wissenschaftler Schulz und Becker fokussierten sich auf Investitionen in das Humankapital und deren volkswirtschaftliche Auswirkungen. Darauf aufbauend wurden Modelle entwickelt, welche die Kosten und den Wert von Humankapital quantifizieren sollten.[30] Erst gegen 1980 wurden neben dem Humankapital auch andere immaterielle Kapitalarten betrachtet, der Japaner Hiroyuki Itami fokussierte sich auf die immateriellen Unternehmenswerte als essenziellen Wettbewerbsfaktor.[31] Die Weiterentwicklung durch den Fokus auf das intellektuelle Kapital (anstelle lediglich dem Humankapital) wurde wesentlich durch die skandinavischen Forschungen und Praxis vorangetrieben. Hierbei wurden auf Basis von Managementinstrumenten wie der Balanced Scorecard neue Instrumente zur Berücksichtigung des intellektuellen Kapitals entwickelt. Vor allem die Praktiker Edvinsson und Malone (1997) sowie Sveiby (1997 sowie 2002) förderten diese Entwicklung. Das Ergebnis war der „Intellectual Capital Report“, welcher bereits auf der Unterscheidung nach Human-, Struktur- und Beziehungskapital fußte. Diese Ansätze wurden von der Forschung anschließend verfeinert.[32] Die jüngsten Entwicklungen befassen sich mit der Symbiose von Steuerungsansätzen und der Bewertung intellektuellen Kapitals. Hier gilt besonders das österreichische Modell für Hochschulen als Referenz für viele Weiterentwicklungen.[33] Auch die deutsche Entwicklung „Wissensbilanz – Made in Germany“ fand international, aber besonders im EU-Raum, große Anerkennung durch die Verbindung von Ansätzen des intellektuellen Kapitals mit Exzellenzmodellen wie dem EFQM-Modell. So wurde die deutsche Wissensbilanz in den Jahren 2008 und 2012 in die Positionspapiere der OECD aufgenommen und von der Europäischen Kommission im Jahr 2006 als „best practice“ für KMU genannt.[34] Es offenbart sich also, dass die Entwicklungen zur Messung von intellektuellem Kapital noch sehr jung sind und sich diesbezüglich international noch kein Verfahren durchgesetzt hat.
4.2 Einsatzzweck von Wissensbilanzen
Dieser Abschnitt widmet sich der Fragestellung, weshalb Unternehmen den Aufwand der Erstellung einer Wissensbilanz betreiben. Es werden der Zweck und die Vorteile betrachtet:
- Erfüllung der rechtlichen Anforderungen: Durch die eingangs erwähnte zunehmende Relevanz von intellektuellem Kapital wird diesem Faktor auch in den rechtlichen Rahmenbedingungen vermehrt Beachtung geschenkt. So empfehlen nationale (z.B. DRS 12) und internationale (IAS 38) Rechnungslegungsstandards das intellektuelle Kapital im Anhang des Jahresabschlusses darzustellen.[35] In DRS 12 wird gar explizit die Unterteilung des intellektuellen Kapitals in Human-, Beziehungs- und Strukturkapital angesprochen.[36]
- Verbesserte Kommunikation / Rating: Durch die Berichterstattung über die immateriellen Werte im Unternehmen können externe Stakeholder das Unternehmen besser einschätzen. Dies ist insbesondere für KMU interessant, da sie dadurch den Unternehmenswert verstärkt belegen können. Finanzagenturen können das Rating des Unternehmens dann fundierter anhand der transparenten Daten bewerten, sodass ein besseres Rating mit günstigeren Finanzierungskonditionen die Folge sein kann.[37]
- Interne Steuerung: Gerade auch in der internen Kommunikation hat die Wissensbilanz eine tragende Rolle als Steuerungsinstrument. Durch die Quantifizierung von Wissen können Ziele abgeleitet werden, welche im operativen Wissensmanagement durch Maßnahmen verfolgt werden. Die Zielerreichung wird wiederum durch die Wissensbilanz überwacht.[38] Sie ist damit ein essenzielles Instrument für die Geschäftsleitung, um das Unternehmen am Markt zu positionieren und sich gegen den Wettbewerb durchzusetzen.
- Mitarbeiterpolitik: Im Kampf um die besten Talente ist es von Vorteil, wenn Unternehmen nachweisen können, dass diese einen hohen Wissensstand bieten und dieses Wissen kontinuierlich fördern, da gerade die qualifizierten Arbeitnehmer auf solche Faktoren achten. Daher ist die Wissensbilanz auch ein Instrument der Mitarbeiterrekrutierung und -bindung.[39]
- Marketing und Kundenbeziehungen: In der heutigen Zeit reicht es nicht mehr nur eine Leistung zu erstellen. Viele Faktoren spielen bei der Kaufentscheidung von Kunden eine Rolle, dabei unter anderem das Image des Unternehmens sowie Zuverlässigkeit, Service und Qualität. Die Wissensbilanz kann dabei als Instrument zur Vertrauensbildung eingesetzt werden, gerade um Neukunden für das Unternehmen zu gewinnen oder Stammkunden zu binden.[40]
- Kooperationen: Im Zuge der Globalisierung und der damit verbundenen voranschreitenden wirtschaftlichen Verflechtungen von Konzernen über die Landesgrenzen hinweg ist es wichtig, über die erfolgskritischen immateriellen Vermögenswerte Kenntnis zu haben. Mit der gesteigerten Transparenz der Wissensbilanz ist es möglich den für das Unternehmen am besten passenden Partner auszuwählen. Auch bei der Koordination verstreuter Tochtergesellschaften und bei der Planung von Supply Chains bietet die Transparenz der Wissensbilanz ein hilfreiches Entscheidungskriterium.[41]
Neben den hier aufgezeigten Vorteilen bestehen weitere wie die eingangs erwähnte Erklärung der Diskrepanz zwischen Markt- und Bilanzwert oder des Benchmarkings zwischen Unternehmen.[42]
4.3 Einführung einer Wissensbilanz am Beispiel der Wissensbilanz – Made in Germany
Nachdem die Wissensbilanz als sinnvolles Instrument befunden wurde, widmet sich dieses Kapitel den Schritten zur Einführung. Durch die dargestellte Fülle an Ansätzen zur Wissensbilanzierung gibt es bisweilen Unterschiede in den notwendigen Verfahren der Einführung. Abseits dieser Differenzen bestehen jedoch einige Gemeinsamkeiten, wie beispielsweise die Ressourcenbereitstellung für das Projekt nebst Definition des intellektuellen Kapitals.[43] Im folgendem wird sich auf die Darstellung der Schritte zur Erstellung der „Wissensbilanz – Made in Germany“ fokussiert, aufgrund der oben erwähnten großen internationalen Resonanz sowie der einfachen Anwendbarkeit für KMU. Zur Unterstützung des Erstellungsprozesses bietet der Internetauftritt des Fraunhofer-Instituts kostenlose Tools zum Download.[44] Der Aufwand für die Ersterstellung wird auf 20 bis 60 Personentage geschätzt, folgende Schritte sind dabei zu absolvieren:[45]
[...]
[1] Vgl. Forbes (2017)
[2] Vgl. Onvista (2018); vgl. Onvista (2018); vgl. Onvista (2018)
[3] Vgl. Kivikas; Wulf (2006), S. 42
[4] Vgl. World Bank (2017)
[5] Vgl. Zimmermann; Stark; Rieck (2005), S. 1
[6] Vgl. McKinsey (2011)
[7] Vgl. Eurostat (2017)
[8] Vgl. Voigt; Seidel; Orth; Kohl (2016), S. 9
[9] Vgl. Mertins; Alwert; Heisig (2005), S. IX
[10] Vgl. Glahn (2009), S. 11
[11] Vgl. Duden (2018)
[12] CEN/ISSS Knowledge Management Workshop (2004)
[13] Vgl. Schwarz (2009), S. 122
[14] Vgl. Glahn (2009), S. 19
[15] Vgl. Woitsch; Utz; Hrgovcic (2013), S. 356
[16] Vgl. Gatarik; Born (2012), S. 8 ff.
[17] Vgl. Austrian Standards (2007)
[18] Vgl. Glahn (2009), S. 24 f.
[19] Vgl. Voigt; Seidel; Orth; Kohl (2016), S. 16
[20] Vgl. Alwert; Heisig; Mertins (2005), S. 2 f.
[21] Vgl. Kivikas; Wulf (2006), S. 43
[22] Vgl. Lange; Kramer (2009), S. 454 f.
[23] Vgl. Mindermann; Brösel (2009), S. 466
[24] Vgl. Alwert (2005), S. 23
[25] Vgl. FAZ (2005)
[26] Vgl. Becker (2011), S. 376
[27] Vgl. Nagel; Mohr (2005), S. 125
[28] Vgl. North (2016), S. 54
[29] Vgl. Peters; Reinhardt; Seidel (2006), S. 106
[30] Vgl. Lind-Braucher; Kohla (2013), S. 306
[31] Vgl. Alwert (2005), S. 23
[32] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (2013), S. 51
[33] Vgl. Lind-Braucher; Kohla (2013), S. 306
[34] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (2005), S. 52
[35] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (2005), S. 12
[36] Vgl. Alwert; Heisig; Merting (2005), S. 5 f.
[37] Vgl. Möller; Piwinger; Zerfaß (2009), S. 14
[38] Vgl. Lange; Kramer (2009), S. 454 f.
[39] Vgl. Alwert; Heisig; Merting (2005), S. 7
[40] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (2005), S. 13
[41] Vgl. Alwert; Heisig; Merting (2005), S. 7 f.
[42] Vgl. Biedermann; Graggober (2005), S. 195
[43] Vgl. Bornemann; Edvinsson; Mertins; Heising; Alwert; Kivikas (2005), S. 44
[44] Vgl. Fraunhofer IPK (2018)
[45] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (2013), S. 12