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Qualitative vs. quantitative Forschungsmethoden. Vor- und Nachteile, Einsatzgebiete und typische Erhebungsmethoden

von Erik Beyer (Autor:in)
©2018 Akademische Arbeit 18 Seiten

Zusammenfassung

Die beiden Konzepte der quantitativen und qualitativen Forschung stehen nach Wolf und Priebe nicht für „klar abgegrenzte wissenschaftstheoretische Programme“; viel mehr geben sie als eine Art Sammelbezeichnung breitgefächerte methodische Richtungsangaben vor.
Ziel dieser Arbeit soll es sein, dem Leser einen kompakten Überblick über die Richtungsvorgaben, wie sie bei Wolf und Priebe genannt werden, bzw. die Merkmale der qualitativen und quantitativen Forschung zu geben, sowie deren Unterschiede, Stärken
und Schwächen aufzuzeigen. Hierzu soll zunächst eine grobe Gegenüberstellung der beiden Ansätze in das Thema einleiten, daraufhin soll auf die besonderen Kennzeichen der beiden Ansätze, sowie auf deren Kritik, Vor- und Nachteile und ihre jeweiligen
Einsatzgebiete und die typischen Erhebungsmethoden eingegangen werden.
Abschließend soll im zweiten Teil der Arbeit aufbauend auf den theoretischen Unterschieden aus den vorherigen Kapiteln anhand des Beispiels der Befragung aufgezeigt werden, inwiefern sich die Anwendung der Befragung als Erhebungsmethode im qualitativen und quantitativen Ansatz unterscheidet.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Unterschiede zwischen quantitativer und qualitativer Forschung
2.1. Gegenüberstellung quantitativer und qualitativer Forschung
2.1.1. Kennzeichen quantitativer Forschung
2.1.2. Kennzeichen qualitativer Forschung
2.1.3. Vor- und Nachteile
2.1.3.1. Vorteile der quantitativen Methoden
2.1.3.2. Nachteile und Kritik der quantitativen Methoden
2.1.3.3. Vorteile der qualitativen Methoden
2.1.3.4. Nachteile und Kritik der qualitativen Methoden
2.2. Typische Einsatzgebiete und gängige Erhebungsmethoden
2.2.1. Anwendungsgebiete der quantitativen Vorgehensweise
2.2.2. Typische quantitative Erhebungsmethoden
2.2.3. Anwendungsgebiete der qualitativen Vorgehensweise
2.2.4. Typische qualitative Erhebungsmethoden

3. Unterschiede der quantitativen und qualitativen Befragung
3.1 Quantitative Befragung
3.2. Qualitative Befragung

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Gegenüberstellung quantitativer und qualitativer Forschung

Tabelle 2: Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile qualitativer und quantitativer Methoden

Tabelle 3: Merkmale quantitativer und qualitativer Befragung

1. Einleitung

Die beiden Konzepte der quantitativen und qualitativen Forschung Stehen nach Wolf und Priebe nicht für ״klar abgegrenzte wissenschaftstheoretische Programme“; viel mehr geben sie als eine Art Sammelbezeichnung breitgefächerte methodische Richtungsangaben vor. (vgl. Wolf / Priebe 2001: 44)

Ziel dieser Arbeit soll es sein, dem Leser einen kompakten Überblick über die Richtungsvorgaben, wie sie bei Wolf und Priebe genannt werden, bzw. die Merkmale der qualitativen und quantitativen Forschung zu geben, sowie deren Unterschiede, stärken und Schwächen aufzuzeigen. Flierzu soll zunächst eine grobe Gegenüberstellung der beiden Ansätze in das Thema einleiten, daraufhin soll auf die besonderen Kennzeichen der beiden Ansätze, sowie auf deren Kritik, Vor- und Nachteile und ihre jeweiligen Einsatzgebiete und die typischen Erhebungsmethoden eingegangen werden. Abschließend soll im zweiten Teil der Arbeit aufbauend auf den theoretischen Unterschieden aus den vorherigen Kapiteln anhand des Beispiels der Befragung aufgezeigt werden, inwiefern sich die Anwendung der Befragung als Erhebungsmethode im qualitativen und quantitativen Ansatz unterscheidet.

2. Unterschiede zwischen quantitativer und qualitativer Forschung

Im Folgenden werden die Merkmale quantitativer und qualitativer Forschung, sowie die damit verbundenen Vor- und Nachteile behandelt. Darüber hinaus soll auf gängige Erhebungsmethoden und die jeweiligen Einsatzgebiete eingegangen werden.

2.1. Gegenüberstellung qualitativer und quantitativer Forschung

Ein erstes Unterscheidungsmerkmal zwischen qualitativer und quantitativer Forschung, so Bortz und Döring, ist die Art des verwendeten Datenmaterials, (vgl. Bortz / Döring 2006: 296) Als Daten im sozialwissenschaftlichen Forschungskontext werden hierbei alle Informationen verstanden, welche mit Hilfe sozialwissenschaftlicher Methoden gewonnen worden sind.

Dabei kann in zwei Arten von Daten unterschieden werden: Man kann einerseits einen bestimmten Sachverhalt, zum Beispiel die Zufriedenheit eines Arbeitnehmers mit seiner derzeitigen Arbeitssituation, mit Hilfe von Zahlen (quantitativ) beschreiben. So könnte dann beispielsweise bedeuten, dass ein Arbeitnehmer, welcher den Wert 1 wählt, sehr unzufrieden und ein Arbeitnehmer, der sich für den Wert 8 entscheidet, sehr zufrieden mit seiner gegenwärtigen Arbeitssituation ist. Es ist aber auch möglich, eine (qualitative) ausführlichere verbale Auskunft bei einem Arbeitnehmer über dessen Zufriedenheit mit seiner gegenwärtigen Arbeitssituation einzuholen; beispielsweise indem im Rahmen eines Personalgesprächs der Arbeitnehmer gebeten wird, zu erzählen, wie er sich im Unternehmen fühlt und wie es um seine Zufriedenheit bestellt ist. Auch in diesem Fall wird von Daten gesprochen, (vgl. Hader 2010: 23)

Wie anhand dieses Beispiels verdeutlicht werden sollte, wird in der qualitativen Forschung die Erfahrungsrealität zuerst verbalisiert und anschließend interpretativ ausgewertet, während sie beim quantitativen Ansatz numerisch beschrieben wird.

Hussy et al. konstatierten dazu, dass die Sozialwissenschaften unter qualitativer Forschung, in deren Rahmen qualitative Methoden angewandt werden, jene Forschung versteht, in welcher eine sinnverstehende und interpretative wissenschaftliche Verfahrensweise zur Erhebung und zur Aufbereitung der Daten verwendet wird. Die quantitative Forschung dagegen, welche sich der quantitativen Methoden bedient, repräsentiert eine Vorgehensweise zur numerischen Darstellung von empirischen Sachverhalten. Hussy et al. beschreiben, dass sich auf einer sehr allgemeinen Ebene zwei Strömungen gegenüberstehen, welche unterschiedliche Wege zur Datenerhebung und Auswertung präferieren. Zum einen die objektiv messende und zum anderen die sinnverstehende Strömung, (vgl. Hussy / Schreier / Echterhoff 2013: 20)

Neben den verwendeten Forschungsmethoden, welche in einem späteren Teil dieser Arbeit noch behandelt werden, unterscheiden sich quantitative und qualitative Forschung nach Bortz und Döring auch hinsichtlich des Forschungsgegenstandes und des Wissenschaftsverständnisses, worauf allerdings in der vorliegenden Arbeit aufgrund des Umfanges nur am Rande eingegangen werden soll.

Außerdem wurden die beiden Ansätze in der Vergangenheit nicht selten als miteinander unvereinbare Gegensätze beschrieben. Extrempositionen, welche einen Alleinstellungsanspruch für den einen oder anderen Ansatz reklamieren, während sie den anderen strikt ablehnen, wurden in den letzten Jahren allerdings immer seltener vertreten, (vgl. Bortz/ Döring 2006: 296). Zur weiteren Abgrenzung und zum allgemeinen Verständnis sollen nachfolgend die Kennzeichen beider Forschungsansätze sowie deren Vor- und Nachteile beschrieben und verglichen werden.

2.1.1. Kennzeichen quantitativer Forschung

Wie bereits die Bezeichnung ״quantitative Forschung“ vermuten lässt, geht es bei diesem Forschungsansatz hauptsächlich um das Zählen und die Arbeit mit Zahlen. ״Quantifizierung bedeutet, qualitative Merkmale in Zahlen und damit in messbare Größen umzuwandeln“. (Schirmer 2009: 67)

Ziel der quantitativen Forschung ist es, das Verhalten, die soziale Wirklichkeit in Form von Modellen, Zusammenhängen und numerischen Daten zu beschreiben und prognostizierbarzu machen. Im Vergleich zum qualitativen Ansatz, welcher vor allem mit Text und Sprache arbeitet, sind beim quantitativen Ansatz die Zahlen das Flauptmedium. Bei quantitativer Forschung werden Einstellungen, Flandlungen, Orientierungsmuster und Strukturen auf standardisierte Weise, meist in größeren Zufallsstichproben erhoben, um sie anschließend in statistisch verarbeitbare Zahlen zu übersetzen. Die Ergebnisse der quantitativen Forschung lassen sich in Zahlenwerten, Prozentwerten, Tabellen usw. gegenüberstellen und vergleichen, (vgl. Schirmer 2009: 67)

Dabei überprüft die quantitative Forschung vorrangig Flypothesen über Zusammenhänge verschiedener Merkmale (Variablen) an der Realität. ״Die forschungsleitenden - aus der Theorie gespeisten - Hypothesen müssen operationalisiert werden, d.h. in messbare Dimensionen gebracht werden um sie dann in Form von Zahlen einer mathematischen Analyse zuzuführen.“, so Raithel. (Raithel 2008: 8)

Mit quantitativer Forschung können zum Teil sehr komplexe Informationen mit Zuhilfenahme geeigneter mathematisch-statistischer Verfahren auf wesentliche Merkmale reduziert werden. Der Informationsgewinn bei der Anwendung von quantitativen Methoden besteht somit auch in einer erheblichen Datenreduktion, (vgl. Raithel 2008: 7f.)

Da zu Beginn des Forschungsprozesses meist schon Theorien oder Modelle über den Forschungsgegenstand vorhanden sind, anhand dessen die zu überprüfenden Flypothesen gebildet werden, werden quantitative Verfahren zumeist im Zusammenhang mit dem deduktiven Erkenntnisgewinn genutzt, (vgl. Flussy / Schreier / Echterhoff 2013: 10)

Um den wissenschaftlichen Anforderungen zu genügen, muss quantitative Forschung zwingend die nachfolgend aufgezählten Gütekriterien erfüllen, welche seit vielen Jahrzehnten zum wissenschaftlichen Standard bei quantitativen Untersuchungen zählen, (vgl. Flussy / Schreier / Echterhoff 2013: 23)

Objektivität -> Verschiedene Forscher müssen unter gleichen Bedingungen zu den gleichen Ergebnissen gelangen.

Reliabilität -> Bezeichnet die Zuverlässigkeit und Beständigkeit einer Untersuchung. Reliabel ist ein Instrument, wenn es bei einem relativ gleichbleibenden Verhalten gleiche oder ähnliche Ergebnisse liefert. Validität -> Beurteilt eine quantitative Untersuchung danach, ob sie gemessen hat, was sie messen wollte.

2.1.2. Kennzeichen qualitativer Forschung

Ziel der qualitativen Forschung ist es, die soziale Wirklichkeit anhand der subjektiven Sicht der relevanten Personen abzubilden, um so ihr Verhalten und mögliche Ursachen dafür nachvollziehen und verstehen zu können, (vgl. Röbken / Wetzel 2016: 13) Qualitative Forschung erfasst Daten möglichst genau, differenziert und gegenstandnah. Im Gegensatz zur quantitativen Forschung, liegt weder Messen oder Erklären im Fokus, sondern das Verstehen, (vgl. Raithel 2008: 2) Dementsprechend wird im qualitativen Ansatz die Beobachtungsrealität in nichtnumerischem Material, welches zumeist aus Texten besteht, abgebildet, (vgl. Bortz/ Döring 2006: 279) Statt großer Stichproben, wie bei der quantitativen Forschung üblich, zeichnet sich die qualitative Forschung durch eine starke Subjektbezogenheit aus, bei der der Flauptuntersuchungsgegenstand immer der Mensch ist.

Um dabei möglichen Verzerrungen der Ergebnisse durch zu Starre theoretische Vorannahmen oder standardisierte Untersuchungsinstrumente prophylaktisch entgegenzutreten, verzichtet der qualitative Ansatz nach Möglichkeit weitestgehend oder gänzlich auf eine Standardisierung bei der Datenerhebung und bevorzugt den direkten Zugang zu den betroffenen Personen, Z.B. in Form eines persönlichen Interviews anstelle eines unpersönlichen Fragebogens, (vgl. Röbken / Wetzel 2016: 13)

Durch die starke Offenheit und Flexibilität, welche durch eine nicht oder nur teilstandardisierte Erhebung möglich wird, wird der qualitativen Forschung eine theorieentwickelnde und somit hypothesengenerierende Eigenschaft zugesprochen. Statt Flypothesen zu prüfen, wie in der quantitativen Forschung, generiert die qualitative Forschung diese vielmehr und strebt nach der Entwicklung von Theorien durch induktives Vorgehen. (Wolf / Priebe 2001: 51)

In nachfolgender Tabelle 1 ״Gegenüberstellung quantitativer und qualitativer Forschung“ sollen die wesentlichen genannten Merkmale und Unterschiede der quantitativen und qualitativen Forschung zusammenfassend dargestellt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Gegenüberstellung quantitativer und qualitativer Forschung

2.1.3. Vor-und Nachteile

Wie anhand der im vorherigen Kapitel beschriebenen Unterschiede zwischen den Forschungsansätzen bereits zu erahnen ist, zeichnen sich beide Ansätze durch eine Vielzahl an spezifischen Vor- und Nachteilen aus, welche in diesem Abschnitt basierend auf den Informationen des vorherigen Kapitels zusammengefasst werden sollen.

2.1.3.1. Vorteile der quantitativen Methoden

Quantitative Methoden liefern exakte Ergebnisse in Form von statistisch auswertbaren Zahlen, welche somit zu einem hohen Grad von Objektivität führen und eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse ermöglichen.

Durch den hohen Grad der Standardisierung bei den quantitativen Methoden wird es möglich, mit im Vergleich zu den qualitativen Methoden geringem Aufwand und geringen Kosten, eine größere Stichprobe zu untersuchen und somit für die Grundgesamtheit repräsentative Forschungsergebnisse zu erreichen.

Ein weiterer Vorteil sind die seit einigen Jahrzehnten anerkannten, auf Seite 5 beschriebenen, Gütekriterien der quantitativen Forschung: Objektivität, Reliabilität und Validität, welche den Grad der Wissenschaftlichkeit überprüfbar machen sollen.

2.1.3.2. Nachteile und Kritik der quantitativen Methoden

Aufgrund des hohen Grades der Standardisierung in der Anwendung quantitativer Methoden, wird Flexibilität innerhalb der Erhebungen quasi ausgeschlossen. Da die Fragen an die zu befragenden Personen schon vorher feststehen, ist kein individuelles situatives Eingehen mehr auf die zu Befragenden möglich. Aufgrund dessen können allein mit quantitativen Vorgehensweisen keine Ursachen von Befunden oder mögliche Verbesserungsvorschläge erhoben werden. Die Eigenschaft, komplexe Sachverhalte zu komprimieren und durch Datenreduktion Informationen zu gewinnen, kann also gleichzeitig als gewisser Nachteil zu werten sein, da mögliche Zusatzinformationen durch das vorher standardisierte Raster fallen und somit verloren gehen, (vgl. s. 4)

Die Kritiker der quantitativen Forschung werfen ihr vor, sie wäre zu weit von der Praxis entfernt und damit abstrakt und undurchschaubar. Außerdem fehle es ihr an Flandlungsbezug, sie würde das Zweck-Mittel-Denken präfrieren und somit das Forschungssubjekt mehr und mehr aus den Augen verlieren. Zudem wären die Messmodelle unangemessen und es wäre keine Einzelfallforschung möglich, (vgl. Wolf/ Priebe 2001:49)

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Details

Seiten
Jahr
2018
ISBN (eBook)
9783668666153
ISBN (Paperback)
9783668666160
Dateigröße
458 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
AKAD University, ehem. AKAD Fachhochschule Stuttgart
Erscheinungsdatum
2018 (März)
Note
1,3
Schlagworte
qualitative forschungsmethoden vor- nachteile einsatzgebiete erhebungsmethoden

Autor

  • Erik Beyer (Autor:in)

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Titel: Qualitative vs. quantitative Forschungsmethoden. Vor- und Nachteile, Einsatzgebiete und typische Erhebungsmethoden