Musiktherapie findet sich vor allem in der Heil- und Sonderpädagogik, in der Arbeit mit behinderten und komatösen Patienten, der Geriatrie oder Palliativmedizin, und der Kinder- und Jugendpsychiatrie. In vielen dieser Gebiete ist Musiktherapie selbstverständlich und legitimiert. Bei der Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen spielt sie noch keine so große Rolle und wird sogar oft kritisiert.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Therapie von Abhängigkeitserkrankungen. Dazu soll zuerst ein dem Umfang der Arbeit angemessener, kleiner Überblick über Suchtmittel und Statistiken zu Abhängigkeit in Deutschland gegeben werden. Anschließend werden die häufigsten Formen der Musiktherapie (aktive und rezeptive) genauer beleuchtet und ihre Einsatzmöglichkeiten und Wirksamkeit bei Abhängigkeitserkrankten beschrieben.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Abhängigkeitserkrankungen
2.1 Die häufigsten Suchtstoffe und ihre Wirkung
Tabak
Alkohol
Cannabis
Spielsucht
2.2 Zahlen zu Konsum und Sucht in Deutschland
Tabak
Alkohol
Cannabis
Spielsucht
3· Musiktherapie bei der Behandlung von Abhängigkeits-erkrankungen
3.1 Aktive Musiktherapie
3.2 Rezeptive Musiktherapie
3.3 Einsatz bei Abhängigkeitserkrankungen
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Was ist Musiktherapie?
Diese Frage beantwortet die amerikanische National Association for Music Therapy (NAMT) folgendermaßen:
״Musiktherapie ist die gezielte Anwendung von Musik oder musikalischer Eie- mente, um therapeutische Ziele zu erreichen: Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung seelischer und körperlicher Gesundheit. Durch Musiktherapie soll dem Klienten Gelegenheit gegeben werden, sich selbst und seine Umwelt besser zu verstehen, sich in ihr freier und effektiver zu bewegen und eine bessere psychische und physische Stabilität und Flexibilität zu entwickleln.“ (Eschen zit. in: Bruhn, 2000, s. 1)
Musiktherapie findet sich vor allem in der Heil- und Sonderpädagogik, in der Arbeit mit behinderten und komatösen Patienten, der Geriatrie oder Palliativmedizin, und der Kinder- und Jugendpsychiatrie. In vielen dieser Gebiete ist Musiktherapie selbstverständlich und legitimiert. Bei der Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen spielt sie noch keine so große Rolle und wird sogar oft kritisiert.
Doch wenn die oben zitierte Definition eines zeigt, dann dass Musiktherapie bei allen Krankheitsformen ihre Berechtigung hat und wirksam sein kann.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Therapie von Abhängigkeitserkrankungen. Dazu soll zuerst ein dem Umfang der Arbeit angemessener, kleiner Überblick über Suchtmittel und Statistiken zu Abhängigkeit in Deutschland gegeben werden.
Anschließend werden die häufigsten Formen der Musiktherapie (aktive und rezeptive) genauer beleuchtet und ihre Einsatzmöglichkeiten und Wirksamkeit bei Abhängigkeitserkrankten beschrieben.
2. Abhängigkeitserkrankungen
Das ICD-IO nennt wichtige Kriterien zur Feststellung eines Abhängigkeitssyndroms. Diese sind starkes Verlangen, Kontrollverlust, Indifferenz gegenüber den Schäden, Erhöhung der Toleranz und körperliche Entzugserscheinungen. Abhängigkeit oder Sucht kann durch verschiedene Substanzen, aber auch durch bestimmte Verhaltensweisen hervorgerufen werden. Die häufigsten sollen im folgenden Kapitel kurz vorgestellt werden. Anschließend gibt es einige aktuelle Zahlen zur Prävalenz von Suchtmittelkonsum in Deutschland.
2.1. Die häufigsten Suchtstoffe und ihre Wirkung
Tabak
Die süchtig machende Substanz in Tabak heißt Nikotin. Tabak wird hauptsächlich durch das Rauchen konsumiert, es gibt aber auch andere Formen.
Nikotin wirkt sowohl aktivierend als auch entspannend. Die stärkste Belastung tragen die Atemwege und das Herz-Kreislauf-System. (vgl. Drogenbeauftragte der Bundesregierung, 2017, s. 24)
Der Mensch wird sowohl körperlich als auch psychisch von Nikotin abhängig. Die körperlichen Entzugserscheinungen treten schon nach sehr kurzer Zeit auf und die regelmäßige Einnahme wird mit positiven Erlebnissen wie Stressabbau, sozialen Kontakten oder Pausen verknüpft. Es entstehen Rituale und ein ״Suchtkarussell, das sich immer schneller dreht.“ (Gross, 2016, s. 74)
Alkohol
Trinkalkohol (Ethanol) entsteht bei der Vergärung von Zucker. Der Alkoholgehalt des Getränks kann durch den verwendeten Ausgangsstoff bestimmt werden.
Über Magen und Dünndarm in den Blutkreislauf aufgenommen, verteilt er sich im ganzen Körper und erreicht schnell das Gehirn.
Die Wirkung von Alkohol unterscheidet sich von Mensch zu Mensch und hängt von der konsumierten Menge und anderen physischen und psychischen Faktoren ab. Allgemein lässt sich aber sagen, dass kleine Mengen entspannend, angstiin- dernd, enthemmend, stimmungssteigernd und geselligkeitsfördernd wirken. Ab größeren Mengen werden Aufmerksamkeit und Wahrnehmung sowie Sprache und Koordinationsfähigkeit beeinträchtigt, (vgl. Drogenbeauftragte der Bundesregierung, 2017, s. 35)
Die Abhängigkeit von Alkohol ist sowohl körperlich als auch psychisch. Oft geht sie mit Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen einher.
Cannabis
Die am häufigsten illegal konsumierte Droge ist Cannabis. Der Wirkstoff dieser Hanfpflanze ist Tetrahydrocannabinol (THC) und entfaltet seine Wirkung unmittelbar nach der Einnahme.
Ob das Mittel stimmungssteigernd oder bedrückend, entspannend oder anregend wirkt, hängt unter anderem von der psychischen Konstitution des Konsumierenden ab. (vgl. ebd., s. 51)
Das psychische Abhängigkeitspotential der Droge ist unbestritten, allerdings gibt es Zweifel, ob eine körperliche Abhängigkeit von Cannabis möglich ist. (vgl. Gross, 2016, s. 37)
Spielsucht
Als nichtstoffliche Abhängigkeit und riskante Verhaltensweise ist die Spielsucht zu nennen. Glücksspiele zeichnen sich vor allem durch hohe Geld- und WetteinSätze aus. Pathologische Glücksspieler verlieren die Kontrolle, weil sie versuchen, Verluste durch immer höhere Einsätze wieder zurück zu gewinnen, verlieren aber nur noch mehr. Damit gefährden sie ihre monetäre und soziale Existenz. Auch kriminelle Aktivitäten nehmen zu.
Da es sich um eine nichtstoffliche Abhängigkeit handelt, ist dieselbige nur psychisch.
Die Aufnahme der Spielsucht ins ICD-IO (F63.0) beweist, dass es sich dabei um eine ernst zu nehmende psychische Erkrankung handelt, (vgl. Drogenbeauftragte der Bundesregierung, s. 67)
2.2 Zahlen zu Konsum und Sucht in Deutschland
Tabak
Einer Umfrage des Robert-Koch-Institutes zufolge, ging die Raucherquote zwi- sehen den Jahren 2003 und 2015 um IO Prozent zurück, von 33,8 % auf 23,8 %. Männer und Frauen halten sich beim Rauchen in etwa die Waage: 31,2 % Männer zu 26,1 % Frauen.
Ein starker Konsum von mehr als 20 Zigaretten pro Tag ist bei 2,93 Millionen Deutschen zu verzeichnen, was immerhin 4,5 % der Gesamtbevölkerung gleichkommt, (vgl. Drogenbeauftragte der Bundesregierung, 2017, s. 25f.)
Alkohol
2015 brachte das Epidemiologische Suchtsurvey in Erfahrung, dass 72,5 % der 18- bis 64-Jährigen regelmäßig Alkohol trinken.
21,4 % der Befragten gaben an, riskante Mengen zu konsumieren. Hochgerechnet sind das in Deutschland 7,8 Millionen Personen. Männer- und Frauenanteil sind in dieser Gruppe ausgewogen. Allerdings trinken Männer häufiger große Mengen auf einmal, (vgl. ebd., s. 36)
Cannabis
Wie schon erwähnt ist Cannabis die häufigste illegal konsumierte Substanz. 6,1 % der Deutschen oder 3,11 Millionen Menschen rauchen regelmäßig ״Gras“.
Männer sind die Geschlechtergruppe mit der höheren Prävalenz (7,4 % zu 4,9 %). Bei der Altersverteilung zeigt sich, dass mehr junge Menschen (21- bis 39-Jährige) das illegale Suchtmittel zu sich nehmen als ältere, (vgl. ebd., s. 52)
[...]