Wie gelingt Menschen älterer Generation das Überstehen intensiver Lebensabschnitte (Krieg/Trauma)?
Empirische Sozialforschung. Quantitative/Qualitative Methoden
Zusammenfassung
In einem aktuellen Forschungsprojekt soll der Frage nachgegangen werden, wie Menschen älterer Generation das Überstehen intensiver Lebensabschnitte (Krieg, Trauma) gelingt, um trotz dieser Erfahrungen dennoch gesund alt zu werden.
Sie sind als wissenschaftliche Mitarbeiterin/wissenschaftlicher Mitarbeiter in diesem Forschungsprojekt für die Planung verantwortlich und sollen den wissenschaftlichen Forschungsprozess konzipieren.
1. Erläutern Sie vor diesem Hintergrund zwei wissenschaftliche Theorien/Modelle, die zu diesem Forschungsprojekt den theoretischen Rahmen (Hintergrund) bilden könnten.
Diskutieren Sie Ihre Auswahl.
2. Formulieren Sie eine konkrete Forschungsfrage, die "Ihrem Projekt" zugrunde liegt.
3. Welche sozialwissenschaftliche Methode ist, aus Ihrer Sicht, am ehesten für die geplante empirische Untersuchung geeignet? Welche Methode eignet sich eher nicht?
Begründen Sie Ihre Einschätzung.
4. Stellen Sie nun die ausgewählte Methode ausführlich vor und beschreiben Sie in einem weiteren Schritt Ihre mögliche Vorgehensweise bei der Datenerhebung (u. a. Auswahl der Stichprobe/Sampling, Beispielitems, Fragen etc.) sowie bei der Auswertung der gewonnenen Daten. Was gilt es, dabei zu beachten?
Leseprobe
Einsendeaufgabe
zum Modul Quantitative/Qualitative Methoden
Studiengang Angewandte Gesundheitswissenschaften
Aufgabenstellung
In einem aktuellen Forschungsprojekt soll der Frage nachgegangen werden, wie Menschen älterer Generation das Überstehen intensiver Lebensabschnitte (Krieg, Trauma) gelingt, um trotz dieser Erfahrungen dennoch gesund alt zu werden.
Sie sind als wissenschaftliche Mitarbeiterin/wissenschaftlicher Mitarbeiter in diesem Forschungsprojekt für die Planung verantwortlich und sollen den wissenschaftlichen Forschungsprozess konzipieren.
1. Erläutern Sie vor diesem Hintergrund zwei wissenschaftliche Theorien/Modelle, die zu diesem Forschungsprojekt den theoretischen Rahmen (Hintergrund) bilden könnten.
Diskutieren Sie Ihre Auswahl.
2. Formulieren Sie eine konkrete Forschungsfrage, die "Ihrem Projekt" zugrunde liegt.
3. Welche sozialwissenschaftliche Methode ist, aus Ihrer Sicht, am ehesten für die geplante empirische Untersuchung geeignet? Welche Methode eignet sich eher nicht?
Begründen Sie Ihre Einschätzung.
4. Stellen Sie nun die ausgewählte Methode ausführlich vor und beschreiben Sie in einem weiteren Schritt Ihre mögliche Vorgehensweise bei der Datenerhebung (u. a. Auswahl der Stichprobe/Sampling, Beispielitems, Fragen etc.) sowie bei der Auswertung der gewonnenen Daten. Was gilt es, dabei zu beachten?
Umfang: max. 9.000 Zeichen
Beantwortung der Einsendeaufgabe
Für die bessere Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Es sind dennoch stets Personen beiderlei Geschlechts gemeint.
1.)
Epidemiologische Studien wie die Interdisziplinäre Längsschnittstudie des Erwachsenenalters sowie wissenschaftliche Expertisen zeigen, dass die heute in Deutschland lebende ältere Generation im Lebensverlauf, begonnen in der Kindheit durch die Einflüsse des Zweiten Weltkrieges, kritischen, auch traumatischen Ereignissen und Phasen unterschiedlicher Intensität ausgesetzt war und im Alter vor neuen Herausforderungen steht (Bengel & Lyssenko, 2012; Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2008; Heusinger, Kammerer & Wolter, 2013). Neben negativen gesundheitlichen und psychosozialen Auswirkungen wird dokumentiert, dass es, geschlechterspezifisch, Individuen aufgrund von Ressourcen, Persönlichkeitsmerkmalen sowie Bewältigungsstrategien gelingen kann, belastende Lebenserfahrungen ohne gravierende gesundheitliche Folgen zu überwinden (ebenda) und bis ins hohe Alter über eine hohe Lebenszufriedenheit zu verfügen (Schneider, Driesch, Kruse, Nehen & Heuft, 2009, S. 103).
Eine Erklärung könnten diese wissenschaftlichen Modelle geben:
- Die sozial-kognitive Theorie von Bandura und Mischel stellt die Fähigkeit des Menschen heraus, bewusst Denkprozesse zu nutzen sowie über wahrgenommene Selbstwirksamkeit sein Verhalten zu leiten (Pervin, Cervone & John, 2005, S. 515, 527).
- Die kognitiv-transaktionale Stresstheorie von Lazarus hebt neben kognitiven Bewertungsvorgängen von Situationen die individuellen Bemühungen des Individuums, durch Stressbewältigung (Coping) mit belastenden Ereignissen umzugehen, hervor (Knoll, Scholz & Rieckmann, 2017, S. 96).
- Das Kohärenzgefühl als Leitgedanken des von Antonovsky entwickelten Modells der Salutogenese stellt eine bis ins frühe Erwachsenenalter ausgebildete globale Orientierung dar, „die ausdrückt, in welchem Ausmaß man ein durchdringendes, andauerndes und dennoch dynamisches Gefühl des Vertrauens hat“, dass Anforderungen aufgrund der Komponenten Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Bedeutsamkeit bewältigt werden können (Antonovsky, 1997, S. 34 ff.). „Kohärenz bedeutet Zusammenhang, Stimmigkeit“ (Bengel, Strittmatter & Willmann, 2001, S. 28). Das Kohärenzgefühl ist für Antonovsky (1997, S. 33) verantwortlich dafür, welche Position das Individuum auf dem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum einnimmt.
- Das von Werner und Smith entwickelte Konzept der Resilienz beschreibt eine Art psychische Widerstandskraft, die vor negativen Einflüssen schützt und eine Verarbeitung psychischer Belastungen sowie die Fähigkeit, soziale Beziehungen aufzubauen, bewirkt (Werner & Smith, 1982, zit. n. Faltermaier, 2017, S. 81). Als Einflussfaktoren, die zur Resilienz führen, werden personale, soziale und soziokulturelle Schutzfaktoren beschrieben (Bengel & Lyssenko, 2012, S. 27), aber auch das Überwinden extremer Stresserfahrungen (Nuber, 2005, S. 22).
Auch wenn die Theorien von Bandura und Lazarus relevant erscheinen, soll sich für die Formulierung einer konkreten Forschungsfrage sowie den weiteren Forschungsprozess auf die Modelle zum Kohärenzgefühl und zur Resilienz beschränkt werden. Auch in der Literatur werden diese in Zusammenhang mit dem Überstehen kritischer Lebensereignisse diskutiert, wobei beispielsweise Nuber (2005) und Zander (2017) in der Resilienz eine Erklärung sehen, während Dross (1998) den salutogenetischen Ansatz verfolgt und von Faltermaier (2017) beide Theorien diskutiert werden.
2.)
Welcher Zusammenhang besteht zwischen internen und externen Ressourcen von Individuen und deren gesundheitlicher Entwicklung bis ins hohe Alter unter Einfluss intensiver Lebensereignisse?
3.)
In der empirischen Sozialforschung gibt es quantitative und qualitative Methoden:
Quantitative Methoden werden eingesetzt, wenn das Forschungsziel darin besteht, „Zusammenhänge möglichst konkreter Variablen“ zu beschreiben und daraus allgemeingültige Aussagen zu treffen (Hussy, Schreier & Echterhoff, 2013, S. 9). In der quantitativen Forschung werden aus einer repräsentativen Stichprobe Ausprägungen von Variablen gemessen und statistisch ausgewertet, hingegen in qualitativen Studien zwar inhaltlich detaillierte Daten erhoben werden, aber ohne repräsentative Aussagen daraus ableiten zu können (Döring & Bortz, 2016, S. 32, 184). Qualitative Forschung bedeutet nach Hussy et al. (2013, S.20) eine „sinnverstehende, interpretative wissenschaftliche Verfahrungsweise bei der Erhebung und Aufbereitung sozial relevanter Daten“. Ziel quantitativer Methoden ist die Theorieprüfung, Ziel qualitativer Forschung eine Gegenstandsbeschreibung und Theoriebildung (ebenda).
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