Diese Seminararbeit im Modul Empirisches Projekt beschäftigt sich mit der Wahrnehmung von Persönlichkeitseigenschaften, insbesondere der zugeschriebenen Intelligenz einer Person, in Abhängigkeit von ihrer Attraktivität.
Inhaltsverzeichnis
I. Abbildungsverzeichnis
II. Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Forschungsfrage
1.2 Forschungsmethode
1.3 Aufbau der Arbeit
2 Theorie
2.1 Physische Attraktivität
2.2 Soziale Wahrnehmung
2.3 Halo Effekt
2.4 Physische Attraktivität und Intelligenz
3 Durchführung
3.1 Formulierung der Hypothesen
3.2 Variablen
3.3 Forschungsdesign
4 Ergebnisse
4.1 Stichprobe
4.2 Deskriptive Statistik
4.3 Prüfung der Hl
4.4 Prüfung der H
4.5 Weitere Befunde
5 Diskussion
6 Fazit
7 Literaturverzeichnis
I. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Bilder physisch attraktiver und unattraktiver Gesichter
Abbildung 2: Histogramm Probanden nach Altersgruppen
Abbildung 3: Regressionsanalyse attraktive Personen weiblich und männlich
Abbildung 4: Regressionsanalyse unattraktive Personen weiblich und männlich
Abbildung 5: Einfluss des Geschlechts auf Intelligenzschätzung (Interaktionseffekt)
Abbildung 6: Balkendiagramm Kollegenwunsch
Abbildung 7: Histogramm eigene Attraktivität nach Geschlecht
II. Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Mittelwerte und Standardabweichungen der Variable Intelligenz
Tabelle 2: Statistische Ergebnisse der Regressionsanalysen
Tabelle 3: Häufigkeitsverteilung der Schätzwerte zur Intelligenz
1 Einleitung
Das Thema Schönheit beschäftigt uns Menschen seit jeher und inspiriert nicht nur Poeten, Philosophen, Musiker und Künstler. Aus der Geschichte ist uns bekannt, dass schon die allerersten Menschen ihre Erscheinung verbessern wollten, inspiriert von den reichen Farben und Formen der Natur. Für die Philosophen der Antike war Schönheit der Abglanz des Gött- liehen. Die alten Griechen verehrten Aphrodite, die Göttin der Schönheit und glaubten an strenge Schönheitsregeln, die sich auch in der Symmetrie ihrer Tempel ablichten. Dass die Schönheit ein wertvolles und begehrenswertes Gut ist, lernen wir heutzutage schon im Kindesalter anhand zahlreicher Märchen, in denen zudem das Schöne meist mit dem Guten gleichgestellt wird. Seit der Verehrung Aphrodites, hat sich das gängige Schönheitsideal jedoch immer wieder stark verändert. Heutzutage kann der Mensch seiner Attraktivität sogar mit chirurgischen Eingriffen nachhelfen. Dem Schönheitsideal gilt es nachzueifern, denn attraktive Menschen scheinen klar im Vorteil zu sein und es in vielen Lebensbereichen leichter zu haben. Gutaussehenden Menschen werden mehr positive Eigenschaften zugeschrieben als weniger gutaussehenden. Es wird vom attraktiven Äußeren auf eine attraktive Persönlichkeit geschlossen (Nisbett& Wilson, 1977).
Diese Seminararbeit im Modul Empirisches Projekt beschäftigt sich mit der Wahrnehmung von Persönlichkeitseigenschaften, insbesondere der zugeschriebenen Intelligenz einer Person, in Abhängigkeit von ihrer Attraktivität.
1.1 Forschungsfrage
Im Mittelpunkt dieser Seminararbeit steht die Forschungsfrage: Halten wir attraktive Mensehen für intelligenter? Es wird untersucht ob, begründet durch den Halo Effekt, schöne Menschen, gegenüber weniger gutaussehenden Menschen, in unserer Einschätzung bevorteilt werden. Es stellt sich zudem die Frage, ob das Geschlecht der Probanden einen Einfluss auf die Einschätzung der Intelligenz nimmt.
1.2 Forschungsmethode
Die vorliegende Arbeit ist in zwei Teile gegliedert. Im theoretischen Teil werden die Themen Halo Effekt und die Wahrnehmung menschlicher Eigenschaften in Bezug zu physischer Attraktivität anhand aktueller Forschung und Literatur beleuchtet. Die Literaturrecherche umfasst hauptsächlich englisch- aber auch deutschsprachige Literatur. Diese stammt zum großen Teil aus den Datenbanken PsycARTICLES; PsycINFO, Google Scholar sowie den Quellen des FOM Online Campus und der Bayerischen Staatsbibliothek. Für die Recherche wurden vor allem folgende Schlagwörter verwendet: halo effect, physical attractiveness, beauty, bias, perception.
Es folgt ein empirischer Teil in dem die Forschungsfrage anhand einer quantitativen Erhebung untersucht wird. Dies geschieht durch eine Überprüfung der Hypothesen mittels der Ergebnisse einer Datenerhebung auf Basis eines Fragebogens.
1.3 Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Seminararbeit ist in sechs Kapitel gegliedert. In Kapitel 1 werden Forschungsfrage und Forschungsmethode erläutert. Kapitel 2 bringt die bestehenden Studien und Theorien näher. Danach folgt die Beschreibung der Versuchsdurchführung in Kapitel 3. Kapitel 4 fasst die Ergebnisse der Datenauswertung zusammen und gibt Aufschluss über die Prüfung der vorher aufgestellten Hypothesen. In Kapitel 5 folgt die kritische Würdigung und Diskussion dieser Ergebnisse. Die Arbeit schließt mit dem Fazit in Kapitel 6 ab.
2 Theorie
2.1 Physische Attraktivität
Bei der ersten Begegnung mit einer fremden Person, bilden wir uns in Sekundenschnelle ein Urteil über diese Person, beruhend auf ihrem äußeren Erscheinungsbild. Ob die Erscheinung der Person als attraktiv eingeschätzt wird oder nicht, liegt im Auge des Betrachters (Borelli & Berneburg, 2010). Der primäre Faktor, der dazu beiträgt, dass uns eine Person als attraktiv erscheint, ist das Gesicht (Hönn & Göz, 2007). Positiv zur AttraktivitätseinSchätzung tragen vor allem Durchschnittlichkeit und Symmetrie des Gesichtes bei (Asendorpf, 2007). Laut Asendorpf lässt sich die Präferenz zum durchschnittlich aussehenden Gesicht evolutionspsychologisch erklären, da eine Abweichung vom Durschnitt auf Erkrankungen oder Störungen hindeuten könnte. Langlois und Roggman haben dies in ihrer Studie von 1990 belegt, indem sie verschiedene Fotos je von Frauen und Männern Überei- nanderlegten und aus diesen Bildern computergenerierte Durchschnittsgesichter bildeten. Die entstandenen Durchschnittsgesichter wurden von Versuchspersonen als attraktiver als fast alle realen Fotos eingeschätzt. Auch wenn ein Gesicht besonders symmetrisch ist, also die Gesichtshälften so ähnlich wie möglich sind, wirkt es auf uns harmonisch und dadurch attraktiv (Atiyeh & Hayek, 2008). Zusätzlich spielt das sogenannte Kindchenschema, oder auch babyfaceness theory genannt, eine Rolle in der Attraktivitätsforschung. Die Theorie besagt, dass Gesichter, die ״kindchenhafte" Züge aufweisen, besonders attraktiv wirken. Zu solchen Merkmalen, die eigentlich für kleine Kinder typisch sind zählen zum Beispiel ein großer Kopf, große, runde Augen, eine kurze Nase oder ein kleines Kinn (Glocker et al., 2009). Abgesehen vom Gesicht ist auch der Körperbau für das Attraktivitätsurteil ausschlaggebend. Frauen werden nach dem Taille-Hüfte-Verhältnis (THV) eingeordnet und gelten als besonders attraktiv wenn der Taillenumfang im Vergleich zur Hüfte gering ist. Das THV gilt als guter Indikator für Gesundheit, Jugendlichkeit und Fortpflanzungsfähigkeit, womit auch ein Filter für die Partnerwahl gesetzt werden kann. Das Pendant dazu bei Männern ist das Taille-Schulter-Verhältnis (TSV) demnach gilt, dass Männer mit breiten Schultern im Vergleich zur Taille als attraktiv angesehen werden. Männer mit einem niedrigen TSV werden von Frauen hinsichtlich ihrer Gesundheit, ihres Sexappeals oder auch ihrer Intelligenz positiv beurteilt. So beeinflusst das Körpergewicht auch für wie geeignet Frauen einen Mann als Vater einschätzen und ob er ein passabler Kandidat für eine Familiengründung ist (Asendorpf, 2007).
2.2 Soziale Wahrnehmung
Wer attraktiv ist, dem werden auch in hohem Maße andere positive Eigenschaften attribu- iert wie zum Beispiel Freundlichkeit, Erfolg oder Intelligenz. Menschen neigen offenbar dazu alles ästhetisch Schöne als gut zu bewerten und zu präferieren (Eagly, Ashmore, Makhijani & Longo, 1991). Studien haben gezeigt, dass bereits Babys Gesichter nach Ästhetik unterscheiden und attraktive Menschen den unattraktiven eindeutig vorziehen (Samuels, Butterworth, Roberts, Graupner & Hole, 1994). Auch das Verhalten von Müttern wird durch den Grad der Attraktivität ihrer Babys beeinflusst. So wurde festgestellt, dass Neugeborene mit schönen Gesichtern mehr Zuwendung und Aufmerksamkeit von ihren Müttern bekommen als Babys mit einem weniger attraktivem Äußeren (Langlois, Ritter, Casey & Sawin, 1995). Schöne Kinder werden nicht nur von ihren Müttern besser behandelt, auch die Umwelt reagiert wohlwollend auf sie. So wurde in einer Studie bewiesen, dass gutes Aussehen auch in der Schule von Vorteil ist. An einem Gymnasium in einer Großstadt wurde anhand dreier Klassen überprüft, ob das Aussehen der Schüler Auswirkungen auf die Notenvergabe hat. Die empirischen Ergebnisse führten zu dem Schluss, dass die physische Attraktivität der Schüler ihre Noten sogar signifikant beeinflusst (Kiechle, Klein & Rosar, 2012). Die Forschung zeigt weiterhin in zahlreichen Untersuchungen, dass sowohl Talent als auch Leistung attraktiver Personen als größer, beziehungsweise besser beurteilt wird als bei weniger attraktiven Personen (Landy & Sigall, 1974; Talarnas, Mavor & Perrett, 2016). Es verdichtet sich der Eindruck, dass das objektive Urteilsvermögen verloren geht, sobald man mit dem äußeren Erscheinungsbild einer Person konfrontiert ist. Schöne Mensehen scheinen es in vielen Lebenslagen leichter zu haben, so auch bei der Partnersuche. Attraktive Menschen haben größere Chancen einen Partner zu finden und auch eine breitere Auswahl an möglichen Kandidaten. Beispielsweise hat ein Personenprofil auf einem Onlinedating Portal mehr Erfolg wenn das Profil mit einem attraktiven Foto der Person ausgestattet ist (Bak, 2010). Auch vor der Seriosität der Arbeitswelt macht der Einfluss der physischen Attraktivität keinen Halt. Besonders in Berufen, die viel Kundenkontakt abverlangen, werden bevorzugt gutaussehende Menschen eingestellt denn ihre Attraktivität wird mit Intelligenz und Kompetenz assoziiert (Tews, Stafford & Zhu, 2009). Schöne Menschen wirken durch ihr Äußeres kommunikationsstark, selbstsicher und überzeugend (Chaiken, 1979). Im Vergleich zu ihren weniger ansehnlichen aber gleich qualifizierten Kollegen werden sie schneller und höher befördert und verdienen mehr (Rosar, Klein & Hagenah, 2014). So ist es auch nicht verwunderlich, dass physisch attraktive Politiker mit einem besseren Wahlergebnis rechnen können als weniger attraktive. Der Zusammenhang zwischen gutem Aussehen und Wahlerfolg wurde anhand der Europäischen Parlamentswahl 2004 erforscht und nachgewiesen (Rosar & Klein, 2014).
2.3 Halo Effekt
"Je positiver wir jemanden hinsichtlich einer Eigenschaft wahrnehmen, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir ihn auch in Bezug auf andere Eigenschaften positiver wahrnehmen. Dieses Phänomen wird als Halo Effekt bezeichnet." (Werth & Mayer, 2008). Der englische Begriff ״halo" bedeutet auf Deutsch so viel wie ״Heiligenschein". Damit soll ausgedrückt werden, dass ein einzelnes positives Persönlichkeitsmerkmal, wie zum Beispiel physische Attraktivität, auf den Gesamteindruck einer Person ausstrahlt und diesen positiv beeinflusst. Andere Eigenschaften werden vernachlässigt oder ignoriert. Edward Lee Thorndike hat diesem Phänomen im Jahr 1920 erstmals einen Namen gegeben (Werth & Mayer, 2008). Aufgrund des Halo Effekts kann es bei der Beurteilung oder Einschätzung von Personen zu scheinbaren Korrelationen bestimmter Eigenschaften kommen, die so aber nicht gerechtfertigt sind und die Wirklichkeit nicht widerspiegeln (Asendorpf, 2007). Wissenschaftler haben herausgefunden, dass der Halo Effekt auch auftritt, wenn die Versuchspersonen vor einem Experiment über das Phänomen informiert und aufgeklärt werden. Selbst mit VorWarnung und Vorwissen sind Versuchspersonen für den Halo Effekt anfällig und in ihrem Urteilsvermögen beeinflussbar (Wetzel, Wilson & Kort, 1981). Jedoch stellte sich heraus, dass die Tendenz zum Halo Effekt beeinflusst werden kann, je nachdem ob Menschen in einer guten oder schlechten Gemütsverfassung sind. Gutgelaunte Personen sind dem Halo Effekt sogar verstärkt ausgesetzt, während sich der Effekt bei schlechtgelaunten Personen minimiert oder sogar völlig verschwindet (Forgas, 2011).
2.4 Physische Attraktivität und Intelligenz
Folglich des ״what is beautiful is gooď'-Stereotypen, vermuten Wissenschaftler schon lange, dass eine positive Korrelation zwischen gutem Aussehen und Intelligenz besteht. Satoshi Kanazawa hat dies in seiner Studie aus dem Jahr 2010 mit Stichproben in den USA und Großbritannien untersucht und nachgewiesen. Allerdings war die Korrelation innerhalb der englischen Studie weitaus höher als die in der amerikanischen. In beiden Studien war der Effekt bei den männlichen Versuchsteilnehmern größer als bei den weiblichen (Kanazawa, 2011). Bereits in früheren Studien wurde ein Zusammenhang zwischen Attraktivität und IQ postuliert und durch vorherrschend positive genetische Faktoren versucht zu erklären (Dion, Berscheid & Walster, 1972). Für eindeutige Aussagen sind jedoch noch weitere Untersuchungen notwendig. Zahlreiche Studien verdeutlichen aber den Zusammenhang von physischer Attraktivität und wahrgenommener Intelligenz aufgrund des Halo Effektes (Jackson, Hunter & Hodge, 1995). Dieser Zusammenhang ist der Forschungsgegenstand dieser Studienarbeit.
3 Durchführung
3.1 Formulierung der Hypothesen
Von der Forschungsfrage aus Kapitel 1.1 ausgehend, wurden folgende Zusammenhangshypothesen formuliert:
- Hl: Je attraktiver eine Person ist, desto intelligenter wird sie eingeschätzt.
- H2 : Das Geschlecht der Probanden hat Einfluss auf die Einschätzung der Intelligenz.
War die vorangegangene Forschungsfrage noch unspezifisch formuliert, lässt sich durch die Hypothesenaufstellung erkennen, was der Untersuchungsgegenstand ist und welche Zusammenhänge genau untersucht werden sollen.
3.2 Variablen
In diesem Untersuchungsmodell stellt die physische Attraktivität die unabhängige Variable (Prädiktorvariable) dar und gilt als erklärender Faktor. Währenddessen beschreibt die geschätzte Intelligenz die abhängige Variable (Kriteriumsvariable) und kann als erklärter Faktor betrachtet werden. Beide Variablen sind nominalskaliert.
- UV = physische Attraktivität
- AV = geschätzte Intelligenz
3.3 Forschungsdesign
Der Untersuchungsaufbau basiert auf einer quantitativen Forschungsmethode. Hierbei steht im Vordergrund, dass Daten operationalisiert bzw. quantifiziert werden können (Bortz & Döring, 2006). Das gewählte Studiendesign untersucht, inwieweit die geschätzte Intelligenz mit dem äußeren Erscheinungsbild zusammenhängt. Es ist eine quantitative Untersuchung einer qualitativen vorzuziehen um hier möglichst viele Daten miteinander vergleichen zu können. Im Vorfeld empirischer Untersuchungen sollen die ethischen Grundvoraussetzungen beachtet werden. So wurde für die Befragung ein anonym auszufüllender Onlinefragebogen innerhalb eines korrelativen Designs gewählt. Dieser Fragebogen Stand während des Erhebungszeitraumes 09.12. bis 15.12.2016 unter folgendem Link zur Verfügung: https://docs.google.com/forms/d/e/lFAlp0LScYUWUdlkTxM4CX70- khls7w62aR9ybvlXmNY0913T weLKg/viewform?c=0&w=l. Die Teilnehmer der Umfrage stammen aus dem privaten, beruflichen sowie aus dem hochschulnahen Umfeld der Autorin. Distribuiert wurde der Fragebogen per E-Mail und Social Media. Als Forschungsdesign wurde die within-subject Methode gewählt, was bedeutet, dass es nur eine Gruppe von VerSuchspersonen gibt und allen Teilnehmern die gleichen Fragen gestellt werden. Das hat zum Vorteil, dass personengebundene Störvariablen neutralisiert werden. Diese Methode wurde dem between-subject Design vorgezogen da man den Effekt des wiederholten Messens erzeugen wollte. Ein Nachteil könnte jedoch durch Ausstrahlungseffekte entstehen indem die angegebenen Informationen die Befragten in ihrer Entscheidungsbildung gegenseitig beeinflussen. Die Befragung wurde im Sinne einer Querschnittstudie durchgeführt, das heißt einmalig, zum gleichen Zeitpunkt an unterschiedlichen Versuchspersonen.
Als erstes wurden demographische Daten erhoben, wie Geschlecht, Alter oder Berufstätigkeit. Danach wurde anhand von Fotos von Gesichtern beider Geschlechter, jeweils attraktiv und unattraktiv, befragt, wie intelligent die jeweilige Person auf dem Foto eingeschätzt wird. Um die Einschätzung der Intelligenz messbar zu machen, wurde eine siebenstufige Likertskala verwendet mit folgender Einteilung: 1 = gar nicht intelligent, 7 = sehr intelligent. Die Bilder wurden von der Webpage ״www.beautycheck.de" des Psychologen Dipl.-Psych. Dr. habil. Martin Gründl, der mit einer umfassenden Arbeit zur Attraktivitätsforschung 2011 im Fach Psychologie an der Universität Regensburg habilitierte, herangezogen. Mit Hilfe von Morphing, also dem systematischen, computergenerierten übereinanderlegen von Gesichtsfotos, hat Gründl Beispiele für attraktive und unattraktive Gesichter von Männern und Frauen erstellt (Gründl, 2011).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Bilder physisch attraktiver und unattraktiver Gesichter (A = weiblich und unattraktiv, в = weiblich und attraktiv, c = männlich und attraktiv, D = männlich und unattraktiv) Quelle: http: //www.beautvcheck.de/ iletz- ter Abruf am 27.01.2017) (Griindl, 2001)
Den Versuchsteilnehmern wurden vier Gesichter gezeigt, davon zwei attraktive und zwei unattraktive, jeweils männlich und weiblich. Abbildung 1 zeigt diese Bilder, die für den Fragebogen verwendet wurden. Zu jedem Bild wurden den Teilnehmern folgende Fragen gestellt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Es ist zu erkennen, dass neben Attraktivität und Intelligenz auch noch Einschätzungen zu Selbstsicherheit, Erfolg, Kompetenz, Empathie, Fleiß und Zuverlässigkeit abgefragt wurden. Auf diese Faktoren soll in dieser Arbeit allerdings nur am Rande eingegangen werden. Für die Einschätzung der Eigenschaften Stand den Versuchspersonen eine siebenstufige Likert- skala zur Verfügung, die vom Minimum ״gar nicht" bis zum Maximum ״sehr" reichte.
Im dritten Teil der Befragung wurden die Teilnehmer gebeten, sich selbst hinsichtlich ihrer physischen Attraktivität einzuschätzen. Um außerdem einen realen Bezug zur Praxis und dem täglichen Büroalltag herzustellen, sollten die Probanden angeben, welche der vier Personen auf den Bildern sie sich als Kollegen wünschen würden, beziehungsweise wen der vier Personen sie zu einem Vorstellungsgespräch einladen würden.
Insgesamt konnten die Daten von 100 Fragebögen gesammelt werden, davon 51 Datensätze von weiblichen und 49 Datensätze von männlichen Versuchspersonen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2 Histogramm Probanden nach Altersgruppen
Mit einer Anzahl von 37 gehören die meisten Versuchspersonen der Altersgruppe 26״ bis 35 Jahre" an. Für die Altersgruppe 60״ Jahre und älter" fand sich nur ein Teilnehmer. Die Auswertung der Daten erfolgte mit Hilfe des Programmes ״R".
4 Ergebnisse
Die folgenden Kapitel beschreiben die Ergebnisse der Untersuchung. Bei allen Testverfahren wird von einem Signifikanzniveau, das heißt von einer Irrtumswahrscheinlichkeit, von unter 5% ausgegangen.
4.1 Stichprobe
Für die Auswertung der erhobenen Daten wurde als erstes die Rohdatenmatrix als .csv-Da- tei exportiert und dann in eine .xls.-Datei umgewandelt. Diese wurde in R eingelesen und diente als zugrundeliegendes Datenset mit insgesamt 100 Datensätzen zu je 39 Variablen. In der Versuchsplanung muss der Forscher wissen, wie viele Versuchspersonen mindestens befragt werden müssen, um die gewünschte Effektstärke zu erzielen (Cohen, 1992). Die op- tímale Stichprobengröße gewährleistet, dass ein Signifikanztest mit einer Wahrscheinlichkeit von 80% zu einem Ergebnis führt (Bortz & Döring, 2006).
Mit Hilfe von R wurde für diese Forschungsarbeit, in der nur mit einer einzigen Gruppe von Versuchspersonen gearbeitet wurde, die folgende empfohlene Stichprobengröße (Fallzahl) ermittelt: N = 34, wenn man von einer mittleren Effektgröße δ = .50 ausgeht, bei einem Signifikanzniveau a = .05 und einer Wahrscheinlichkeit von 80 % (Power p = .80). Die optimale Stichprobengröße wurde somit gesichert und übertroffen.
4.2 Deskriptive Statistik
In der folgenden Tabelle werden die Mittelwerte (M) und die Standardabweichungen (SD) der von den Probanden geschätzten Intelligenz der vier präsentierten Personen dargestellt. Die Werte werden nach dem Geschlecht der Versuchspersonen getrennt und auch als Gesamtwert dargeboten.
Tabelle 1: Mittelwerte und Standardabweichungen der Variable Intelligenz
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Es wird sichtbar, dass die Durchschnittswerte der geschätzten Intelligenz der attraktiven Personen, deutlich höher liegen als bei den unattraktiven. Sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Probanden ist dieses Phänomen erkennbar.
4.3 Prüfung der Hl
Hl: Je attraktiver eine Person ist, desto intelligenter wird sie eingeschätzt.
Tabelle 2 zeigt die Ergebnisse der Regressionsanalysen, die den Zusammenhang zwischen der Attraktivität und der geschätzten Intelligenz der vier Personen aufzeigen sollen.
Tabelle 2: Statistische Ergebnisse der Regressionsanalysen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Es wird deutlich, dass die Einflussstärke des Prädiktors Attraktivität jeweils bei den unattraktiven Personen (A und D) deutlich höher ist als bei den attraktiven Personen (B und C).
Regressionsanalyse attraktive Personen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Regressionsanalyse attraktive Persomen weiblich und männlich
Der Einfluss des Prädiktors Attraktivität ist sowohl bei der attraktiven Frau (b = 0.49, SE = 0.095, p = < .05) als auch beim attraktiven Mann (b = 0.48, SE = 0.077, p = < .05)statistisch signifikant. Die R-squared Werte der attraktiven Frau (0.20) und des attraktiven Mannes (0.28) liegen beide im unteren positiven Bereich. Damit ist bei dieser Auswertung ein schwacher, aber doch signifikanter linearer Zusammenhang zwischen Attraktivität und geschätzter Intelligenz gegeben.
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