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Medizinische Versuche an Sinti und Roma während der nationalsozialistischen Herrschaft

©2015 Seminararbeit 22 Seiten

Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit setzt sich mit den medizinischen Experimenten an Sinti und Roma während der nationalsozialistischen Herrschaft auseinander. Im Rahmen dieser Arbeit wird einleitend auf die Unterschiede zwischen der Nationalsozialistischen-Ideologie und jener der Sinti und Roma eingegangen. Diese Erläuterung ist von großer Bedeutung, da diese Differenzen schließlich zu den medizinischen Experimenten während der Zeit des Nationalsozialismus führten. Die Arbeit basiert auf folgender Forschungsfrage: „Welche Art von medizinischen Experimenten wurden während der Zeit des deutschen Nationalsozialismus an der Sinti und Roma Bevölkerung durchgeführt?“. Um diese Frage beantworten zu können wurden verschiedene Monographien herangezogen. Die Untersuchungen gehen spezifisch auf die medizinischen Experimente und deren schwere medizinischen Folgeschäden an Sinti und Roma ein. Eine wesentliche Bedeutung stellen auch die Stellung der Versuchspersonen und die Nachkriegszeit dar. Die Ergebnisse dieser Arbeit ermöglichen einen kleinen Einblick in die von den Nationalsozialisten grauenvollen durchgeführten medizinischen Experimente an Sinti und Romas.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. NS-Ideologie gegenüber der Sinti und Roma

2. Medizinische Versuche an Sinti und Roma
2.1 Fleckfieberversuche
2.2 Versuche zur Trinkbarmachung von Wasser
2.3 Phosgen-Versuche
2.4 Erbbiologische Forschungen
2.5 Serologische Versuche
2.6 Sterilisationen

3. Folgeschäden der medizinischen Versuche an Sinti und Roma
3.1 Die Stellung der Versuchspersonen
3.2 Nachkriegszeit

4. Schlussbemerkung

Einleitung

Die vorliegende Arbeit setzt sich mit den medizinischen Experimenten an Sinti und Roma während der nationalsozialistischen Herrschaft auseinander. Im Rahmen dieser Arbeit wird einleitend auf die Unterschiede zwischen der Nationalsozialistischen-Ideologie und jener der Sinti und Roma eingegangen. Diese Erläuterung ist von großer Bedeutung, da diese Differenzen schließlich zu den medizinischen Experimenten während der Zeit des Nationalsozialismus führten. Die Arbeit basiert auf folgender Forschungsfrage: „Welche Art von medizinischen Experimenten wurden während der Zeit des deutschen Nationalsozialismus an der Sinti und Roma Bevölkerung durchgeführt?“. Um diese Frage beantworten zu können wurden verschiedene Monographien herangezogen. Die Untersuchungen gehen spezifisch auf die medizinischen Experimente und deren schwere medizinischen Folgeschäden an Sinti und Roma ein. Eine wesentliche Bedeutung stellen auch die Stellung der Versuchspersonen und die Nachkriegszeit dar. Die Ergebnisse dieser Arbeit ermöglichen einen kleinen Einblick in die von den Nationalsozialisten grauenvollen durchgeführten medizinischen Experimente an Sinti und Romas.

1. NS-Ideologie gegenüber den Sinti und Roma

Die Ideologie der Nationalsozialisten war sehr einfach zu beschreiben. Für sie war die Verschiedenheit aller Menschen biologisch begründet. Das, was Zigeuner zu Zigeunern macht, liegt ihnen im Blut bzw. in den Genen. Aus diesem Grund durfte es keine rechtliche Gleichheit zwischen Sinti und Roma und der deutschen Bevölkerung geben. Man hatte Angst, dass sich die minderwertigen Sinti und Roma schneller als die hochwertigen Deutschen „vermehren". Folglich mussten minderwertige Zigeuner ausgeschalten, ausgemerzt oder sterilisiert werden. Andererseits wäre man selbst schuldig am Untergang der eigenen Kultur.

(Müller-Hill 1993: 26) Für die Nationalsozialisten waren die charakteristischen Merkmale der Sinti und Roma das Betteln, der Betrug und der Diebstahl. Sie wurden als vollkommen minderwertig angesehen und würden dem deutschen Volk nur finanziell zur Last fallen. Man brachte alle Zigeuner bewusst auf einem Nenner und sah in ihnen ein rassenpolitisches Problem. Für die Nationalsozialisten gäbe es die Rassenprobleme in Europa nur aufgrund von jüdischen Angehörigen und Zigeunern. Wer damals als Zigeuner galt wurde nach fünf Kriterien beurteilt: nach der Abstammung, nach den zigeunerischen Körpermerkmalen, einer Zugehörigkeit zu einer Sinti und Roma Sprachgemeinschaft, der Verbundenheit an die verschiedenen Stämme und nach Grad der Kriminalität. (Hohmann 1981: 112-114) Man bezeichnete Zigeuner als Tiere, wobei deren Verstand nur eine ganz kleine Rolle spiele. Alles was Sinti und Roma bewegt, ist ein tierhafter Trieb, ihr geistiger Horizont sei jedoch äußerst beschränkt. (Hohmann 1981: 154) Die nationalsozialistische Ideologie betonte, dass es den Sinti und Roma in den vergangenen Kriegen durch Betrugsmanöver, Simulationen, Entweichungen und Verstümmelungen gelungen wäre, sich dem Militärdienst zu entziehen. Innerhalb der verschiedenen Konzentrationslager gab es zwischen den Häftlingen große Rangunterschiede. Das Bild des primitiven Menschen, der sich in einer modernen Welt hilflos und ohne jegliche Möglichkeit, über sein eigenes Leben selbst zu entscheiden, war eines der vielen von dem Nationalsozialismus erzeugten Zigeunerbilder. Zusammen mit den Homosexuellen gehörten die Sinti und Roma zur niedrigsten Kaste. (Hohmann 1981: 157-162) Schon im Jahre 1938 plante Heinrich Himmler eine Regelung der Zigeunerfrage für das ganze deutsche Reichsgebiet. Im Dezember 1938 erließ er einen Zigeunergrunderlass, wo er erklärte, dass die Zigeuner aus dem Wesen der Rasse herausgenommen werden müssen. (Hohmann 1981: 146)

2. Medizinische Versuche an Sinti und Roma

Sinti und Roma wurden zu Forschungsobjekten von Dr. Ritter und auch an einzelnen Universitätsinstituten. Dr. Ritter wurde vom Jahre 1937 bis zum Jahre 1944 massiv von der deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt. Er und seine Mitarbeiter arbeiteten an der anthropologischen Erfassung aller Sinti und Roma. Um die 30.000 Zigeuner galten zu erfassen und zu untersuchen. Die nationalsozialistische Ideologie sah eine Zigeunerfrage als gelöst, sobald alle Sinti und Roma in Konzentrationslager deportiert wurden und somit eine weitere Fortpflanzung dieser minderwertigen Bevölkerung unterbunden wurde. Nur dann sah man die kommenden Geschlechter des deutschen Volkes als wirklich befreit. Eine Durchsicht der vom Archiv herkommenden Karteien zeigten uns, dass Dr. Ritter und seine Mitarbeiter ca. 90 Prozent der Sinti- und Roma für das Konzentrationslager und für die Sterilisation als wichtig erachteten. (Müller-Hill 1993: 59-63) Die rassistische Vorstellung, vom arbeitsscheuen und asozialen Sinti und Roma, war für medizinische Experimente an Sinti und Roma in den Konzentrationslagern verantwortlich. (Zimmermann 1996: 349) In sehr vielen Vernichtungs- und Konzentrationslagern führten die SS-Ärzte medizinische Versuche an Sinti und Roma Häftlingen durch.

Die medizinischen Versuche an diesen Völkern wurden damit gerechtfertigt, dass somit schnellere Fortschritte und Lösungen für Probleme erzielt wurden. Die Sinti und Roma Opfer wurden als Rohstoff gehandelt und die Schmerzen und Leiden der Versuchspersonen wurden nie beachtet. Die medizinischen Experimente waren sozialpolitisch, ökonomisch sowie wissenschaftlich legitimiert.

Für die unterschiedlichen medizinischen Experimente wurden die besten verfügbaren Ärzte in den einzelnen Lagern herangezogen. Bei fast allen medizinischen Experimenten war eine enge Verbindung zur Pharma-Industrie ersichtlich, weil durch Menschenexperimente lange Versuchszeiten an Tieren vermieden werden konnten. (Thurner 1983: 180-186)

Die Experimente wurden meistens von Heinrich Himmler in Person angeordnet bzw. genehmigt. Der Chef des D III im SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt, Ernst Lolling, hatte die Aufgabe, die verschiedenen Versuche an Sinti und Roma Häftlingen zu koordinieren.

Neben den militärischen und staatlichen Stellen waren es die SS-Ärzte selbst, die KZ Häftlinge als Versuchsmaterial anforderten. Dabei wurden sie immer wieder von der deutschen Forschungsgemeinschaft, welche auch die Zwillingsversuche Mengeles in Auschwitz finanziell gefördert hatte.

Für die Opfer waren die medizinischen Versuche mit sehr starken Qualen verbunden. Die Sinti und Roma Häftlinge wurden von den SS-Ärzten gezwungen Giftgas einzuatmen, wurden mit Erregern infiziert oder mussten Operationen ohne jeglicher Narkose erleiden. Die wenigen Überlebenden, blieben ein ganzes Leben lang von den körperlichen und seelischen Verletzungen gekennzeichnet.

Nur sehr wenige verantwortliche Ärzte wurden nach dem Krieg zur Rechenschaft gezogen. (Romani 1999: 236)

Die medizinischen Versuche standen stark im Zusammenhang mit der von den Nationalsozialisten gewollten Bevölkerungsentwicklung. Es wurden hier zwei Ziele verfolgt: Erstens wollte man effiziente Methoden erforschen, die die sogenannten „minderwertigen Rassen" in ihrer Vermehrung einschränken würden. Zweitens wollte man somit die Vermehrung der eigenen „reinen nordischen Rasse" beschleunigen.

Neben diesen beiden Motiven gab es natürlich auch noch kriegswichtige Versuche wie z.B. die Fleckfieberversuche oder der Versuch zur Trinkbarmachung von Meerwasser. (Thurner 1983: 191)

Medizinische Experimente in den Konzentrationslagern zielten aber auch auf den Schutz vor realen Bedrohungen denen die deutschen Soldaten im Krieg ausgesetzt sein konnten. Diese Versuche mit Fleckfieberimpfstoffen und die Trinkbarmachung von Meerwasser erfassen erneut, dass das Leben eines deutschen Staatsbürgers viel wertvoller sei als das eines sogenannten minderwertigen Zigeuners. Eine gesundheitliche Schädigung sowie eine Tötung durch verschiedenen medizinischen Versuche wurde von den Experimentierenden in Kauf genommen. (Zimmermann 1996: 351) Längerfristig überleben zu können, hing auch davon ab, ob man auf eine besondere Position kam, wie ein Posten in der Küche, in einer Werkstatt oder als Schreiber. Jene die nicht dieses Glück hatten an solche Posten zu gelangen, hatten eine Lebenserwartung von ein bis zwei Jahren. (Lewy 2001: 280)

2.1 Fleckfieberversuche

Das Experiment mit Impfstoff gegen Fleckfieber, sollte die SS-Truppen in Osteuropa vor dieser Epidemie schützen. (Zimmermann 1996: 351)

Diese Versuche wurden während des Nationalsozialismus im Konzentrationslager von Buchenwald und Natzweiler durchgeführt. Da die Tierversuche keine ausreichenden und präzisen Auswertungen ermöglichten, nahm man Menschen für die Versuche her.

(Thurner 1983: 192)

Das Besondere des Experiment war es, dass sowohl Geimpfte wie auch nicht Geimpfte mit Fleckfieber infiziert wurden. Anfangs meldeten sich die Sinti und Roma-Häftlinge freiwillig, den man hatte ihnen Zusatzkost versprochen und eingeredet, dass die Impfungen völlig harmlos seien. Es dauerte nicht lange bis die Lagerführung die Versuchspersonen selbst bestimmen musste. (Zimmermann 1996: 351)

Im Konzentrationslager von Buchenwald wurden um die 1.000 Personen für dieses medizinische Experiment herangezogen. Unter die 1.000 Personen befanden sich ca. 30 Zigeuner. (Thurner 1983: 192) Professor Rose, Chef der Abteilung Tropenmedizin am Robert-Koch-Institut sowie beratender Hygieniker des Sanitätswesens der Luftwaffe, wollte im Dezember 1943 ein Fleckfieber-Serum aus Mäuseleber an Sinti und Roma- Häftlingen erproben. Auf Diktat des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes überstellte man ihm 30 Sinti und Roma. Während dieser von Professor Rose von 8. März bis 2.Juni 1944 durchgeführten Experimente, erkrankten fast alle Versuchspersonen. Später starben je drei Geimpfte und Nichtgeimpfte.

Nicht wie in Buchenwald dienten diese Fleckfieberversuche im Konzentrationslager von Natzweiler nicht der Erprobung bekannter Impfstoffe. Hier ging es vielmehr um ein neues Serum, das Professor Eugen Haagen, Lehrstuhlinhaber für Hygiene an der Reichsuniversität von Straßburg entwickelt hatte. Der Professor führte seine Versuche im Auftrag des Sanitätswesens der Luftwaffe sowie der Unterstützung des Reichsforschungsrates durch. Er wurde zudem auch von Heinrich Himmler, von dem SS- Wirtschafts-Verwaltungshauptamt und durch das Institut für Wehrwissenschaftliche Zweckforschung persönlich unterstützt. Am 7.November 1943 wurden etwa hundert Häftlinge aus dem Lagerabschnitt B II e in Auschwitz-Birkenau nach Natzweiler deportiert. Am 13.November kam es zu einer Besichtigung bezüglich einer Eignung für die geplanten Fleckfieberversuche von Professor Haagen. Professor Haagen schrieb an Professor Rose, der im Konzentrationslager von Buchenwald schon Fleckfieberexperimente durchgeführt hatte, dass leider jene Zigeuner sich in einem reduzierten Zustand befanden und schon 18 davon auf dem Transport gestorben waren. Mit dem Rest der Zigeuner war Professor Haagen auch nicht zufrieden, da ihr Zustand nicht dem eines normal ernährten deutschen Soldaten entsprach und somit mit ihnen keine Impfzwecke verwertet werden könnten.

Jene Sinti und Roma-Häftlinge, die Ende Dezember des Jahres 1943 noch lebten, wurden nach Auschwitz-Birkenau zurück deportiert. Da Professor Haagen gegen das ihm im November 1943 geschickte Häftlingsmaterial protestierte, erhielt er an ihrer Stelle 90 neue Sinti und Roma-Häftlinge aus Auschwitz-Birkenau. Diese 90 Zigeunerhäftlinge hatten sich freiwillig gemeldet, da man ihnen einen Einsatz zu verschiedenen Aufbauarbeiten in Deutschland versprochen hatte. Die jetzt von Professor Haagen gewollten kräftigeren Häftlinge wurden in zwei Gruppen eingeteilt. 45 Sinti und Roma wurden dabei durch Hauteinritzung und die anderen 45 intramuskulär geimpft. Alle geimpften Zigeuner sind davon krank geworden oder bekamen hohes Fieber. Einige wurden sogar verrückt und starben wenige Tage danach. Bei diesem Experiment starben mindestens 29 Personen. Professor Haagen führte aber trotzdem seine Experimente in Natzweiler bis zur Auflösung des Konzentrationslagers im Sommer 1944 weiter. (Zimmermann 1996: 352-353) Laut Poulson, einem norwegischen Häftlingsarzt, der die Entwicklung der Krankheitssymptome verfolgten musste, waren die Bedingungen unter denen diese Art von medizinischen Experimenten stattfanden, grauenhaft.

(Lewy 2001: 295)

Wie zum Beispiel der Salzburger Karl Eberle der auch als Versuchsperson von Auschwitz­Birkenau nach Natzweiler deportiert wurde. Er erzählte, dass sie gleich nach der Ankunft im Lager in die Versuchsstation gebracht wurden. Es wurde gleich mit den Experimenten begonnen, aber an die Details wie die Versuchsdauer konnte er sich nicht erinnern. Er erinnerte sich nur an die Halluzinationen, die ihm diese Experimente verursachten.

Viele starben aber schon während der Deportation, denn man gab den Zigeunern nur für vier Tage Verpflegung mit, obwohl sie ganze vierzehn Tage unterwegs waren.

(Thurner 1983: 194-195)

2.2 Versuche zur Trinkbarmachung von Meerwasser

Die Versuche von Trinkbarmachung von Meerwasser, gingen auf die Lektüre von Heinrich Himmler, eines ins Deutsche übersetzten Artikel aus der amerikanischen Presse zurück. Hier war von einer Umwandlung von Salzwasser und Trinkwasser die Rede.

(Zimmermann 1996: 354)

Durch den Luftkrieg häuften sich ab dem Jahre 1941 die Fälle von Seenot im Mittelmeer und im Atlantik. Das größte Problem der Betroffenen war der große Durst.

Der Auftraggeber dieser bestialischen Experimente war somit die deutsche Luftwaffe, denn sie suchten eine Methode, um über dem Meer abgeschossene Piloten mit Trinkwasser versorgen zu können. (Thurner 1983: 197)

Heinrich Himmler wollte unbedingt, dass solche Experimente durchgeführt werden. Von der Luftwaffe erhielt Himmler die Auskunft, dass zwei Vorgehensweisen zur Trinkbarmachung von Meerwasser experimentiert werden können. Das erste Verfahren wo Salzwasser sich entsalzen lasse, hatte Dr. Konrad Schäfer vom Forschungsinstitut der Luftfahrtmedizin entwickelt. Das zweite Verfahren von dem Luftwaffeningenieur Berka (Berkatit) vorgeschlagene Mittel, vermochte nur den Geschmack des Salzwassers zu verbessern. Da man sich aber Ende Mai 1944 auf einer Sitzung zwischen Reichsluftfahrtministerium und Luftfahrtmedizinischem Forschungsinstitut auf keines der beiden Verfahren einigen konnte, entschloss man sich für neue Experimente. Eines dieser neuen Verfahren sah vor, dass Versuchspersonen zwölf Tage nur Berkatit zu sich nehmen. Nach der Auffassung des Chefs des Luftwaffen-Sanitätswesens Professor Oskar Schröder, sei bei diesen Experiment mit dauernden gesundheitlichen Schädigungen bzw. mit dem Tod zu rechnen. Deshalb sollten laut ihm dafür Leute genommen werden, welche seitens der SS zur Verfügung gestellt werden. Himmler entschied sich für die „minderwertige Rasse" der Zigeuner als Versuchspersonen für dieses Experiment. Im Anschluss daran, wurden die im Konzentrationslager von Buchenwald festgehaltenen Sinti und Roma-Häftlinge mit einer falschen Behauptung, es gehe um ein Arbeits-Kommando in das Konzentrationslager von Dachau deportiert. Unter den angelogenen Freiwilligen wählten die SS insgesamt 44 Personen aus, die erst nach der Deportation erfahren hatten, dass sie für ein medizinisches Experiment bestimmt waren.

(Zimmermann 1983: 354-355)

Der verantwortliche für diese Art von Experiment war Prof. Eppinger aus Wien, jedoch sollte sein Oberarzt, Prof. Beiglböck die Durchführung übernehmen. Prof. Beiglböck wollte nicht in einem Konzentrationslager arbeiten, aber gegen die Verwendung der Zigeuner hatte er nichts einzuwenden, denn sie galten für ihn als asozial. (Thurner 1983: 197)

Der SS-Arzt Dr. Beiglböck führte dann im Sommer des Jahres 1944 in Dachau an Sinti und Roma Versuche zur Trinkbarmachung von Meerwasser durch. Bezüglich dieses Experimentes ließ er sogar eine eigene Forschungsstation einrichten. (Romani 1999: 250)

[...]

Details

Seiten
22
Jahr
2015
ISBN (eBook)
9783668707405
ISBN (Paperback)
9783668707412
Dateigröße
670 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck – Politikwissenschaft
Erscheinungsdatum
2018 (Mai)
Note
3
Schlagworte
medizinische versuche sinti roma herrschaft
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Titel: Medizinische Versuche an Sinti und Roma während der nationalsozialistischen Herrschaft