Diese Hausarbeit erfolgt im Zuge des Seminars „früher Buchdruck“, dass sich mit den Anfängen des Buchdrucks beschäftigt hat. Im Zentrum der Untersuchung stehen drei Drucke der Strophen 43 und 44 aus dem Sigenot der aventiurehaften Dietrichepik. Die Drucke sind unter den Siglen 3, 8 und 15 bekannt und werden im Folgenden S3, S8 und S15 genannt. S3 gilt als Leitdruck der Analyse und des Editionsversuchs. Für eine zeitliche und örtliche Bestimmung der Drucke bedarf es einer paläotypischen Untersuchung, um diese weitestgehend rekonstruieren zu können. Der Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Transkription des Textes nach den Transkriptionsregeln (,Sigenot‘-Drucke), die im Seminar zur Verfügung gestellt wurden, der Kollation der Strophen 43 und 44 aus S3, S8 und S15, sowie eines abschließenden Editionsversuchs des Leitdrucks S3
Die Inkunabelkunde befasst sich, mit den Frühwerken des Buchdruckes. Als Inkunabel, auch Wiegendruck genannt, wird […] ein vor dem 1. Januar 1501 vollendetes, mit beweglichen Metalllettern hergestelltes Druckwerk [bezeichnet]. Jedoch gibt es Probleme bei undatierten Druckwerken, da man ihnen nicht ansehen kann, wann diese erschienen sind. Es gibt kein direktes Kriterium dafür, was als Inkunabel gilt. Ein Indiz für eine Inkunabel ist, dass das Druckbild der Inkunabeln an „gedruckte Handschrift“ erinnert, die erst im Verlauf zu einer Buchschrift wurde. Inkunabelkunde ist im Allgemein das katalogmäßige Erfassen, die Bibliographierung und Analyse der ältesten Druckwerke, sowie der Lösung daraus entstehender Probleme, wie beispielsweise der Zuordnung von undatierten Werken. Inkunabelkunde wird bereits seit dem 17. Jahrhundert ausgeübt und wurde im 18. Jahrhundert so populär, dass geradezu eine Jagd auf Inkunabeln stattfand, bei der sogar Wiegendrucke erfunden wurden. Die Biographien von damaligen Typographen, bedeutende Druckorte, sowie die frühe Druckgeschichte fallen ebenfalls in das Gebiet der Inkunabelkunde.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Inkunabelkunde
3. Analyse der Drucke
3.1 Paläotypische Untersuchungen
3.1.1 Druck S3
3.1.2 Druck S8
3.1.3 Druck S15
3.2 Transkription der Drucke
3.2.1 Druck S3
3.2.2 Druck S8
3.2.3 Druck S15
3.3 Kollation
3.3.1 Strophe
3.3.2 Strophe
4. Editionsversuch
4.1 Editionsversuch Strophe
4.2 Editionsversuch Strophe
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Diese Hausarbeit erfolgt im Zuge des Seminars „früher Buchdruck“, dass sich mit den Anfängen des Buchdrucks beschäftigt hat. Im Zentrum der Untersuchung stehen drei Drucke der Strophen 43 und 44 aus dem Sigenot der aventiurehaften Dietrichepik. Die Drucke sind unter den Siglen 3, 8 und 15 bekannt und werden im Folgenden S3, S8 und S15 genannt. S3 gilt als Leitdruck der Analyse und des Editionsversuchs. Für eine zeitliche und örtliche Bestimmung der Drucke bedarf es einer paläotypischen Untersuchung, um diese weitestgehend rekonstruieren zu können. Der Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Transkription des Textes nach den Transkriptionsregeln (,Sigenot‘-Drucke), die im Seminar zur Verfügung gestellt wurden, der Kollation der Strophen 43 und 44 aus S3, S8 und S15, sowie eines abschließenden Editionsversuchs des Leitdrucks S3.
2. Inkunabelkunde
Die Inkunabelkunde befasst sich, mit den Frühwerken des Buchdruckes. Als Inkunabel, auch Wiegendruck genannt, wird […] ein vor dem 1. Januar 1501 vollendetes, mit beweglichen Metalllettern hergestelltes Druckwerk [bezeichnet]1. Jedoch gibt es Probleme bei undatierten Druckwerken, da man ihnen nicht ansehen kann, wann diese erschienen sind. Es gibt kein direktes Kriterium dafür, was als Inkunabel gilt. Ein Indiz für eine Inkunabel ist, dass das Druckbild der Inkunabeln an „gedruckte Handschrift“ erinnert, die erst im Verlauf zu einer Buchschrift wurde. Inkunabelkunde ist im Allgemein das katalogmäßige Erfassen, die Bibliographierung und Analyse der ältesten Druckwerke, sowie der Lösung daraus entstehender Probleme, wie beispielsweise der Zuordnung von undatierten Werken. Inkunabelkunde wird bereits seit dem 17. Jahrhundert ausgeübt und wurde im 18. Jahrhundert so populär, dass geradezu eine Jagd auf Inkunabeln stattfand, bei der sogar Wiegendrucke erfunden wurden. Die Biographien von damaligen Typographen, bedeutende Druckorte, sowie die frühe Druckgeschichte fallen ebenfalls in das Gebiet der Inkunabelkunde.
Der erste Inkunabelkatalog wurde 1643 durch Johann Saubertus in Nürnberg, welches zu den bedeutendsten Inkunbaldruckorten Deutschlands und Europa zählt, herausgegeben.2 In den Katalogen sind die Inkunabeln hinsichtlich ihrer Eigenschaften, wie Format, Zahl der Blätter, Satzform, Typenart, Signaturen, Kustoden, über das Vorhandensein von Blattzählung, Register und Holzschnitten beschrieben. Die im Winter 1904/05 gegründete Kommission für Wiegendrucke führte eine Zentralstelle für den Gesamtkatalog derer in der damaligen königlichen Bibliothek in Berlin ein, welche heute als Deutsche Staatsbibliothek bekannt ist. Im April 1911 wurde die Inventarisierung der in deutschen Bibliotheken verwahrten Inkunabeln offiziell abgeschlossen.3
Noch heute wächst durch Neuerwerbungen der Bestand der Inkunabeln der Bibliotheken der Bundesrepublik. Des Weiteren befinden sich eine große Anzahl der Wiegendrucke im Besitz privater Sammlungen.
3. Analyse der Drucke
3.1 Paläotypische Untersuchungen
3.1.1 Druck S3
Der Druck S3 ist in zwei Spalten aufgeteilt. In der linken Spalte sind zwischen den Strophen Absätze eingefügt. Die Strophen sind dreizehnzeilig. Über der Strophe 43 ist die Überschrift Hye ,schlug der Berner dem.
wilden man das haubet ab.
eingefügt, die einen neuen Abschnitt ankündigt. Zu Beginn der rechten Spalte findet sich ein Umrissholzschnitt der Dietrich von Bern in Rüstung vor einer hügeligen Landschaft zeigt, wie er gerade mit einem Schwert den Kopf des behaarten Riesen Sigenot abgeschlagen hat. Im Hintergrund zwischen Sigenot und Dietrich befindet sich der Zwerg, der dem Geschehen beiwohnt und auf Dietrich schaut. Rechts im Bild, im Rücken von Dietrich ist der Kopf und das linke Bein eines gezügelten Pferdes abgebildet.
Die Strophen werden durch das Paragraphenzeichen, dem Majuskel-C mit einem senkrechten Strich, welches handschriftlich durch den Rubrikator in rot ergänzt wurde, eingeleitet. Bis auf das Majuskel-B von Berner in der Überschrift sind ausschließlich die Majuskeln der Satzanfänge mit roten Strichen verziert. Am Ende der Verse ist als Interpunktion ein Punkt gesetzt, wobei dieser bei jedem dritten Vers nicht vorhanden ist. Der Diphthong /uo wird durch das Diakritika u4 dargestellt. Der Nasalstrich, welcher anzeigt, dass nachfolgend ein m oder n zu ergänzen ist, wird in den beiden Strophen ausschließlich über dem e angewandt.5
Die Analyse der Schrift ergibt, dass es sich bei dem Druck um eine kalligraphische Schrift handelt. Das a hat eine einfache einbogige Form und die Schäfte der Buchstaben ʃ und ʄ sind verlängert sowie mittig leicht verdickt. Das Minuskel-g ist oben gekreuzt und der Unterbogen ist offen und weit nach links gezogen. Die Bögen und Halbbögen der Lettern haben eine einfache Brechung. Die Oberschäfte der Minuskeln b ,k, h haben durchgängig Schleifen. d und l6 haben diese nur gelegentlich und sind überwiegend schleifenlos7 vorhanden. Das Majuskel- S ist stark gerundet und das Majuskel-D besitzt verlängerte Schweife, bei denen der obere zu einer Kehlung verläuft und in der Punze endet. Die Textschrift enthält Merkmale der Typen Textura und Kursiva und spricht daher für die Type der Druckbastarda. Durch diese Feststellungen und dem verwendeten Holzschnitt8, konnte ich die zeitliche Entstehung des Drucks auf die Jahre 1470 bis 1570 einschränken. Bei meiner Recherche zu Drucken aus unterschiedlichen Druckwerkstätten und unter Einbeziehung vorstehender Ergebnisse der Analyse, konnte durch mich bestimmt werden, dass es sich um einen Druck aus der Hand von Heinrich Knoblochtzer handelt. Die Schleifen der Minuskeln b,d,h,l sowie die auch vorhandenen schleifenlose Form waren Merkmale seiner Typen9. Auf der Internetseite des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg fand ich dann den Druck S3 und stellte fest, dass es sich um die identische Drucktype wie des mir vorliegenden Druckes handelt. Der Druck der Dietrichepik ist ca. 1493 in Heidelberg entstanden10 und handelt sich somit um eine Inkunabel.
3.1.2 Druck S8
Der Druck S8 ist wie der Leitdruck in zwei Spalten aufgeteilt. Die einzelnen Strophen werden durchgehend durch Absätze voneinander abgegrenzt, wobei die Abstände leicht variieren. Die Lettern, die sich in einer Zeile befinden, variieren in ihrer Höhe und bilden somit keine klare Linie. Die Strophen 43 und 44 bestehen aus jeweils dreizehn Zeilen. In der ersten Spalte, über der Strophe 43, befindet sich ein schraffierter Holzschnitt, der Dietrich von Bern in seiner Rüstung vor einer bergigen Landschaft darstellt, der gerade sein Schwert zurück in die Schwertscheide an seinem Gürtel steckt. Links neben ihm auf dem Boden liegt der geköpfte Sigenot. Oben zentriert ist ein kleiner Mann abgebildet, der etwas in seinen Händen hält und auf Dietrich schaut. Mittig am linken Bildrand ist die vordere Hälfte eines gezügelten Pferdes zu sehen.
Am Ende der Verse sind teilweise Interpunktionen in Form eines Punktes oder eines höhergestellten Punktes vorhanden. Der Diphthong /uo wird durch das Diakritika u dargestellt. Teilweise ist bereits der Umlaut ü11 umgesetzt. Es werden Nasalstriche über den Vokalen e und a zur nachfolgenden Ergänzung von m oder n verwendet.
Bei der Textschrift von S8 handelt es sich ebenfalls um eine kalligraphische Schrift. Das a hat ebenfalls eine einfache einbogige Form und die Schäfte der Buchstaben ʃ und ʄ sind verlängert, jedoch ist ihre Unterlänge überwiegend spitz. Genau wie beim Leitdruck ist das Minuskel-g oben gekreuzt, der Unterbogen ist offen und weit nach links gezogen. Die einfache Brechung der Bögen und Halbbögen ist ebenfalls vorhanden. Schleifen sind nur noch bei den Lettern h und k vorhanden. Das Schriftbild wirkt trotz gleichmäßiger Färbung unruhig. Diese Merkmale sprechen für die Oberrheinische Ausformung der Bastarda, die ca 1484/85 im Rheinland entstanden ist.
Da es sich bei S8 um ein Druck handelt, der nach S3 entstand, konzentrierte ich mich nun auf Drucke, die nach 1493 erfolgten und orientierte mich geographisch, aufgrund der verwendeten Drucktype, an rheinische Städten. So stieß ich auf die Verläger Bartholomäus Kistler und Matthias Hupfuff. Auf der Internetseite „www.staatsbibliothek-berlin.de“ konnte ich letztlich einen Sigenotendruck der Verläger Bartholomäus Kistler und Matthias Hupfuff aus dem Jahr 1510 ausfindig machen, der mit dem Druck S8 übereinstimmt12.
3.1.3 Druck S15
Der Druck S15 ist anders als der Leitdruck S3 und S8 einspaltig, in zeilenform gedruckt und die beiden jeweils dreizehnzeiligen Strophen erstrecken sich über zwei Seiten. Absätze trennen die Strophen voneinander und die Strophen 43 und 44 werden durch eine gedruckte Verzierung, die die Funktion eines Paragraphenzeichens ausübt, eingeleitet. Über der Strophe 43 befindet sich ein gestrichener Holzschnitt worüber die Überschrift Hie ,schlug der Berner dem wilden man ,sein haupt ab/ erlo,s,zt das ,Zwerglin.
wie bei dem Leitdruck einen neuen Abschnitt einleitet. Der Holzschnitt zeigt den sich im rechten Bildrand befindenden Dietrich von Bern in seiner Rüstung, wie er gerade dem auf dem Boden liegenden Sigenot den Kopf abschlägt. Die Landschaft ist hügelig und bewachsen mit Bäumen. Dietrichs Pferd ist mittig links oberhalb von Sigenot abgebildet und sieht auf Sigenot hinab. Anders als bei den vorher beschriebenen Drucken ist der Zwerg nicht zu sehen.
Rechts am unteren Rand der ersten Seite befindet sich zur Sicherung der richtigen Reihenfolgen beim Binden des Drucks, eine Kustode, die das erste Wort „Der“ der Folgeseite wiedergibt. Auf der zweiten Seite befinden ausschließlich Text. Die Kustode am rechten unteren Ende zeigt ein Majuskel-B und einen Punkt. Interpunktionen werden sparsam verwendet und kommen in Form eines Punktes oder eines Schrägstrichs vorhanden.
Bei der Textschrift handelt es sich um eine kalligraphische Schrift. Das a ist wie bei den Drucken S3 und S15 einbogig und die Schäfte der Buchstaben ʃ und ʄ sind ebenfalls verlängert und die Schäfte sind wie bei dem Leitdruck mittig verdickt. Das Minuskel-g ist oben gekreuzt und unten durch einen Haarstrich geschlossen. Die Bögen und Halbbögen sind gebrochen. Die Minuskeln weisen keine Schleifen aus. Es handelt sich um die Schrifttype der schleifenlosen Druckbastarda, wobei auch schon ein Einfluss der Fraktur vorhanden ist. Das Schriftbild passt mit Straßburger Drucken der 1570er überein. Der Sigenot wird 1577 im Zusammenhang mit dem Drucker Christian Müller d.J. erwähnt, jedoch konnte ich nicht eindeutig nachweisen, dass der Druck S15 auf ihn zurückzuführen ist.
3.2 Transkription der Drucke
3.2.1 Druck S3
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der rauch lag über all ,zer,streyt
[...]
1 Ferdinand Geldner: „Inkunabelkund“, in: Fridolin Dressler; Gerhard Liebers (Hg.): Elemente des Buch- und Bibliothekwesens, Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden 1978, S.1
2 Ebd. S.6
3 Ebd S.17
4 vgl. vgl. S3 Str.43 Vers 8 ,zu*o
5 vgl. Karin Schneider: Paläographie und Handschriftenkunde für Germanisten - Eine Einführung. 3. Auflage. Berlin 2014. S. 87
6 vgl. S3 Str.44 Vers 7 all; S3 Str.43 Vers 11 haubet
7 S3 Str.43 Vers 2 wilden; S3 Str.43 Vers 2 do
8 Holzschnitte wurden ca. 1570 durch den Kupferstich verdrängt. vgl. https://www.historisches-lexikon- bayerns.de/Lexikon/Holzschnitt_(15./16._Jahrhundert)#Entwicklungen_um_1500
9 vgl. Otto Mazal: Paläographie und Paläotypie. Band 8. Stuttgart 1984. S. 178
10 vgl. http://dlib.gnm.de/item/2Inc76786. (01. 04 2018)
11 vgl. S8 Str.43 Vers 3,stücke
12 vgl. http://digital.staatsbibliothek- berlin.de/werkansicht?PPN=PPN815400691&PHYSID=PHYS_0015&DMDID=DMDLOG_0001&view=overview-toc