Die Arbeit befasst sich mit der Fragestellung, ob Kryptowährungen bereits heute dazu in der Lage wären, das bestehende Zahlungssystem zu ersetzen. Hierzu werden die herkömmlichen Währungen dem Bitcoin unter den Aspekten Fraud & Geldfälschung, Volatilität, Geldmenge & Inflation und Akzeptanz & Nutzbarkeit gegenüber gestellt.
James Dimon, der Chef der amerikanischen Großbank JP-Morgan, bezeichnete die bekannteste Kryptowährung Bitcoins im September 2017 auf einer Investorenkonferenz in New York als Betrug. Hierbei bezieht er sich einerseits auf die missbräuchliche Verwendung, andererseits auf die Nutzung der Währung als Spekulationsobjekt. Der dahinterstehenden Blockchain-Technologie hingegen steht er positiv gegenüber. Sie sei zwar noch nicht ausgereift, jedoch grundsätzlich von großem Interesse für den Bankensektor.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis III
Tabellenverzeichnis IV
Abkürzungsverzeichnis V
1 Einleitung (Mielke/Dirksen)
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Herkömmliche Währungen (Dirksen)
2.2 Digitale Währungen (Mielke)
3 Analyse der Chancen und Risiken von digitalen Währungen im Vergleich zu herkömmlichen Währungen
3.1 Volatilität der Wechselkurse (Mielke)
3.2 Fraud und Geldfälschung (Dirksen)
3.3 Geldmenge und Inflation (Dirksen)
3.4 Akzeptanz und Nutzbarkeit (Mielke)
4 Kritische Gegenüberstellung der Währungen (Mielke/Dirksen)
5 Fazit (Mielke/Dirksen)
Literaturverzeichnis VI
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Chartvergleich Wechselkursentwicklung ( EUR/BTCüber Indexzertifikat ; EUR/CHF ; EUR/USD ; EUR/JPY ; EUR/GBP ) Zeitraum: 01.11.17- 17.12.17
Eigene Erstellung mittels Charttool, Datenquelle: www.boerse.de Stand: 17.12.2017
Abbildung 2: Anzahl der Bitcoin-Konten nach Höhe der darauf liegenden Bestände im Feburar 2017 Quelle: Blockchain (Zugriff 28. Dezember 2017, 13:40 MEZ). https://de.statista.com/statistik/daten/studie/283326/umfrage/anzahl-der-konten-nach-hoehe-der-darauf-liegenden-bitcoins/S
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Übersicht Wechselkurs Volatilität. Quelle: Eigene Darstellung. Datenquelle: www.boerse.de Stand: 17.12.2017
Tabelle 2: Gegenüberstellung von Euro und Bitcoins Quelle: Eigene Darstellung
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung (Mielke/Dirksen)
James Dimon, der Chef der amerikanischen Großbank JP-Morgan, bezeichnete die bekannteste Kryptowährung[1] Bitcoins im September 2017 auf einer Investorenkonferenz in New York als Betrug. Hierbei bezieht er sich einerseits auf die missbräuchliche Verwendung, andererseits auf die Nutzung der Währung als Spekulationsobjekt. Der dahinterstehenden Blockchain-Technologie hingegen steht er positiv gegenüber. Sie sei zwar noch nicht ausgereift, jedoch grundsätzlich von großem Interesse für den Bankensektor.[2]
In dieser Arbeit wird untersucht, inwiefern digitale Währungen in ihrem derzeitigen Entwicklungsstand und unter aktuellen regulatorischen Rahmenbedingungen bereits eine marktfähige Alternative zu herkömmlichen Währungen darstellen.
Um im vorgegebenen Umfang der Arbeit zu einem wissenschaftlichen Ergebnis zu gelangen, werden folgende Grundannahmen vorausgesetzt:
1. Stellvertretend für die Gesamtheit der Kryptowährungen werden die Bitcoins als Untersuchungsobjekt gewählt. Auf Grund der Dauer ihres Bestehens und ihrer prozentualen Marktkapitalisierung[3], bezogen auf alle Kryptowährungen, stellen sie die wichtigste Vergleichsgröße dar.
2. Hinsichtlich der herkömmlichen Währungen beschränken sich Vergleich und Betrachtung grundsätzlich auf den Euro-Raum. Um eine geeignete Vergleichbarkeit von Kursentwicklungen zu erlangen, werden jedoch in Einzelfällen auch andere herkömmliche Währungen herangezogen.
3. Durch die Forschungsfrage wird eine Koexistenz von digitalen Währungen und dem herkömmlichen Zahlungssystem ausgeschlossen. Es wird untersucht, ob Bitcoins das bestehende Währungssystem ersetzen können.
Zunächst werden die Grundlagen und die Funktionsweisen beider Untersuchungsobjekte dargestellt. Darauf aufbauend werden diese hinsichtlich relevanter Währungskriterien gegenübergestellt und analysiert. Abschließend erfolgt eine Bewertung der Alternative, in der die Forschungsfrage unter Einbezug der vorab gesammelten Informationen beantwortet wird.
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Herkömmliche Währungen (Dirksen)
Um ein Verständnis für das heutige Geldwesen zu erhalten ist es notwendig, auf unser aktuelles Währungssystem einzugehen und die Funktionen von Geld im Allgemeinen zu erörtern.
Geld an sich hat eine lange Geschichte und ist ein wesentlicher Bestandteil in unserer heutigen Wirtschaft. Doch wieso ist Geld für uns so wichtig? Es ist allgegenwärtig. Im Wirtschaftskreislauf bieten private Haushalte ihre Arbeitsleistung an und konsumieren Güter. Unternehmen bieten die nachgefragten Konsumgüter an und benötigen für die Produktion Arbeitskräfte. Die Arbeitskräfte erhalten für die Arbeit von den Unternehmen Geld in Form eines Gehalts. Dieses wird wiederum von den privaten Haushalten zum Kauf der Konsumgüter verwendet. Hierbei handelt es sich nur um ein Beispiel von vielen verschiedenen Regelkreisläufen und Austauschbeziehungen, für die Geld verwendet wird.[4]
Geld ist ein Teil der Währung.[5] Unter einer Währung wird „in einem weit gefassten Sinne die Verfassung und Ordnung des gesamten Geldwesens eines Staates“[6] verstanden. Die Bezeichnung der Währung zeigt an, auf welchen Märkten mit dieser gehandelt werden kann.[7] Seit dem 01.01.2002[8] ist in Deutschland der Euro die anerkannte Währung, in der Wirtschafts- und Währungsunion haben von 28 EU-Ländern 19 Länder den Euro als offizielle Währung eingeführt.[9] Im Vergleich zu anderen Währungen nimmt der Euro daher eine besondere Stellung ein, da das Territorialprinzip aufgegeben wird. Das heißt, dass der Euro staatsübergreifend in der Währungsunion zur Anwendung kommt.[10] Die EZB, die für die Verwaltung des Euro zuständig ist, verfolgt als unabhängiges Organ als oberstes Ziel die Erhaltung der Preisstabilität.[11]
Geld besitzt im Wesentlichen drei Funktionen:[12]
1. Geld als Zahlungsmittel;
2. Geld als Recheneinheit;
3. Geld als Wertaufbewahrungsmittel.
Durch die Einführung des Geldes als Zahlungsmittel oder auch Tauschmittel (erste Funktion), wurde nicht mehr Ware gegen Ware, sondern Ware gegen Geld eingetauscht.[13] Hierdurch waren die Tauschgeschäfte nicht mehr an Zeit und Wert gebunden. Die zweite Funktion als Recheneinheit oder Wertmesser macht es möglich, dass unter anderem der Wert verschiedener Güter miteinander verglichen werden kann.[14] Damit der Wert eines Gutes in ein Verhältnis zu einer allgemeinen Bezugsgröße (Geld) ausgedrückt werden kann, muss das Geld ausreichend teilbar sein.[15] Außerdem dienst es zuletzt auch als Wertaufbewahrungsmittel. Das Geld kann für einen späteren Zeitpunkt gespart werden, zum Beispiel durch eine Geldanlage bei den Banken (Finanzintermediäre).[16]
Damit das Geld die oben aufgeführten Funktionen erfüllen kann, muss es als Zahlungsmittel allgemein akzeptiert werden, also eine hohe Wertschätzung erfahren. Dem Grunde nach ist das Geld wertlos und wird erst durch die Akzeptanz als Geldmittel wertvoll. Die Wertschätzung und Akzeptanz des Geldes durch die Menschen wird durch einen Rechtsanspruch, der staatlich garantiert ist, hergestellt.[17]
2.2 Digitale Währungen (Mielke)
Um ein Verständnis für das Mining[18] und die Nutzbarkeit von Kryptowährungen zu erlangen, ist es unausweichlich sich mit der Entstehung von Bitcoins zu befassen.
Bis heute besteht Unsicherheit bei der Beantwortung der Frage, wer der oder die Gründer der Kryptowährung Bitcoin ist bzw. sind, da diese in der Öffentlichkeit nicht auftreten. Um aus der Fülle von richtigen und falsch kursierenden Informationen unterscheiden zu können, wird das Gründungspaper (sog. White-Paper Bitcoins) von Satoshi Nakamoto als wissenschaftliche Quelle zu Grunde gelegt. Bei weiterführendem Interesse kannüber das genannte Paper der technische Aufbau und der dahinterstehende Logarithmus nachvollzogen werden. Für diese Arbeit stehen bei der Betrachtung der digitalen Währungen jedoch der wirtschaftliche Aspekt und nur die für das Verständnis notwendigen technischen Details im Vordergrund.
Die Nutzung von Bitcoins sowie die Teilnahme am Schöpfungsprozess steht von Seiten der Entwickler jeder privaten,öffentlichen oder juristischen Person frei.[19]
Für die Verwendung sind lediglich ein Internetanschluss sowie die Anmeldung auf einer Website der vielen Bitcoin Anbieter notwendig. Es wird ein Wallet für den Nutzer erstellt, das ihn dazu berechtigt Transaktionen mit der digitalen Währung durchzuführen. Bitcoins sind zu einem variablen Kurs, der sich durch Angebot und Nachfrage auf den Portalen ergibt, gegen die gängigen herkömmlichen Währungen erhältlich. Technisch gesehen erhalten die User jedoch keine echten Bitcoins, sondern Zugangsdaten bzw. einen Schlüssel, der ihnen ermöglicht, die dazugehörigen Bitcoins zu transferieren.[20]
Die Idee hinter den Bitcoins ist ein Peer-to-peer System. Hier werden Transaktionen von Nutzer zu Nutzer ohne einen zentralen Finanzintermediär abgewickelt. Leichter greifbar ist das Beispiel einer Überweisung. Überweist Nutzer A eine bestimmte Summe Bitcoins, den er vorab für sein Wallet durch Nachfrage mit herkömmlichen Währungen erworben hat, an Nutzer B, muss die Richtigkeit der Transaktion von allen anderen Nutzern im Netzwerk mit einer elektronischen Signatur bestätigt werden. Danach ist die Transaktion irreversibel.[21]
Die Transaktionen werden in Blöcken gesammelt und mit einer Zeitangabe der Erstellung versehen. Dies hat den Hintergrund, dass dadurch mehrere Transaktionen gleichzeitig mit einer Bestätigung versehen werden können und jede Transaktion nachvollziehbar ist. Mit der Bestätigung wird erreicht, dass ein Bitcoin nicht zeitgleich für zwei Transfers verwendet werden kann.[22]
Der ursprünglich entwickelte Bitcoin wurde bereits mehrfach gespalten. Ähnlich wie bei einem Aktiensplit bei Unternehmen, wurde den Inhabern der ursprünglichen Bitcoins ein Wertausgleich in die Wallets geliefert. Dieser Wertausgleich erfolgte in Form von Coins und im Verhältnis 1:1 (Bitcoin-Cash & Bitcoins-Gold). Hierdurch wurden wiederum neue Kryptowährungen geschaffen.[23]
3 Analyse der Chancen und Risiken von digitalen Währungen im Vergleich zu herkömmlichen Währungen
3.1 Volatilität der Wechselkurse (Mielke)
Die Volatilitätskennziffer beschreibt die Schwankungsbreite eines Kurses und wird in Prozent ausgewiesen. Sie zeigt die prozentuale Schwankung um den Mittelwert eines Kursverlaufs in einer vorher definierten Zeitspanne an. Bezogen auf die Investition in unterschiedliche Assets, soll sie Aufschluss darüber geben, wie viel Risiko eine Kapitalanlage impliziert.[24]
Für die Volatilität des Wechselkurses beschränkt sich die Betrachtung der Arbeit auf die historische Volatilität. Als Betrachtungszeitraum werden sowohl drei als auch zwölf Monate gewählt.
Die Volatilität des Wechselkurses zwischen herkömmlichen Währungen und Kryptowährungen wird indirekt durch den Kursverlauf des Indexzertifikats mit der WKN:VN5MJG dargestellt, da zu dem Basiswert (BTC/US-Dollar) auf den frei zugänglichen Finanzportalen keine Daten zur Volatilität abrufbar sind. Die historischen Kurse für ein Jahr sind nur von den Handelsplätzen einzelner Bitcoin-Anbieter verfügbar und spiegeln dementsprechend nicht das gesamte Handelsvolumen wider. Der Kurs auf den unterschiedlichen Portalen weicht ebenfalls minimal von dem offiziellen Wechselkurs BTC/USD ab. Dementsprechend hätte eine Eigenberechnung der Volatilitätüber Excel ebenfalls zu Abweichungen geführt, sodass das Zertifikat zu Grunde gelegt wird.
Das Bezugsverhältnis des Underlyings liegt bei 0,1. Die Abweichung hat jedoch keinen Einfluss auf die Volatilitätskennziffer, da die Partizipation der Kursentwicklung im Verhältnis 1:1 stattfindet und das Zertifikat damit den Wechselkurs 1:1 widerspiegeln soll.[25] Die Ungleichung
ist unter anderem durch den Zeitwert des Zertifikats zu erklären, da dieses mit einer Laufzeit ausgestattet ist. Die Kursabweichungen sind jedoch minimal und werden in Kauf genommen, um zu einem aussagekräftigen Ergebnis zu kommen.
Tabelle 1: Übersicht Wechselkurs Volatilität Stand 17.12.2017 Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Quelle: Eigene Darstellung, Datenquelle: boerse.de.
Die Kennziffern zeigen, dass der Bitcoin Kurs deutlich volatiler ist als Wechselkurse zwischen herkömmlichen Währungen. Eine derart hohe Volatilität stellt für die Alltagstauglichkeit einer Währung ein akutes Problem dar. Würde z.B. ein Unternehmer eine Rechnung in Bitcoins mit einem Drei-Monats-Zahlungsziel an seine Kunden ausstellen, hätte sich die in eine herkömmliche Währung umgerechnete Rechnungssumme während der letzten drei Monate auf Grund von Schwankungen von 103,06% um den Mittelwert ständig verändert.
Abbildung 1: Chartvergleich Wechselkursentwicklung (EUR/BTCüber Indexzertifikat; EUR/CHF; EUR/USD; EUR/JPY; EUR/GBP) Zeitraum: 01.11.17- 17.12.17
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung mittels Chart-Vergleich auf boerse.de
Die grafische Darstellung hebt die starke Wechselkursschwankung der Bitcoins im Vergleich zu der von herkömmlichen Währungen untereinander noch einmal hervor. Ebenfalls wird die deutliche Wertsteigerung von Bitcoins in den letzten Monaten ersichtlich.
Ein Erklärungsansatz für die hohe Volatilität sind neben der vorhandenen Marktunsicherheit die verhältnismäßig geringen Handelsvolumina. Da der Markt größtenteils aus Privatinvestoren besteht und institutionelle Anleger in der Regelüber Derivate an den Kursverläufen partizipieren, haben geringe Anlagebeträge bereits erheblichen Einfluss auf den Wechselkurs.[26]
Währungsgeschäfte in herkömmlichen Währungen lassen sich leichter durch Devisenswaps absichern und das Risiko der Volatilität damit eingrenzen.
Die Einführung von Swaps und Futures befindet sich bei Bitcoins hingegen noch in der Einführungsphase. Am 18.12.2017 starteten die ersten Terminkontrakte an der Chicagoer CME und damit an einer offiziellen Börse, sodass Hedging von Währungsgeschäften und gehebelte Spekulation mit dem Wechselkurs zukünftig möglich sein werden.[27] Ein Grund für die späte Einführung könnte das immense Risiko für die Short-Position sein, da diese bei rasanten Wechselkursanstiegen hohe Verluste zu realisieren hat.
Ob die Einführung der Terminkontrakte die Nutzung des Bitcoins als Spekulationsobjekt verstärkt und ihre Volatilität erhöht oder die Möglichkeit des Hedgings die Bitcoins alltagstauglicher macht und die Volatilität damit verringert, wird die Zukunft zeigen.
3.2 Fraud und Geldfälschung (Dirksen)
Die Eigenschaften des Systems der Bitcoins, wie beispielsweise die Dezentralität, machen die digitale Währung attraktiv für Kriminelle, da keine Identifizierung gegenüber einer zentralen Stelle erfolgt.[28]
Fraud wird im Allgemeinen als Betrug oder Fälschung definiert und ist der Oberbegriff für unterschiedliche Kategorien von Wirtschaftskriminalität. Beispiele für Straftaten stellen unter anderem Untreue, Geldwäsche, Diebstahl von Geld oder Gegenständen, Computerkriminalität sowie auch die missbräuchliche Verwendung von Daten dar.[29]
Nach einer Studie von Berenberg und HWWI kann zwischen drei verschiedenen Kategorien bei den kriminellen Handlungen mit Bitcoins differenziert werden, die letztlich einer Regulierung bedürfen:[30]
1. Straftaten in Bezug auf Bitcoins
2. Geldwäsche
3. Erleichterung durch Bitcoins bei anderen Straftaten.
Unter Straftaten in Bezug auf Bitcoins fallen unter anderem Hackerangriffe. Statt der klassischen Banküberfälle werden Tauschbörsen digital angegriffen und ausgeraubt. Der größte Hackerangriff in der Bitcoin Geschichte ist 2014 erfolgt. Es wurde Mt. Gox um 744.408 Bitcoins im Wert von 400 Millionen Dollar erleichtert.[31] Generell ist die Gefahr des Diebstahls von Bitcoins durch die Nutzung von Software Wallets erhöht. Das Risiko des Verlustes liegt derzeit noch allein beim Nutzer der Bitcoins. Anders als bei den herkömmlichen Währungen existieren keine Sicherungsinstrumente wie zum Beispiel die Einlagensicherung und dem Anlegerschutz.[32]
In Bezug auf Geldfälschung erweist sich die Blockchain-Technologie vom Vorteil.[33] Die Erstellung der Blockchain erfolgt durch mehrere Miner (siehe auch Kapitel 2.2). Demnach müsste bei einem Fälschungsversuch zunächst eine Kooperation mit mehreren Minern geschlossen werden sowie eine anschließende Aufteilung der neu geschaffenen Bitcoins auf alle involvierten Köpfe.[34] Die Fälschung von Bitcoins ist daher prinzipiell möglich, allerdings mit erheblichem Aufwand verbunden.
Der Euro kann auf Grund der Tatsache, dass es sich um Papiergeld handelt, schnell gefälscht werden. Diese Banknoten sind oft nicht direkt zu identifizieren. Hersteller von Falschgeld perfektionieren die Banknoten, indem sie auch die Sicherheitsmerkmale, wie beispielsweise das Wasserzeichen, nachahmen. Dennoch sind Fälschungen oftmals an der Qualität zu erkennen. So wird das Falschgeld nicht auf Banknotenpapier gedruckt oder mit einer speziellen Banknotendruckmaschine.[35]
3.3 Geldmenge und Inflation (Dirksen)
Ein wesentlicher Unterschied der Bitcoins zu den herkömmlichen Währungen ist eine begrenzte Geldmenge auf 21 Millionen, die im Algorithmus hinterlegt ist.[36] Dies führt dazu, dass nicht mehr Bitcoins geschaffen werden können (Unvermehrbarkeit). Ebenfalls gegensätzlich verhält sich der Schöpfungsprozess. Bitcoins werden dezentral von den Nutzern durch das sogenannte Mining erzeugt.[37] Für den Euro wird im Gegensatz dazu die Geldmenge nicht dezentral, sondern zentral durch die EZB reguliert.
Die EZB kann je nach Situation eine Senkung oder Erhöhung der Geldmenge veranlassen (Geldpolitik).[38] Die Geldpolitik betreibt die EZB mit dem Ziel der Preisstabilität. Für die Wertbeständigkeit des Geldes ist eine gewisse Knappheit erforderlich.[39] Dies ist von wesentlicher Bedeutung für eine funktionierende Volkswirtschaft. Nur wenn der Wert des Geldes stabil ist, kann das Geld auch die in Kapitel 2.1 genannten Funktionen erfüllen. Folgen eines instabilen Geldwerts können die Inflation bzw. Deflation sein.[40] Eine Inflation entsteht bei einem anhaltenden Anstieg des Preisniveaus für Waren und Dienstleistungen. Es existieren unterschiedliche Erklärungsansätze[41], wann eine Inflation entsteht. Ein Ansatz ist die Veränderung der Geldmenge. Einfach gesprochen bedeutet dies, dass wenn die Geldmenge erhöht wird, das Preisniveau steigt und der Geldwert abnimmt (Inflation).[42] Aufgrund der begrenzten Geldmenge ist das Inflationsrisiko bei den Bitcoins gering. Hier kommt eher das Risiko der Deflation zum Tragen.[43] Eine Deflation ist das Gegenteil einer Inflation. Daraus resultiert, dass das Preisniveau sinkt.[44]
Beide Arten, die Inflation sowie die Deflation, haben negative Auswirkungen auf die Volkswirtschaft. Daher ist das oberste Ziel der EZB, die Preisstabilität zu gewährleisten und das Inflations- und Deflationsrisiko durch eine entsprechende Geldpolitik so gering wie möglich zu halten.[45] Bei den Bitcoins ist eine entsprechende Steuerungsmöglichkeit durch die Zentralbank aufgrund der Dezentralität nicht möglich. Im Falle einer Krise ist außerdem zu bedenken, dass die Geldmenge nicht angepasst werden kann. Es können weder mehr Bitcoins aufgrund der begrenzten Geldmenge geschaffen werden, noch kann eine Verknappung wegen der fehlenden zentralen Steuerung erfolgen. Dies kann wiederum enorm negative Auswirkungen auf die Volkswirtschaft haben.
3.4 Akzeptanz und Nutzbarkeit (Mielke)
In diesem Kapitel wird die Akzeptanz und Nutzbarkeit der Währungen für den alltäglichen Zahlungsverkehr aus der Perspektive der Konsumenten und der Unternehmen untersucht. Herkömmliche Währungen und Bitcoins werden separat betrachtet.
Wirtschaftsteilnehmer können ihre Forderungen durch Buch- oder Bargeld begleichen. Im Jahr 2016 wurden im Handel im Euroraum 51,3% der Transaktionen mit Bargeld durchgeführt. Kartenzahlungen hatten mit einem Anteil von 45,6% den größten Anteil an den Buchgeldtransaktionen.[46]
Aus dieser Statistik lässt sich ableiten, dass Bargeld trotz vieler vorhandener Alternativen die beliebteste Zahlungsform der Konsumenten ist. Sie ist mit geringen Transaktionskosten für Konsumenten und Unternehmen verbunden und kann von jedem Wirtschaftsteilnehmer genutzt werden.
Ein Vorteil von Bargeld und somit auch von herkömmlichen Währungen ist die gesetzliche Verankerung. Der Euro ist ein gesetzliches Zahlungsmittel und darf bei der Begleichung von Forderungen unter vorgegebenen Rahmenbedingungen nicht abgelehnt werden.[47]
Die Akzeptanz ist somit füröffentliche Stellen, Unternehmen und Konsumenten klar geregelt.
Bitcoins hingegen haben hinsichtlich der gesellschaftlichen Akzeptanz noch erheblichen Nachholbedarf.
[...]
[1] Synonym für digitale Währung.
[2] Vgl. hierzuübereinstimmende Medienberichte zur Investorenkonferenz (u.a. Focus, Handelsblatt, FAZ).
[3] Vgl. Brandt, M., Top 10 Kryptowährungen, 2017, o.S.
[4] Vgl . Deutsche Bundesbank, Geldpolitik, 2017, S. 10.
[5] Vgl . Deutsche Bundesbank, Geldpolitik, 2017, S. 226.
[6] Deutsche Bundesbank, Geldpolitik, 2017, S. 226.
[7] Vgl. Reifner, U., Ökonomie Geld, 2017, S. 71.
[8] Bereits ab dem 01.01.1999 als virtuelle Währung, seit dem 01.01.2002 mit Banknoten und Münzen.
[9] Vgl. Europäische Union, Euro, 2017, o.S.
[10] Vgl. Reifner, U., Ökonomie Geld, 2017, S. 71.
[11] Vgl. Barfuß, K. M., Geld und Währung, 2005, S. 536f.
[12] Vgl . Ehrlicher, W., Geldtheorie, 1975, S. 353; Deutsche Bundesbank, Geldpolitik, 2017, S. 10.; Berenberg, HWWI, Zukunft des Geldes, 2017, S.18.
[13] Vgl . Deutsche Bundesbank, Geldpolitik, 2017, S. 8f; Barfuß, K. M., Geld und Währung, 2005, S. 491f.
[14] Vgl. Barfuß, K. M., Geld und Währung, 2005, S. 491f.
[15] Vgl . Deutsche Bundesbank, Geldpolitik, 2017, S. 11.
[16] Vgl. Barfuß, K. M., Geld und Währung, 2005, S. 492; Deutsche Bundesbank, Geldpolitik, 2017, S. 11.
[17] Vgl. Reifner, U., Ökonomie Geld, 2017, S. 8.
[18] Fachbegriff für den Schöpfungsprozess von Bitcoins.
[19] Vgl. Satoshi Nakamoto, Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System Introduction, 2008,
S. 1.
[20] Beispiele für Portale: kraken.com; Bitcoin.de.
[21] Vgl. Satoshi Nakamoto, Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System Part 2 & 3, 2008, S. 1ff.
[22] Vgl. Satoshi Nakamoto, Bitcoins, A Peer-to-Peer Electronic Cash System, 2008, S. 2ff.
[23] Vgl. Wiebe, F., Die nächste Bitcoin Spaltung rückt näher, 2017, o.S.
[24] Vgl. Peitz, C., Die parametrische und semiparametrische Analyse von Finanzzeitreihen, 2016, S.50ff.
[25] Siehe hierzu WKN: VN5MJG.
[26] Vgl. Blockchain, USD Exchange Trade Volume, Chart o.J., o.S.
[27] Vgl. Dörner, A., Bitcoin durchbricht 20.000 USD Marke, 2017, o.S.
[28] Vgl. Pesch, P., Böhme, R., Datenschutz Blockchain, 2017, S. 93.
[29] Vgl. Siller, H., Fraud, o.J., o.S.
[30] Vgl. Berenberg, HWWI, Zukunft des Geldes, 2017, S. 56ff.
[31] Vgl. Bergmann, C., Bitcoin-Hacks 2016, o.S.
[32] Vgl. Sixt, E., Transaktionssysteme 2017, S. 92.
[33] Vgl. Hanl, A., Michaelis, J., Kryptowährungen 2017, S. 367.
[34] Vgl. Dixon, P., Blockchain 2017, S. 222.
[35] Vgl. Bundesfinanzministerium, Bitcoins 2016, o.S.
[36] Vgl. Sixt, E., Transaktionssysteme 2017, S. 108; Berenberg, HWWI, Zukunft des Geldes, 2017, S. 18.
[37] Vgl. Sixt, E., Transaktionssysteme 2017, S. 31; Berenberg, HWWI, Zukunft des Geldes, 2017, S. 47.
[38] Vgl. Herger, N. , Zentralbanken 2016, S. 7.
[39] Vgl. Barfuß, K. M., Geld und Währung, 2005, S. 492.
[40] Vgl. Gischer, H., Herz, B., Menkhoff, L., Geld, 2012, S. 252, 265.
[41] Die verschiedenen Erklärungsansätze werden im Rahmen dieser Seminararbeit nicht genauer beleuchtet. Es soll nur eine Veranschaulichung erfolgen, dass grundsätzlich die Veränderung der Geldmenge zu einer Inflation bzw. Deflation führen kann.
[42] Vgl. Herger, N. , Zentralbanken 2016, S. 10; Barfuß, K. M., Geld und Währung, 2005, S. 527.
[43] Vgl. Berenberg, HWWI, Zukunft des Geldes, 2017, S. 48.
[44] Vgl. Barfuß, K. M., Geld und Währung, 2005, S. 520f.
[45] Vgl. Barfuß, K. M., Geld und Währung, 2005, S. 532, 538.
[46] Vgl. Martin, A., Zahlungsverkehrssymposium, 2017, S. 68.
[47] Vgl. Bundesbank, Gesetzliches Zahlungsmittel, o.J., o.S.