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Die Bedeutung und Umsetzung der Erziehungspartnerschaft in einer Kindertageseinrichtung

©2017 Hausarbeit 11 Seiten

Zusammenfassung

Jede Einrichtung, sei es nun eine Kinderkrippe, eine Kindertagesstätte oder eine Schule, besitzt eine Vielzahl von Kooperationspartnern mit denen sie, je nach deren Aufgabe(n) und Funktion(en), teils sehr unterschiedliche Beziehungen eingeht. Kulturelle Einrichtungen, Bildungseinrichtungen, Fachpersonal und Fachdienste oder auch Beratungsstellen können ebenso Kooperationspartner sein, wie Dienstleister oder Wirtschaftsunternehmen. Zentrale Partner bei der Kooperation sind aber immer auch die Eltern. Diese Kooperation hat in den letzten Jahren einen Wandel erfahren. Die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Erzieher/-innen beschränkt sich nicht mehr allein darauf, dass die Eltern „die Kuchenspender und Helfer bei Festen“ sind oder diejenigen, „die darüber belehrt werden, wie Erziehung funktioniert.“ Dieser Wandel spiegelt sich auch in den verwendeten Bezeichnungen wider. „Der Begriff der Elternarbeit ist out“ und wurde durch die Erziehungspartnerschaft abgelöst.

In dieser Arbeit soll zunächst auf die Relevanz und die unterschiedlichen Formen der Erziehungspartnerschaft eingegangen werden. Dabei liegt der Fokus im Speziellen auf der konkreten Umsetzung von Erziehungspartnerschaft in einer Kindertageseinrichtung. Am Ende wird der Ablauf eines Elterncafé, als ein mögliches Angebot der Erziehungspartnerschaft, anhand eines Beispiels dargestellt und die Interaktionsmöglichkeiten zwischen Erzieher/innen und Eltern bzw. Eltern und Eltern erläutert.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Erziehungspartnerschaft und ihre Umsetzung in einer Kindertageseinrichtung
2.1 Leitgedanke
2.2 Gesprächsführung bei Elterngesprächen
2.3 Formen der Erziehungspartnerschaft

3. Schluss: Das Elterncafé als eine Form der Erziehungspartnerschaft

4. Literaturverzeichnis

5. Anlagen

1. Einleitung

Jede Einrichtung, sei es nun eine Kinderkrippe, eine Kindertagesstätte oder eine Schule, besitzt eine Vielzahl von Kooperationspartnern mit denen sie, je nach deren Aufgabe(n) und Funktion(en), teils sehr unterschiedliche Beziehungen eingeht. Kulturelle Einrichtungen, Bildungseinrichtungen, Fach-personal und Fachdienste oder auch Beratungsstellen können ebenso Kooperationspartner sein, wie Dienstleister oder Wirtschaftsunternehmen.[1] Zentrale Partner bei der Kooperation sind aber immer auch die Eltern. Diese Kooperation hat in den letzten Jahren einen Wandel erfahren. Die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Erzieher/-innen beschränkt sich nicht mehr allein darauf, dass die Eltern „die Kuchenspender und Helfer bei Festen“[2] sind oder diejenigen, „die darüber belehrt werden, wie Erziehung funktioniert.“[3] Dieser Wandel spiegelt sich auch in den verwendeten Bezeichnungen wider. „Der Begriff der Elternarbeit ist out“[4] und wurde durch die Erziehungs-partnerschaft abgelöst.

In dieser Arbeit soll zunächst auf die Relevanz und die unterschiedlichen Formen der Erziehungspartnerschaft eingegangen werden. Dabei liegt der Fokus im Speziellen auf der konkreten Umsetzung von Erziehungspartnerschaft in einer Kindertageseinrichtung. Am Ende wird der Ablauf eines Elterncafé, als ein mögliches Angebot der Erziehungspartnerschaft, anhand eines Beispiels dargestellt und die Interaktionsmöglichkeiten zwischen Erzieher/innen und Eltern bzw. Eltern und Eltern erläutert.

2. Die Erziehungspartnerschaft und ihre Umsetzung in einer Kindertageseinrichtung

2.1 Leitgedanke

Auf Grund der Dauer und der Intensität der Eltern-Kind-Beziehung, spricht man in der Soziologie von der Familie als ›primärer Sozialisationsinstanz‹. „Insbesondere bis zum dritten Lebensjahr überwiegt fast ausschließlich die Elternerziehung.“[5] In dieser Zeitspanne sind die Eltern die wichtigste Instanz bei der Erziehung, Betreuung und Sozialisation des Kindes. In der gemeinsam verbrachten Zeit haben die Eltern ihr Kind besser kennen gelernt als irgendjemand sonst. Sie wissen vieles über seine Vorlieben und Interessen, aber auch wie es sich in bestimmten Situationen verhält oder welche Stärken und Schwächen es besitzt. Erst mit dem Eintritt in den Kindergarten findet, „im institutionellen Rahmen[,]“[6] die ›sekundäre Sozialisation‹ statt. Dabei bleiben die Eltern natürlich der mit Abstand wichtigste Bezugspunkt für das Kind. „Sie sind und bleiben die ersten Bindungs- und Vertrauenspersonen der Kinder [und] sie tragen immer noch in erster Linie die eigentliche Erziehungsverantwortung“[7], auch wenn es einige Stunden des Tages nun außerhalb der Familie verbringt.

Viele Eltern hegen den Wunsch in die Erziehung ihres Kindes auch in der Kindertagesstätte eingebunden zu werden, haben das Bedürfnis ihr Kind in den ersten Wochen der Eingewöhnung zu begleiten oder möchten ein Mitbestimmungsrecht bei wichtigen Erziehungsaspekten, wie den zu vermittelnden Werten und Normen. Einige Eltern erwarten sich außerdem „Unterstützung bei der Familienerziehung und Beratung bei Problemen.“[8] Diesen Wünschen und Bedürfnissen werden die Einrichtungen durch eine Erziehungspartnerschaft gerecht. In einer Erziehungspartnerschaft erkennen sowohl die Eltern als auch die Mitarbeiter der Kindertageseinrichtung an, dass beide Seiten „gleichberechtigt sind, ein "Bündnis" geschlossen haben, ähnliche Ziele verfolgen und zusammenarbeiten.“[9] Des Weiteren „umfasst [sie] auch den wechselseitigen Austausch über Erziehungsziele und -methoden.“[10]

2.2 Gesprächsführung bei Elterngesprächen

Der Austausch zwischen dem Personal der Kindertageseinrichtung und der Eltern bildet die Grundlage einer erfolgreichen Erziehungspartnerschaft. Im Zentrum der Kooperation soll stets das Wohl des Kindes stehen. Das Ziel soll sein seine Entwicklung bestmöglich zu fördern, zu unterstützen und gleichzeitig „die beiden Lebenswelten des Kindes zu verbinden.“[11] Als Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit bei der Erziehung und Förderung des Kindes wird angenommen, dass die Erzieher/innen „das was sie tun, als sinnvoll und gut“[12] erachten und, dass die Eltern „grundsätzlich ein tiefes Interesse an der Entwicklung und Erziehung ihrer Kinder“[13] haben. Auf dieser Basis kann ein produktives Gespräch stattfinden, welches nach Martin R. Textor an einigen Grundsätzen orientiert sein soll. So sollen beide Seiten für den Informationsaustausch zum einen Gesprächsbereitschaft und zum anderen Geduld mitbringen. Vertrauen als Grundsatz des Dialogs meint, dass sich sowohl die Erzieher/innen als auch die Eltern sicher sein können, dass keine Gesprächsinhalte ohne vorherige Absprache und Zustimmung an Dritte weitergegeben werden. Des Weiteren muss der Gesprächsverlauf von gegenseitiger Wertschätzung und von Respekt beträgt sein. Damit einher geht auch das Einfühlsame Verstehen („Empathie“), denn beide Seiten sollen Interesse für die Ansichten des anderen mitbringen und versuchen sich auch in ihn hinein zu versetzen. Unter Offenheit und Echtheit versteht Textor, dass Gedanken und Gefühle offen ausgesprochen werden können und dabei der Inhalt der Aussage mit der Körpersprache übereinstimmen muss. Ein letzter wichtiger Grundsatz, welcher bei der Gesprächsführung beachtet werden soll, ist die Achtung vor der Eigenständigkeit und Selbstverantwortung der jeweils anderen Seite.[14] Bei der Umsetzung dieses Grundsatzes wird die Fähigkeit jedes Gesprächspartners berücksichtigt, eigenständig Entscheidungen treffen zu können und Verantwortung für sein Verhalten, seine Gefühle und Ansichten übernehmen zu können.

2.3 Formen der Erziehungspartnerschaft

Eine erfolgreiche Erziehungspartnerschaft lässt sich auf vielfältige Weise gestalten und in den Jahresverlauf einer Kindertageseinrichtung integrieren. Neben Angeboten vor der Aufnahme des Kindes in die Einrichtung, wie das Anmeldegespräch oder die Möglichkeit von Vorbesuchen in der Gruppe, kann die Einbindung der Eltern auch durch Angebote unter Beteiligung von Eltern und Erzieher/-innen erfolgen. Dazu bieten sich die gemeinsame Gartenarbeit, Spielplatzgestaltung oder die Durchführung von Renovierungsarbeiten genauso an, wie Elternabende oder Gruppen-elternabende, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Eine weitere Form der Erziehungspartnerschaft bilden Angebote unter Beteiligung von Familien und Erzieher/-innen. Hierbei kann das Angebots-spektrum von Bastel- und Spielnachmittagen, über Familiengottesdienste bis hin zu Bazaren oder Märkten (z.B. mit Verkauf von gebrauchten Spielsachen oder Kleidungsstücken) reichen. Zudem können die Eltern auch als Miterzieher in der Kindertageseinrichtung tätig werden. So können sie zum Beispiel bei Gruppenaktivitäten mitwirken, in die Entwicklung von Jahres- und Rahmenplänen einbezogen werden oder die Gruppe bei Außenkontakten begleiten. Für eine erfolgreiche Erziehungspartnerschaft bieten sich weiterhin Angebote an, welche nur für Eltern bestimmt sind. Möglichkeiten des Austausches werden durch Elternstammtische, Elterncafés, Elternarbeitskreise oder speziellen Angeboten von Eltern für Eltern erreicht. Nicht nur aus Sicht der Erzieher/-innen bietet es sich zudem an, durch Termingespräche, Hausbesuche oder Telefonate den Kontakt zu den Eltern in Form von Einzelkontakte zu pflegen. Durch diese Form der Elternarbeit kann ein regelmäßiger Austausch zwischen Eltern und Mitarbeitern der Einrichtung gelingen, in dessen Rahmen bei Bedarf auch Beratungsgespräche stattfinden oder Hilfsangebote vermittelt werden können. Die Einbeziehung der Eltern kann auch durch Elternbriefe oder Elternzeitschriften erfolgen, durch Tagesberichte, einer Photowand oder dem Auslegen von Beratungsführern für Eltern oder anderer Informationsbroschüren. Diese informativen Angebote bilden ebenfalls eine Form der Erziehungspartnerschaft. Im Rahmen der Elternvertretung werden die Eltern bei der Konzeptentwicklung, sowie bei Organisation und Verwaltungsaufgaben einbezogen oder erstellen zusammen mit dem Personal der Kindertageseinrichtung Jahres- und Rahmenpläne. Dazu zählen u.a. auch besondere Aktivitäten und Veranstaltungen. Gleichsam kann die Erziehungspartnerschaft auch durch kommunal-politisches Engagement der Eltern praktiziert werden. Dabei treten die Eltern als Fürsprecher des Kindergartens auf oder agieren als Interessenvertreter der Kinder. Ihr Engagement kann sich ebenso in einer Zusammenarbeit über Elternvereinigungen, Initiativgruppen, Verbänden oder Einrichtungen der Familienselbsthilfe ausdrücken.[15]

3. Schluss: Das Elterncafé als eine Form der Erziehungspartnerschaft

Das Elterncafé bietet eine Möglichkeit des Austausches. In diesem zwanglosen Rahmen können Eltern Fragen stellen und Anregungen geben zu Themen wie „[der] pädagogische[n] Arbeit, [dem] Verhalten von Kindern in der Eingewöhnungsphase und [dem] Verarbeiten von Trennungser-fahrungen.“[16] Damit bietet das Elterncafé den Eltern die Gelegenheit „Beziehungen zueinander auf- und auszubauen, ihre Fragen und Probleme [zu] diskutieren, einander [zu] beraten und [zu] unterstützen.“[17] Wie oft ein Elterncafé stattfindet, liegt im Ermessen der Eltern. Es kann in regelmäßigen Abständen, also monatlich, wöchentlich oder sogar täglich abgehalten werden. Finden die Treffen häufiger statt, ist es möglich und sinnvoll für einzelne Termine Themenschwerpunkte zu setzen. Auch hier bestimmen wieder ausschließlich die Eltern, aufgrund von Fragen oder persönlichen Interessen, was besprochen werden soll. Gleichzeitig liegt dabei die Planung auch bei den Eltern. Schlägt ein Erzieher/in ein Thema vor, ist es empfehlenswert, dass die Informations-runde von den Mitarbeitern der Kindertageseinrichtung gestaltet und geleitet wird.

Anhand eines konkreten Beispiels soll im Folgenden gezeigt werden, wie ein solches Elterncafé organisiert werden kann, was bei der Planung beachtet werden muss, welche Zielgruppe es ansprechen soll, welches Ziel mit dieser Veranstaltung verfolgt wird bzw. erreicht werden soll und welche Methoden dazu eingesetzt werden. Die Grundlage für die Umsetzung bildet das vom Mütter- und Familienzentrum Weilheim e.V. erarbeitete Konzept für ein Elterncafé in einer Kindertagesstätte zum Thema „Werte“.

[...]


[1] vgl. Deibler, Christina (2010): Praxis- und Methodenlehre im Sozialpädagogischen Seminar. 2. Aufl. Ebenhausen: Lochner, S. 123

[2] Greine, Rita: Der Begriff der Elternarbeit ist out. In: klein&groß, 1/2007, Zeitschrift für Frühpadagogik, S. 22

[3] ebd.

[4] ebd.

[5] Nave-Herz, Rosemarie (2013): Ehe- und Familiensoziologie. Eine Einführung in Geschichte, theoretische Ansätze und empirische Befunde. 3., überarb. Aufl. Weinheim, Basel: Beltz Juventa, S. 88

[6] Ecarius, Jutta; Köbel, Nils; Wahl, Katrin (2011): Familie, Erziehung und Sozialisation. 1. Aufl. Wiesbaden: VS, Verl. für Sozialwiss (Lehrbuch, 2), S. 102

[7] Greine, Rita: Der Begriff der Elternarbeit ist out, S. 22

[8] Textor, Martin (2011): Bildungs- und Erziehungspartnerschaft in Kindertageseinrichtungen. Norderstedt: Books On Demand, S. 7

[9] Textor, Martin (2000): Kooperation mit den Eltern. Erziehungspartnerschaft von Familie und Kindertagesstätte. 1. Aufl. München: Don Bosco, S. 13

[10] ebd.

[11] Wehinger, Ulrike (2010): Eltern beraten, begeistern, einbeziehen. Beispiele für eine lebendige Erziehungspartnerschaft. Freiburg, Br, Basel, Wien: Herder (Kompetenz konkret), S. 12

[12] Wehinger, Ulrike (2010), S. 10

[13] ebd., S. 11

[14] vgl. Textor, Martin (2000), S. 81-82

[15] vgl. Textor, Martin (2000), S. 22-23

[16] Textor, Martin (2011), S. 39

[17] ebd.

Details

Seiten
11
Jahr
2017
ISBN (eBook)
9783668761247
ISBN (Buch)
9783668761254
Dateigröße
556 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Augsburg
Erscheinungsdatum
2018 (Juli)
Note
1,0
Schlagworte
Erziehungspartnerschaft Kindertageseinrichtung Werte Elterncafe Elternstammtisch
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