Diese Ausarbeitung ist der Frage gewidmet, wie deutsche und fremdsprachige Akzente sowie deren Sprecherinnen und Sprecher beurteilt werden. Außerdem sollen Zusammenhänge und Gründe für die Beurteilungen beleuchtet werden.
Um diesen Fragestellungen auf den Grund zu gehen, werden die Ergebnisse aus vier verschiedenen Studien vorgestellt. Zu jeder Studie gab es im Seminar Phonetische Sprechwirkungsforschung an der Universität Kassel eine fachliche Diskussion. In den drei Kapiteln dieser Arbeit erfolgt nach der Präsentation der Studien jeweils eine Reflexion über diese und die Ergebnisse der Diskussionen im Seminar.
Zunächst erfolgt im ersten Kapitel eine Abgrenzung des Begriffes Akzent von einem Dialekt. In den für diese Ausarbeitung betrachteten Studien wurde ausschließlich die Wirkung von Akzenten untersucht. Im zweiten Kapitel geht es um die Studien Deutsche Akzente im Englischen bei der Personalauswahl, Kontrolle von Vorurteilen gegenüber den Akzentsprecherinnen und Bewertung eines deutschen Akzents in den USA. Im Rahmen der ersten Studie wurde untersucht, wie deutsche Akzente sich bei auf Englisch geführten Bewerbungsgesprächen in Deutschland auf die Einstellungschancen auswirken. In der zweiten Studie fand man heraus, dass akzentbedingte negative Bewertungen durch die Aufforderung zur Kontrolle von Vorurteilen reduziert werden können. Die dritte Studie zeigt, dass der Deutsche Akzent im Englischen bei Bewerbungsgesprächen in den USA eine positive Wirkung hat.
Abschließend werden die Ergebnisse aller betrachteten Studien zusammengefasst und deren Bedeutung für das Fachgebiet Deutsch als Fremd- und Zweitsprache aufgezeigt.
Inhalt
Einleitung
1 Akzent und Dialekt
2 Die Wirkung fremder Akzente im Englischen
2.1 Deutsche Akzente im Englischen bei der Personalauswahl
2.2 Kontrolle von Vorurteilen gegenüber den Akzentsprecherinnen
2.3 Bewertung eines deutschen Akzents in den USA
Fazit und Ausblick
Bibliografie
Einleitung
Diese Ausarbeitung ist der Frage gewidmet, wie deutsche und fremdsprachige Akzente sowie deren Sprecherinnen und Sprecher beurteilt werden. Außerdem sollen Zusammenhänge und Gründe für die Beurteilungen beleuchtet werden.
Um diesen Fragestellungen auf den Grund zu gehen, werden die Ergebnisse aus vier verschiedenen Studien vorgestellt. Zu jeder Studie gab es im Seminar Phonetische Sprechwirkungsforschung an der Universität Kassel eine fachliche Diskussion. In den drei Kapiteln dieser Arbeit erfolgt nach der Präsentation der Studien jeweils eine Reflexion über diese und die Ergebnisse der Diskussionen im Seminar.
Zunächst erfolgt im ersten Kapitel eine Abgrenzung des Begriffes Akzent von einem Dialekt. In den für diese Ausarbeitung betrachteten Studien wurde ausschließlich die Wirkung von Akzenten untersucht.
Im zweiten Kapitel geht es um die Studien Deutsche Akzente im Englischen bei der Personalauswahl, Kontrolle von Vorurteilen gegenüber den Akzentsprecherinnen und Bewertung eines deutschen Akzents in den USA. Im Rahmen der ersten Studie wurde untersucht, wie deutsche Akzente sich bei auf Englisch geführten Bewerbungsgesprächen in Deutschland auf die Einstellungschancen auswirken. In der zweiten Studie fand man heraus, dass akzentbedingte negative Bewertungen durch die Aufforderung zur Kontrolle von Vorurteilen reduziert werden können. Die dritte Studie zeigt, dass der Deutsche Akzent im Englischen bei Bewerbungsgesprächen in den USA eine positive Wirkung hat.
Abschließend werden die Ergebnisse aller betrachteten Studien zusammengefasst und deren Bedeutung für das Fachgebiet Deutsch als Fremd- und Zweitsprache aufgezeigt.
1 Akzent und Dialekt
Akzente und Dialekte sind Arten der Aussprache, die von der Standardaussprache in einer Sprache abweichen. Abweichungen können bei der Realisierung einzelner Laute, zum Beispiel Vokalen oder Konsonanten oder im Bereich der Suprasegmentalia vorliegen. Unter Letzteren versteht man Intonation, Melodie, Wortakzent, Sprechpausen etc.
Als Standardaussprache für das Deutsche nennen Rakić und Stößel das Hochdeutsch. (Vgl. Rakić & Stößel 2013: 11.) Aussprachen des Deutschen, die davon abweichen, sind entweder Akzente oder Dialekte.
Als Dialekt bezeichnet man eine Abweichung von der Sprachnorm, die sich nicht nur auf die Aussprache beschränkt. Auch Grammatik oder Wortschatz können bei einem Dialekt anders als die Norm sein. (Vgl. ebd.) Dialekte werden zumeist nur in bestimmten Regionen gesprochen, zum Beispiel in Bayern, Hessen oder Sachsen.
Ein Akzent unterscheidet sich von der Standardaussprache nur durch die Aussprache, während Grammatik und Wortschatz regelkonform verwendet werden. Ein Akzent wird oft von Personen gesprochen, die eine Sprache als Zweit- oder Fremdsprache erworben haben. Allerdings weisen Rakić und Stößel darauf hin, dass jeder Mensch eine individuelle Aussprache hat, nicht nur Menschen aus anderen Staaten oder Bundesländern. (Vgl. ebd.) Wenn man es genau nimmt, könnten diese Unterschiede ebenfalls als Akzent bezeichnet werden, was aber normalerweise nicht der Fall ist.
In der vorliegenden Ausarbeitung liegt das Augenmerk auf den Studien, die sich auf Akzente beziehen, die von nichtmuttersprachlichen Personen in einer ihnen fremden Sprache gesprochen werden.
2 Die Wirkung fremder Akzente im Englischen
In den folgenden Studien hat man untersucht, wie sich ein deutscher Akzent bei Bewerbungsgesprächen auf Englisch auf die Personalauswahl auswirkt. Auch sollte erforscht werden, ob und wie sich eine Vorurteilskontrolle auf die Beurteilungen der Sprecherinnen und Sprecher mit einem deutschen Akzent auswirkt.
2.1 Deutsche Akzente im Englischen bei der Personalauswahl
Im Fachgebiet Sozialpsychologie an der Universität Mannheim ist man der Frage nachgegangen, „ob ein deutscher Akzent im Englischen zu einer nachteiligen Bewertung führt.“ (Schoel / Eck/ Roessel & Stahlberg 2012: 185.)
Die Studie:
Für die Studie bekamen studentische Probandinnen und Probanden Audioaufnahmen zu hören, die einen Ausschnitt aus einem vermeintlichen Bewerbungsgespräch auf Englisch enthielten. Bei dem simulierten Bewerbungsgespräch war jeweils eine weibliche Person zu hören, die sich angeblich um eine Juniorprofessur an einer deutschen Universität bewarb, um deutschsprachigen Unterricht zu geben. Es gab sechs verschiedene Gruppen von Befragten, die jeweils eine andere Sprecherin anhörten. Folgende Sprecherinnen gab es dabei:
- Deutsche Sprecherin mit schwachem deutschen Akzent und starken Argumenten für eine Einstellung als Dozentin
- Deutsche Sprecherin mit schwachem deutschen Akzent und schwachen Argumenten
- Deutsche Sprecherin mit starkem deutschen Akzent und starken Argumenten
- Deutsche Sprecherin mit starkem deutschen Akzent und schwachen Argumenten
- Amerikanische Sprecherin mit starken Argumenten
- Amerikanische Sprecherin mit schwachen Argumenten1
Diese Sprecherinnen beantworteten jeweils die Frage, was sie zu einer guten Dozentin mache. Bezüglich Intonation, Sprechgeschwindigkeit und Motiviertheit unterschieden sich die Sprecherinnen nicht. (Ebd.)
Auf Basis des Gehörten sollten die Befragten entscheiden, ob sie die vermeintlichen Bewerberinnen einstellen würden und wie sie deren Qualifikation einschätzen.
Ergebnisse der Studie:
„Wie zu erwarten war, führten starke Argumente eher zu einer befürwortenden Einstellungsentscheidung und besseren Qualifikationsbewertungen als schwache.“ (Ebd.: 187.) Dieser Fall trat jedoch nur für akzentfrei sprechende Deutsche und die beiden amerikanischen Sprecherinnen ein. Sobald ein deutlicher deutscher Akzent zu hören war, wurde von den Befragten nicht mehr zwischen starken und schwachen Argumenten unterschieden, sondern die Sprecherin grundsätzlich negativ bewertet und abgelehnt. (Vgl. ebd.)
Reflexion:
Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass ein starker Akzent negativ wahrgenommen und bewertet wird. Darüber hinaus scheint er einen negativen Effekt auf die Bewertung sonstiger Eigenschaften einer sprechenden Person zu haben, und zwar auch dann, wenn diese eindeutig positiv sind wie im Fall der Sprecherinnen mit starken Argumenten. Als Begründung für dieses Phänomen führen Schoel et al. an, „dass diese negativen Bewertungen zu einem Großteil auf negative Gefühle, die durch den starken Akzent ausgelöst wurden, zurückgeführt werden können.“ (Ebd.)
Im Seminar Phonetische Sprechwirkungsforschung der Universität Kassel wurde bemängelt, dass bei dieser Studie die Vergleichbarkeit fehlt. Grund dafür ist die Tatsache, dass die Befragten nur jeweils eine einzige Sprecherin hörten. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass andere Faktoren als der Akzent bei der Bewertung wirken. Ein solcher Faktor könnte zum Beispiel die Klangfarbe der Stimme sein. Weiterhin ist nicht auszuschließen, dass einige Versuchspersonen generell eine Tendenz haben, jemanden eher positiv oder negativ zu bewerten. Da nur eine Person bewertet wurde, ist nicht absehbar, wie das Urteil der Probandinnen und Probanden, die diese gehört haben, über andere Sprecherinnen ausgefallen wäre. Um eine Verzerrung aufgrund der Nichtbeachtung diverser nicht erkannten Faktoren auszuschließen, wäre es besser, jeder Gruppe die Tonaufnahmen aller Sprecherinnen vorzuspielen.
Da bezüglich der beiden amerikanischen Sprecherinnen angegeben wurde, sie bewürben sich für eine Dozentur in den USA, können die Urteile über sie nicht mit denen über die deutschen Sprecherinnen verglichen werden, obwohl Schoel und ihre Kolleginnen dies tun. Ein Vergleich und somit eine sinnvolle Auswertung der Befragung wären möglich, wenn man auch diese beiden Sprecherinnen in den Kontext einer Bewerbung um eine Stelle an einer deutschen Universität eingebettet hätte.
[...]
1 Den Gruppen der Probandinnen und Probanden, die die beiden amerikanischen Sprecherinnen hörten, wurde gesagt, es handele sich bei der Bewerbung um eine Stelle in einer Universität in den USA. (Vgl. ebd.: 185–186.)