„Lachen ist die beste Medizin“ – dieses alte Sprichwort ist weitläufig bekannt. Doch was steckt dahinter und was sagt die Wissenschaft zum Thema Humor und Lachen? In dieser Arbeit möchte ich näher darauf eingehen, welche Auswirkungen Lachen und Humor auf den Körper und die Psyche haben und ob dem Humor tatsächlich auch eine heilsame Wirkung zuzuschreiben ist. Ein weiteres Augenmerk liegt auf der Tätigkeit von Klinikclowns wie den Roten Nasen. Die Roten Nasen oder „Clowndoktoren“, die bei kranken und leidenden Menschen in sozialen Einrichtungen oder Krankenhäusern regelmäßig Visite machen um durch Fröhlichkeit und Unbeschwertheit den Aufenthalt zu verschönern und den Genesungsprozess zu fördern, sind vermutlich den meisten Menschen ein Begriff. Im Folgenden werde ich nach einer Begriffsklärung des Wortes „Humor“ die Entstehung und Arbeit von Klinikclowns genauer erläutern und darauf eingehen, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse deren Tätigkeit zugrunde liegen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Humor und Lachen
2.1 Definition(en) von Humor
2.2 Lachen ist nicht gleich Humor
2.3 Therapeutischer Humor
3. Klinikclowns
3.1 Die Entstehung und Einsatzbereiche von Klinikclowns
3.2 Die Philosophie und Ausbildung von Klinikclowns
3.3 Die Visite
3.4 Forschung im Zusammenhang mit Klinikclowns
4. Personliches Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Lachen ist die beste Medizin“ - dieses alte Sprichwort ist weitlaufig bekannt. Doch was steckt dahinter und was sagt die Wissenschaft zum Thema Humor und Lachen? In dieser Arbeit mochte ich naher darauf eingehen, welche Auswirkungen Lachen und Humor auf den Korper und die Psyche haben und ob dem Humor tatsachlich auch eine heilsame Wirkung zuzuschreiben ist. Ein weiteres Augenmerk liegt auf der Tatigkeit von Klinikclowns wie den Roten Nasen. Die Roten Nasen oder „Clowndoktoren“, die bei kranken und leidenden Menschen in sozialen Einrichtungen oder Krankenhausern regelmaBig Visite machen um durch Frohlichkeit und Unbeschwertheit den Aufenthalt zu verschonern und den Genesungsprozess zu fordern, sind vermutlich den meisten Menschen ein Begriff. Im Folgenden werde ich nach einer Begriffsklarung des Wortes „Humor“ die Entstehung und Arbeit von Klinikclowns genauer erlautern und darauf eingehen, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse deren Tatigkeit zugrunde liegen.
2. Humor und Lachen
2.1 Definition(en) von Humor
Was versteht man uberhaupt unter Humor? Und kann man Lachen mit Humor gleichsetzen oder gibt es hier einen Unterschied?
Fur mich war es zu Beginn der Arbeit wichtig, den Begriff des Humors zu klaren und verstandlich zu machen. Aus diesem Grund habe ich einige Personen in meinem Umfeld gefragt, wie sie fur sich den Begriff Humor definieren wurden, bzw. was ihnen dazu in den Sinn kommt und habe unter anderem folgende Aussagen erhalten:
„Humor ist, wenn man uber sich selbst lachen kann.“
„Humor ist situationsbedingt.“
„Humor ist eine Strategie, um mit schwierigen Situationen besser umgehen zu konnen.“
„Humor verbindet.“
„Humor ist eine Lebenseinstellung.“
Eine allgemeingultige Definition von Humor wiederzugeben ist schwierig, da es zahlreiche Humordefinitionen gibt, die sehr unterschiedlich sein konnen. Zudem werden mit dem Wort Humor oftmals viele, teils subjektive, Begriffe und Assoziationen verbunden wie etwa schwarzer Humor oder Galgenhumor, Komik, das Komische, Lachen, Witz, SpaB, Freude, Heiterkeit, Schadenfreude, Satire oder Ironie. Schlagt man den Begriff „Humor“ im Duden nach, so findet man den folgenden Eintrag:
„[humor; lat.-fr.-engl.] der; -s, (selten:) -e: 1. (ohne Plural) Fahigkeit, Gabe eines Menschen, der Unzulanglichkeit der Welt u. der Menschen, den Schwierigkeiten u. Missgeschicken des Alltags mit heiterer Gelassenheit zu begegnen, sie nicht so tragisch zu nehmen u. uber sich lachen zu konnen. 2. Sprachliche, kunstlerische o.a. AuBerung einer von Humor (1) bestimmten Geisteshaltung, Wesensart, z.B. der rheinische -; schwarzer -: das Grauen einbeziehender Humor.“[1]
Im Philosophischen Worterbuch findet sich ebenfalls eine umfangreiche Definition von Humor:
„Humor (lat., »Feuchtigkeit«), das richtige MaB von Feuchtigkeit, d.h. »gesunden Saften«, im Menschen, wohlbegrundete gute Stimmung. Der H. sieht am Ernsthaften und GroBen das Unbedeutende und Kleine, ohne doch jenes kritisch zersetzend zu verneinen. Umgekehrt sieht der H. auch am Vernunftwidrigen noch das Vernunftige. Er ist ohne Scharfe, im Gegensatz zur Satire, und getragen von Ernst und Liebe und groBer Freiheit des Geistes. Der H. hat tiefe Beziehungen zur philos. Haltung. »Der Humorist treibt immer Metaphysik« (Fr. Th. Vischer). Jean Paul spricht in diesem Sinne von einer »humoristischen Totalitat« der Weltanschauung. Hoffding unterscheidet den »GroBen H.« als Weltanschauung vom »Kleinen H.« des Alltags, der jedoch weder kleinlich noch unwichtig ist, vielmehr sehr zum guten Zusammenleben im Alltag beitragen kann. H. ist die auf groBer Charakterstarke beruhende, hochste Form der Selbstbehauptung gegenuber den Sinnlosigkeiten des Daseins und den bosen Zufallen, gegenuber menschl. Boswilligkeit. H. ist auch das Mittel, sich selbst richtig zu erkennen, sich weder gering noch zu hoch zu achten. »Wer sich nicht selbst zum besten haben kann, der ist gewiB nicht von den Besten.« (Goethe).“[2]
In der mittelalterlichen Medizin stand der Begriff „Humor“ fur die vier Korpersafte: Blut, Phlegma, Cholor (gelbe Galle) und Melancholie (schwarze Galle). Damals nahm man an, dass das Verhaltnis zwischen diesen vier Korperflussigkeiten die Gesundheit, die Gemutslage und den Charakter eines Menschen bestimmte. Ein Mensch besaB „guten Humor“, wenn alle vier Korpersafte in einem ausgewogenen Verhaltnis zueinander vertrete waren, „schlechter Humor“ wurde auf das Uberwiegen eines Korpersaftes zuruckgefuhrt.[3]
Die Humorforscherin Vera Robinson schreibt dem Humor drei grundlegende Funktionen zu: eine kommunikative, eine soziale und eine psychologische Funktion.
Kommunikative Funktion: Das Vertrauen zwischen PatientInnen und Pflegefachpersonal kann leicht und schnell durch eine heitere Stimmung aufgebaut werden. Schon beim ersten zwischenmenschlichen Kontakt kann bereits Humor, zwar oftmals unbewusst, mit einflieBen (z.B. durch den Gesichtsausdruck, ein Augenzwinkern, eine neckische Bemerkung). Auch konnen verbale und nonverbale Kommunikationsformen wie beispielsweise ein lockerer Spruch, ein leichter Schubs an der Schulter oder eine liebevolle, heitere Anekdote eine angespannte Situation erleichtern oder sogar eine heitere Stimmung erzeugen.
Soziale Funktion: Die Beziehungen im Gesundheitsbereich sind nicht mit alltaglichen Beziehungen zu vergleichen. Deshalb kann in diesen Beziehungen Humor als Instrument einer ausgleichenden Kraft und verringerten Distanz benutzt werden. Es muss auch berucksichtigt werden, dass durch Humor jedoch auch Verlegenheit gefordert und soziale Unstimmigkeiten ausgelost werden konnen.
Psychologische Funktion: Im Alltag des Krankenhauses gibt es diverse Grunde fur Wut und Aggression, wobei Humor dabei helfen kann. Anspannung und Entmenschlichung zu verringern. Auch kann Humor in verunsichernden Situationen bei der Wahrung des Gesichtes behilflich sein.[4]
2.2 Lachen ist nicht gleich Humor
Lachen und Humor werden immer wieder als Synonyme verwendet und/ oder verstanden, diese begriffliche Vermischung ist jedoch nicht richtig. Aus diesem Grund mochte ich diese zwei zwar verwandten, jedoch unterschiedlichen Phanomene kurz naher behandeln. Eggli (1997) beispielsweise beschreibt einen wesentlichen Unterschied zwischen Humor und Lachen. Ihm zufolge handelt es sich beim Humor um ein mentales und kognitives Erlebnis, welches auch als Geisteshaltung bezeichnet werden kann. Die Entwicklung dieser Haltung unterscheidet sich vom Unterhaltungshumor, welcher ein unspezifisches und kurzfristiges Lachen erzeugt und von einem mittel- bis langfristigen Charakter gepragt ist. Das Lachen hingegen ist ein Reaktionsmuster, welches meist einen definierten Anfang und ein definiertes Ende aufWeist. Es wird durch verschiedene positive und negative Stimuli ausgelost und ist deshalb nur kurzfristig.[5] Es gibt Lachen auch als Ausdrucksform von menschlicher Emotion in negativ empfundenen Umstanden. So lachen Menschen bspw. auch bei Unvertrautheit, Angst oder Hohn. Auch kann Lachen ein Ausdruck von organischen oder psychischen Krankheiten sein. So gibt es bei verschiedensten neurologischen Erkrankungen Lachen als Symptom, wie beispielsweise bei epileptischen Anfallen. Das Humorerleben ist nicht zwingend an das Lachen gekoppelt, denn Humor muss nicht immer sichtbar sein. So kann von einer Person Humor empfunden werden, ohne dass dies fur andere auBerlich sichtbar ist. Es gibt jedoch kaum Untersuchungen uber den Humor, der nicht beobachtbare Wirkungen zeigt. Es wird vermutet, dass es positive physiologische, psychische und soziale Auswirkungen des bloBen Humorgefuhls gibt.[6]
Diese Unterscheidung zeigt Uberlappungstendenzen und es lasst sich darauf schlieBen, dass Menschen auch ohne lautes Lachen humorvoll sein konnen und standige „Witz-Erzahler“ gar nicht humorvoll sein mussen.
2.3 Therapeutischer Humor
Anfang der 1970er Jahre sorgte ein Fall in den U.S.A. fur viel Aufsehen in den medizinschen Fachkreisen. Der Amerikaner Norman Cousins erhielt zu dieser Zeit die Diagnose Spondylitis, eine schmerzhafte rheumatische Erkrankung, mit der die Versteifung der Gelenke einhergeht. Die Erkrankung wurde als unheilbar und progressiv verlaufend eingestuft. Der renommierte Wissenschaftsautor wusste aus fruheren Recherchen um den unheilvollen Einfluss negativer Gemutszustande auf das innersekretorische System und verordnete sich kurzerhand eine „Lachtherapie“. Er war uberzeugt davon, dass Optimismus und gute Laune seine Selbstheilungskrafte am ehesten ankurbeln wurden und hilfreicher seien, als eine klassische medikamentose Behandlung. Obwohl er durch die Entzundung seiner Wirbelsaule motorisch bereits sehr eingeschrankt war, zog Cousins aus dem Krankenhaus in ein hubsches Hotel. Seine selbstverordnete Behandlung umfasste unter anderem Sketche von Monty Python, Witzbucher und Comedy-Serien. Fur den Rest der Zeit lud er Freunde ein, mit denen er sich besonders gut amusieren konnte. Er berichtete, dass ihm zehn Minuten intensives Lachen weitgehend die Schmerzen nahm und er anschlieBend fur zwei Stunden schmerzfrei schlafen konnte. Auch durch Laborbefunde konnte medizinisch eine allmahliche Genesung nachgewiesen werden. Nach wenigen Wochen konnte Norman Cousins wieder joggen, die Entzundungen heilten ab und Knorpel in Ruckgrat und Gelenken begannen sich zu erneuern. Als er nach einigen Monaten an seinen Schreibtisch zuruckkehrte, verfasste Cousins ein Buch uber seine Selbstheilung mit dem Titel „Der Arzt in uns selbst“. Dieser Fall loste Ende der 1970er Jahre eine regelrechte Forschungsflut aus.[7]
Allerdings war die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Lachens damals bereits kein unbeschriebenes Blatt mehr. 1964 grundete der amerikanische Neurologe William F. Fry das Institut fur Humorforschung an der Stanford Universitat in Kalifornien - die Gelotologie (von dem griechischen Wort gelos - „lachen“ abstammend), die sich mit den korperlichen und psychischen Aspekten des Lachens beschaftigt, war geboren.[8]
Michael Titze, ein deutscher Psychotherapeut und einer der Pioniere der Gelotologie, berichtet uber die vorlaufigen Forschungsergebnisse der Gelotologie wie folgt:
Lachen gegen Infektionen und Schmerzen: Studien der Gelotologie ergaben, dass Schmerzpatienten nach nur wenigen Minuten Lachen eine Erleichterung erfahren, die bis zu mehreren Stunden anhalten kann. Aber auch das korpereigene Immunsystem wird durch Lachen aktiviert. So konnen Blutinhaltsstoffe, die fur die Immunabwehr wichtig sind, deutlich vermehrt werden. Auch T-Lymphozyten, die den Korper gegen viele Krankheitserreger schutzen, nehmen durch das Lachen zu.
[...]
[1] Duden. Das Fremdworterbuch, Mannheim: Dudenverlag 1990, 320.
[2] Klaus, Georg / Buhr, Manfred (Hg.): Philosophisches Worterbuch, Leipzig: Bibliographisches Institut 1969, 261.
[3] vgl. Robinson, Vera M.: Praxishandbuch Therapeutischer Humor. Grundlagen und Anwendungen fur Gesundheits-und Pflegeberufe, Bern: Verlag Hans Huber 2002, 10.
[4] vgl. ebda
[5] vgl. Eggli 1997, zitiert nach Kappeli, Silvia: Pflegekonzepte. Phanomene im Erleben von Krankheit und Umfeld, Bern: Verlag Hans Huber 2004, 276.
[6] vgl. Lotze, Eckhard: Humor im therapeutischen Prozess. Dimensionen, Anwendungsmoglichkeiten und Grenzen fur die Pflege, Frankfurt am Main: Mabuse-Verlag GmbH 2003, 48.
[7] vgl. Brzoska, Ina: Mehr als gesund. Lachen kann heilen, in: https://www.n-tv.de/wissen/Lachen-kann-heilen- article10097381.html [abgerufen am 11.04.2018]
[8] vgl. Rote Nasen: Humorforschung. Die Wissenschaft vom Lachen, in: https://www.rotenasen.de/forschung/humorforschung/ [abgerufen am 11.04.2018]