Rituale sind ein entscheidender Bestandteil im Leben eines jeden Menschen. Sie bringen Struktur und Regelmäßigkeit in unsere alltäglichen Handlungen und sind daher kaum wegzudenken. Häufig werden sie jedoch nicht wahrgenommen und eher mit Kult und Religion in Verbindung gebracht. Dass Rituale uns durch den gesamten Alltag begleiten und helfen, Übergangsphasen zu meistern, ist vielen gar nicht bewusst. Dabei spielen Rituale besonders im Familienleben eine zentrale Rolle. Sie konstruieren die Gemeinschaft in einer Familie, indem Rollen zugewiesen, sowie Zusammenhalt und Solidarität hergestellt werden. Wir alle haben Familienrituale als Kinder erlebt: Zu Hause wurde gemeinsam Weihnachten gefeiert und abends haben die Eltern eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen oder es wurden Lieder gesungen. Wir wissen, welch bleibenden Eindruck diese Feiern und Momente auf uns gemacht haben. Doch warum prägen sich diese Momente ins Gedächtnis bis ins hohe Alter überhaupt so ein, dass sie für viele zu biographischen Schlüsselerlebnissen werden? Was verbirgt sich hinter dem, was wir alle selbstverständlich kennen und voraussetzen? Und warum reagieren ganz besonders Kinder so beeindruckt auf solche Momente? In meiner Hausarbeit möchte ich mich hauptsächlich mit Kindern und Ritualen auseinandersetzen, denn Kinder sind in viele rituelle Formen einbezogen - in Vereinen, Kindergruppen, in der Schule und in anderen gesellschaftlichen Bereichen. Deshalb ist es wichtig zu betonen, dass Ausgangspunkt dieser Arbeit das Beispiel der familiären Einschlafrituale ist. Tägliche Gewohnheiten, wie beispielsweise das gemeinsame Singen, Beten oder Kuscheln vor dem Schlafengehen, werden genauer in den Blick genommen. Von zentralem Interesse ist, warum diese Rituale gerade für Kinder sinnvoll und wichtig sind und welche Bedeutung diese für sie haben. Welche Muster der Gemeinschaftsbildung werden in Einschlafritualen hergestellt? Welche Wirkung haben sie auf die Kinder, aber auch auf die Erwachsenen? Auf diese Fragen werde ich im Folgenden genauer eingehen. Dazu werden zunächst Rituale im Allgemeinen betrachten und deren Funktionen in der Familie untersucht. Anschließend befasse ich mich speziell mit Einschlafritualen, ihrem Ablauf, ihren Bedeutungen und inwiefern sie auch zum Umgang mit kindlichen Ängsten beim Einschlafen beitragen können.
Inhalt
1. Einleitung
2. Rituale
2.1. Begriffsbestimmung
2.2. Ritual und Routine
2.3. Familienrituale
3. Kindliche Einschlafrituale
3.1. Vielfältige Familienformen und Wertvorstellungen
3.2. Chronologische Phasen
3.3. Die Rollenverteilung im Ritual
3.4. Die Bedeutung einzelner Rituale
3.4.1. Geschichten vor dem Einschlafen
3.4.2. Musik und Gebet vor dem Schlafengehen
3.4.3. Wasch- und Zähneputzzeremonien
3.5. Passende Rituale finden
3.6. Umgang mit kindlichen Ängsten vor dem Einschlafen
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Rituale sind ein entscheidender Bestandteil im Leben eines jeden Menschen. Sie bringen Struktur und Regelmäßigkeit in unsere alltäglichen Handlungen und sind daher kaum wegzudenken. Häufig werden sie jedoch nicht wahrgenommen und eher mit Kult und Religion in Verbindung gebracht. Dass Rituale uns durch den gesamten Alltag begleiten und helfen, Übergangsphasen zu meistern, ist vielen gar nicht bewusst. Dabei spielen Rituale besonders im Familienleben eine zentrale Rolle. Sie konstruieren die Gemeinschaft in einer Familie, indem Rollen zugewiesen, sowie Zusammenhalt und Solidarität hergestellt werden. Wir alle haben Familienrituale als Kinder erlebt: Zu Hause wurde gemeinsam Weihnachten gefeiert und abends haben die Eltern eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen oder es wurden Lieder gesungen. Wir wissen, welch bleibenden Eindruck diese Feiern und Momente auf uns gemacht haben. Doch warum prägen sich diese Momente ins Gedächtnis bis ins hohe Alter überhaupt so ein, dass sie für viele zu biographischen Schlüsselerlebnissen werden? Was verbirgt sich hinter dem, was wir alle selbstverständlich kennen und voraussetzen? Und warum reagieren ganz besonders Kinder so beeindruckt auf solche Momente? In meiner Hausarbeit möchte ich mich hauptsächlich mit Kindern und Ritualen auseinandersetzen, denn Kinder sind in viele rituelle Formen einbezogen - in Vereinen, Kindergruppen, in der Schule und in anderen gesellschaftlichen Bereichen. Deshalb ist es wichtig zu betonen, dass Ausgangspunkt dieser Arbeit das Beispiel der familiären Einschlafrituale ist. Tägliche Gewohnheiten, wie beispielsweise das gemeinsame Singen, Beten oder Kuscheln vor dem Schlafengehen, werden genauer in den Blick genommen. Von zentralem Interesse ist, warum diese Rituale gerade für Kinder sinnvoll und wichtig sind und welche Bedeutung diese für sie haben. Welche Muster der Gemeinschaftsbildung werden in Einschlafritualen hergestellt? Welche Wirkung haben sie auf die Kinder, aber auch auf die Erwachsenen?
Auf diese Fragen werde ich im Folgenden genauer eingehen. Dazu werden zunächst Rituale im Allgemeinen betrachten und deren Funktionen in der Familie untersucht. Anschließend befasse ich mich speziell mit Einschlafritualen, ihrem Ablauf, ihren Bedeutungen und inwiefern sie auch zum Umgang mit kindlichen Ängsten beim Einschlafen beitragen können.
2. Rituale
2.1. Begriffsbestimmung
Rituale, oder auch Riten, sind Handlungen, die einem festen Ablauf folgen und sich stets in ähnlicher Weise wiederholen.[1] Sie begleiten uns durch das ganze Leben: Ob beim Aufstehen, bei der Arbeit oder beim Feiern - viele Handlungen sind ritualisiert und laufen automatisch ab. Durch die gleichförmige, regelmäßige Durchführung geben sie unserem Alltag Struktur und helfen uns, zwischenmenschliche Interaktionen durchzuführen. Viele Menschen halten Rituale für überholt und meinen, ohne sie auskommen zu können. Dabei merken sie nicht, dass sie tagtäglich eine Fülle von Ritualen unbewusst ausführen, um Ordnung in ihren Tagesablauf zu bringen. Die Tasse Kaffee am Morgen, die nicht fehlen darf, die Begrüßung der Arbeitskollegen – sogar der Straßenverkehr unterliegt einer starken Ritualisierung: Manche Verkehrsregeln sind alles andere als logisch und machen an sich keinen Sinn. Werden sie aber von allen Verkehrsteilnehmern befolgt, kann man mit ihrer Hilfe auch die kompliziertesten Verkehrssituationen regeln.
Neben den Gewohnheiten im Alltag, die meistens als selbstverständlich gesehen werden, gibt es aber auch Tage wie Weihnachten oder Geburtstage, die erst durch Rituale eine sehr wichtige Funktion erhalten. Besonders diese Rituale werden meist als sehr positiv wahrgenommen, da sie unter den Beteiligten ein Gemeinschaftsgefühl und Vertrauen schaffen.[2]
Rituale spielen also in vielen Lebensbereichen eine große Rolle. Dabei erfordern sie durchaus auch die Befolgung von Regeln. Erst, wenn diese eingehalten werden, kann das Zusammenleben erleichtert werden und die Teilnehmer können sich auf einen geregelten Ablauf verlassen.[3] So ist es bei dem ersten Aufeinandertreffen mit einer Person üblich, dass sich beide Personen die Hand geben und sich vorstellen. Wenn sich eine Person nicht an diese Gewohnheit halten würde, würde sich der Gegenüber wahrscheinlich unwohl fühlen. Rituale sind somit auch als soziale Prozesse zu verstehen, die dem Einzelnen helfen, mit dem Gegenüber gesellschaftlich umzugehen.[4] Durch die regelmäßige körperliche Ausübung bestimmter Vorgaben eines Rituals wird der Körper so zum Gedächtnis des Sozialen. Rituale ‚erziehen‘ also nebenbei im Alltag zu einem Verhalten, das Einfluss auf selbstverständlich erscheinende Einstellungen, Werte und Wahrnehmungen hat. Dem Bewusstsein des Einzelnen bleibt dies verborg
2.2. Ritual und Routine
Die Begriffe Ritual und Routine liegen sehr nahe beieinander und werden auch oft synonym verwendet. Das liegt vor allem daran, dass die beiden Ansätze im Alltag eine ähnliche Funktion haben: Sowohl Rituale, als auch Routinen bezeichnen wiederkehrende, gleichförmige Abläufe für bestimmte Situationen, die ein Gefühl von Sicherheit und Verlässlichkeit vermitteln. Sie werden somit als Bedingung für einen gelingenden, stabilen Alltag verstanden. Verglichen mit Ritualen bezieht sich die Ausführung von Routinen jedoch eher auf den gesamten Alltag und dessen Rhythmus.[5] Sie sind mehr eine Strategie, um Lebensabläufe zu handhaben und alltägliche Notwendigkeiten möglichst sicher und geübt zu vollziehen, wie zum Beispiel das Duschen oder das Anziehen. Mit Ritualen hingegen verbindet sich eine stärkere Sinnebene, die für den Einzelnen bedeutungsvoller ist – beispielweise das Zubettgehen. Sie haben eher den Charakter des Besonderen, sodass sie als Außergewöhnliches im Gewöhnlichen betrachtet werden können. Dadurch, dass ritualisierte Handlungen von einer bestimmten Kultur, Gesellschaft oder einer kleinen Gruppe von Menschen befolgt werden, erhalten sie einen symbolischen Sinn und werden damit wertvoll.[6] Selbst wenn der Sinn eines Symbols verloren gegangen ist, kann es für den Teilnehmer immer noch eine große Bedeutung haben, sodass ihm die Ausführung dieses Rituals Freude und Zufriedenheit schenkt. Routinen können daher in dem Moment zu Ritualen werden, wenn Handlungen und Bewegungen als Zeichen oder Symbole gedeutet werden.
2.3. Familienrituale
Familienzeit und Familienleben stellen keine Selbstverständlichkeit dar. Insbesondere in Familien, in denen Eltern erwerbstätig sind, kommt die gemeinsame Zeit oftmals zu kurz. Umso wichtiger sind feste Rituale für die Kinder. Alltäglichkeiten wie die, dass sie gerne Geschichten hören, gehören zum familiären Tagesablauf und sind von großer Bedeutung. Dadurch finden ihre neuen Erfahrungen in einem stabilen Rahmen statt und das gibt ihnen Sicherheit.[7] Dabei kommt der Wiederholung eine besondere Wichtigkeit zu, denn sie macht den Verlauf absehbar und hilft, die gegenseitige Erwartung zu kommunizieren. Kinder wiederholen beispielsweise Tonfolgen und Laute in immer gleicher Weise. Daraus ergeben sich Spiele, die von Eltern und Kindern immer wieder durchgeführt werden, wie etwa Finger- und Klatschspiele. Durch die regelmäßigen Wiederholungen erinnern sich Kinder und sie werden Mensch einer bestimmten Kultur. Das wiederum ist wichtig für die Identitätsbildung.[8] Das dauerhafte Erinnerungsvermögen ist somit ein wichtiger Faktor für die Entwicklung und die Kinder bekommen Übung darin, sich in einer bestimmten Situation passend zu verhalten.
Und das gilt nicht nur für kleine Kinder, denen es damit leichter fällt, ihre eigene Stellung in der Welt zu finden und sich als Teil der Familie zu sehen. Auch Schulkinder und selbst Jugendliche profitieren von festen Familienritualen, die manchmal sogar später an die eigene Familie weitergegeben werden. Je nach Alter der Kinder finden diese Rituale zwar in sehr unterschiedlichen Kontexten und mit zunehmendem Alter auch mehr und mehr außerhalb des Familiensystems statt. Dennoch ist die Wichtigkeit von Familienriten in allen Altersstufen der Kindheit eindeutig, denn sie geben das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gruppe.[9] Dieses Gemeinschaftsgefühl kann jedoch ganz unterschiedliche Qualitäten besitzen. Dabei spielen der Umgang mit Emotionen zwischen den Familienmitgliedern und die Fähigkeit, diese auch auszudrücken, eine wichtige Rolle. Das spezifische Erleben von Gemeinschaft führt zur Herausbildung eines Gemeinschaftsgefühls beim Kind als Persönlichkeitsmerkmal. Eine durch emotionale Wärme und Verständnis gekennzeichnete familiale Gemeinschaft führt zu sicheren Bindungen und zu Vertrauen.
Gerade in unruhigen Zeiten, die durch hohe Anforderungen und Stress gekennzeichnet sind, bieten Rituale Halt und Stabilität – sowohl für die Kinder, als auch für die Erwachsenen. Denn sie schaffen in der Familie Gemeinsamkeiten, die ansonsten im Alltag vernachlässigt werden. Rituale können auf Erwachsene eine entspannende Wirkung haben, besonders wenn sie sehen, wie diese den Kindern Freude bereiten.[10] Nach einem anstrengenden Arbeitsalltag spielen daher in vielen Familien Abendrituale eine wichtige Rolle. Dazu zählen vor allem auch Einschlafrituale, auf welche ich im Folgenden genauer eingehen werde.
3. Kindliche Einschlafrituale
Mit Einbruch der Dunkelheit beginnt eine Zeit im Leben eines jeden Menschen, in der Ruhe und Erholung an erster Stelle stehen sollten. Der Mensch wird durch den Schlaf gewissermaßen in eine andere Welt geführt. Die Handlungen vor dem Schlafen bereiten die Kinder auf diese Zustandsänderung vor, sie unterstützen das zeitweilige Verlassen des Alltags. Die körperlichen Kontakte von Kindern und Eltern sind dabei besonders wichtig. Oft ist die Zeit vor dem Einschlafen für intensive Nähe, die tagsüber zu kurz kam, da. In vielen Familien sind Abendrituale daher nahezu heilig, weil sie sich symbolhaft auf Werte, wie den der familialen Gemeinschaft oder der Stabilität, beziehen. Diese „heilige Handlung“ wird durch Gegenstände, Orte, Verhaltensweisen, usw. gekennzeichnet.
Darüber hinaus bietet die Zeit vor dem Einschlafen am Abend die Gelegenheit, über den vergangenen und den kommenden Tag nachzudenken und herauszufinden, was die Kinder beschäftigt. Erzählen, Kuscheln, Vorlesen und Singen stehen dabei im Mittelpunkt.[11] Wie die Rituale am Abend genau ablaufen, ist von Familie zu Familie unterschiedlich.
3.1. Vielfältige Familienformen und Wertvorstellungen
Einschlafrituale sind universell – in nahezu allen Gesellschaften dieser Erde begleiten Erwachsene Kinder, wenn sie zu Bett gehen. Dennoch gibt es große Unterschiede bezüglich der Gestaltung von Ritualen, und das nicht nur zwischen verschiedenen Ländern, sondern auch innerhalb eines Landes. Das liegt zum einen daran, dass es viele unterschiedliche Familienformen gibt.[12] Die Kernfamilie ist die wohl typischste Form einer Familie – bestehend aus verheirateten Eltern (Mann und Frau) und deren gemeinsamen Kindern. Darüber hinaus gibt es Ein-Eltern-Familien[13], Patchworkfamilien[14], Adoptivfamilien[15] und Regenbogenfamilien[16]. In einigen Familien werden Rituale immer zusammen mit beiden Elternteilen durchgeführt, was in anderen Familien wiederum nicht möglich ist, weil die Mutter oder der Vater alleinerziehend sind.
Hinzu kommt, dass die Gesellschaft in Deutschland nicht homogen ist. Sie besteht aus Menschen, die unterschiedlichen sozialen Milieus entstammen und eine entsprechende Sozialisation erfahren haben.[17] Dadurch stehen nicht allen Eltern dieselben sozioökonomische Ressourcen zur Verfügung, was das Familienleben so vielfältig macht. Faktoren wie die Wohn- und Arbeitsbedingungen oder die kulturelle Herkunft beeinflussen den familialen Haushalt und das Verhalten. Das bedeutet, dass sich einige Familien bestimmte Dinge finanziell gar nicht leisten können, die bei Anderen in Ritualen auf keinen Fall fehlen dürfen, wie beispielsweise eine Fülle an verschiedenen Bilderbüchern. Die kulturelle Herkunft ist darüber hinaus oft der Grund für unterschiedliche Wertvorstellungen, was in Motivationen, Wünschen und Interessen der Eltern zum Ausdruck kommt.[18] So können auf der einen Seite Werte wie Toleranz, Selbstvertrauen und Selbstverwirklichung als besonders wichtig in der Erziehung eingestuft werden. Dem gegenüber stehen Familien, in denen Werte wie Disziplin und Respekt, sowie Regelmäßigkeit besonders betont werden.
Was alle Familien jedoch gemeinsam haben ist, dass das Zusammenleben einen Schutzraum für alle Mitglieder darstellt.[19] Kinder können sicher heranwachsen und alle Familienmitglieder können von gegenseitigem Vertrauen und Respekt profitieren. Dieser Schutzraum wird vor allem auch in gemeinsamen Ritualen am Abend hergestellt, die trotz der Unterschiedlichkeit größtenteils gleich aufgebaut sind.
3.2. Chronologische Phasen
Ein Einschlafritual durchläuft grundsätzlich vier Phasen: Zunächst muss das Zu-Bett-Gehen vorbereitet werden.[20] Dazu gehört meistens als Erstes das Erledigen alltagspraktischer Dinge, wie das Zähneputzen oder das Auftragen einer bestimmten Creme. Die Beteiligten nehmen anschließend ihren gewohnten Platz ein, häufig auf dem Bett. Dabei ist es wichtig, die passende Nähe einzunehmen, in welcher die anwesenden Personen zueinander sitzen oder liegen. Im Anschluss folgt die eigentliche Durchführung des Rituals. Diese muss mit einem klaren Anfang signalisiert werden - beispielsweise das Falten der Hände bei einem Gebet. So können alle Beteiligten ihre volle Aufmerksamkeit auf das Ritual und die gemeinsame Zeit richten. In dieser Phase gibt es fixierte, aber auch weniger fixierte Formen.[21] Das bedeutet, dass feste Rituale auch zeitweise abgeändert werden können. Es werden dann verschiedene Bedürfnisse geäußert, durch die es auch zu Auseinandersetzungen kommen kann - etwa welches Buch vorgelesen werden soll. Dann gilt es, gemeinsam eine Entscheidung zu treffen. In der anschließenden Phase der Trennung spielen Aushandlungen eine noch deutlichere Rolle.[22] In den meisten Fällen versuchen die Kinder, die Separierung zu den Eltern hinauszuzögern, während die Eltern die Kommunikation beenden möchten. Dabei ist es für die Eltern auch oft schwierig, sich nicht noch in weitere Kommunikationen verwickeln zu lassen. Wenn sie dann das Zimmer verlassen und auch das Licht ausmachen, ist die Kommunikation für das Kind aber nicht einfach beendet. In der letzten Phase geht diese vielmehr in eine Autokommunikation über.[23] Das Kind beschäftigt sich mit Fragen, mit dem Ende von einer Geschichte, mit Spielen oder Hörkassetten, usw. Dabei führt es oft eine intensive Diskussion mit sich selbst.
[...]
[1] Vgl. Langlotz, Christel/ Bingel, Bela (2008): Kinder lieben Rituale. Münster: Ökotopia Verlag, S.4
[2] Vgl. ebd., S.6
[3] Vgl. Xyländer, Margret (2014): Die Familie als Bildungsgemeinschaft. Abendrituale in rekonstruktiver Analyse. Berlin: Budrich UniPress, S.54
[4] Vgl. ebd., S.59
[5] Vgl. Xyländer 2014, S.74
[6] Vgl. Schori, Kurt (2009): Kinder in Familienritualen. Zur kindlichen Erfahrung von Religion in rituellen Prozessen. Stuttgart: Kohlhammer Verlag, S.29
[7] Vgl. Langlotz/ Bingel 2008, S.5
[8] Vgl. Langlotz/ Bingel 2008, S.4
[9] Vgl. Schori 2009, S.29
[10] Vgl. Xyländer 2014, S.258f.
[11] Vgl Xyländer 2014, S.82
[12] Vgl. Schurian-Bremecker, Christiane (2008): Kindliche Einschlafrituale im Kontext sozialer und kultureller Heterogenität. Kassel: Kassel University Press, S.82
[13] Alleinerziehende oder Alleinerziehender bleibt mit Kind zurück.
[14] Das Kind lebt mit einem leiblichen Elternteil und dem neuen Partner der Mutter oder des Vaters zusammen.
[15] Paare entscheiden sich zu einer Adaption und nehmen das fremde Kind wie ihr eigenes an.
[16] Gleichgeschlechtliche Elternteil leben mit Kindern zusammen.
[17] Vgl. Alt, Christian/ Bayer, Michael (2012): Aufwachsen in Disparitäten. In: Rauschenbach, Thomas/ Bien, Walter (Hrsg.): Aufwachsen in Deutschland. AID:A – Der neue DJI-Survey. Weinheim und Basel: Beltz Juventa, S. 101
[18] Vgl. Ecarius, Jutta (2013): Familie. Identität. Kultur. In: Baader, Meike Sophia/ Götte, Petra/ Groppe, Carola (Hrsg.): Familientraditionen und Familienkulturen. Theoretische Konzeptionen, historische und aktuelle Analysen. Wiesbaden: Springer VS, S.60f.
[19] Vgl. ebd., S.54
[20] Vgl. Schori 2009, S.60
[21] Vgl. Schori 2009, S.61
[22] Vgl. ebd.
[23] Vgl. ebd.