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Wer ist erinnerungswürdig in Deutschland? Ein Beitrag zur Implementierung eines demokratischen Erinnerungsprojekts nach dem Modell "StoryCorps"

Transatlantischer Ideenwettbewerb 2007/2008 der Körberstiftung im Rahmen von USABLE: Empowerment, Strengthening People

©2008 Diskussionsbeitrag / Streitschrift 33 Seiten

Zusammenfassung

StoryCorps ist eine amerikaweite Initiative, Bürger zu motivieren, sich gegenseitig zu interviewen und die Erinnerungen auf Band aufzuzeichnen, die dann im Folklife Center der Library of Congress in Washington archiviert werden. Gegründet wurde das Projekt von MacArthur-Preisträger David Isay im Rahmen seiner vielfach ausgezeichneten gemeinnützigen Aufnahmefirma Sound Portraits Production (SPP), die seit 1994 die Stimmen sonst eher vernachlässigter Bevölkerungskreise einer breiten Öffentlichkeit in Rundfunksendungen und Publikationen vorstellt. Dabei werden soziale, erzieherische, kulturelle und künstlerische Elemente verbunden.

Auf Grund der Dimension der Aufwertung dessen, was der durchschnittliche Bürger aus seinem Leben zu erzählen hat, fügt sich StoryCorps thematisch in das diesjährige Thema „Empowerment. Strengthening people“ von USABLE ein. Es ist dringend, auch in Deutschland in einer historisch so bedeutsamen Phase wie der jetzigen die Erfahrungen und Erinnerungen der verschiedenen Generationen nicht verloren gehen zu lassen. Deutschland befindet sich an einem entscheidenden Schnittpunkt der Geschichte, der mit Hilfe eines flächendeckenden Oral-History-Projekts auf breiter Ebene festgehalten werden sollte, bevor die das Bewusstsein für die historische Einmaligkeit der Zeitenwende nach der Wiedervereinigung verloren geht. Deutschsein und deutsche Identität haben sich gewandelt, neu geformt und auch wieder an alten Traditionen festgehalten.

Eine integrative Methode wie StoryCorps könnte Menschen in weiten Teilen Deutschlands auf demokratische Weise in die Lage versetzen, ihre eigenen Geschichten innerhalb der Familie oder dem Freundeskreis zu erfassen und künftigen Generationen zu übermitteln. Das Interesse an ihren Lebensgeschichten und die damit verbundene Anerkennung schafft eine soziale Aufwertung, die sich in positiven emotionalen Erfahrungen ausdrückt. Das Wichtig-genommen und Gehört-werden ist ein menschliches Grundbedürfnis, das mit diesem Projekt gefördert werden und dem Ignorieren breiter Bevölkerungskreise entgegenwirken kann. Dazu zählt auch das befriedigende Gefühl, durch die Archivierung der eigenen Lebensgeschichte für eine spätere Verwendung einen Beitrag zur Mitgestaltung der Zukunft zu leisten.

Ich freue mich sehr, das Projekt StoryCorps der Körberstiftung im Folgenden näher zu beschreiben, es zu bewerten und Vorschläge für eine Implementierung in Deutschland zu unterbreiten.

Leseprobe

Inhaltsangabe:

Einführung

I. Beschreibung des Projekts StoryCorps von David Isay

II. Bewertung und Kritik des vorgeschlagenen Projekts
1. Kritische Anmerkungen und Vorschläge zur Modifizierung
a) Kulturelle Unterschiede
b) Mögliche Vorbehalte
c) Kritische Punkte des Modells StoryCorps
2. Warum kann Deutschland von StoryCorps profitieren?
3. Das innovative Element für Deutschlands Erinnerung

III. Plan der Umsetzung

a) Ein deutscher Name

b) Projektleitung

c) Finanzierung des Projekts und Zeitrahmen

Fazit

Zur Autorin

Publikationsliste

USABLE

Transatlantischer Ideenwettbewerb der K örberstiftung 2007/2008 mit dem Thema: Empowerment. Strengthening people

Wer ist erinnerungswü rdig in Deutschland?

Eine Einführung zum amerikanischen Modell StoryCorps im Rahmen des diesjährigen transatlantischen Ideenwettbewerbs

„Listening is an Act of Love“. (David Isay)

Vor vier Jahren hörte ich am National Public Radio eine Sendung über das Projekt StoryCorps von David Isay in New York City. Ich war wie elektrisiert von seiner Idee, dass durchschnittliche Amerikaner ihre Erinnerungen gegenseitig als Tondokumente aufzeichnen und diese im American Folklife Center der Library of Congress in Washington archiviert und öffentlich zugänglich gemacht werden. Da ich als Historikerin mehrere Oral-History-Projekte durchgeführt habe, erkannte ich, dass Isay mit seinem amerikaweiten Projekt, einen kollektiven Erinnerungspool zu schaffen, wirklich am Nerv der Zeit liegt und eine geniale Methode entwickelt hat, diesem Ziel nahe zu kommen. Er ist nicht von ungefähr im Jahr 2000 mit dem in den USA renommierten Geniepreis, dem MacArthur Grant, ausgezeichnet worden. In der Zwischenzeit ist StoryCorps zum bedeutendsten Oral-History-Projekt der Vereinigten Staaten avanciert.

Wenn man die StoryCorps -Website (https://storycorps.org) studiert, fällt auf, wie sehr in diesem Projekt, die soziale und humane Dimension angesprochen wird. Einige zentrale Zitate verdeutlichen dies:

- „Listening, after all is an act of love.“
- „Our mission is to honor and celebrate each other’s lives through listening.“
- „We’re here to help you interview your grandmother, your uncle, the lady who has worked at the lunchonette down the block for as long as you can remember – anyone whose story you want to hear and preserve.“
- „We help you figure out what questions to ask, and we handle all the technical aspects of the recording. At the end of the hour-long session, you get a copy of your interview on CD.“
- „... we want to make sure your story lives on for generations to come...“
- „... a mission...to tell the stories of ordinary Americans with dignity, celebrating the power and poetry in their words...“
- „Today so many ordinary people feel as nobodies, but when they speak of their lives, they realize they count! They become alive! Never has a project been more timely or necessary!“

Mehr als bei zeitgeschichtlich-soziologisch orientierten Oral-History-Projekten geht es bei StoryCorps also um die Hilfeleistung und Hilfestellung bei der Durchführung der Interviews wie um die Anerkennung der Erinnerungen „gewöhnlicher“ Menschen. David Isay spricht davon, dass ihn von Jugend das, was durchschnittliche Menschen aus ihrem Leben erzählten, viel mehr faszinierte als das, was die Medien von Celebrities oder „wichtigen“ Persönlichkeiten berichteten. Eine Aufwertung und Stärkung seiner Zielgruppe erreicht Isay auch dadurch, dass sowohl der Interviewte wie der Interviewer ‚Normalbürger‘ sind unter Umgehung der sonst üblichen Auswahlkriterien in den Medien oder der akademischen Fachwelt. Den Erinnerungen wird ein neutraler Raum geboten, sie müssen sich nicht in bestimmte Zeitzeugenberichte oder Resultate einfügen. Die Menschen können so ihr „Erwähltsein“ selbst bestimmen und konditionieren, ohne passiv auf andere zu warten, die ihre Lebensgeschichte interessant oder festhaltenswert empfinden. StoryCorps hat zweifellos einen stark demokratischen Impuls. Dieses Projekt zielt geradezu auf eine Transformierung der Gesellschaft durch Dialog und Kommunikation ab. Das folgende Zitat, das sich wie ein Credo des Gründers anhört, belegt dies eindrücklich:

„We want to spark a revolution in this country – of thoughtful communication, of gathering the wisdom of older Americans, of appreciating the importance and beauty in the stories of loved ones and friends. We believe that the stories of everyday Americans have value. We believe that recording loved ones’ stories reminds them that they matter, and that they won’t be forgotten. We believe that listening is an act of love.“

Auf Grund dieser sozialen Dimension der Aufwertung dessen, was der durchschnittliche Amerikaner aus seinem Leben zu erzählen hat, fügt sich StoryCorps thematisch in das diesjährige Thema von USable „Empowerment. Strengthening people “ ein. Es ist dringend, auch in Deutschland in einer historisch so bedeutsamen Phase wie der jetzigen die Erfahrungen und Erinnerungen der alten Generationen nicht verloren gehen zu lassen. Eine integrative Methode wie StoryCorps könnte Menschen in ganz Deutschland auf demokratische Weise in die Lage versetzen, ihre eigenen Geschichten innerhalb der Familie oder dem Freundes – und Bekanntenkreis zu erfassen und künftigen Generationen zu übermitteln. Das Interesse an ihren Lebensgeschichten und die damit verbundene Anerkennung schafft eine soziale Aufwertung, die sich in positiven emotionalen Erfahrungen ausdrückt. Das Wichtig-genommen und Gehört-werden ist ein menschliches Grundbedürfnis, das mit diesem Projekt gefördert werden kann und das dem Ignorieren breiter Bevölkerungskreise entgegenwirken kann. Dazu zählt auch das befriedigende Gefühl, mit seiner Lebensgeschichte einen Beitrag zur Mitgestaltung der Zukunft zu leisten.

Ich freue mich sehr, das Projekt StoryCorps der Körberstiftung im Folgenden näher zu beschreiben, es zu bewerten und Vorschläge für eine Implementierung in Deutschland zu unterbreiten.

I. Beschreibung des StoryCorps -Projekts von David Isay

StoryCorps ist eine nationale Initiative, amerikanische Bürger zu motivieren, sich gegenseitig zu interviewen und ihre Geschichten und Erinnerungen auf Band aufzuzeichnen. Gegründet wurde das Projekt von MacArthur-Preisträger David Isay im Rahmen seiner ebenfalls vielfach ausgezeichneten gemeinnützigen Aufnahmefirma Sound Portraits Production (SPP), die seit 1994 die Stimmen vernachlässigter amerikanischer Randgruppen einer breiten Öffentlichkeit in Rundfunksendungen und Publikationen vorstellt. Dabei werden soziale, erzieherische, kulturelle und künstlerische Elemente verbunden. Tonprofile von Männern und Frauen am Rand der Gesellschaft werden mit Sorgfalt, Professionalität und Würde produziert, um Diskussionen und Nachdenken zu entfachen im Hinblick auf amerikanische Reizthemen wie Armut, Jugendkriminalität, Strafvollzug und Rassendiskriminierung. Isay sieht seine Produktionsfirma vor allem als Instrument sozialen Lernens. Dazu gehört auch die Verwendung seiner Dokumentationen als Unterrichtsmaterial in amerikanischen High Schools.

Auf diesem geistigen Hintergrund wurde 2003 Dave Isays neues Projekt StoryCorps ins Leben gerufen, um nun in Amerika flächenweit die Erinnerungen und Geschichten gewöhnlicher, sonst nicht im Licht des öffentlichen Bewusstseins stehender Menschen zu dokumentieren und mit Hilfe derselben sozialen Lernmechanismen greifbar zu machen. Die erste StoryBooth wurde am 23. Oktober 2003 am Grand Central Terminal in New York City eröffnet. Seitdem wurde ein weiteres dieser kleinen schalldichten Tonstudios in New York City in Lower Manhattan eingerichtet, das der Erfassung der Erinnerungen an den 11. September 2001 gewidmet ist. Derzeit ist StoryCorps im Besitz von sechs Tonstudios, außer den beiden in New York gibt es ein weiteres schalldichtes Studio in der Central Library in Milwaukee, Wisconsin, und drei mobile Studios, professionell ausgestattete Trailer, die das Land bereisen. StoryCorps hat mit diesen fahrenden Studios Station in 60 amerikanischen Städten gemacht. In der Zwischenzeit wurden rund 10 000 Interviews erstellt und dokumentiert, das Ziel bis 2015 sind 250 000 Interviews. Langfristig soll diese Initiative ein riesiges Arsenal des amerikanischen kollektiven Gedächtnisses bilden, in Isays Worten: „ ... we hope [it] will become nothing less than an oral history of America.“

Konkret sieht der Prozess für den Einzelnen folgendermaßen aus: Wenn zum Beispiel eine Tochter ihren Vater im Hinblick auf seine Erlebnisse im Vietnamkrieg interviewen möchte, hat sie drei Möglichkeiten. A) Sie ruft die Telefonzentrale in NYC an und lässt sich einen Termin für eine der beiden StoryBooths geben. B) Sie wartet, bis eine der mobilen Stationen in ihre Gegend in den USA kommt. C) Sie benutzt die Möglichkeit, das Interview zu Hause durchzuführen. Im letzten Fall, der Do-it-yourself -Methode benötigt sie die technische Ausrüstung selbst, die sie unter Hinterlegung einer Kaution zugesandt bekommt. In jedem der drei Fälle gehen die Interviewpartner vor allem aber der Interviewer durch eine Vorphase, wo mit Hilfe eines Facilitators vor Ort oder einer Online-Instruktion eine Liste von Fragen erstellt wird. Es ist nicht obligatorisch, sich im eigentlichen Interview an diese zu halten. Sie wird aber als große Hilfe angesehen, Nervosität abzubauen und auf die Tonaufnahme vorzubereiten. Es entstehen den Interviewpartnern keine Kosten. Eine Spende von $ 10.- wird jedoch empfohlen. Die tatsächlichen Produktionskosten betragen allerdings $ 250.-, die StoryCorps durch private Fördermittel trägt.

Großer Wert wird daraufgelegt, dass die Tonqualität technisch so hochwertig wie möglich ist. In dieser Hinsicht bewährt es sich, dass David Isay reiche Erfahrungen im Rundfunk und in der Produktion von Sendungen aufweist. Die Tatsache, dass nicht professionell ausgebildete Leute Interviews führen, bedeutet nicht, dass die Endprodukte laienhaft oder dilettantisch ausfallen. Diese Qualitätsgarantie ist eines der Erfolgselemente von StoryCorps und ermöglicht die wöchentliche Ausstrahlung der Interviews am National Public Radio, was wiederum den hohen Bekanntheitsgrad in den USA erklärt.

Eine wichtige Rolle spielt der Facilitator, meist ein Praktikant, der ein entsprechendes Training bei StoryCorps durchläuft, um in der Lage zu sein, den Familienmitgliedern oder Freunden technisch, fachlich und emotional Hilfestellung zu leisten. In der StoryBooth nimmt diese Vorphase nicht mehr als zehn bis zwanzig Minuten ein, bei einer Online-Instruktion nimmt es etwas mehr Zeit in Anspruch. Das eigentliche Interview dauert dann 40 Minuten. Auch hierbei werden alle technischen Aspekte von dem Facilitator gehandhabt. Die Interviewpartner konzentrieren sich auf das Gespräch und lassen sich auf die emotionale Dynamik ein, die eine solche Situation bei Menschen, die sich nahestehen, durchwegs hervorruft.

Nach dem Interview erhalten die Interviewpartner eine CD ihrer Lebensgeschichte für sich selbst. Mit ihrer Erlaubnis geht eine Kopie des Interviews an das Folklife Center der Library of Congress, wo sie archiviert und der amerikanischen Öffentlichkeit wie zukünftigen Generationen zugänglich gemacht wird. Zu der persönlichen Erfahrung und der Aufwertung der jeweiligen Interviewpartner kommt durch die Vernetzung mit der Library of Congress eine öffentliche Dimension hinzu, die eine weitere Aufwertung der Erinnerungen darstellt. Darüber hinaus hat StoryCorps eine Partnerschaft mit NPR, wo die „besten“ Interviews wöchentlich ausgestrahlt werden.

Diese Partnerschaften mit der Library of Congress wie mit der großen öffentlichen Rundfunkanstalt in den USA sind entscheidende Bestandteile des immensen Erfolgs von David Isays Projekt. Isay hat zweifelsohne ein sehr klug durchdachtes Konzept ausgearbeitet und realisiert.

Die Library of Congress in Washington verleiht StoryCorps ein solides Fundament durch die Archivierung und Dokumentation der Tondokumente. Nicht zu unterschätzen ist auch das Prestige dieser riesigen mit öffentlichen Mitteln geführten amerikanischen Institution in den Augen der Öffentlichkeit. Die Menschen, die bereit sind, so etwas Sensibles wie ihre persönlichen Erinnerungen öffentlich zu machen, fühlen sich im Rahmen der Library of Congress geborgen und empfinden es als Ehre, dass ihr persönliches Erfahrungsgut dort für die kommenden Generationen aufbewahrt wird.

Das „ American Folklife Center “ wurde 1976 vom Kongress gegründet und in die Library of Congress eingegliedert, um volkskundliche Zeugnisse amerikanischen Lebens zu bewahren und zu präsentieren. Die Sammlungen, die auf das Jahr 1928 zurückgehen, stellen die größte volkskundliche Dokumentation in den Vereinigten Staaten und weltweit dar. Dr. Michael Taft, der Direktor des Folklife Centers, charakterisiert StoryCorps als eine seiner Institution angemessene Bereicherung mit dem enormen Potential, das wichtigste Oral-History-Projekt in der Geschichte der USA zu werden. Das Archiv des Centers dient als Repositorium der Interviews von StoryCorps. Es garantiert, dass die gewonnenen Tondokumente digitalisiert, katalogisiert und mit einem Index versehen, für die Zukunft aufbewahrt werden. Die Zielgruppen sind Wissenschaftler, zukünftige Generationen, und Nachfahren der interviewten Familien. Die Tondokumente stehen der Allgemeinheit zusätzlich auf der Website des Centers zur Verfügung: www.loc.gov. Über eine Suchmaschine können Interessierte bequem bestimmte für sie besonders wichtige Sequenzen auswählen und anhören. So entstehen verbindende und interaktive Elemente innerhalb der amerikanischen Öffentlichkeit.

II. Bewertung und Kritik des vorgeschlagenen Projekts

1. Kritische Anmerkungen und Vorschläge zur Modifizierung in Deutschland

Auch wenn StoryCorps im amerikanischen Kontext eine geradezu fantastische Erfolgsgeschichte darstellt, von der Entwicklung einer Idee David Isays zum Geniepreis und der Anbindung an die Library of Congress und NPR mit dem Potential das bedeutendste Oral-History-Projekt der USA zu werden, bedarf eine Übernahme des US-Modells in einen anderen Kulturkreis kritischer Reflexion.

Es gibt kulturelle Unterschiede zwischen Deutschen und Amerikanern, die sich gerade in einer so sensiblen Situation wie dem Erzählen der eigenen Lebensgeschichte zeigen. Es gibt auch im deutschen Kontext Vorbehalte gegenüber mündlicher Überlieferung, denen man sich kritisch stellen muss. Auch das amerikanische Modell selbst weist einige Schwachstellen auf, die verbessert werden müssten, bevor man es übernimmt.

a) Kulturelle Unterschiede

Die meisten der StoryCorps -Interviews, die an NPR am Freitagmorgen ausgestrahlt werden, sind sehr ansprechend und spannend, dürften von deutschen Hörern jedoch manchmal als zu sentimental empfunden werden. Viele der Interviewer und Interviewten weinen. Dazu David Isay: „It is a very moving experience for people... A lot of times we see people just break down crying at the beginning of the interview, just because they feel so honored that this relative really wants to listen to what they have to say.“ Man kann fast damit rechnen, dass die drei Worte „ I love you “ ein- oder mehrmals im Interview vorkommen, während es bei Deutschen eher die Ausnahme sein dürfte, dass die Erzählung der Lebensgeschichte mit einem tränenreichen „ich liebe dich“ endet. StoryCorps bleibt bewusst im allgemein-menschlichen Bereich, was wiederum von Deutschen als etwas banal empfunden werden könnte. Zwar findet man auch bei StoryCorps auf das historische Erleben ausgerichtete Interviews wie die Griot -Intiative oder die Erinnerungen an die zwei amerikanischen Katastrophen des beginnenden 21. Jahrhunderts, den 11. September 2001 und Katrina im August 2005, diese stehen jedoch nicht im Zentrum des Projekts, das gerade die demokratische Offenheit und Breite des Zugangs betont.

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Details

Seiten
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783668820579
ISBN (Paperback)
9783668820586
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Oktober)
Schlagworte
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Titel: Wer ist erinnerungswürdig in Deutschland? Ein Beitrag zur Implementierung eines demokratischen Erinnerungsprojekts nach dem Modell "StoryCorps"