In dieser Hausarbeit werden Verringerungsfaktoren für Vandalismus in der Schule untersucht. Dabei werden Gründe des Vandalismus benannt und Gegenmaßnahmen diskutiert. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Schülerpartizipation, als eine mögliche Gegenmaßnahme.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Was ist Schulvandalismus und welche Gru¨nde hat er?
2.1 Was ist Schulvandalismus?
2.2 Gru¨nde fu¨r Vandalismus
2.2.1 Bewusste Motive
2.2.2 Verborgene Motive
3 Maßnahmen gegen Schulvandalismus
3.1 Reaktionen
3.2 Pr¨aventionen
4 Ergebnis der Arbeit
5 Schlussteil
Literaturverzeichnis
Autentizit¨atserkl¨arung
Kapitel 1 Einleitung
In allen Bereichen des Lebens gibt es Gewalt, diese kann gegen Menschen oder Gegenst¨ande gerichtet sein. Gewalt kann die unterschiedlichsten Motive haben: Fremdenfeindlichkeit, Sexismus, pers¨onliche Konflikte, Bedu¨rfnis nach Machtausu¨bung... Viele dieser Motive werden auch und im Besonderen in der Schule angesprochen.
Gewalt gegen Personen tritt im wesentlichen in zwei Formen auf: physisch oder psychisch [Gugel, G. (2010), S. 95].
Neben diesen Gewaltformen die sich explizit gegen Personen wenden gibt es die Gewalt gegen Gest¨ande: den Vandalismus. Auch dieser spielt in der Schule eine Rolle und kann zur Folge haben, dass sich Schu¨lerInnen und LehrerInnen in der Schule nicht mehr Wohl fu¨hlen [Hoegg, G. 2017, S. 7].
Nicht alle Formen des Vandalismus fallen unumstritten unter einen intuitiven oder wissenschaftlichen Gewaltbegriff. Beispielsweise ist das ” schen oder W¨anden mit Zeichnungen nicht als Gewalt erkennbar, da es nicht auf Aggressionen zuru¨ckzufu¨hren ist1, dennoch bedarf es einer Triebunterdru¨ckung diese Art von Besch¨adigung von Schuleigentum zu unterlassen. Auch stellt die Besch¨adigung von Schuleigentum ein abweichendes Verhalten da, und wird somit von einigen Personen und Teilen der Gesellschaft als Gewalt etikettiert.2 Auch viele LehrerInnen und die meisten Schu¨lerInnen betrachten Vandalismus als Ge- walt [Gugel, G. (2010), S. 95].
Vandalismus hat die unterschiedlichsten Ursachen, welche in Kapitel 2 ange- schnitten werden. Zentral bei vieler dieser Ursachen ist, dass die Schu¨lerInnen sich mit der Schule nicht identifizieren k¨onnen oder negative Emotionen mit die- ser assoziieren [Hurrelmann, K./Bru¨ndel, H. 2007, S. 26ff].
M¨ogliche Gegenmaßnahmen, insbesondere Pr¨aventionen gegen Vandalismus soll- ten also den Schu¨lerInnen erm¨oglichen sich st¨arker mit ihrer Schule zu identifi- zieren um sich dort wohler zu fu¨hlen.
Die Frage wie man die Identifikation der Schu¨lerInnen mit der Schule vertiefen kann, soll Gegenstand dieser Arbeit sein, dazu soll die folgende Forschungsfrage beantwortet werden: Welche Verringerungsfaktoren gibt es fu¨r Schulvandalis- ” mus?“.
Im Hauptteil der Hausarbeit werden unterschiedliche Ursachen fu¨r Vandalis- mus zusammengetragen und im Anschluss Verringerungsfaktoren vorgestellt, die pr¨aventive oder reaktive Maßnahmen in Bezug auf Vandalismus in der Schule sein k¨onnen. Ein besonderes Augenmerk soll an dieser Stelle auf die Schu¨lerIn- nenpartizipation gelegt werden, als m¨ogliche pr¨aventive Maßnahme gegen Schul- vandalismus.
Aus der Gegenu¨berstellung von Ursachen und m¨oglichen Verringerungsfaktoren sollen in Kapitel vier m¨ogliche Zusammenh¨ange diskutiert und mit Literatur un- termauert werden um Maßnahmen gegen Vandalismus schlussfolgern zu k¨onnen. Wobei auch hier vor allem m¨ogliche Zusammenh¨ange zwischen Schulvandalismus und Schu¨lerInnenpartizipation beleuchtet werden sollen.
Im Schlussteil, wird mittels einer Ru¨ckschau auf die Arbeit zur Beantwortung der Frage hingeleitet.
Kapitel 2 Was ist Schulvandalismus und welche Gru¨nde hat er?
2.1 Was ist Schulvandalismus?
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Vandalismus im engeren Sinne beschreibt lediglich die Zerst¨orung von Kunst und Kultur [Lorenz, M. (2012), S. 12]. Wu¨rde dieser Definition fu¨r die Betrach- tung von Vandalismus in der Schule gefolgt werden, so g¨abe es (fast) keinen.
Vandalismus ist die vors¨atzliche Besch¨adigung ” oder die unerlaubte Ver¨anderung von fremden Gegenst¨anden“ [Hoegg, G. 2017, S.11]. Diese Definition fasst den Vandalismus sehr weit, so dass auch kleinste Ver¨anderungen die nicht gestattet sind als Vandalismus bezeichnet werden. Im Folgenden wird der zweiten Definition gefolgt, wobei zu beachten ist, dass nicht alle Formen des Vandalismus unmittelbar als Gewalt zu erkennen sind. In dieser Arbeit wird vor allem auf absichtliche Besch¨adigungen und grobe Nachl¨assigkei- ten gegen Gegenst¨ande Bezug genommen.
Vandalismus an der Schule stellt dabei lediglich eine spezielle Form des Vanda- lismus im ¨offentlichen Raum dar. Hoegg (2017) sieht hier vor allem ¨offentliche R¨aume betroffen, die bereits von Vandalismus oder Vernachl¨assigung betroffen sind [Ebd. S. 31]. Diese Beobachtung schließt sich an die ”
Theorie an, die der Psychologe Philip Zimbardo 1969 ins Leben rief und die sp¨ater von James Q. Wilson und George L. Kelling im Jahre 1982 vertieft wurde [Herrmann, S. 2015]. Demnach sinkt die Hemmschwelle fu¨r Vandalismus rasant mit der Anzahl der Bereits vorliegenden Besch¨adigungen oder Verschmutzungen. Dieser Effekt betrifft Schulen in besondere Maße. Denn sind einmal Gegenst¨ande in einer Schule besch¨adigt dauert es in der Regel eine l¨angere Zeit, bis diese wieder Instand gesetzt werden.
2.2 Gru¨nde fu¨r Vandalismus
Im Folgenden sollen einige ausgew¨ahlte Gru¨nde fu¨r Vandalismus beleuchtet wer- den. Es handelt sich dabei lediglich um eine Auswahl, und einige der genannten Motive sind nicht ausschließlich charakteristisch fu¨r Vandalismus, sie stellen auch m¨ogliche Gru¨nde fu¨r andere Formen der Gewalt dar.
2.2.1 Bewusste Motive
Gewalt, auch und insbesondere gegen Gegenst¨ande, wird genutzt um politische und pers¨onliche Meinungen kundzutun. Das ist kein neues Ph¨anomen. Be- ” reits um 1800 s¨agten in Preußen aufgebrachte Bu¨rger [...] Alleeb¨aume ab [...]“
[Hoegg, G. 2017, S. 14] um ein politisches Zeichen zu setzen gegen die Herr- schaftsverh¨altnisse. Heute werden politische A¨ußerungen zum Teil auch durch Vandalismus get¨atigt.1 Der T¨ater entscheidet sich in diesem Fall bewusst eine Zerst¨orung oder Ver¨anderung vorzunehmen um sich kundzutun. A¨hnlich verh¨alt es sich mit pers¨onlichen Motiven, die T¨ater wollen der Umgebung ein pers¨onliches Merkmal oder eine Botschaft hinterlassen um sich zu verewigen [Ebd. S. 20]. Auch diese Form des Vandalismus findet in der Schule in gr¨oßerem Umfang statt, in Form von beschrifteten Tischen oder W¨anden. Viele empfinden diese Art des Vandalismus ¨asthetisch oder sehen die politische Motivation im Vordergrund. Allerdings sind viele dieser Handlungen dennoch Sachbesch¨adigun- gen.
Eine weitere Art des bewussten Motivs fu¨r Vandalismus ist das ” oder Bestehen in einer Peergroup.
Einfluss der Peergroup
W¨ahrend fu¨r Kinder die Familie und insbesondere die Eltern der wichtigste Be- zugspunkt sind, so verschiebt sich dieses Verh¨altnis im jugendlichen Alter hin zur Peergroup.
Jugendliche verbringen einen Großteil ihrer Zeit in der Schule, weshalb es fu¨r viele wichtig ist einen festen Platz in einer Peergroup in der Schule zu finden. Fu¨r den Zugang zu einigen Gruppen ist es notwendig sich zu beweisen, beispiels- weise mittels einer Mutprobe, diese ist nicht selten eine Form von Vandalismus [Hoegg, G. 2017, S. 65].
Peer Groups pflegen gemeinsame Aktivit¨aten, auch grenzu¨berschreitende Akti- vit¨aten wie gemeinsamer Vandalismus. Ziehen einzelne aus der Gruppe nicht mit, so kann das zum Ausschluss fu¨hren [Klockhaus, R./Habermann-Morbey, B. 1986, S. 65].
Besonders ausgepr¨agt ist gewaltt¨atiges Verhalten, insbesondere Vandalismus, in Gangs oder Cliquen, innerhalb dieser Gruppen herrschen eigene Normen und Re- geln, die den Jugendlichen einen selbst geschaffenen Rahmen geben, in dem sie sich bewegen [Hurrelmann, K./Bru¨ndel, H. 2007, S. 57].2
2.2.2 Verborgene Motive
Neben Beschmierungen von Toiletten oder W¨anden, die h¨aufig von Einzelt¨atern begangen werden, gibt es in der Schule aber auch weit auff¨alligere Formen des Vandalismus. In den Waschr¨aumen aus der Verankerung gerissene Waschbecken, eingeschlagene Scheiben oder Br¨ande in Papierk¨orben, sind besonders ¨argerliche und kostspielige Vandalismus Ergebnisse [Hoegg, G. 2017, S. 25f]. H¨aufig wirken diese Taten wie sinnlose Zerst¨orung, aber auch diese Formen des Vandalismus haben Gru¨nde, h¨aufig k¨onnen sie als [...] Ausagieren sozialer Frustrationen inter- ” pretiert [werden]“ [Lorenz, M. (2012), S. 13]. Wie das Eisbergmodell nahelegt, liegen viele Gru¨nde fu¨r Gewalttaten (ob nun vandalistischer Natur oder nicht) im Verborgenen [Ruch, F./Zimbardo, P. 1978]. Einige unter der Oberfl¨ache liegende Gru¨nde sollen im folgenden beleuchtet werden.
Negative schulische Gefu¨hle und Frust
Wie schon in der Einleitung angeschnitten wurde, sind negative schulische Gefu¨hle bei Jugendlichen in der Schule ein h¨aufiger Grund fu¨r Gewalttaten, das gilt auch fu¨r Vandalismus. Fu¨hlen Schu¨lerInnen sich Haltlos und glauben ihre schulischen Bemu¨hungen laufen ins Leere, so kann das zu Aggressionen gegen Gegenst¨ande fu¨hren [Hoegg, G. 2017, S. 50].
Im deutschen Schulsystem werden Kinder in der Regel nach der vierten Klasse unterschiedlichen Schulformen zugeordnet. Diese (sehr fru¨he) Selektion fu¨hrt bei vielen Schu¨lerInnen und deren Eltern zu Perspektiv¨angsten. Der Selektionsdruck ist groß und kann als institutionelle Gewalt“ verstanden werden. Die Schu¨le- ” rInnen verbinden diesen Druck und die damit verbundenen negativen Gefu¨hle unmittelbar mit der Schule und dem Schulgeb¨aude, das fu¨hrt bei einigen zu Ge- gengewalt in Form von Vandalismus [Hurrelmann, K./Bru¨ndel, H. 2007, S. 105]. Frustration und negative Gefu¨hle in Bezug auf die Schule werden durch unter- schiedliche schulspezifische oder gesellschaftliche Gru¨nde ausgel¨ost. Die Schule ist im gesellschaftlichen Bild eine Institution, die den Zugang zum Ar- beitsmarkt ermo¨glichen soll, wobei die Schule dabei eine Art sortierende“ Wir- ” kung hat. Haben Schu¨lerInnen aufgrund ihrer schulischen Leistungen nur schlech- te Chancen auf dem Arbeitsmarkt eine Ausbildung zu beginnen, so fu¨hrt dies zu Resignation oder Aggression [Ebd. S. 108f].
Dass Vandalismus und Gewalt durch Zukunfts¨angste verursacht werden k¨onnen, suggerieren vermehrte Gewalttaten in den Abschlussjahrg¨angen in den Schulen [Ebd. S. 109].
Auff¨allig sind dabei vor allem Schu¨lerInnen, die bezu¨glich ihrer Zukunft bereits resigniert und aufgegeben “ haben. So konnte empirisch ein Zusammenhang zwi- ” schen Strebsamkeit und Vandalismus festgestellt werden. Schu¨lerInnen, die sehr motiviert waren in der Schule gute Leistungen zu erzielen waren auch ¨außerst selten an Vandalismus beteiligt [Klockhaus, R./Habermann-Morbey, B. 1986, S. 42].
Diese Art der negativen Assoziationen mit der Schule und dem Bildungs- system resultieren unter anderem aus schlechtem Schulklima, welches auch die Zahl der Gewalttaten steigen l¨asst [Hurrelmann, K./Bru¨ndel, H. 2007, S. 155].
Schlechtes Schulklima und fehlende Partizipationsm¨oglichkeiten In Studien konnte nachgewiesen werden, dass negative Emotionen in Bezug auf die Schule, aber auch allgemeine negative Stimmung zu Vandalismus fu¨hren k¨onnen [Klockhaus, R./Habermann-Morbey, B. 1986, S. 27]. Diese negativen Emo- tionen k¨onnen zum einen durch den bereits erl¨auterten Druck verursacht werden, aber auch andere Faktoren spielen eine Rolle.
Hervorzuheben sind negative schulische Gefu¨hle, die durch LehrerInnen ausgel¨ost werden. Befragte Schu¨lerInnen die durch Vandalismus in der Schule auff¨allig geworden sind wurden zu ihren Motiven befragt, wobei einige Probleme mit Leh- rerInnen benannten. LehrerInnen die eine gute Beziehung zu ihren Schu¨lerInnen haben konnten sie auch h¨aufiger von regelwidrigem Verhalten abhalten, als Leh- rerInnen, die sich in der Klasse wenig Beliebtheit erfreuen [Ebd. S. 41]. Dieses Ergebnis ist nicht verwunderlich, da LehrerInnen, welche eine gute Beziehung zur Klasse pflegen, auch zu einer besseren emotionalen Lage der Schu¨lerInnen bei- tragen, fu¨r positive Assoziationen mit der Schule und fu¨r ein besseres Schulklima sorgen.
In den meisten Schulen haben Schu¨lerInnen nur wenig M¨oglichkeiten sich ak- tiv an der Gestaltung der Schule zu beteiligen, da die Partizipationsm¨oglichkeiten gering sind [Staatsministerium fu¨r Kultus].3 Daher sind die Schu¨lerInnenvertre- tungen (SVen) in den meisten Schulen nicht besonders aktiv oder k¨onnen nur sehr eingeschr¨ankt und auf bu¨rokratischem Wege Einfluss auf das Leben in der Schule nehmen. Partizipation in der Schule ist ein wichtiger Bestandteil der Erziehung der Schu¨lerInnen zu mu¨ndigen Bu¨rgerInnen und sch¨arft das Demokratiebewusst- sein [Eikel, A./ De Haan, G. (2007), S. 7]. Der Eigentliche Sinn einer SV ist es Einfluss auf alle Bereiche in der Schule zu nehmen [Staatsministerium fu¨r Kultus].4 In den meisten Schulen in denen SV-Arbeit u¨berhaupt statt findet beschr¨ankt sich diese Arbeit auf Schulfeste oder Hilfsarbeiten. Die entscheidenden Aspekte wie Unterricht, Notengebung oder Rechte von Schu¨lerInnen bleiben weitestge- hend unberu¨hrt [Hurrelmann, K./Bru¨ndel, H. 2007, S. 154f]. Werden Schu¨lerIn- nen aber in die Entscheidungen der Schule aktiv mit einbezogen, so hat das positive Auswirkungen auf das Schulklima [Ebd. S. 155].
Um die Identifikation mit der Schule zu erh¨ohen, und positivere Gefu¨hle in Bezug auf diese zu erzeugen, ist ein Schulprofil ein entscheidendes Merkmal. Hurrelmann Ein Schulprofil hat das Ziel Lehrer-, Schu¨ler- ” und Elternschaft n¨aher an die [...] Schule zu binden, damit sie sich mit ihr identifi- zieren und stolz auf sie sein k¨onnen.“ [Hurrelmann, K./Bru¨ndel, H. 2007, S.153] Dieses Schulprofil sollte von allen Beteiligten an der Schule mitgestaltet werden.
[...]
1 Vergleiche hierzu den Gewaltbegriff nach Freud/Lorenz, der stark auf Aggressionen und fehlender Triebkontrolle beruht.
2 Vergleiche hierzu den Gewaltbegriff von Tannenbaum/Becker, die vor allem die kulturelle Pr¨agung des Gewaltbegriffs in den Vordergrund stellen.
1 Beispielsweise durch Graffiti, oder Sticker, aber auch durch brennende Autos.
2 Wenn Schu¨lerInnen sich mit den Regeln und Normen der Schule zu wenig identifizieren, machen sie sich eigene (vgl. Kontrolltheorie).