Ziel dieser Arbeit ist es Mobilität aus einer kulturanthropologischen Perspektive zu definieren und anschließend mit (Mobilitäts-) Behinderung zu verknüpfen. Es soll aufgezeigt werden wie Mobilität, körperliche Beeinträchtigung und Gesellschaft interagieren. Außerdem soll die Lage in Freiburg analysiert und kritisch betrachtet werden, um bei Bedarf Verbesserungsvorschläge und Anregungen zu geben.
Zudem soll in dieser Arbeit die Situation körperlich beeinträchtigter Menschen in Freiburg analysiert werden. Dazu werde ich die Maßnahmen, die die Stadt Freiburg ergreift, um Menschen mit Handicap ein uneingeschränktes, selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, näher betrachten.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffsbestimmungen
2.1 Mobilität
2.2 Behinderung
2.3 Inklusion
2.4 Barrierefreiheit
2.5 Definition der Zielgruppe: Menschen mit Mobilitätsbehinderungen
3 Die UN-Behindertenrechtskonvention
4 Mobilität und Gesellschaft
5 Barrieren im Alltag
6 Die Situation in Freiburg
7 Fazit
8 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
„Mobilität wird als Symbol unserer heutigen Zeit angesehen: mobil sein, mobil telefonieren, mobil arbeiten, mobil denken.“[1] Mobilität hat einen hohen Stellenwert. Mobil zu sein ist ein wesentlicher Bestandteil, um an der Gesellschaft teilhaben zu können. Die Welt bewegt sich immer schneller. Seit Ende 2017 ist man in knapp vier Stunden von München in Berlin und umgekehrt – dank dem ICE Sprinter der Deutschen Bahn. Heutzutage dreht sich alles darum in Bewegung zu sein und zu bleiben. Alles ist schnelllebiger als noch vor 50 Jahren. Mobilität wird in so gut wie allen Lebensbereichen vorausgesetzt. Sie erweitert unseren Aktionsradius und eröffnet uns immer neue Wahlmöglichkeiten beispielsweise bei der Freizeitgestaltung.[2] Für unseren Lebensvollzug spielt sie eine außerordentlich zentrale Rolle – eine Schlüsselrolle.
Doch was machen Menschen, die aufgrund körperlicher Beeinträchtigungen nicht uneingeschränkt mobil sind? Wie kommen mobilitätsbehinderte Menschen in einer sich ständig bewegenden Welt ohne (fremde oder professionelle) Hilfe zurecht? Welche Maßnahmen ergreifen Städte, Kommunen oder etwa die Automobilindustrie, um diesen Menschen das Leben und den Anschluss an die Gesellschaft zu erleichtern beziehungsweise überhaupt erst zu ermöglichen? Wie interagieren und wechselwirken Mobilität und Gesellschaft? Inwiefern tragen städtebauliche und infrastrukturelle Verbesserungen zu einer selbstbestimmten Alltagsgestaltung von Menschen mit Handicap bei? Inwiefern stellt Mobilität eine Schlüsselrolle für Partizipation dar? Dies sind die zentralen Fragen, die in dieser Seminararbeit aufgegriffen und beantwortet werden sollen.
Diese Seminararbeit entstand im Rahmen des Seminars „Welt in Bewegung – Formen von und Diskurse über Mobilität in der fortgeschrittenen Moderne“, das als Seminar aus dem Bereich Mobilität, Migration und gesellschaftliche Transformation am Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie in diesem Semester angeboten wurde. Es gibt zahlreiche Formen von Bewegung (Schweben, Fliegen, Fahren, Flanieren u.v.m.) und mindestens genauso viele Diskurse darüber (Stuttgart21, Abgasskandal, Geschwindigkeitsbegrenzungen u.v.m.). Darüber hinaus spielt Migration im 21. Jahrhundert eine große Rolle, vor allem im Hinblick auf die Flüchtlinge aus Kriegs- und Krisengebieten und die daraus resultierende „Flüchtlingskrise“.
Zielsetzung
Ziel dieser Arbeit ist es Mobilität aus einer kulturanthropologischen Perspektive zu definieren und anschließend mit (Mobilitäts-) Behinderung zu verknüpfen. Es soll aufgezeigt werden wie Mobilität, körperliche Beeinträchtigung und Gesellschaft interagieren. Außerdem soll die Lage in Freiburg analysiert und kritisch betrachtet werden, um bei Bedarf Verbesserungsvorschläge und Anregungen zu geben.
Zudem soll in dieser Arbeit die Situation körperlich beeinträchtigter Menschen in Freiburg analysiert werden. Dazu werde ich die Maßnahmen, die die Stadt Freiburg ergreift, um Menschen mit Handicap ein uneingeschränktes, selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, näher betrachten.
Methodisches Vorgehen
Diese Seminararbeit ist fast ausschließlich literaturbasiert und beinhaltet teilweise empirisches Material aus Wahrnehmungsspaziergängen und nicht-teilnehmenden Beobachtungen, die im Alltag der Verfasserin gemacht wurden. Als Informationsquelle dienen unter anderem Zeitungsberichte, Websites wie beispielsweise www.freiburg-fuer-alle.de und wissenschaftliche Artikel.
Aufbau
Im nächsten Kapitel werde ich das dieser Arbeit zugrunde liegende Verständnis von Mobilität und von Behinderung, die Zielgruppe dieser Arbeit sowie weitere Termini, mit welchen in dieser Arbeit agiert wird, festlegen, erläutern und definieren. Das dritte Kapitel wird sich mit der UN-Behindertenrechtskonvention als wichtigste rechtliche Basis für Menschen mit Behinderungen beschäftigen. Im darauffolgenden Kapitel wird dann analysiert inwiefern Mobilität und Gesellschaft zusammenhängen. In Kapitel fünf wird erläutert zu welchen Einschränkungen es für Menschen mit Handicap im Straßenverkehr und im öffentlichen Nahverkehr kommen kann. Danach werde ich die aktuelle Situation in Freiburg analysieren und im letzten Kapitel werde ich die Erkenntnisse dieser Arbeit zusammenfassen und einen Ausblick geben.
Hinweis
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Seminararbeit die Sprachform des generischen Maskulinums angewendet. Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die ausschließliche Verwendung der männlichen Form geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.
2 Begriffsbestimmungen
Im folgenden Kapitel sollen nun die Begriffe Mobilität und Behinderung sowie die Zielgruppe dieser Arbeit (Menschen mit Mobilitätsbehinderungen) definiert werden. Darüber hinaus werden die Begriffe Inklusion und Barrierefreiheit definiert, da diese wichtig für die Arbeit sind.
2.1 Mobilität
Der Begriff Mobilität kommt von dem lateinischen Wort mobilitas und heißt übersetzt Beweglichkeit oder Unbeständigkeit. Wenn heute von Mobilität gesprochen wird, „wird Mobilität nicht nur auf den Fahrzeugverkehr bezogen und mit Automobilität gleichgesetzt, auch weitere Verkehrsmittel sowie der Zweck der Ortsveränderung werden in den Fokus genommen.“[3] Dies stellt meines Erachtens eine Verkürzung des Begriffs dar, da es verschiedene Typen von Mobilität gibt wie beispielsweise soziale, virtuelle oder räumlich-geographische Mobilität. Letztere soll zunächst als Basis definiert werden: Mobilität meint „(…) alle Bewegungen von Personen, von Gruppen und Kategorien von Individuen und von Gütern zwischen definierten Einheiten eines Systems oder eines Raumes.“[4] Mit der räumlich-geographischen Mobilität wird die Bewegung zwischen Räumen beschrieben, die im Kontext dieser Arbeit als Überwindung von Entfernungen zentral ist.[5]
Das Verkehrssystem spielt im Zusammenhang mit Mobilität und deren Verständnis als Überwindung von Entfernungen eine zentrale Rolle und kann als technisch-organisatorisches Element der Mobilität betrachtet werden. Daraus resultiert folgende, dieser Arbeit zugrundeliegende Definition von Mobilität: „Mobilität ist ein emergentes Phänomen, welches das Verkehrssystem als technisch-organisatorisches Element beinhaltet und in Wechselwirkung mit gesellschaftlichen Prozessen sowie individuellen Wertungsdispositionen steht.“[6] Auf Basis dieser Definition „lassen sich Zusammenhänge und Verknüpfungen beschreiben, die die gesellschaftliche Funktion von Mobilität verdeutlichen (…)“[7] (® Kapitel 4).
[...]
[1] Prof. Dr. Stöppler, Reinhilde: Menschen mit (mobilitäts-) Behinderung. Teilhabe und Verkehrssicherheit. Handbuch für Fachkräfte zur Förderung der Mobilitätskompetenzen von Menschen mit Behinderungen. In: Deutscher Verkehrssicherheitsrat (Hg.): Schriftenreihe Verkehrssicherheit 18. Bonn 2015. S. 6. Als PDF abrufbar unter: https://www.dvr.de/download2/p4226/4226_0.pdf (Stand 02.06.2017).
[2] Vgl. ebd.
[3] Prof. Dr. Stöppler 2015 S. 14.
[4] Zeller zit. nach Tilmann, Vera: Teilhabe am Verkehrssystem. Einfluss selbstständiger Mobilität au die Freizeitgestaltung junger Menschen mit geistiger Behinderung. Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Elisabeth Wacker. (Dissertation in der Fakultät Rehabilitationswissenschaften der Technischen Universität Dortmund 2013). In: Wacker, E. (Hg.): Gesundheitsförderung – Rehabilitation – Teilhabe. Wiesbaden 2015. S. 34. Als PDF abrufbar unter: https://link-springer-com.ezproxy-unifr-1.redi-bw.de/book/10.1007%2F978-3-658-08126-3 (Stand 01.06.2018).
[5] Vgl. ebd.
[6] Ebd. S. 35.
[7] Tillmann 2015 S: 35.