Diese Arbeit beschäftigt sich mit Leben und Schaffen des Alfred Hugenberg. Um den Umfang der Arbeit nicht zu sprengen, wird sie sich mit den meiner Meinung nach, wichtigsten Etappen in Hugenbergs Leben widmen, beginnend mit seiner Kindheit. Es wird beleuchtet, wie er aufgewachsen ist, welchen Leidenschaften er nachging, jedoch später abschüttelte um sich ganz und gar Wirtschaft und Politik zu widmen. Seine ersten politischen Schritte werden gekennzeichnet, sowie dein wirtschaftlicher Aufstieg in Industrie und Presse.
Ziel dieser Arbeit ist es, einen Beitrag zum Verständnis der Person Alfred Hugenberg zu leisten sowie das Wissen über sein Schaffen im oben genannten Kontext zusammenzutragen.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Die Person Alfred Hugenberg
2.1 Das Leben des Alfred Hugenberg
2.2 erste politische schritte
2.3 Hugenberg und die Krupp AG
2.4 Der Hugenberg Konzern
III. Fazit
IV. Literaturverzeichnis
I. EINLEITUNG
Er war der „Kanonenkönig, ein „großes deutsches industrielles Raubtier“, der „Maulwurf, der die Demokratie unterminierte“ und der „König im Reich der öffentlichen Meinung“.1
Die Rede ist von Alfred Hugenberg, Medienmogul im Deutschland des frühen 20. Jahrhunderts, gierig nach Macht, Erfolg, Geld – und am Ende Herrscher über all das.
Dieser Mann, Alfred Hugenberg, soll Kernthema der voriegenden Hausarbeit sein. Um den Umfang der Arbeit nicht zu sprengen, wird sie sich mit den meiner Meinung nach, wichtigsten Etappen in Hugenbergs Leben widmen, beginnend mit seiner Kindheit. Es wird beleuchtet, wie er aufgewachsen ist, welchen Leidenschaften er nachging, jedoch später abschüttelte um sich ganz und gar Wirtschaft und Politik zu widmen. Seine ersten politischen Schritte werden gekennzeichnet, sowie dein wirtschaftlicher Aufstieg in Industrie und Presse.
Bei der Recherche für dieses Thema ist mir aufgefallen, dass Alfred Hugenberg, offensichtlich einer der ersten Medienmogule im Deutschland des 20. Jahrhunderts und Fädenzieher hinter den großen Mächtigen der NS-Zeit war und dennoch recht vergessen scheint.
Er schien sich in der Anfangszeit seiner Karriere lieber im Hintergrund aufzuhalten und dort seine Interessen durchzusetzen, trat später erst wirklich mit der Öffentlichkeit in Kontakt.
Das Buch von Klaus Wernecke und Peter Heller über Hugenberg nennt sich „Der vergessene Führer“; dieser Name scheint nach intensiver Arbeit an diesem Thema tatsächlich gerechtfertigt.
Es ist unersichtlich, wie ein Mann, der die „Dolchstoßlegende“2 in Deutschland derartig erfolgreich propagiert hat und auch bekannt wurde als „Adolf Hitlers Steigbügelhalter“3, dennoch so in Vergessenheit geraten sein konnte.4 Zwar gibt es bezüglich eines aktuellen Forschungsstandes keine neuen Ergebnisse, Aufsätze oder Untersuchungen, jedoch werden in der Arbeit alle Fakten nach bestem Wissen und Gewissen zuammengetragen.
Ziel dieser Arbeit ist es, einen Beitrag zum Verständnis der Person Alfred Hugenberg zu leisten sowie das Wissen über sein Schaffen im oben genannten Kontext zusammenzutragen.
II. DIE PERSON ALFRED HUGENBERG
2.1 DAS LEBEN DES ALFRED HUGENBERG
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1
Alfered Hugenberg, geboren am 19. Juni 1865 in Hannover, gestorben am 12. März 1951 in Rohbaken bei Rinteln, hat als deutscher Medienmogul eine durchaus erfolgreiche Karriere erlebt.
Er war Sohn einer Familie aus Juristen aus dem westfälisch-niedersächsischen Raum.
Erfolgreich war schon sein Vater, Karl Hugenberg, der dem jungen Spross wahrscheinlich als Vorbild für seine Zukunft diente; auch von Seiten seiner Mutter Erneste bekam er den „juristischen Sinn“ mitvererbt.5
Hugenberg war schon, bevor er in Politik und Wirtschaft Erfolge verzeichnete, außerordentlich erfolgreich. Als bester seines Abiturjahrgangs entschloss er sich, Rechtswissenschaften in Göttingen, Heidelberg und Berlin zu studieren. Er beendete im Jahr1886 sein Studium und schloss außerdem in Straßburg ein nationalökonomisches Studium ab. Mit seiner Arbeit „Innere Kolonisation im Nordwesten Deutschlands“ promovierte er magna cum laude zum Doktor der Staatswissenschaften.6 Weiter ging es als Gerichtsreferendar in Hannover, später Regierungsreferendar in Hildesheim. Weiterhin legte er 1893 das Assessor Examen in Berlin ab und wurde Stellvertreter des Landrats von Wesel im Frühjahr 1894.7
Diese Karriere entsprach genau dem erwarteten Bild Alfred Hugenbergs, schaute man sich doch seine Herkunft an, die von der einen wie auch der anderen Seite, vor Juristerei nur so strotzte.
Jedoch hätte seine Zukunft auch ganz anders verlaufen können, hätte er sich früherer Neigungen ganz hingegeben. Erich Hartleben, ein bekannter und erfolgreicher Naturalist, war bereits seit Kindertagen ein enger Freund Hugenbergs. Später wurde auch Karl Henckell Teil dieser Konstellation.8 Henckel, bekennender Naturalist, wie Hartleben, wurde vor allem auch bekannt durch seine soziale Lyrik. Als einfacher Sohn eines Kaufmanns wollte er mit seinen Gedichten auf Missstände des Lebens der Arbeiter aufmerksam machen, kritisierte und wetterte – später wurde er von den Repressionen des Sozialistengesetzes hart getroffen, in welchem Zuge sehr viele seiner Werke im damaligen Deutschland verboten wurden. Er wanderte aus in die Schweiz, gründete einen Verlag und versorgte seine Leser so mit seiner Lyrik.9
Da die drei Jungen bereits Freunde während ihrer Kindheit waren und den Hang zur Poesie teilten, schrieben sie alle Dramen und Gedichte.
Über Hugenbergs Studienzeit in Göttingen hieß es sogar, dass er mehr „germanistische als juristische Vorlesungen gehört habe“.10
Im Jahr 1885 – „dem eigentlichen Stichjahr“11 der literarischen Epoche des Naturalismus, schrieben die drei selbsternannten „Hannoverschen Dicht‘vettern“ gemeinsam mit an Wilhelm Arents Lyriksammlung „Moderne Dichtercharaktere“.12
Im Jahr 1886 veröffentlichten Hugenberg, Hartleben und Henckell gemeinsam mit Arthur Gutheil-Hardt den Gedichtband „Quartett. Dichtungen unter Mitwirkung von Arthur Gutheil, Erich Hartleben, Alfred Hugenberg herausgegeben von Karl Henckell“.
Nun stellt sich natürlich die Frage, wie es sein kann, dass ein Mann, der in seiner Jugend von der Poesie mit offenen Armen empfangen wurde und sich dieser schriftstellerischen Neigung auch jahrelang hingegeben hat, zu einem „ großen deutschen industriellen Raubtier“13 entwickelt hat.
Wie bereits erwähnt, geriet Karl Henckell mit dem Sozialistengesetz Konflikt, er übte mit seiner Lyrik ganz offenkundig Kritik. Man könnte behaupten, dass die Freundschaften, die Hugenberg pflegte, ihn nicht nur zu einem echten Naturalisten gemacht haben, sondern ihn somit auch dem Sozialismus und der Demokratie näher gebracht haben.
Er jedoch war anderer Meinung:
„Die Beobachtung, dass wirtschaftlicher Neid und wirtschaftliche Not die Welt
durchzogen und viel stärker im Innersten packten als alle Verse und Dramen,
erschütterte zuerst das Vertrauen in den Dichter- und Denkerberuf der
Bismarkcschen Jugend.“14
Hugenberg begann eine Überzeugung zu vertreten, nämlich:
„daß der technische und wirtschaftliche (und übertragen: der politische) Verstand
Der Ergänzung durch das Organisationstalent bedarf, wenn er sich bahnbrechend
verwirklichen soll.“ 15
Politisch engagiert war bereits der junge Alfred Hugenberg, auch seine nationalsozialistischen Neigungen lassen sich teilweise bereits erkennen. Im Alter von gerademal 16 Jahren hielt er eine Rede vor seinen Schulkameraden nach Ende des Krieges in den 1870er Jahren.16
„ Wir...die wir nie ein anderes als ein festes und einiges Deutschland gekannt
haben, wollen hoffen und streben, daß alle Zeit uns dieses feste und einige
Vaterland erhalten bleibe. „ 17
Es lässt sich hier bereits ein gewisser roter Faden erkennen, der Hugenbergs zukünftiges politisches Handeln wahrscheinlich bestimmte. Deutlicher wird das Ganze in seiner überarbeiteten und weiter ausgearbeiteten Doktorarbeit aus dem Jahr 1888.18
Der Leser wird hier folgende Zeilen lesen:
„ Unsere wirtschaftliche Selbstständigkeit können wir uns nur durch die
Sicherung und kapitalistische Erschließung politisch von uns abhängiger,
tropischer Kolonien bewahren.“ 19
Hugenbergs Sorge galt bei der Forderung nach Gründung neuer Kolonien ausschließlich dem Erhalt der „deutschen Rasse“.20 Er ist damals wahrlich das gewesen, was man heute als Nazi par exellence bezeichnen würde.
Bisher wurde nun Hugenbergs Vergangenheit beleuchtet, seine Kindheit/ Jugend und sein Leben als junger Erwachsener – vom angehenden Poeten zum Nationalsozialisten.
Es werden im Folgenden seine politische Entwicklung sowie seine wirtschaftliche Karriere näher beleuchtet.
2.2 ERSTE POLITISCHE SCHRITTE
Erstmals öffentlich politisch in Erscheinung trat Hugenberg nach Unterzeichnung des Sansibar-Vertrages. Dieses Ereignis führte dazu, dass er den Allgemeinen Deutschen Verband gründete.21
Durch den Appell von Dr. med. Adolf Frick „Deutschland wach auf !“, fühlte sich Hugenberg derartig angesprochen, dass er sich mit Frick in Verbindung setzte. Er war ein junger Mittzwanziger, der darauffolgend die vorläufig Geschäftsführung des so ins Leben gerufenen Projektes
übernahm.22 Hugenberg verfasste Rundschreiben und Deklarationen und „knüpft [e] die Fäden unter den Interessenten eines zu gründenden ‚Nationalvereins‘“.23 Es war ihm weniger wichtig, wie viele Männer Teil dieser Interessengemeinschaft waren, eher stand für ihn im Fokus, dass alle Mitglieder mit den Zielen, die verfolgt werden sollten, übereinstimmen.24
Er fasste das Programm in folgenden Punkten zusammen:
I. Erhaltung des Deutschtums im Ausland;
II. weitere überseeische Ausdehnung des deutschen Kulturgebietes;
III. Freundschaft zu Österreich-Ungarn, weitere Festigung des Bundes;
IV. Unterstützung stammverwandter Völker (Holländer, Buren);
V. Unterstützung von Völkern, die für ihre Unabhängigkeit und Individualität kämpfen (Balkanvölker) 25
Leitgedanke des Ganzen war: „Der Allgemeine Deutsche Verband [ADV] bezweckt eine Zusammenfassung aller derjenigen Deutschen im In- und Auslande ohne Unterschied der Partei, die … in der siegreichen Schaffung des deutschen Reiches nur die Grundlage einer größeren nationalen Entwicklung erblicken.“26
Klar wird die Richtung, die dieser Verband einschlagen will, schaut man sich das Anschreiben Hugenbergs an Dr. Carl Peters genau an:
„[...]Zweifellos wird Deutschland – sei es im Frieden oder im Kriege – noch
wiederholt in die Lage kommen, mit fremden Nationen über wehrvolle
überseeische Gebiete zu verhandeln. Haben wir dann nicht eine genügend
starke öffentliche Meinung, welche für unsere nationalen Interessen eintritt,
wird es uns noch oftso ergehen, wie bei dem deutsch-englischen Vertrage.
Es ist unser Wunsch und unsere Absicht, derartige Möglichkeiten rechtzeitig
vorzubeugen, indem wir einen unabhängigen, in der Bürgerschaft selbst
wurzelnden Mittelpunkt für die nationalen Bestrebungen unseres Volkes
schaffen, einen Verein, der sich zur obersten Aufgabe die erziehliche
Einwirkung auf das deutsche Volk im Sinne der Ausbildung einer einheitlichen,
von großen Gesichtspunkten getragenen patriotischen Grundanschauungen
aller Bürger, im Sinne der Schaffung einer nationalen Moral setzt.“ 27
„In der Stille gewirkt“28 beschreibt die Art und Weise wie Hugenberg zur Öffentlichkeit stand, recht gut. Vorstand des ADV war er zwar bis Ende 1903, jedoch hat er sich nie um ein leitendes Amt beworben. Er wollte vermeiden29
„… daß meine Eigenschaft als alldeutscher Bazillenzüchter aller Welt durch
eine Wahl in den Auschuß oder in anderer Weise bekannt gemacht wird.“ 30
[...]
1 Vgl. Guratzsch, Dankwart (1974): Macht durch Organisation. Die Grundlegung des Hugenbergschen
Presseimperiums. Teilw. zugl.: Hamburg, Univ., Diss., 1970. Düsseldorf: Bertelsmann (Studien zur modernen
Geschichte, 7), S. 11
2 Vgl. Scriba, Arnulf (2014) „Die Dolchstoßlegende“ in: Lebendiges Museum Online URL: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/innenpolitik/dolchstosslegende.html [Zugriff am 09.09.2018]
3 Vgl. Asmuss, Burkhard (2011) „Die deutschnationale Volkspartei“, in: Lebendiges Museum Online
URL: http://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/innenpolitik/dnvp.html
[Zugriff am 10.09.2018]
4 Vgl. Scriba
5 Vgl. Guratzsch, S. 19
6 Vgl. ebd.
7 Vgl. ebd.
8 Vlg. Guratzsch, S. 20
9 Vgl. Hüser, Fritz, "Henckell, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 519
10 Guratzsch, S. 20
11 Bunzel, Wolfgang (2011): Einführung in die Literatur des Naturalismus. 2., aktualisierte Auflage. Darmstadt: WBG
(Wissenschaftliche Buchgesellschaft) (Einführungen Germanistik), S. 47
12 Guratzsch, S. 20
13 Ebd., S. 11
14 A. Hugenberg, „Rückblick und Ausblick. Denkschrift aus dem Jahre 1917“, abgedr. In: Streiflichter aus der Vergangenheit und Gegenwart, Berlin 1927, zit. S. 198
15 Guratztsch, S. 21
16 Vgl. Guratzsch, S. 22
17 Zit. Nach O. Meesmann, „Lebensbuch“, ungedr. Ms., 1951, S. 7
18 Vgl. Guratzsch, S. 22
19 A. Hugenberg: „Innere Colonisation im Nordwesten Deutschlands“, Straßburg 1891, S. 451
20 Vgl. Guratzsch, S. 22
21 Vgl. „Rücklick und Ausblick“, 1917, S. 198
22 Vgl. O. Lubarsch, Ein bewegtes Gelehrtenleben, Berlin 1931, S. 513 f.
23 Guratzsch, S. 23
24 Vgl. ebd.
25 Ebd.
26 Entwurf über die Gründung einer Ortsgruppe Hildesheim des ADV (Hugenberg, handschr.); die Formel „nur die Grundlage einer größeren nationalen Entwicklung“ schon in der Adresse an Dr. Carl Peters (Anl. z. Rdschr. v. 1.8.90)
27 Ebd.
28 Wernecke, Klaus; Heller, Peter (1982): Der vergessene Führer. Alfred Hugenberg; Pressemacht und Nationalsozialismus. Hamburg: VSA, S. 43
29 Ebd.
30 Ebd.