Welche Einfluss können Massenmedien auf das Thema Umwelt nehmen?
Zusammenfassung
Basierend auf diesen Erkenntnissen stellt sich die Frage, wie die Massenmedien zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit vermitteln und wie die Darstellung von Realität in den Massenmedien erfolgt. Diese Grundlagen sollen zur Beantwortung der Frage dienen, welche Erwartungen man in Bezug auf die Umweltthematik an die Massenmedien richten kann und welche nicht.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Rolle der Massenmedien in der Umweltthematik
2.1 Das Verhaltnis von Umwelt und Gesellschaft
2.2 Kennzeichen von Massenmedien
2.3 Massenmedien als Vermittler zwischen Wissenschaft und Offentlichkeit
2.4 Darstellung von Realitat in der massenmedialen Umweltberichterstattung
2.5 Was kann man von Massenmedien erwarten und was nicht?
3. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Okologische Thematiken zahlen nicht nur zum Aufgabengebiet der Na- tur- und Ingenieurwissenschaften, sondern auch die Soziologie, spezi- ell die Umweltsoziologie, beschaftigt sich zunehmend damit (Vgl. Diek- mann 2001: S. 11). IhrZiel ist es,zu einem besseren Verstandnis der von Menschen hervorgerufenen, anthropogenen Umweltproble- men [beizutragen].“ (ebd., S.11). Der Soziologe Niklas Luhmann misst den Massenmedien in unserer Gesellschaft eine groGe Bedeutung zu, wenn er sagt: „Was wir uber unsere Gesellschaft, ja uber die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch Massenmedien.“ (Luhmann 1996: S. 9).
In dieser Hausarbeit soil daher untersucht werden, welche Rolle die Massenmedien in der Umweltthematik spielen. Zunachst soil durch Luhmanns Systemtheorie geklart werden, wie das System Gesellschaft konzipiert ist und in welchem Verhaltnis es zu seiner Umwelt steht. Danach werden zentrale Kennzeichen von Massenmedien her- ausgearbeitet. Der nachste Abschnitt befasst sich damit, wie die Massenmedien zwischen Wissenschaft und Offentlichkeit vermitteln. An- schlieGend geht es darum, wie die Darstellung von Realitat in den Massenmedien erfolgt. Nun soil geklart werden, welche Erwartungen man an die Massenmedien richten kann und welche nicht. Im Fazit werden wichtige Ergebnisse der Hausarbeit noch einmal in zusam- mengefasster Form dargestellt und ein kurzer Ausblick auf eine weite- re interessante Forschungsfrage gegeben.
2. Die Rolle der Massenmedien in der Umweltthematik
2.1 Das Verhaltnis von Umwelt und Gesellschaft
Als Einfuhrung in den Hauptteil soil in aller Kurze geklart werden, in welchem Verhaltnis Umwelt und Gesellschaft zueinander stehen. Deshalb werden zunachst zentrale Aspekte von Luhmanns Systemtheorie vorgestellt.
Luhmann halt in seiner Systemtheorie die Differenz von System und Umwelt fur entscheidend. Er beschreibt Systeme als eine Form mit ei- ner inneren Seite, welche das System selbst bildet, und einer auGeren Seite, die die Umwelt darstellt. An dieser Stelle ist mit Umwelt nicht nur die okologische Umwelt gemeint. Er geht davon aus, dass Systeme operativ geschlossen sind. Auch die Gesellschaft ist ein System und somit operativ geschlossen. Man kann die Umwelt also gar nicht errei- chen. Die Operation in der Gesellschaft ist Kommunikation, damit kann sie aber keinen Kontakt zur Umwelt herstellen. (Vgl. Luhmann 1995: S. 38/39). Die Gesellschaft zerfallt nochmal in verschiedene Subsyste- me, sie ist funktional differenziert. Subsysteme sind zum Beispiel Poli- tik und Wirtschaft. Auch diese sind wiederum operativ geschlossen, funktionieren autonom und konnen nicht ineinander ubergreifen. (Vgl. ebd., S. 40). Zusammenfassend ist also zu sagen, dass es in einer funktional differenzierten Gesellschaft verschiedene Systeme gibt, welche nicht miteinander in Verbindung treten konnen und daher ist eine dauerhafte Problemlosung von Umweltthematiken durch die Gesellschaft sehr komplex.
2.2 Kennzeichen von Massenmedien
In diesem Abschnitt werden zentrale Aspekte von Massenmedien folgendermaGen dargestellt: Nach einer allgemeinen Definition von Massenmedien werden deren Funktionen erlautert. AnschlieGend befasst man sich damit, welche Themen in der massenmedialen Umweltberichterstattung behandelt werden und schlieGlich wird ein Schema vorgestellt, wie Umweltthemen immer wieder behandelt werden.
Vorerst wird definiert, was Massenmedien sind. Hierbei handelt es sich laut dem Kommunikationswissenschaftler Roland Burkart urn „Kommu- nikationsmittel, die durch technische Vervielfaltigung und Verbreitung mittels Schrift, Bild Oder Ton Inhalte an eine unbestimmte Zahl von Menschen vermitteln und somit offentlich an ein anonymes, raumlich verstreutes Publikum weitergeben.11 (Burkart 2002: S. 169-172). Luh- mann meint mit Massenmedien ,,(...) alle Einrichtungen der Gesell- schaft (...), die sich zur Verbreitung von Kommunikation technischer Mittel der Vervielfaltigung bedienen.11 (Luhmann 1996: S.10). Ihm ist vor allem wichtig, dass „(...) keine Interaktion unter Anwesenden zwi- schen Sender und Empfangern stattfinden kann.“ (ebd., S. 11).
Nun werden Funktionen von Massenmedien vorgestellt: Eine wichtige Aufgabe ist Thematisierung und Informationsverbreitung. Man will also bestimmte Inhalte thematisieren und an ein Publikum bringen. Da bei Massenmedien die Verbreitungseffizienz extrem hoch ist, konnen sie Informationen am besten an die Offentlichkeit transportieren (Vgl. Rie- ken 2010: S. 82/83). Die Selektivitatsfunktion spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Damit ist gemeint, dass nicht jedes Umweltproblem in den Massenmedien dargestellt wird, sondern aufgrund eines Selekti- onsmechanismus nur bestimmte Inhalte thematisiert werden konnen (Vgl. ebd., S. 83), wobei darauf spater noch genauer eingegangen wird. Die Alarmfunktion von Massenmedien hat den Zweck, auf Pro- bleme aufmerksam zu machen (Vgl. ebd., S. 85).
Betrachtet man Thematiken der massenmedialen Umweltberichterstat- tung, hat sich gezeigt, dass es in Deutschland historisch gesehen ver- schiedene Phasen gegeben hat: Bis 1970 spricht man von der Latenz- phase, hier werden einzelne Umweltprobleme isoliert dargestellt, wie zum Beispiel die Luftverschmutzung im Ruhrgebiet (Vgl. Brand et al. 1997: S. 63). An diese Phase schlieGt ein gesellschaftlich-umweltpoliti- scher Konsens an: Zum einen werden Umweltberichte ein Dauerthe- ma in den Medien, zum anderen stimmen Gesellschaft und Politik be- zuglich ihrer Ziele zum Thema Umwelt uberein. Umwelt kann sich als ein Politikbereich etablieren. Aufgrund der wirtschaftlichen Rezession Mitte der 1970er kam es zu einem Bruch des Konsens (Vgl. ebd., S. 64). Es wurde nun immer mehr uber Umwelt berichtet, einen themati- schen Hohepunkt bildet dann 1986 die Tschernobyl Katastrophe (Vgl. ebd., S.65). Anhand von ausgewahlten Printmedien wurden zentrale Themen bei der Umweltberichterstattung 1992 empirisch herausgear- beitet. Die Spitze bilden das Thema „Naturschutz“, gefolgt von „Ver- kehrspolitik11, „Abfallwirtschaft“ und „Klima“ (Vgl. Voss 1995: S. 124).
Bei der massenmedialen Kommunikation bezuglich Klimawandel gibt es ein Schema, welches charakteristisch fur einen derartigen Diskurs ist: die Unterscheidungen von Entscheider / Betroffene und Unruhe / Stabilitat. Die Massenmedien konstruieren zunachst verantwortungs- bewusste Akteure (Vgl. Besio / Pronzini 2010: S. 291), indem sie „den Zustand der Welt als Ergebnis des Willens von Entscheidungstragern (...) erzahlen.11 (ebd., S. 291). Diese Akteure haben ganz unterschiedli- che Grade an Abstraktion: Man kann zum Beispiel ganz allgemein die Wirtschaft als einen Akteur beschreiben, Oder konkret eine bestimme Branche wie die Autoindustrie (Vgl. ebd., S. 290). Man tut dann so, als ob es Entscheider gibt, die direkt durch ihr Handeln den Umweltzu- stand bestimmen konnen und dafur verantwortlich sind. Ein komplexes Gebilde wird von den Massenmedien also stark vereinfacht dargestellt (Vgl. ebd., S.291). Mit den Entscheidern sind vor allem Politiker ge- meint, von denen man eine Losung des Problems erwartet (Vgl. ebd., S. 292/293). Dem gegenuber steht die Kategorie der Betroffenen, wel- che den Entscheidungen ausgesetzt sind. Dies konnen zum Beispiel Personen in einer bestimmten Region sein (Vgl. ebd., S. 291). Auch die Unterscheidung von Unruhe und Stabilitat spielt eine wichtige Rol- le: Werden Erwartungen, die man in die Entscheider hat, nicht erfullt, kommt es zu Unruhe. Die Stabilitat ergibt sich insofern, dass immer wieder dasselbe Schema wiederholt wird: Die Entscheider sollen ein Problem Ibsen, dies gelingt nicht, dann wird wieder neue Hoffnung her- gestellt. Somit gibt es eine Spannung zwischen Unruhe und Stabilitat (Vgl. ebd., S. 284).
Ein weiteres Kennzeichen, das bei der massenmedialen Berichterstat- tung von Umweltproblemen eine wichtige Rolle spielt, ist die Verwen- dung von Symbolismen. Wissenschaftliche Probleme sind fur die Of- fentlichkeit nicht leicht zu verstehen. Die Medien mussen diese Probleme deshalb so prasentieren, dass sie jeder nachvollziehen kann. Das gelingt, indem man Bilder und Metaphern verwendet, urn somit die Komplexitat zu reduzieren und die gesellschaftliche Anschlussfahigkeit zu sichern (Vgl. Rieken 2010: S. 89/90). An dieser Stelle ist ebenfalls die gesellschaftliche Resonanzfahigkeit zu nennen, hierbei spielen so- genannte Frames eine wichtige Rolle. Damit meint man ,,(...) semanti- sche Strukturen, in denen Einzelinformationen zu umfassenderen Ein- heiten organisiert sind (...)“ (ebd., S. 90/91).
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